Die Brücke am Kwai: David Leans "Die Brücke am Kwai" wurde mit 7 Oscars® prämiert. Bester Film, Bester Hauptdarsteller (Alec Guinness) und Beste Regie (David Lean) sind nur einige der begehrten Auszeichnungen für diesen Filmklassiker, den man gesehen haben muß. Britische Kriegsgefangene der Japaner und ihr Kommandant, Colonel Nicholson (Alec Guinness) werden gezwungen, eine Eisenbahnbrücke über den River Kwai zu bauen. Gegen die unmenschliche Behandlung durch den brutalen Colonel Saito (Sessue Hayakawa) setzt Nicholson außergewöhnlichen Mut und Einfallsreichtum. Die Brücke wird für ihn und seine Soldaten zum Symbol des Widerstandes und Überlebenswillens. Zwischenzeitlich hat das britische Oberkommando einen Kommandotrupp (William Holden, Jack Hawkins und Geoffrey Horne) beauftragt, diese Lebensader des Feindes zu zerstören. Der Richter von Colorado: Während seine Stadt im Aufruhr zu versinken droht, rückt ihr Richter immer näher an den Rand des Wahnsinns. Nur ein Mann stellt sich ihm in diesem beeindruckenden Western mit den größten Schauspielern Hollywoods in den Weg. Glenn Ford liefert eine unvergessliche Darstellung als sadistischer Bürgerkriegsveteran Devereaux, der selbst nach seiner Berufung als Richter aus Freude am Töten immer weiter mordet. William Holden ist beeindruckend als Del Stewart, Deveraux Marshal und ehemaliger Kampfgefährte, der versucht, den gewalttätigen Richter aufzuhalten. Als Devereaux' psychotisches Verhalten die Bewohner der Stadt dazu zwingt, zu den Waffen zu greifen, stehen sich die ehemaligen Freunde in einem brutalen Konflikt mit tödlichen Konsequenzen gegenüber. Alvarez Kelly: Der amerikanische Bürgerkrieg ist für Alvarez Kelly (William Holden) nur solange interessant, wie er daran verdienen kann. Mehr als 2000 Rinder bringt er mit ein paar Helfern bis nach Virginia zu den Unionstruppen. Sein Gewinn: 40.000 Dollar. Doppelt soviel Geld und die Liebe einer schönen Frau bieten die Konföderierten. Ein verlockendes Angebot für Alvarez Kelly, aber keine leichte Aufgabe. Denn er soll den Yankees die schwerbewachte Herde wieder stehlen. Colonel Rossiter (Richard Widmark) führte den Raubzug an. Mit Kellys Hilfe treiben sie die Rinder weg - aber genau in einen Hinterhalt, den die Unionstruppen ihnen gestellt haben. Die ist nicht von gestern: Harry Brock (Broderick Crawford) hat mit Schrott - und nicht immer ganz legal - Millionen gemacht. Jetzt will er in die Politik. Doch Washingtons diplomatisches Parkett ist spiegelglatt. Besonders Harrys strohblonde und ebenso dumme Freundin Billie (Judy Holliday) erweist sich als Meisterin in peinlichen Ausrutschern. Brock engagiert den jungen Journalisten Paul (William Holden). Er soll Billie Bildung und Benimm eintrichtern. Nach einigen Wochen ist aus dem ordinären Dummchen eine charmante junge Dame geworden, die auch plötzlich Harry mit anderen Augen sieht. Jahrelang hat er sie ausgenutzt und für miese Machenschaften missbraucht. Gemeinsam mit Paul plant Billie einen genialen Coup, der Harry Brocks politische Karriere sehr schnell beenden wird. Flucht nach Texas : In dieser unterhaltsamen Mischung aus Action, Spannung und Humor spielen William Holden und Glenn Ford die beiden Herumtreiber Dan Thomas und Tod Ramsey, zwei Tramps, deren Hoffnungen von Glück und Wohlstand im Lone Star State bitterer Enttäuschung gewichen sind. Als sie Zeugen eines Überfalls auf eine Postkutsche werden, beschließen sie, ihrerseits die Räuber zu berauben und dann getrennte Wege einzuschlagen. Als sie sich wiedertreffen, stellen die beiden Freunde fest, dass sie sich nicht nur in dieselbe Frau (Claire Trevor, DER SCHWEIGSAME FREMDE) verliebt haben, sondern inzwischen auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes stehen. Picknick: Am Labour Day-Wochenende kommt Hal Carter (William Holden) - ein unbekümmerter Herumtreiber, der noch einmal ganz von vorn anfangen will - mit dem Frachtzug in einer amerikanischen Kleinstadt an. Der athletische, gut aussehende Hal hat sich nach Kansas aufgemacht, um im Getreidehandel der Familie seines ehemaligen Kommilitonen Alan Arbeit zu finden. Doch trotz seiner großen Hoffnungen und Erwartungen schlagen Hals ehrgeizige Pläne fehl, da er jeder Frau der Stadt den Kopf verdreht, nicht zuletzt der 19-jährigen Madge Owens (Kim Novak), einer verführerischen jungen Schönheitskönigin, die obendrein Alans Freundin ist.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Landkarten und Militär-Strategie - Sabotage-Spiel: "Brückenbau" - Soundtrack - Filmografien - Fotogalerie - FilmreklameFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.09.2005Neureiche Ruinen
Gegengift zum adriatischen Idyll beim Filmfestival in Venedig
VENEDIG, 9. September
Wenn die Russen bislang nicht als Fußballvolk in Erscheinung getreten sind, so trägt Aleksei German daran keine Schuld. Sein Festivalbeitrag für die Rudermetropole Venedig verband so disparate Enden europäischer Kultur wie die russische Revolution, die freie Liebe und den Fußballsport. "Garpastum" (nach einer antiken Bezeichnung fürs Kicken) zeichnet ungemein geduldig die träge, dann freilich immer flüssiger werdende Zeitsuppe von 1914 bis 1918 nach. Entwurzelte Bürgersöhne frönen ihrem Sport auf Schlammplätzen und Wurzeläckern eines Petersburgs, das ihnen keine Karriere als Profispieler zu bieten hat. Statt dessen sterben erst die Eltern, dann die Geliebten, dann die Freunde, ohne daß ein Schiedsrichter dazwischenginge.
Germans elegisches Zeitpanorama, das mit seinen morastigen Nebeläckern Altmeister Tarkowski seine Reverenz erweist, vergleicht der Regisseur mit dem Zeitenwechsel nach 1989. Von untergehenden Welten handelt auch das italienische Kino. In Italien nämlich endete etwa zur selben Zeit eine katholische Einparteienherrschaft, die dem Land ein nie gekanntes Wirtschaftswunder bescherte. Vieles, um das die Welt die Italiener immer noch beneidet - Familie, Religion, Tradition, Kulturerbe -, blieb dabei auf der Strecke, und es ist das Kino, das die Ruinen durchschreitet.
Ein Werk wie Fausto Paravidinos "Texas" führt schon im Titel in die amerikanisierte Provinz: Autobahnraststätten, Großmärkte, Chinarestaurants werden - irgendwo in den Seealpen zwischen Turin und Genua - von einem traurigen Häuflein bevölkert. Die Jugendlichen betäuben ihre Sehnsüchte mit Schnaps und Haschisch, die Alten hängen der rigiden Welt von Kirche und Einehe nach, was naturgemäß zum blutigen Konflikt gerinnt, als sich die Dorflehrerin mit einem hübschen Knaben zusammentut. Wo alle die Freudlosigkeit aller anderen überwachen, kann es Sex nur im Kleinwagen und Intimität nur beim Karaoke geben. Vielleicht sollte man dieses antikisch großartige Sittenbild deutschen Toskana-Urlaubern vor Reisebeginn als Antidot zum italienischen Idyll vorführen.
Auch Roberto Faenza besichtigt die Ruinenlandschaft des neureichen Italien, wenn er in "I giorni dell'abbandono" (Die Tage der Verlassenheit) eine wohlhabende Turiner Mamma vorführt, die am Ausbüchsen ihres Mannes zu scheitern droht. Den steilen Absturz aus familiärer Geborgenheit in die soziale Eiseskälte, die Eifersucht auf die blutjunge Rivalin, die Überforderung durch die ihrerseits überforderten Kinder - kurzum: Das alles inszeniert Faenza mit einer stupenden Margherita Buy in der Hauptrolle aus einer Nahsicht auf Gesichter, die die eigene Tragödie nicht zu begreifen scheinen.
Der zweite Teil dieses Ehedramas gerinnt dann aber zum Menopausensnack mit einem ach so einfühlsamen, liebesbereiten, intellektuellen Goran Bregovic als exotischem Lover, so daß der Film viel Glaubwürdigkeit einbüßt. Hatte das Kinderkriegen entscheidend zum Scheitern dieser Liebe beigetragen, so wird es in "La bestia nel cuore" (Die Bestie im Herzen) von Cristina Comencini erst recht zum Traum, der Monster gebiert. Hier entdeckt die Schauspielerin Sabina gleichzeitig mit ihrer Schwangerschaft, daß sie und ihr Bruder jahrelang vom Vater mißbraucht wurden. Ihre Reise in die Kindheitspein entfernt sie immer weiter von ihrem Geliebten, von ihren Freunden, schließlich gar vom eigenen Sprößling und findet sich zum schlechten Schluß statt in einem Kreißsaal in einer tutenden Lokalbahn wieder. Dem Leben, das lehrt dieses etwas zähe und umständliche Antifamiliendrama, kann man nicht mehr entkommen, jedenfalls wenn man erst mal geboren ist.
Altmeister Pupi Avati zog daraus Konsequenzen und läßt es in seiner "Zweiten Hochzeitsnacht" ("La seconda notte di nozze") gar nicht erst zum Ärgsten kommen. Er führt, mit souverän vorhersehbaren Idyllenkulissen in die Notzeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, in der sich Italiens Gegenwartskino traditionell besonders wohl fühlt - wohl weil damals hier Filme von Weltniveau gedreht wurden. Doch von Rossellinis oder De Sicas Meisterwerken bietet Avati allerhöchstens einen Abglanz, wenn er seinen sympathisch zurückgebliebenen und von der Psychiatrie malträtierten Helden mit seiner Vorkriegsliebe, der Witwe seines Bruders, zusammenführt. Der mollige Antonio Albanese und die Operndiva Katia Ricciarelli geben ein anrührend keusches Liebespaar, die Interieurs sind sorgsam rekonstruiert, die Dialoge austariert. Und doch wirkt dieses Retrokino mit den Mitteln des Fernsehmelodrams schwächlich und blutarm: Spätgeburt einer Kultur, die ihre Seele nicht mehr im Kino, sondern in Seifenopern sucht.
Ob das der Grund ist, daß unter den immerhin drei offiziellen Festivalbeiträgen des Gastgeberlandes nur der vierte aus einer Nebenreihe, nämlich "Texas", überzeugen konnte? Paravidino ist ein junger Theaterregisseur, wohingegen Avati, Faenza und Comencini Filmdynastien entstammen und gerne en famille drehen. Die italienische Familie aber, das immerhin zeigen diese Filme, ist auch ästhetisch ein Auslaufmodell.
DIRK SCHÜMER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gegengift zum adriatischen Idyll beim Filmfestival in Venedig
VENEDIG, 9. September
Wenn die Russen bislang nicht als Fußballvolk in Erscheinung getreten sind, so trägt Aleksei German daran keine Schuld. Sein Festivalbeitrag für die Rudermetropole Venedig verband so disparate Enden europäischer Kultur wie die russische Revolution, die freie Liebe und den Fußballsport. "Garpastum" (nach einer antiken Bezeichnung fürs Kicken) zeichnet ungemein geduldig die träge, dann freilich immer flüssiger werdende Zeitsuppe von 1914 bis 1918 nach. Entwurzelte Bürgersöhne frönen ihrem Sport auf Schlammplätzen und Wurzeläckern eines Petersburgs, das ihnen keine Karriere als Profispieler zu bieten hat. Statt dessen sterben erst die Eltern, dann die Geliebten, dann die Freunde, ohne daß ein Schiedsrichter dazwischenginge.
Germans elegisches Zeitpanorama, das mit seinen morastigen Nebeläckern Altmeister Tarkowski seine Reverenz erweist, vergleicht der Regisseur mit dem Zeitenwechsel nach 1989. Von untergehenden Welten handelt auch das italienische Kino. In Italien nämlich endete etwa zur selben Zeit eine katholische Einparteienherrschaft, die dem Land ein nie gekanntes Wirtschaftswunder bescherte. Vieles, um das die Welt die Italiener immer noch beneidet - Familie, Religion, Tradition, Kulturerbe -, blieb dabei auf der Strecke, und es ist das Kino, das die Ruinen durchschreitet.
Ein Werk wie Fausto Paravidinos "Texas" führt schon im Titel in die amerikanisierte Provinz: Autobahnraststätten, Großmärkte, Chinarestaurants werden - irgendwo in den Seealpen zwischen Turin und Genua - von einem traurigen Häuflein bevölkert. Die Jugendlichen betäuben ihre Sehnsüchte mit Schnaps und Haschisch, die Alten hängen der rigiden Welt von Kirche und Einehe nach, was naturgemäß zum blutigen Konflikt gerinnt, als sich die Dorflehrerin mit einem hübschen Knaben zusammentut. Wo alle die Freudlosigkeit aller anderen überwachen, kann es Sex nur im Kleinwagen und Intimität nur beim Karaoke geben. Vielleicht sollte man dieses antikisch großartige Sittenbild deutschen Toskana-Urlaubern vor Reisebeginn als Antidot zum italienischen Idyll vorführen.
Auch Roberto Faenza besichtigt die Ruinenlandschaft des neureichen Italien, wenn er in "I giorni dell'abbandono" (Die Tage der Verlassenheit) eine wohlhabende Turiner Mamma vorführt, die am Ausbüchsen ihres Mannes zu scheitern droht. Den steilen Absturz aus familiärer Geborgenheit in die soziale Eiseskälte, die Eifersucht auf die blutjunge Rivalin, die Überforderung durch die ihrerseits überforderten Kinder - kurzum: Das alles inszeniert Faenza mit einer stupenden Margherita Buy in der Hauptrolle aus einer Nahsicht auf Gesichter, die die eigene Tragödie nicht zu begreifen scheinen.
Der zweite Teil dieses Ehedramas gerinnt dann aber zum Menopausensnack mit einem ach so einfühlsamen, liebesbereiten, intellektuellen Goran Bregovic als exotischem Lover, so daß der Film viel Glaubwürdigkeit einbüßt. Hatte das Kinderkriegen entscheidend zum Scheitern dieser Liebe beigetragen, so wird es in "La bestia nel cuore" (Die Bestie im Herzen) von Cristina Comencini erst recht zum Traum, der Monster gebiert. Hier entdeckt die Schauspielerin Sabina gleichzeitig mit ihrer Schwangerschaft, daß sie und ihr Bruder jahrelang vom Vater mißbraucht wurden. Ihre Reise in die Kindheitspein entfernt sie immer weiter von ihrem Geliebten, von ihren Freunden, schließlich gar vom eigenen Sprößling und findet sich zum schlechten Schluß statt in einem Kreißsaal in einer tutenden Lokalbahn wieder. Dem Leben, das lehrt dieses etwas zähe und umständliche Antifamiliendrama, kann man nicht mehr entkommen, jedenfalls wenn man erst mal geboren ist.
Altmeister Pupi Avati zog daraus Konsequenzen und läßt es in seiner "Zweiten Hochzeitsnacht" ("La seconda notte di nozze") gar nicht erst zum Ärgsten kommen. Er führt, mit souverän vorhersehbaren Idyllenkulissen in die Notzeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, in der sich Italiens Gegenwartskino traditionell besonders wohl fühlt - wohl weil damals hier Filme von Weltniveau gedreht wurden. Doch von Rossellinis oder De Sicas Meisterwerken bietet Avati allerhöchstens einen Abglanz, wenn er seinen sympathisch zurückgebliebenen und von der Psychiatrie malträtierten Helden mit seiner Vorkriegsliebe, der Witwe seines Bruders, zusammenführt. Der mollige Antonio Albanese und die Operndiva Katia Ricciarelli geben ein anrührend keusches Liebespaar, die Interieurs sind sorgsam rekonstruiert, die Dialoge austariert. Und doch wirkt dieses Retrokino mit den Mitteln des Fernsehmelodrams schwächlich und blutarm: Spätgeburt einer Kultur, die ihre Seele nicht mehr im Kino, sondern in Seifenopern sucht.
Ob das der Grund ist, daß unter den immerhin drei offiziellen Festivalbeiträgen des Gastgeberlandes nur der vierte aus einer Nebenreihe, nämlich "Texas", überzeugen konnte? Paravidino ist ein junger Theaterregisseur, wohingegen Avati, Faenza und Comencini Filmdynastien entstammen und gerne en famille drehen. Die italienische Familie aber, das immerhin zeigen diese Filme, ist auch ästhetisch ein Auslaufmodell.
DIRK SCHÜMER
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