Kann Batman es mit einer unaufhaltsamen intergalaktischen Maschine aufnehmen, die sogar in der Lage ist, die Zeit zu krümmen? Bisher hat die Liga der Gerechten noch über jeden Schurken triumphiert, der sie herausgefordert hat. Doch alle diese Gegner hatten eins gemeinsam: Sie waren Wesen aus Fleisch und Blut! Diesmal müssen sich unsere Helden dem superintelligenten BRAINIAC stellen, eine unverwundbaren Maschine, die auf ihrer irren Mission das gesamte Leben in der Galaxis bedroht! Das Schicksal der Liga der Gerechten und der ganzen Erde steht auf dem Spiel, als sich der größte Detektiv der Welt bemüht, den bösartigsten Supercomputer aller Zeiten auszutricksen!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2017Durch die Fachkräftemangel gedreht
Es fehlen einfach gute Schurken: Die "Justice League" stürmt ins Kino
Angesichts eines Films, der "Justice League" heißt (Gerechtigkeitsliga), dürfte die Feststellung passend erscheinen, dass die Beteiligten de jure alles richtig gemacht haben. Jedenfalls, soweit man von einem Gesetz für sichere Kinoerfolge reden kann. Mit Zack Snyder hat das Warner-Studio seinen bekanntesten Genre-Regisseur aktiviert und mit Joss Whedon als Drehbuchschreiber den Mann verpflichtet, der für die kassenträchtigsten Filme der Konkurrenz von Marvel verantwortlich war, für "The Avengers" und dessen zweiten Teil. Es treten zudem in "Justice League" einige der seit Jahrzehnten prominentesten Stars aus dem Comicverlag DC auf: Superman, Batman, Wonder Woman, The Flash. Und wer für fiktive Figuren nichts übrighat, wird damit getröstet, dass vielfach prämierte Schauspieler wie Ben Affleck, Amy Adams, Diane Lane, Jeremy Irons oder J. K. Simmons auf der Leinwand zu sehen sind. Dazu kommen noch weniger berühmte, aber sehr erfolgreiche wie Gal Gadot, die in ihrer Rolle als Wonder Woman den gleichnamigen außergewöhnlichen Film fast allein getragen hat (F.A.Z. vom 14. Juni), oder Henry Cavill, der Superman schon zweimal spielte, in allerdings eher gewöhnlichen bis missratenen Werken, die dennoch viel Geld einspielten: "Man of Steel" von 2013 und erst vor einem Jahr "Batman v. Superman: Dawn of Justice".
Der Titel des letzteren Films bereitete mit der Rede von der Gerechtigkeitsdämmerung schon den Weg für die lang angekündigte "Justice League". Damit wollte nun auch Warner nach dem Vorbild der Marvel-"Avengers" ein eigenes Superheldenteam zusammenstellen. Im Comic hatte DC dabei noch die Nase vorn gehabt, dort bekämpfte seit 1960 die aus Superman, Batman, Wonder Woman, The Flash, Aquaman, Green Arrow und dem Martian Manhunter gebildete Justice League (im Film sind die letzteren beiden gestrichen und durch Cyborg, eine Menschmaschine mit sehr schlechter Laune, ersetzt) das Verbrechen mit vereinten Kräften, während sich die Avengers um Captain America erst drei Jahre später versammelten. Aber Marvel verfilmte weitaus schneller, und das Studio hatte überdies die brillante Idee, den einzelnen Mitgliedern der Supergruppe zuvor Solofilme zu widmen, um jeweils eigene Fangruppen zu formen, die dann das riesige Publikum für die 2012 einsetzenden "Avengers"-Verfilmungen bildeten. An dieses Rezept hat sich nun auch Warner gehalten; "Wonder Woman" wie "Batman v. Superman" waren vor allem Anheizer für "Justice League".
Im ersten Fall kam trotzdem ein guter Film dabei heraus, im zweiten ein Desaster, das man aber leider noch einmal sehen sollte, bevor man "Justice League" schaut, denn dessen Handlung baut unmittelbar auf der dieses Vorgängerfilms auf. Zur Erinnerung: Superman ist tot, die Erde also schutzlos, denn egal was die anderen Superhelden so anstellen, an die Kräfte des Außerirdischen vom Planeten Krypton kommen sie nicht heran. Es brauchte schon eine sehr bösartige Schöpfung von Lex Luthor, der selbst nicht gerade gutmütigen Erznemesis von Superman, um den Mann aus Stahl zu töten. Dass man diesem Monster namens Doomsday die dafür notwendige Kraft erst gar nicht abnahm, war einer der vielen Schwachpunkte von "Batman v. Superman". Von seiner Überlänge wollen wir gar nicht reden.
Daraus hat Snyder gelernt: "Justice League" währt nur knapp zwei Stunden, aber der Gegenspieler der sechs Streiter für die Gerechtigkeit überzeugt noch weniger: Steppenwolf ist ein übler Handlanger des interplanetarischen Diktators Darkseid, der von Jack Kirby, dem beliebtesten aller Superhelden- und Superschurkenzeichner, in den frühen siebziger Jahren erfunden wurde, als Marvel und DC eine ihrer schlechtesten Phasen erlebten. Nun soll dieser subalterne Schläger nicht nur gegen die neugebildete fünfköpfige Justice League antreten, sondern nach dessen mehr als erwartbarer Wiederbelebung auch noch gegen Superman. Die Crux fürs Superheldengenre im Kino ist generell, dass ihm bei immer mehr Verfilmungen die furchterregenden Superschurken ausgehen, denn einige sind ja schon in den jeweiligen Vorbereitungsfilmen erledigt worden. Und Warner spart seine Hauptschurken, den Joker und Lex Luthor, derzeit noch auf: Der Joker ist für Batmans Solofilme reserviert, die bislang als einzige der Marvel-Konkurrenz finanziell einigermaßen Paroli bieten konnten, und Lex Luthor, jüngst gespielt vom Superstar Jesse Eisenberg, wird erst wieder in der fürs kommende Jahr angekündigten "Justice League"-Fortsetzung auftreten.
Steppenwolf dient bis dahin nur als Platzhalter und Prügelknabe. Dessen obskuren Chef Darkseid konnte Joss Whedon nicht ins Drehbuch hineinschreiben, weil das zu sehr nach Ideenklau bei Marvel ausgesehen hätte, die derzeit den gleichfalls interplanetarischen Bösewicht Thanos als zentralen Gegenspieler der Avengers aufbauen; sein großer Auftritt wird aller Voraussicht nach im dritten "Avengers"-Film erfolgen, der auch für 2018 angekündigt ist. Der eigentliche Showdown für die beiden Superheldenteams erfolgt dann an der Kinokasse.
Nach einem Jahrzehnt sich nahtlos ablösender Einnahmerekorde durch Hollywoods Comicverfilmungen ist das Schema sichtbar abgenutzt, nicht nur bei Warner, wie der jüngste inhaltliche Marvel-Flop "Thor" beweist (F.A.Z. vom 1. November). Gewiss, die Abwerbung von Whedon durch Warner war ein Clou, aber sie erfolgte ersichtlich zu spät, als dass der ausgefuchste Autor noch mehr als die üblichen Kabbeleien zwischen den verbündeten Super-Egos hätte ins Drehbuch einbringen können. Zudem führt mit Snyder ein ästhetischer Antipode Regie, dem es um eine Überwältigungsästhetik geht, die auf extreme Verlangsamungen der Actionsequenzen setzt, um die Kämpfenden Posen einnehmen zu lassen, die wie nur leicht animierte Comicbilder aussehen. In "300" hatte Snyder das bereits zur Vollendung gebracht, seitdem plagiiert er nur noch sich selbst. Whedon dagegen ist nicht nur ein Meister von Screwball-Dialogen, sondern auch von Liebes- und Todes-Pathos, für das er in den zwiespältigeren Marvel-Figuren ideales Material fand. Die DC-Helden dagegen sind meist eindimensionale Solitäre, und der beste Gag gehört denn auch dem unkonventionellen Batman, der auf die Frage des jungen Flash (der als naiver Novize unter Kampfveteranen erschreckend einfallslos dem Schema des genauso charakterisierten Spider-Man in den Marvel-Verfilmungen folgt), was denn seine Superkraft sei, lakonisch-knarzig antwortet: "Ich bin reich."
Ben Affleck profitiert als Batman davon, dass er öfter, als bislang im Kino üblich, ohne Fledermauskapuze herumlaufen und deshalb die Reibeisenstimme vermeiden darf. Ezra Miller verleiht dem Flash ungeachtet dessen epigonalen Konzepts (es wird auch noch mächtig bei den Auftritten von Marvels Quicksilver aus den "X-Men"-Filmen gestohlen) einen erfrischenden jüdischen Mutterwitz, und Gal Gadot spielt Wonder Woman einfach so weiter wie bisher und folglich sehr gut. Henry Cavill ist dagegen als Superman nur Pose, und Jason Momoa als Aquaman sowie Ray Fisher als Cyborg sind nicht einmal das. Die eigentliche Schauspielkompetenz, die Adams, Lane, Irons und Simmons verkörpern, kommt Nebenrollen zugute, die kaum über den Winzauftritt von Jesse Eisenberg im obligatorischen Vorausblick auf die Fortsetzung nach dem Abspann hinausgehen.
Ja, es mag passend sein, dass "Justice League" de jure alles richtig gemacht hat. De facto ist der Film ein großspuriges Nichts.
ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es fehlen einfach gute Schurken: Die "Justice League" stürmt ins Kino
Angesichts eines Films, der "Justice League" heißt (Gerechtigkeitsliga), dürfte die Feststellung passend erscheinen, dass die Beteiligten de jure alles richtig gemacht haben. Jedenfalls, soweit man von einem Gesetz für sichere Kinoerfolge reden kann. Mit Zack Snyder hat das Warner-Studio seinen bekanntesten Genre-Regisseur aktiviert und mit Joss Whedon als Drehbuchschreiber den Mann verpflichtet, der für die kassenträchtigsten Filme der Konkurrenz von Marvel verantwortlich war, für "The Avengers" und dessen zweiten Teil. Es treten zudem in "Justice League" einige der seit Jahrzehnten prominentesten Stars aus dem Comicverlag DC auf: Superman, Batman, Wonder Woman, The Flash. Und wer für fiktive Figuren nichts übrighat, wird damit getröstet, dass vielfach prämierte Schauspieler wie Ben Affleck, Amy Adams, Diane Lane, Jeremy Irons oder J. K. Simmons auf der Leinwand zu sehen sind. Dazu kommen noch weniger berühmte, aber sehr erfolgreiche wie Gal Gadot, die in ihrer Rolle als Wonder Woman den gleichnamigen außergewöhnlichen Film fast allein getragen hat (F.A.Z. vom 14. Juni), oder Henry Cavill, der Superman schon zweimal spielte, in allerdings eher gewöhnlichen bis missratenen Werken, die dennoch viel Geld einspielten: "Man of Steel" von 2013 und erst vor einem Jahr "Batman v. Superman: Dawn of Justice".
Der Titel des letzteren Films bereitete mit der Rede von der Gerechtigkeitsdämmerung schon den Weg für die lang angekündigte "Justice League". Damit wollte nun auch Warner nach dem Vorbild der Marvel-"Avengers" ein eigenes Superheldenteam zusammenstellen. Im Comic hatte DC dabei noch die Nase vorn gehabt, dort bekämpfte seit 1960 die aus Superman, Batman, Wonder Woman, The Flash, Aquaman, Green Arrow und dem Martian Manhunter gebildete Justice League (im Film sind die letzteren beiden gestrichen und durch Cyborg, eine Menschmaschine mit sehr schlechter Laune, ersetzt) das Verbrechen mit vereinten Kräften, während sich die Avengers um Captain America erst drei Jahre später versammelten. Aber Marvel verfilmte weitaus schneller, und das Studio hatte überdies die brillante Idee, den einzelnen Mitgliedern der Supergruppe zuvor Solofilme zu widmen, um jeweils eigene Fangruppen zu formen, die dann das riesige Publikum für die 2012 einsetzenden "Avengers"-Verfilmungen bildeten. An dieses Rezept hat sich nun auch Warner gehalten; "Wonder Woman" wie "Batman v. Superman" waren vor allem Anheizer für "Justice League".
Im ersten Fall kam trotzdem ein guter Film dabei heraus, im zweiten ein Desaster, das man aber leider noch einmal sehen sollte, bevor man "Justice League" schaut, denn dessen Handlung baut unmittelbar auf der dieses Vorgängerfilms auf. Zur Erinnerung: Superman ist tot, die Erde also schutzlos, denn egal was die anderen Superhelden so anstellen, an die Kräfte des Außerirdischen vom Planeten Krypton kommen sie nicht heran. Es brauchte schon eine sehr bösartige Schöpfung von Lex Luthor, der selbst nicht gerade gutmütigen Erznemesis von Superman, um den Mann aus Stahl zu töten. Dass man diesem Monster namens Doomsday die dafür notwendige Kraft erst gar nicht abnahm, war einer der vielen Schwachpunkte von "Batman v. Superman". Von seiner Überlänge wollen wir gar nicht reden.
Daraus hat Snyder gelernt: "Justice League" währt nur knapp zwei Stunden, aber der Gegenspieler der sechs Streiter für die Gerechtigkeit überzeugt noch weniger: Steppenwolf ist ein übler Handlanger des interplanetarischen Diktators Darkseid, der von Jack Kirby, dem beliebtesten aller Superhelden- und Superschurkenzeichner, in den frühen siebziger Jahren erfunden wurde, als Marvel und DC eine ihrer schlechtesten Phasen erlebten. Nun soll dieser subalterne Schläger nicht nur gegen die neugebildete fünfköpfige Justice League antreten, sondern nach dessen mehr als erwartbarer Wiederbelebung auch noch gegen Superman. Die Crux fürs Superheldengenre im Kino ist generell, dass ihm bei immer mehr Verfilmungen die furchterregenden Superschurken ausgehen, denn einige sind ja schon in den jeweiligen Vorbereitungsfilmen erledigt worden. Und Warner spart seine Hauptschurken, den Joker und Lex Luthor, derzeit noch auf: Der Joker ist für Batmans Solofilme reserviert, die bislang als einzige der Marvel-Konkurrenz finanziell einigermaßen Paroli bieten konnten, und Lex Luthor, jüngst gespielt vom Superstar Jesse Eisenberg, wird erst wieder in der fürs kommende Jahr angekündigten "Justice League"-Fortsetzung auftreten.
Steppenwolf dient bis dahin nur als Platzhalter und Prügelknabe. Dessen obskuren Chef Darkseid konnte Joss Whedon nicht ins Drehbuch hineinschreiben, weil das zu sehr nach Ideenklau bei Marvel ausgesehen hätte, die derzeit den gleichfalls interplanetarischen Bösewicht Thanos als zentralen Gegenspieler der Avengers aufbauen; sein großer Auftritt wird aller Voraussicht nach im dritten "Avengers"-Film erfolgen, der auch für 2018 angekündigt ist. Der eigentliche Showdown für die beiden Superheldenteams erfolgt dann an der Kinokasse.
Nach einem Jahrzehnt sich nahtlos ablösender Einnahmerekorde durch Hollywoods Comicverfilmungen ist das Schema sichtbar abgenutzt, nicht nur bei Warner, wie der jüngste inhaltliche Marvel-Flop "Thor" beweist (F.A.Z. vom 1. November). Gewiss, die Abwerbung von Whedon durch Warner war ein Clou, aber sie erfolgte ersichtlich zu spät, als dass der ausgefuchste Autor noch mehr als die üblichen Kabbeleien zwischen den verbündeten Super-Egos hätte ins Drehbuch einbringen können. Zudem führt mit Snyder ein ästhetischer Antipode Regie, dem es um eine Überwältigungsästhetik geht, die auf extreme Verlangsamungen der Actionsequenzen setzt, um die Kämpfenden Posen einnehmen zu lassen, die wie nur leicht animierte Comicbilder aussehen. In "300" hatte Snyder das bereits zur Vollendung gebracht, seitdem plagiiert er nur noch sich selbst. Whedon dagegen ist nicht nur ein Meister von Screwball-Dialogen, sondern auch von Liebes- und Todes-Pathos, für das er in den zwiespältigeren Marvel-Figuren ideales Material fand. Die DC-Helden dagegen sind meist eindimensionale Solitäre, und der beste Gag gehört denn auch dem unkonventionellen Batman, der auf die Frage des jungen Flash (der als naiver Novize unter Kampfveteranen erschreckend einfallslos dem Schema des genauso charakterisierten Spider-Man in den Marvel-Verfilmungen folgt), was denn seine Superkraft sei, lakonisch-knarzig antwortet: "Ich bin reich."
Ben Affleck profitiert als Batman davon, dass er öfter, als bislang im Kino üblich, ohne Fledermauskapuze herumlaufen und deshalb die Reibeisenstimme vermeiden darf. Ezra Miller verleiht dem Flash ungeachtet dessen epigonalen Konzepts (es wird auch noch mächtig bei den Auftritten von Marvels Quicksilver aus den "X-Men"-Filmen gestohlen) einen erfrischenden jüdischen Mutterwitz, und Gal Gadot spielt Wonder Woman einfach so weiter wie bisher und folglich sehr gut. Henry Cavill ist dagegen als Superman nur Pose, und Jason Momoa als Aquaman sowie Ray Fisher als Cyborg sind nicht einmal das. Die eigentliche Schauspielkompetenz, die Adams, Lane, Irons und Simmons verkörpern, kommt Nebenrollen zugute, die kaum über den Winzauftritt von Jesse Eisenberg im obligatorischen Vorausblick auf die Fortsetzung nach dem Abspann hinausgehen.
Ja, es mag passend sein, dass "Justice League" de jure alles richtig gemacht hat. De facto ist der Film ein großspuriges Nichts.
ANDREAS PLATTHAUS
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