Der schwule George (Paul Rudd) zieht nach der Trennung von seinem Freund als Untermieter bei der attraktiven Nina (Jennifer Aniston) ein. Was als Notlösung gedacht war, entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einer tollen Freundschaft.
Als Nina erfährt, daß sie ein Kind von ihrem Freund Vince erwartet, stehen der Wohngemeinschaft jedoch ungeheurere Turbulenzen ins Haus. Denn anstatt sich mit Vince auf das Baby zu freuen, möchte sie es mit dem Mann aufziehen, der ihr so nah wie kein anderer steht - George. Als Nina erkennt, daß sie sich in ihn verliebt hat, verwandelt sich ihr Leben in eine einzige Achterbahnfahrt, denn auch das Objekt ihrer Begierde hat sich verliebt. Allerdings in einen Mann!
Als Nina erfährt, daß sie ein Kind von ihrem Freund Vince erwartet, stehen der Wohngemeinschaft jedoch ungeheurere Turbulenzen ins Haus. Denn anstatt sich mit Vince auf das Baby zu freuen, möchte sie es mit dem Mann aufziehen, der ihr so nah wie kein anderer steht - George. Als Nina erkennt, daß sie sich in ihn verliebt hat, verwandelt sich ihr Leben in eine einzige Achterbahnfahrt, denn auch das Objekt ihrer Begierde hat sich verliebt. Allerdings in einen Mann!
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / SzenenanwahlFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.09.1998Ersatzweise
Im Kino: Nicholas Hytners "Liebe in jeder Beziehung"
Soll die Liebe Komödienstoff sein, muß sie Hindernisse überwinden. Soziale Konventionen, der Gehorsam gegenüber den Eltern oder die Notwendigkeit des Geldverdienens halten die Liebenden davon ab, einander und ihr Glück zu erkennen. In einer Zeit, der die romantische Liebe als letzter unbezweifelbarer Wert gilt, gibt es kaum noch Szenarien für das Spiel mit der Möglichkeit, sie könnte nicht triumphieren. Reizvoll scheint insofern die Grundidee von "Liebe in jeder Beziehung", dem Film von Nicholas Hytner nach einem Drehbuch von Wendy Wasserstein, die sexuelle Orientierung als Moment der Irritation einzuführen.
Nina verliebt sich in ihren Mitbewohner George, und George ist schwul. Für trügerische Hoffnungen und abwegige Erwartungen ist gesorgt. Doch welches Einverständnis soll am Ende der Mißverständnisse stehen? Wie soll die Auflösung aussehen, zu der es die Komödie drängt? Die Homosexuellen haben zwar ein eigenes Zeichensystem ausgebildet, doch ihre Lebensform ist mehr als eine Konvention. Daß ein Mann Männer begehrt, sagt ihm die Stimme der Natur, eines wenn nicht biologischen, dann lebensgeschichtlichen Schicksals. Sollte Nina George zur Heterosexualität bekehren, wäre das ein Wunder der Art, an die man auch im Kino nicht glauben möchte. Niemand soll für das Liebesglück mit dem Verzicht auf seine Identität bezahlen; Selbstfindung, nicht Selbstverlust ist das Telos der Komödie.
Gesucht war eine Ersatzlösung. Wenn George und Nina ihre Herzensfreundschaft nicht sexuell besiegeln können, muß es ein anderes Unterpfand ihrer Liebe geben. Ein Kind bringt die Rettung: Nina wird schwanger, verstößt den Erzeuger und erwählt George als idealen Vater. W. C. Fields wußte schon, warum er Babys haßte: Rollt der Kinderwagen ins Bild, droht der Komödie die Überwältigung durch das Rührstück. Damit Nina sich nicht völlig an ihr Töchterlein und ihr Wunschbild eines Manns verschenkt, wird ihr zum glücklichen Schluß ein Partner beigegeben, der sich um ihre erotischen Bedürfnisse kümmern darf. Es handelt sich um einen Schwarzen, der in der Ökonomie der Handlung gleichsam als Schwuler honoris causa fungiert: Das Ideal der Einheit der Unterschiede wird doch noch Wirklichkeit.
Das Schlußbild der multikulturellen Großfamilie hat nicht die Leuchtkraft einer utopischen Verheißung: Schon vorher zeigte uns der Film eine Gesellschaft, in der die gute Absicht alles erreichen konnte. Er spielt in einem New Yorker Milieu, wo auch die rebellischen Idealisten geräumige Studios bewohnen. Nina zieht von Manhattan nach Brooklyn, weil sie die Parties ihrer Schwester nicht mehr erträgt, aber ihr Traum ist es, ihre Freunde am Küchentisch in ihrem schnuckeligen kleinen Apartment zu bewirten. Ihr Angebeteter freilich, verkörpert von Paul Rudd, hat so weiße Zähne, daß er möglicherweise nur flüssige Nahrung zu sich nimmt. Als klar ist, daß Nina George nicht bekommt, sondern nur das Baby, kann sie nur noch auf die Entbindung warten, gigantische Salatberge anrichten und einen Schmollmund ziehen.
Nichts Rechtes zu tun hat so auch die Schauspielerin Jennifer Aniston, die ihren in der Fernsehserie "Friends" gewonnenen Starruhm im Kino vermehren möchte. Daß sie zur Darstellung einer Passion im großen Format fähig ist, kann sie hier nicht beweisen. Unterscheidet sich Ninas fixe Idee, den Unerreichbaren einzufangen, überhaupt von dem Fanatismus, mit dem ihre Schwester für ihre Parties auf Prominentenjagd geht? Wenn ein Komödienautor einfache soziale Typen agieren läßt, gibt ihm die Festschreibung der äußeren Rollen die Freiheit, das Innenleben seiner Figuren genau zu untersuchen. In Hytners Film deckt die banale Soziologie leider eine seichte Psychologie. Die Überlänge läßt vielleicht darauf schließen, daß der Regisseur kein rechtes Verhältnis zu seinem Werk gefunden hat. Wie Nina zwischen ihrem idealen Liebesobjekt und der Realität des Lebens steht, so kann sich Hytner nicht entscheiden, ob er eine Studie des Leidens an Illusionen vorlegen möchte oder selber Illusionen produzieren will.
Emblematisch für den ganzen Film steht das Leitmotiv der Tanzstunden, die Nina und George gemeinsam besuchen. Immer besser stimmen sie ihre Bewegungen aufeinander ab. Aber diese Synchronisierung der Reflexe, die in jeder anderen Komödie Ankündigung der erotischen Union wäre, bleibt hier ewiger Ersatz. So ist der Film selbst nur der Ersatz eines Liebesfilms. Er richtet sich vor allem an Frauen, die glauben, jeder attraktive Mann sei entweder vergeben oder schwul.
An die Möglichkeit der Komödie erinnern zwei Nebendarsteller. Alan Alda ist Ninas Schwager, ein Literaturagent, der in einer vollkommen künstlichen Welt lebt, dort aber im Gegensatz zu seiner Schwägerin glücklich zu sein scheint. Alles an ihm ist Tempo und Routine. Doch man kann sich vorstellen, daß er an der Oberfläche des Lebens entlanggleitet, um sich selbst und anderen keinen Schmerz zuzufügen. Nigel Hawthorne ist der Shakespeareforscher, dem George den Geliebten stiehlt. Sein Herz bricht, doch ein Panzer der Ironie verhindert wenigstens, daß es auseinanderfällt. Als Kenner aller Geschichten weiß der Professor auch, wie seine eigene ausgeht. Die Konventionen mag der Eros besiegen. Verloren ist die Liebesmüh, die gegen die Zeit aufgewendet wird. PATRICK BAHNERS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Kino: Nicholas Hytners "Liebe in jeder Beziehung"
Soll die Liebe Komödienstoff sein, muß sie Hindernisse überwinden. Soziale Konventionen, der Gehorsam gegenüber den Eltern oder die Notwendigkeit des Geldverdienens halten die Liebenden davon ab, einander und ihr Glück zu erkennen. In einer Zeit, der die romantische Liebe als letzter unbezweifelbarer Wert gilt, gibt es kaum noch Szenarien für das Spiel mit der Möglichkeit, sie könnte nicht triumphieren. Reizvoll scheint insofern die Grundidee von "Liebe in jeder Beziehung", dem Film von Nicholas Hytner nach einem Drehbuch von Wendy Wasserstein, die sexuelle Orientierung als Moment der Irritation einzuführen.
Nina verliebt sich in ihren Mitbewohner George, und George ist schwul. Für trügerische Hoffnungen und abwegige Erwartungen ist gesorgt. Doch welches Einverständnis soll am Ende der Mißverständnisse stehen? Wie soll die Auflösung aussehen, zu der es die Komödie drängt? Die Homosexuellen haben zwar ein eigenes Zeichensystem ausgebildet, doch ihre Lebensform ist mehr als eine Konvention. Daß ein Mann Männer begehrt, sagt ihm die Stimme der Natur, eines wenn nicht biologischen, dann lebensgeschichtlichen Schicksals. Sollte Nina George zur Heterosexualität bekehren, wäre das ein Wunder der Art, an die man auch im Kino nicht glauben möchte. Niemand soll für das Liebesglück mit dem Verzicht auf seine Identität bezahlen; Selbstfindung, nicht Selbstverlust ist das Telos der Komödie.
Gesucht war eine Ersatzlösung. Wenn George und Nina ihre Herzensfreundschaft nicht sexuell besiegeln können, muß es ein anderes Unterpfand ihrer Liebe geben. Ein Kind bringt die Rettung: Nina wird schwanger, verstößt den Erzeuger und erwählt George als idealen Vater. W. C. Fields wußte schon, warum er Babys haßte: Rollt der Kinderwagen ins Bild, droht der Komödie die Überwältigung durch das Rührstück. Damit Nina sich nicht völlig an ihr Töchterlein und ihr Wunschbild eines Manns verschenkt, wird ihr zum glücklichen Schluß ein Partner beigegeben, der sich um ihre erotischen Bedürfnisse kümmern darf. Es handelt sich um einen Schwarzen, der in der Ökonomie der Handlung gleichsam als Schwuler honoris causa fungiert: Das Ideal der Einheit der Unterschiede wird doch noch Wirklichkeit.
Das Schlußbild der multikulturellen Großfamilie hat nicht die Leuchtkraft einer utopischen Verheißung: Schon vorher zeigte uns der Film eine Gesellschaft, in der die gute Absicht alles erreichen konnte. Er spielt in einem New Yorker Milieu, wo auch die rebellischen Idealisten geräumige Studios bewohnen. Nina zieht von Manhattan nach Brooklyn, weil sie die Parties ihrer Schwester nicht mehr erträgt, aber ihr Traum ist es, ihre Freunde am Küchentisch in ihrem schnuckeligen kleinen Apartment zu bewirten. Ihr Angebeteter freilich, verkörpert von Paul Rudd, hat so weiße Zähne, daß er möglicherweise nur flüssige Nahrung zu sich nimmt. Als klar ist, daß Nina George nicht bekommt, sondern nur das Baby, kann sie nur noch auf die Entbindung warten, gigantische Salatberge anrichten und einen Schmollmund ziehen.
Nichts Rechtes zu tun hat so auch die Schauspielerin Jennifer Aniston, die ihren in der Fernsehserie "Friends" gewonnenen Starruhm im Kino vermehren möchte. Daß sie zur Darstellung einer Passion im großen Format fähig ist, kann sie hier nicht beweisen. Unterscheidet sich Ninas fixe Idee, den Unerreichbaren einzufangen, überhaupt von dem Fanatismus, mit dem ihre Schwester für ihre Parties auf Prominentenjagd geht? Wenn ein Komödienautor einfache soziale Typen agieren läßt, gibt ihm die Festschreibung der äußeren Rollen die Freiheit, das Innenleben seiner Figuren genau zu untersuchen. In Hytners Film deckt die banale Soziologie leider eine seichte Psychologie. Die Überlänge läßt vielleicht darauf schließen, daß der Regisseur kein rechtes Verhältnis zu seinem Werk gefunden hat. Wie Nina zwischen ihrem idealen Liebesobjekt und der Realität des Lebens steht, so kann sich Hytner nicht entscheiden, ob er eine Studie des Leidens an Illusionen vorlegen möchte oder selber Illusionen produzieren will.
Emblematisch für den ganzen Film steht das Leitmotiv der Tanzstunden, die Nina und George gemeinsam besuchen. Immer besser stimmen sie ihre Bewegungen aufeinander ab. Aber diese Synchronisierung der Reflexe, die in jeder anderen Komödie Ankündigung der erotischen Union wäre, bleibt hier ewiger Ersatz. So ist der Film selbst nur der Ersatz eines Liebesfilms. Er richtet sich vor allem an Frauen, die glauben, jeder attraktive Mann sei entweder vergeben oder schwul.
An die Möglichkeit der Komödie erinnern zwei Nebendarsteller. Alan Alda ist Ninas Schwager, ein Literaturagent, der in einer vollkommen künstlichen Welt lebt, dort aber im Gegensatz zu seiner Schwägerin glücklich zu sein scheint. Alles an ihm ist Tempo und Routine. Doch man kann sich vorstellen, daß er an der Oberfläche des Lebens entlanggleitet, um sich selbst und anderen keinen Schmerz zuzufügen. Nigel Hawthorne ist der Shakespeareforscher, dem George den Geliebten stiehlt. Sein Herz bricht, doch ein Panzer der Ironie verhindert wenigstens, daß es auseinanderfällt. Als Kenner aller Geschichten weiß der Professor auch, wie seine eigene ausgeht. Die Konventionen mag der Eros besiegen. Verloren ist die Liebesmüh, die gegen die Zeit aufgewendet wird. PATRICK BAHNERS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main