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Bildformat: 1,85:1 (16:9 anamorph) Sprache / Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 2.0) Ländercode: 2
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Produktbeschreibung
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.02.1995

Sex ist kälter als der Tod
Im Kino: "Liebe und andere Grausamkeiten" von Denys Arcand

Wieder einmal geht in der Betonwüste ein Killer um. In einer Genreszene zu Beginn des kanadischen Films ist er nur verschwommen im Hintergrund sichtbar. Am Rand einer Tiefgarage steigt der Albtraummann aus dem Auto, während, groß im Bild, in noch sicherer Entfernung von ihm, eine hübsche Blondine durch das nächtliche Inferno hastet. Die Angst und bald auch die Kamera im Nacken, quält sie sich durch das Gewirr der Unterführungen, Tunnel, Schluchten, Brückenpfeiler. Gerade scheint sie in einem Seitenweg gerettet, da holt der Tod sie ein.

Wieder einmal geht in der Betonwüste die Langeweile um. Während der Serientäter weiter mordet, kreiseln die Überlebenden seriell im Leerlauf von Beziehungskrisen. In der ersten Runde beispielsweise liebt die Literaturkritikerin Candy den Ex-Schauspieler David, dieser den jungen Schwärmer Kane, Kane die Disko-Schöne. In der zweiten Runde liebt die Lehrerin die Literaturkritikerin, die Literaturkritikerin den Barkeeper, der Barkeeper jede außer der Ehefrau. Denys Arcand reiht allerlei flüchtige Episoden zum Reigen der Enttäuschungen. In der Selbstentfremdung ist die Liebe Liebenden kein Halt. Oder auch: Sex ist kälter als der Tod. Das ist die vage Diagnose, die der kanadische Regisseur schnell aufdrängt und dann in hundert langen Filmminuten ebenso unermüdlich wie ermüdend weniger modifiziert als wiederholt.

"Liebe und andere Grausamkeiten" (Love and Human Remains) ist, entgegen der Ankündigung, keine schwarze Komödie. Dem Film fehlen pointierte Schnitte, Distanz und Witz. Inklusive punktueller Schockmomente hat er vor allem eine Wirkung: unendliche Öde. Angeregt von Brad Frasers Theaterstück "Unidentified Human Remains and the True Nature of Love", versucht sich Arcand diesmal als Epigone seiner selbst. Durchleuchtete er in seinem aufsehenerregenden Film "Der Untergang des amerikanischen Imperiums" (1985) Intimkonflikte von acht Figuren rituell und rhythmisiert, so tut er ähnliches diesmal nur noch fade und fahrig. Was im früheren Film noch Stil, Biß und Konsequenz haben konnte, zerdehnt und zersplittert Arcand nun mit unruhiger Kamera und schwankender Perspektive.

Die mehr oder minder intellektuellen und künstlerischen Berufe der Figuren verkommen zu Attrappen, Männer und Frauen bleiben Schemen ohne Eigenschaften, auf ihr Sexualleben reduziert, das bald wegen dieser Reduktion nicht mehr interessiert. Banalitäten gehen hier einher mit einer Mystifikation des Bösen.

David ist abhängig von der wabernden Wahrsagerei einer Domina, die das zweite Gesicht hat. Plötzlich wähnt sie ihn von Farben des Unheils bedroht. Und prompt entpuppt sich ausgerechnet Davids bester Freund Bernie als der gesuchte blutrünstige Mörder. Niemand weiß, warum. Im deklamatorischen Showdown auf dem Dach eines Wohnsilos werfen sich die beiden alten Freunde Allgemeinplätze über das Leben an den Kopf, ehe Bernie auf Nimmerwiedersehen in die Tiefe stürzt. Der Untergang des Serienkillers bekehrt den einstigen Serienstar: David, lange Kellner, bewirbt sich endlich wieder um eine Theaterrolle. Zu spät, in letzter Minute setzt Arcand zu diesem ersten wirklichen Abenteuer seines Films an.

In "Liebe und andere Grausamkeiten" fliegen die Beziehungsfetzen. Dazwischen werden oft wahllos vielerlei Fernsehschnipsel eingeblendet. Sollte dies das "Zeitgeistporträt der neunziger Jahre" sein, das Arcand versprochen hat? EVA-MARIA LENZ

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