Sie wohnen alle unter einem Dach: Gale, der nach fünfzig Ehejahren plötzlich aufgeht, dass ihr Mann sie verachtet. David, dessen kürzlich verstorbene Frau ein Geheimnis mit ins Grab nahm, das er nun aufklären will. Hannah, die bald heiraten wird, nur nicht den Vater ihres neugeborenen Kindes. Belle,
Alkoholikerin, plötzlich Ziehmutter ihrer pubertären Nichte und mit der neuen Situation und ihrem…mehrSie wohnen alle unter einem Dach: Gale, der nach fünfzig Ehejahren plötzlich aufgeht, dass ihr Mann sie verachtet. David, dessen kürzlich verstorbene Frau ein Geheimnis mit ins Grab nahm, das er nun aufklären will. Hannah, die bald heiraten wird, nur nicht den Vater ihres neugeborenen Kindes. Belle, Alkoholikerin, plötzlich Ziehmutter ihrer pubertären Nichte und mit der neuen Situation und ihrem ganzen Leben überfordert. Sie alle wohnen unter einem Dach und sie stehen am Scheideweg. Gibt es ein richtiges Leben im falschen?
Die BBC Serie punktet mit einem ausgefeilten Drehbuch, mit brillanten Dialogen, die ich so schnell nicht vergessen werde, sowie Darstellern, wie es sie vor allem in Großbritannien gibt: Typen mit Ecken und Kanten, denen man ihre Lebensgeschichte abkauft, die keinen Text aufsagen, sondern ihre Rolle mit Herzblut und Tiefsinn spielen. In Deutschland gibt es sowas auch, aber es ist leider die absolute Ausnahme. Geradezu virtuos werden die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verwoben, die Entwicklungen sind höchst dramatisch und doch hatte ich (bis auf eine winzige Stelle) nie das Gefühl, die Logik oder Nachvollziehbarkeit bliebe dabei auf der Strecke. Trotz der auffällig woken Hauptdarsteller-Auswahl und der etwas frauenlastigen Themen habe ich mich zu keinem Zeitpunkt aktivistisch belehrt gefühlt, wie das im deutschen TV mittlerweile leider die Regel ist. Das war einfach nur gutes Fernsehen, auf einem darstellerischen, inhaltlichen und dramaturgischen Niveau, das hierzulande fast ausgestorben ist. Ich kann mich zumindest nicht erinnern, eine so packende Serie im letzten Jahr hier gesehen zu haben.
Und noch was: Die deutschen Synchronsprecher sind einfach nur brillant und spielen ohne Zweifel auf dem Niveau ihrer britischen Avatare. Wenn es sowas wie einen Synchron-Oscar gibt, gebe ich ihn der Sprecherin von Belle, Christin Marquitan, der Allzweckwaffe im deutschen Synchrongeschäft...
Und noch was: Wer sich wie ich mehrere Folgen lang fragt, woher er das Gesicht von Gales Ehemann Henry kennt: Es ist Tristan aus „Der Doktor und das liebe Vieh“. 50 Jahre älter, aber unverkennbar noch mit demselben Charme.
(Diese DVD wurde mir von Polyband kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)