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Liverpool ist die Hochburg der Hooligans, Schläger und Gangster ...
Mark Clayton ist ein Kleinganove, immer zur falschen Zeit am falschen Ort ... Zusammen mit seinem Freund Ozzi bildet er eine brutale Gang um die Unterwelt von Liverpool zu beherrschen.

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Produktbeschreibung
Liverpool ist die Hochburg der Hooligans, Schläger und Gangster ...

Mark Clayton ist ein Kleinganove, immer zur falschen Zeit am falschen Ort ... Zusammen mit seinem Freund Ozzi bildet er eine brutale Gang um die Unterwelt von Liverpool zu beherrschen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.04.2010

Das Blättern der Farbe
Lisandro Alonsos eisiger Feuerlandfilm "Liverpool"

Wenn man sich mal an Gene Hackmans böses Bonmot aus "Night Moves" hält, wonach Rohmers Filme so wirken, als ob man Farbe beim Trocknen zusähe, dann ließe sich über "Liverpool" behaupten, darin könne man der Farbe beim Abblättern zusehen. Aber so wie Hackmans Bemerkung, die sich eher auf die Alltäglichkeit als auf das Tempo der Filme bezieht, nicht das letzte Wort über Rohmer ist, so liegt auch in Lisandro Alonsos Film in der unendlichen Langsamkeit eine Qualität. Und alltäglich ist das, was er zeigt, schon gar nicht. Oder zumindest ist das, was daran alltäglich ist, von uns kaum zu durchdringen. Und Alonso unternimmt auch nichts, um das Verständnis irgendwie zu erleichtern.

Im Mittelpunkt steht der Matrose Farrel, der zwanzig Jahre auf einem Frachter zur See gefahren ist und nun erstmals wieder seine Heimat in Feuerland aufsucht. Aber diese Beschreibung erfasst schon mal nicht, dass es ungefähr die Hälfte des Films dauert, bis er dort ankommt. Man sieht erst mal die Enge und Einsamkeit auf dem Frachter, ehe sich der Mann auf den Weg macht, von dem man auch nur weiß, dass er zu Farrels Mutter führt, von der er noch nicht einmal weiß, ob sie noch lebt. Man sieht also erst einmal vor allem Kabinen im Neonlicht, nächtliche Hafenanlagen, Containerlandschaften, einen Stripclub, einen verrotteten Bus. Eigentlich sieht man Räumen dabei zu, wie sie Räume sind, in denen Menschen nichts verloren haben. Die Kraft, die der Film dennoch entwickelt, besteht also eher im steten Versuch der Einbildungskraft, irgendwo in diesem Film Halt zu finden.

Auf den Baumstämmen eines Holztransporters trampt der Mann nach Feuerland, wo Schnee liegt. Als er in seinem Dorf ankommt und erst mal etwas isst, gibt es kein Zeichen des Wiedererkennens, geschweige denn der Wiedersehensfreude. Aber es ist sowieso kaum jemand da. Kaum auszumachen, ob das Dorf am Ende der Welt mehr als ein Dutzend Einwohner hat. Es wird jedenfalls gegessen, getrunken, geschwiegen - und an den Wänden blättert die Farbe. Und man erfreut sich an ihrem verwaschenen Grün. Oder später am satten Rot, wenn Farrel seine Mutter besucht. Man wird genügsam in diesem Film.

Später beobachtet Farrel mit einer Flasche Schnaps ein Mädchen, das etwas langsam und ungelenk ist. Könnte sein, dass sie behindert ist. Könnte sein, dass sie seine Tochter ist. Die Vermutung liegt nahe, weil er ihr am Ende etwas schenken wird. Und weil sie sich einmal hinter einen Pfahl kniet, um etwas einzuritzen, so wie er anfangs hinter dem vereisten Pfosten eines Fußballtores hockte und daran herumschabte. Das sieht man in langen Einstellungen, und auf den Gegenschnitt, der das Ergebnis des Geritzes und Geschabes zeigte, wartet man vergeblich. Das hat natürlich System und deswegen auch einen gewissen Reiz, aber manchmal ist es zum Wahnsinnigwerden.

Der Mann verbringt die Nacht mit dem Schnaps draußen und erfriert beinahe. Und wenn er dann von zwei Arbeitern in eine Hütte gebracht wird, bereitet ihm ein alter Mann einen Matetee zu und sagt zum Besinnungslosen, es wäre besser gewesen, wenn er fortgeblieben wäre. Und wenn er später wieder verschwindet, wird man immer noch nicht wissen, warum. Aber das Licht über den Bergen ist sehr schön.

MICHAEL ALTHEN

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