Unter den frühen Wagner-Opern ist Lohengrin in musikalischer und dramatischer Hinsicht die am meisten durchdachte, denn hier bemüht sich der Komponist nicht nur um die Darstellung eines Individuums, das auf dem Prüfstand steht, sondern um das Portrait einer kompletten Gesellschaft. Diese Tatsache inspirierte den Regisseur Hans Neuenfels, dessen kontroverse und äußerst anregende Produktion den Lohengrin ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Wagner-Festspiele von 2011 rückte. Dem Bühnenbildner Reinhard von der Thannen kreierte mit den modellhaften Räumen und der streng geometrischen Skizzierung ein…mehr
Unter den frühen Wagner-Opern ist Lohengrin in musikalischer und dramatischer Hinsicht die am meisten durchdachte, denn hier bemüht sich der Komponist nicht nur um die Darstellung eines Individuums, das auf dem Prüfstand steht, sondern um das Portrait einer kompletten Gesellschaft. Diese Tatsache inspirierte den Regisseur Hans Neuenfels, dessen kontroverse und äußerst anregende Produktion den Lohengrin ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Wagner-Festspiele von 2011 rückte. Dem Bühnenbildner Reinhard von der Thannen kreierte mit den modellhaften Räumen und der streng geometrischen Skizzierung ein laborhafter Ort, an dem auch die Emotionen unter dem Mikroskop zu liegen scheinen. Auch musikalisch gelingt mit Shooting-Star Andris Nelsons am Pult und den gefeierten Vertretern einer neuen Sänger -Generation wie Klaus Florian Vogt und Annette Dasch eine eindringliche Umsetzung der optisch intendierten Sezierung von Wagners Meisterwerk.
Wilhelm Richard Wagner wurde 1813 in Leipzig als neuntes Kind des Polizeiaktuarius Carl Friedrich Wagner und der Bäckerstochter Johanna Rosine Wagner geboren und starb 1883 in Venedig, im Palazzo Vendramin-Calergi. Er war war Komponist, Dramatiker, Philosoph, Dichter, Schriftsteller, Theaterregisseur und Dirigent. Mit seinen Musikdramen gilt er als einer der bedeutendsten Erneuerer der europäischen Musik im 19. Jahrhundert. Er veränderte die Ausdrucksfähigkeit romantischer Musik und die theoretischen und praktischen Grundlagen der Oper, indem er dramatische Handlungen als Gesamtkunstwerk gestaltete und dazu Text, Musik und Regieanweisungen schrieb. Als erster Komponist gründete er Festspiele in dem von ihm geplanten Bayreuther Festspielhaus. Seine Neuerungen in der Harmonik beeinflussten die Entwicklung der Musik bis in die Moderne. Mit seiner Schrift "Das Judenthum" in der Musik gehört er geistesgeschichtlich zu den Verfechtern des Antisemitismus.
Hans Neuenfels, geb. 1941 in Krefeld, inszenierte u.a. am Schauspiel Frankfurt, das er unter der Leitung von Peter Palitzsch mitprägte, in Stuttgart, Hamburg, Berlin, München, Zürich und Wien. Von 1986-90 war er Intendant der Freien Volksbühne Berlin. Er drehte Filme über Kleist, Musil, Genet und Strindberg. 1994 erhielt er die Kainz-Medaille der Stadt Wien. Seit 1974 inszenierte er 30 Opern. 2005-08 wurde er zum Opernregisseur des Jahres gewählt. Er ist mit der Schauspielerin Elisabeth Trissenaar verheiratet.
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