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Die schüchterne Mary Bradford ist "die Neue" in einer traditionsreichen Mädchenschule im malerischen Neuengland. Sie teilt sich ein Zimmer mit zwei älteren Mädchen, Paulie und Tory, die - wie Mary bald herausfindet - eine leidenschaftliche Liebesbeziehung verbindet. Als die beiden von anderen Schülerinnen im Bett erwischt werden, bricht Tory aus Angst und Scham die Beziehung sofort ab. Doch Paulie will sich um keinen Preis mit dem Verlust ihrer großen Liebe abfinden. In ihrer Verzweiflung setzt sie alles daran, Tory zurückzugewinnen, und fordert dabei die strenge Ordnung ihrer elitären…mehr

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Produktbeschreibung
Die schüchterne Mary Bradford ist "die Neue" in einer traditionsreichen Mädchenschule im malerischen Neuengland. Sie teilt sich ein Zimmer mit zwei älteren Mädchen, Paulie und Tory, die - wie Mary bald herausfindet - eine leidenschaftliche Liebesbeziehung verbindet. Als die beiden von anderen Schülerinnen im Bett erwischt werden, bricht Tory aus Angst und Scham die Beziehung sofort ab. Doch Paulie will sich um keinen Preis mit dem Verlust ihrer großen Liebe abfinden. In ihrer Verzweiflung setzt sie alles daran, Tory zurückzugewinnen, und fordert dabei die strenge Ordnung ihrer elitären Umgebung heraus.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Darsteller-Profile
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2001

Die Falle Moral
"Lost and Delirious" von Léa Pool als Entdeckung beim "Panorama" der Berlinale

Es beginnt wie schon hundertfach gesehene Internatsfilme. Die Neue im Perkin's Girls College, scheu und noch sehr verloren, tut sich schwer mit dem Abschied vom Papa, der sie im Auto hergebracht hat, und mit der Tatsache, daß die Stiefmama sich damit durchsetzte, das Mädchen ins Internat abzuschieben. Zudem kann Mary Bradford, die zu Hause nur Maus genannt wurde, den Tod der Mutter vor drei Jahren immer noch nicht verwinden. Die beiden etwas älteren Mädchen jedoch, in deren Zimmer Mary von der Schulleiterin bewußt gesteckt wird, legen ein so mitreißendes Temperament an den Tag, daß die Verschüchterung rasch in sich zusammenfällt. Ebenso schnell freilich wird Mary gewahr, daß Pauline und Victoria, die alle nur Tory rufen, einander mehr zugetan sind, als die konventionelle Moral zu tolerieren geneigt ist, nicht nur bei Schülerinnen, aber da besonders. Doch Mary B. - für "brave", tapfer, wie die Freundinnen die Maus von einst hurtig umbenannt haben - weiß ihre anfängliche Irritation gut zu bemeistern und nimmt, daß Pauline und Tory nachts gerne nackt ins selbe Bett schlüpfen, für so unschuldig, wie es sein kann, wenn niemand Theater darum macht.

Die Unschuld freilich ist auf einen Schlag dahin, als Tory ihre Freundin aufs bitterste verrät. Von der jüngeren Schwester, die morgens gelegentlich mit einem kecken Weckruf ins Zimmer zu stürmen pflegt, darf Tory, so meint sie, keinesfalls mit der nackten Pauline im Arm überrascht und womöglich an die bigotten Eltern verpetzt werden. Also verleugnet sie von einem Moment auf den anderen alle Liebesschwüre von einst, hält die Freundin auf Distanz, ja, schneidet sie richtiggehend und wirft sich einem Alibijungen von der Schule nebenan an die entblößte Brust, den sie vorher nur mit Verachtung strafen mochte. Längst ist Léa Pools "Lost and Delirious" da kein hundertfach gesehener Internatsfilm mehr.

Der seit langem in Kanada lebenden und arbeitenden Regisseurin, die ursprünglich aus Genf stammt und nun ihren ersten auf englisch gedrehten Film vorstellt, geht es nicht um die lesbische Thematik, für die Mädcheninternate einen gedeihlichen Humus abgeben mögen. Sie fungiert nur als Initialzündung.

"Lost and Delirious" nach dem Roman "The Wives of Bath" von Susan Swan (Drehbuch: Judith Thompson) ist vielmehr ein Drama des Verrats, der elementaren Erschütterung und unverzeihlichen Enttäuschung, das zwingend in der Tragödie enden muß. Ohne Ausflüchte spielt der Film die bald an einen Amoklauf grenzenden Versuche Paulines durch, die Freundin aufzurütteln in ihrer Panik und wenigstens zum Innehalten, wenn nicht zur Vertrautheit wie früher zu bekehren. Pauline wäre so gerne der Raubvogel, den sie verletzt im Wald gefunden hat und mit niemals erlahmender Bravour wieder zur Flugtüchtigkeit aufpäppelt. Falkengleich könnte sie sich dann auf ihre Opfer stürzen, die Rächerin einer seelischen Verletzung und eines fundamentalen Elends, dem auch nicht hilft, wenn sie es aller Welt ins Gesicht schreit. Einzig in Shakespeares Versen von Lady Macbeth, im Unterricht gerade an der Reihe, mag Pauline ihr Leid im Spiegel wiederentdecken - und ihr war auch der Tod gewiß.

Léa Pool, zum ersten Mal mit einem Drehbuch in Händen, an dem sie nicht beteiligt war, hält ihren filmischen Ansatz vollkommen im Konventionellen. Die beharrliche Steigerung jedoch, wenn sie den Dingen, die da ihren Lauf nehmen, unbeirrbar auf einen Grund zu gehen sucht, an dem die Figuren zugrunde gehen müssen, dieses Insistieren auf dem Verhängnis der Feigheit und der Falle namens Moral, ist weit jenseits des im Kino Üblichen. In ihrem Mädchentrio - Mischa Barton als Mary, Jessica Paré als Tory und Piper Perabo in der Rolle der Amazone, die ihre eigene Verzweiflung zu Tode hetzt - fand die Regisseurin zudem einen Ausdruckswillen und eine Kraft zur Impulsivität, die für so junge Darstellerinnen staunenswert sind. Vor allem Piper Perabo, hierzulande erstmals im Film "Coyote Ugly" aufgefallen, hetzt sich in eine Emphase, ja Wut, die Pauline ganz außer sich bringt, schauspielerisch aber nie als bloß wild und ungezügelt erscheint. Als hätten ihre Tränen schon einen kleinen schrägen Wundkanal in die rechte Wange geätzt, findet sich in dem herben Gesicht jene winzige Unregelmäßigkeit, die das Ebenmaß sonst erst bewußtmacht, für das die Freundin keinen Blick mehr haben will.

Vielleicht, weil "Lost and Delirious" vor kurzem schon beim Sundance Filmfestival zu sehen war, fand Léa Pools wie noch stets bei dieser Regisseurin bemerkenswerter Film nicht in den Wettbewerb, sondern lief in der Parallelreihe "Panorama" - für die Berlinale gleichwohl ein Gewinn.

HANS-DIETER SEIDEL

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