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Die Ehe des Jazzsaxophonisten Fred Madison (Bill Pullman) ist am Abgrund. Als er nach einer Party festgenommen wird und des Mordes seiner Frau Renee (Patricia Arquette) beschuldigt wird, landet er in der Todeszelle. Geplagt von starken Kopfschmerzen und Visionen des Mystery Mans, verwandelt sich Fred in den Automechaniker Pete Dayton. Die Wärter, die den unschuldigen Fremden in der Zelle finden, müssen Pete gehen lassen. Doch es stellt sich bald raus, dass alle, gefangen in ihrem eigenen Schicksal, verloren sind ... auf dem Lost Highway.
Zerfressen von Eifersucht verdächtigt Fred Madison
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Produktbeschreibung
Die Ehe des Jazzsaxophonisten Fred Madison (Bill Pullman) ist am Abgrund. Als er nach einer Party festgenommen wird und des Mordes seiner Frau Renee (Patricia Arquette) beschuldigt wird, landet er in der Todeszelle. Geplagt von starken Kopfschmerzen und Visionen des Mystery Mans, verwandelt sich Fred in den Automechaniker Pete Dayton. Die Wärter, die den unschuldigen Fremden in der Zelle finden, müssen Pete gehen lassen. Doch es stellt sich bald raus, dass alle, gefangen in ihrem eigenen Schicksal, verloren sind ... auf dem Lost Highway.
Zerfressen von Eifersucht verdächtigt Fred Madison seine Frau Renee, ihn zu betrügen. Unter dem Verdacht, sie auf bestialische Weise ermordet zu haben, wird er plötzlich verhaftet. Während er in der Todeszelle auf seine Hinrichtung wartet, ereignet sich eine unglaubliche Transformation : Fred verwandelt sich in Pete Dayton, einen jungen Automechaniker...

Bonusmaterial

Interview "10 Fragen an David Lynch" (2005) Dokumentation "Hinter den Kulissen" Original-Trailer Wendecover
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.02.2024

Wo ist der Sinn hin?

Noch immer eine harte Prüfung für Hermeneutiker: David Lynchs Geisterfahrt aus dem Jahr 1997

Es muss ein schöner Frühlingsmorgen gewesen sein, als David Lynch aus dem Fenster schaute. Menschenleer lag die Straße im milden kalifornischen Licht. Er holte sich die Zeitung rein, las hier und da, und als er später ins Büro fuhr, ging ihm eine kleine Meldung nicht aus dem Kopf. Ein Psychiater hatte Ärger mit der Krankenkasse bekommen. Sein Patient litt an Persönlichkeitsstörungen, er bildete sich ein, viele zu sein, und der Therapeut hatte daher nicht für einen, sondern für die mehr als 100 Persönlichkeiten abgerechnet. Das war raffgierig und subtil zugleich: weil er mit seiner Rechnung bestritt, dass sich die multiplen Persönlichkeiten als Abspaltungen einer einzigen erklären ließen. David Lynch gefiel diese Geschichte, er machte sich gleich an ein Treatment. So war es nicht, so könnte es gewesen sein. "Lost Highway" ist ein Film, der nur im Konjunktiv spielt.

Hätte Fred, die/eine Hauptfigur, sich in die Behandlung dieses Psychiaters begeben, wäre der Film vielleicht gar nicht entstanden. Vor allem hätte der Psychiater dieselbe Fähigkeit haben müssen wie der "Mystery Man" im Film: an zwei Orten zugleich sein zu können, bei Fred und Pete. Der Mysteriöse begegnet Fred auf einer Party und lässt ihn mit sich/seinem Alter Ego telefonieren. Den Trick will er nicht verraten. Er ist das X, hinter dem man die Lösung wähnt; wenn man genauer hinschaut, ist er eine Chiffre für den Sinn-Notstand.

Lynch lässt nicht nur dieses Rätsel ungelöst. Schlechte Zeiten also für Hermeneutiker, die sinnhafte Gebilde brauchen. "Lost Highway" ist als Sinnfalle konstruiert. Man kann die Geschichte in einem Satz erzählen: Saxophonist wird vor Eifersucht wahnsinnig und richtet als sein Alter Ego ein Blutbad an. Wenn man nach zwei Stunden noch an diesen Satz glaubt, ist man entweder verrückt oder sehr naiv. Fred (Bill Pullman), der Saxophonist, verdächtigt seine Frau Renee (Patricia Arquette), ihn zu betrügen. Dem studierten Maler Lynch gerät die Wohnung des Paares zum Farbexperiment. Sie ist nicht veräußerlichte Gefühlslandschaft in ihrer kargen Möblierung, sondern Raum des Unbewussten. Die Farben der Wüste dominieren, Sand, Adobe, Umbra, Braun- und Schilftöne, ein bisschen Ochsenblut dazwischen; in den langen Brennweiten, mit denen die Kamera arbeitet, verschwimmen die Farben wie im Wüstenlicht. Manchmal sieht man schwarz-weiße Videobilder von Bills Haus. Darunter liegen auf der Tonspur "various ominous drones", wie es im Abspann heißt. Und zu Beginn singt David Bowie "I'm deranged".

Mit einem Faustschlag erwacht Fred aus dem Blutbad, das er offenbar an seiner Frau angerichtet hat. Im Gefängnis quälen ihn Kopfschmerzen. Der Film manövriert sich etwas einfallslos aus dieser Sackgasse: Zu Bildersalat und dissonanter Tonspur geschieht die Verwandlung. Fred wird Pete (Balthazar Getty). Das ist nicht mehr und nicht weniger plausibel als ein Holzhaus, das immerhin zweimal rückwärts brennt.

Pete, der Automechaniker, sieht nach der Haftentlassung Renee als platinblonde Versuchung. Ein wenig Film noir kommt ins Spiel, mit Femme fatale und dem Unschuldigen, selbst das Amnesie-Motiv ist geliehen und die Magie ironisiert, wenn Lou Reed vom "magic moment" singt. Der eifersüchtige Mechaniker wird zum mehrfachen Mörder. Und wir wohnen immer noch im Innern des Wahns, wenn Blut fließt und Pete sich in Fred zurückverwandelt. Vermutlich muss man die Story so erzählen, um zu begreifen, dass sie sich gar nicht erzählen lässt.

Dass man nicht weiß, wo man gerade ist, wenigstens das weiß man bei Lynch bald. Wenn die zeitliche Ordnung sich aufzulösen beginnt, dann gründlich, weil der feste Bezugsrahmen nicht wiederkehrt. "Dick Laurent ist tot": Wenn Fred den Satz am Ende in die Gegensprechanlage sagt, ist er nicht nur der Sprecher, sondern zugleich der Hörer aus der Anfangssequenz. Der Wahn ist ein geschlossenes System; damit er als ein solches erscheint, wird er gern mit einem kleinen Wörtchen verknüpft: Wahn-sinn.

Auch ein Film muss sich schließen. Die Klammer, die "Lost Highway" einfasst, die rasende Autofahrt, bei der die durchbrochene gelbe Linie des Mittelstreifens flackert, ist jedoch nur die Fiktion eines Beginns und eines Endes. Und statt durch Schnitte sind die einzelnen Szenen oft durch Abblenden getrennt: Es wird einem sekundenlang schwarz vor Augen. Die Faszination von "Lost Highway" liegt im Schrecken, und der Schrecken ist der Schatten des Sinns, der sich nicht einstellen will. 27 Jahre nachdem man den Film das erste Mal gesehen hat, erscheint einem manches zwar nicht so gut gealtert. Aber nach wie vor kommt einem beim Sehen ein Aphorismus des Philosophen Hans Blumenberg in den Sinn: "Vielleicht sollten wir nicht nur die Wut über die Sinnlosigkeit der Welt kultivieren, sondern auch etwas von der Furcht vor der Möglichkeit, sie könnte eines Tages voller Sinn sein." PETER KÖRTE

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