Geld verändert alles - zumindest glauben das Duke und Amber. Ganz besonders, nachdem der glücklose Irak-Veteran Duke (Brian Geraghty) über einen Seesack mit schmutzigem Geld aus einem Drogendeal stolpert. Nachdem sie unterwegs noch schnell geheiratet haben, machen sich Duke und Amber (Jenna Dewan) auf, um das Leben zu beginnen, das sie sich schon immer gewünscht haben. Ihr Traum vom großen Glück verwandelt sich jedoch sehr schnell in einen Alptraum, als der korrupte DEA-Agent Pollen (Christian Slater) zurückfordert, was ihm seiner Meinung nach zusteht. Eine erbarmungslose Jagd mit haarsträubender Action nimmt ihren Lauf, bei der Duke und Amber den durchgeknallten Pollen überlisten müssen - wenn sie überleben wollen.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Entfallene Szenen (inkl. alternatives Ende)Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2024Frauenliebe als Muskelpanzertanz
Pain is weakness leaving the body" steht in großen Lettern an der Wand der Trainingshalle (wie man hier sagt: Gym), weiter hinten "destiny is a decision". An diesem Ort mit wenig Toleranz für Loser arbeitet Lou (Kristen Stewart): eine kettenrauchende Managerin in Tanktop und Vokuhila, zwischen Muskelprotzen im New Mexico der Achtzigerjahre. Weakness wird in "Love Lies Bleeding" keine Rolle spielen, im Gegenteil gibt es jede Menge angespannter Körper, praller Muskeln, Blut und Sex.
Lou lebt ohne Plan am Rand einer Kleinstadt, repariert im Gym die Toiletten, schleppt trainierende Girls ab und versucht, ihre Schwester Beth (Jena Malone) vor deren gewaltsamem Mann zu schützen. Ein Leben im Sackgassenort: Die eigene Familie, der sie dringend entkommen will, lebt nur wenige Straßen weiter, Gewalt und Trauma sind Nachbarn. Im Fernsehen fällt die Berliner Mauer, in New Mexico bringt einen der Highway nur bis in die Wüste. Aber lange dauert es nicht, bis die Dea ex Machina auftritt: Jackie (Katy O'Brian) trägt knappe Shorts, definierte Muskeln und einen durchdringenden Blick.
Sie ist auf der Durchreise nach Las Vegas zum Finale eines Bodybuilding Contests und arbeitet am Schießplatz von Lou Senior, ein Psycho mit Faible für Insekten und Lous Vater (Ed Harris). Um es kurz zu fassen: Lou und Jackie treffen aufeinander und lassen sich nicht mehr los. Gleichzeitig landet Beth im Krankenhaus, nachdem sie von ihrem Mann fast umgebracht worden ist. Jackie hat den Körper, Lou die Steroide: Angeheizt durch die Injektionen, die Lou ihr spritzt, rächt Jackie Beth und bringt deren Mann um. In schneller Eskalation folgt ein Gewaltausbruch auf den nächsten und droht die zwei Liebenden auseinanderzutreiben.
"Love Lies Bleeding" ist Rose Glass' zweiter Langfilm nach "Saint Maud", und den Stil des lesbischen Body-Horrors treibt sie auf die Spitze. Von Pulp und Slasher übers B-Movie bis hin zum Roadtrip werden die Genres getestet: viel Bild, viel Sound, viel Achtziger, sehr viel Coolness und sehr viel Körper. Glass lässt nichts aus, Körper werden geschunden, gestählt, zerstört, aufgeputscht und bis ins Surreale imaginiert. Jackies Muskeln krachen nach den Anabolikaspritzen, die Körperteile toter Männer hängen herab, und Jackies und Lous Leiber vereinen sich in hungrigen Sexszenen. Was nach zu viel klingt, ist es auch, doch Glass schafft es, die überbordende Energie der Figuren und des Plots miteinander zu verweben: Liebe, Sex und Rache - als wären das die drei Säulen menschlicher Existenz - alterniert der Film gekonnt und springt in rasantem Tempo vom Bodybuilding Contest, wo eine vom Testosteron benebelte Jackie in einer Traumsequenz Lou auffrisst und ausspuckt, zu spontanem Sex im Badezimmer, einer toten Lesbe im Kofferraum, zum Rachefeldzug gegen Lous Familie.
Glass zeichnet zwei Hauptfiguren, die sich auf zwar platte, aber visuell beeindruckende Weise zurückerobern, was ihnen das Patriarchat vorenthält: das Vorrecht auf Gewalt, die Möglichkeit zu Rache und Selbstverteidigung. In ihrem Buch "Selbstverteidigung. Eine Philosophie der Gewalt" schreibt die französische Theoretikerin Elsa Dorlin vom grundlegenden Unterschied zwischen "aggressiven und defensiven Körpern", von "Subjekten, die würdig sind, verteidigt zu werden, auf der einen Seite, und Körpern, die zu defensiven Taktiken gezwungen sind, auf der anderen Seite". "Love Lies Bleeding" schlägt sich auf die Seite der Körper, deren Existenz stets in Gefahr ist: Normative Frauenkörper gilt es vielleicht zu verteidigen im klassisch-patriarchalen Kino, im Sinne des Machterhalts, wer aber verteidigt queere Körper? Gewalt wird, so Dorlin, oft mit zwei Argumenten abgelehnt: Die Nachahmung mache aus Beherrschten Herrschende, und die reaktive Verstärkung steigere die Gewalt der Herrschenden, anstatt sie zu beenden. Was aber, wenn der Verzicht auf Gewalt dem Suizid gleicht?
"I made it right", sagt Jackie über den Mord am Täter, "ich habe es gerichtet", bevor die beiden Frauen an einer rauchenden Schlucht stehen, einem vaginaförmigen Riss in der Landschaft, an deren Grund einige Leichen liegen. Ab dem Moment, wo Jackie den Mord begeht und Lou ihn kaschiert, laufen beide Gefahr, umgebracht zu werden: vom dubiosen Vater, von der korrupten Polizei, von Handlangern.
Die Verhältnisse geraderücken, das ist Lous und Jackies gemeinsame Mission. Dabei gehen sie "mehr vom Muskel als vom Gesetz" (Dorlin) aus, wie es manch andere Protagonistinnen der Filmgeschichte vor ihnen getan haben, ihnen voran Alexia in Julia Ducournaus "Titane" und Manu und Nadine in Virginie Despentes' "Baise-moi". In diesen Filmen machen Frauenfiguren, was sonst Männerfiguren machen (töten, vergewaltigen). Ihre Waffen treten "an die Stelle des Ehemannes, des Staates oder Gesetzes, die nicht in der Lage oder nicht willens sind, sie zu schützen". Physische Gewalt wird also "Lebensnotwendigkeit und Widerstandspraxis", so sehen auch Lou und Jackie sie als einzige Option. Dabei fragt der Film klug nach: Wo beginnt die Spirale, beim ersten von einer Frau begangenen Mord oder bei der fest etablierten patriarchalen Gewalt, die ins gesellschaftliche Gewebe eingeflochten ist? Und wird für den Mord am Mann, wenn er aus Rache geschieht, filmgeschichtlich gesehen, Absolution erteilt?
Glass fügt dem Kanon sapphischer, rachenehmender Frauen einen Klassiker hinzu, und trotz dieses Themas ist das Vorwiegende die Liebe. Wo sich Rache als Motiv schnell ausläuft, ist Liebe unendlich, und Stewart und O'Brian spielen diese Begegnung so magnetisch, dass es schwerfällt, sie ihnen nicht zu glauben. Sie rauchen, lesen Macho Sluts von Pat Califia und fahren mit dem Van über das Ende des Highways. Ihre Liebe sprengt die Größenordnungen der Welt, ja, so gewaltig kann ein Ende sein. Fast schade, dass die beiden sich bis dahin an dummen Männerarchetypen abarbeiten müssen. Sie hätten größere Feinde verdient. LILI HERING
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Pain is weakness leaving the body" steht in großen Lettern an der Wand der Trainingshalle (wie man hier sagt: Gym), weiter hinten "destiny is a decision". An diesem Ort mit wenig Toleranz für Loser arbeitet Lou (Kristen Stewart): eine kettenrauchende Managerin in Tanktop und Vokuhila, zwischen Muskelprotzen im New Mexico der Achtzigerjahre. Weakness wird in "Love Lies Bleeding" keine Rolle spielen, im Gegenteil gibt es jede Menge angespannter Körper, praller Muskeln, Blut und Sex.
Lou lebt ohne Plan am Rand einer Kleinstadt, repariert im Gym die Toiletten, schleppt trainierende Girls ab und versucht, ihre Schwester Beth (Jena Malone) vor deren gewaltsamem Mann zu schützen. Ein Leben im Sackgassenort: Die eigene Familie, der sie dringend entkommen will, lebt nur wenige Straßen weiter, Gewalt und Trauma sind Nachbarn. Im Fernsehen fällt die Berliner Mauer, in New Mexico bringt einen der Highway nur bis in die Wüste. Aber lange dauert es nicht, bis die Dea ex Machina auftritt: Jackie (Katy O'Brian) trägt knappe Shorts, definierte Muskeln und einen durchdringenden Blick.
Sie ist auf der Durchreise nach Las Vegas zum Finale eines Bodybuilding Contests und arbeitet am Schießplatz von Lou Senior, ein Psycho mit Faible für Insekten und Lous Vater (Ed Harris). Um es kurz zu fassen: Lou und Jackie treffen aufeinander und lassen sich nicht mehr los. Gleichzeitig landet Beth im Krankenhaus, nachdem sie von ihrem Mann fast umgebracht worden ist. Jackie hat den Körper, Lou die Steroide: Angeheizt durch die Injektionen, die Lou ihr spritzt, rächt Jackie Beth und bringt deren Mann um. In schneller Eskalation folgt ein Gewaltausbruch auf den nächsten und droht die zwei Liebenden auseinanderzutreiben.
"Love Lies Bleeding" ist Rose Glass' zweiter Langfilm nach "Saint Maud", und den Stil des lesbischen Body-Horrors treibt sie auf die Spitze. Von Pulp und Slasher übers B-Movie bis hin zum Roadtrip werden die Genres getestet: viel Bild, viel Sound, viel Achtziger, sehr viel Coolness und sehr viel Körper. Glass lässt nichts aus, Körper werden geschunden, gestählt, zerstört, aufgeputscht und bis ins Surreale imaginiert. Jackies Muskeln krachen nach den Anabolikaspritzen, die Körperteile toter Männer hängen herab, und Jackies und Lous Leiber vereinen sich in hungrigen Sexszenen. Was nach zu viel klingt, ist es auch, doch Glass schafft es, die überbordende Energie der Figuren und des Plots miteinander zu verweben: Liebe, Sex und Rache - als wären das die drei Säulen menschlicher Existenz - alterniert der Film gekonnt und springt in rasantem Tempo vom Bodybuilding Contest, wo eine vom Testosteron benebelte Jackie in einer Traumsequenz Lou auffrisst und ausspuckt, zu spontanem Sex im Badezimmer, einer toten Lesbe im Kofferraum, zum Rachefeldzug gegen Lous Familie.
Glass zeichnet zwei Hauptfiguren, die sich auf zwar platte, aber visuell beeindruckende Weise zurückerobern, was ihnen das Patriarchat vorenthält: das Vorrecht auf Gewalt, die Möglichkeit zu Rache und Selbstverteidigung. In ihrem Buch "Selbstverteidigung. Eine Philosophie der Gewalt" schreibt die französische Theoretikerin Elsa Dorlin vom grundlegenden Unterschied zwischen "aggressiven und defensiven Körpern", von "Subjekten, die würdig sind, verteidigt zu werden, auf der einen Seite, und Körpern, die zu defensiven Taktiken gezwungen sind, auf der anderen Seite". "Love Lies Bleeding" schlägt sich auf die Seite der Körper, deren Existenz stets in Gefahr ist: Normative Frauenkörper gilt es vielleicht zu verteidigen im klassisch-patriarchalen Kino, im Sinne des Machterhalts, wer aber verteidigt queere Körper? Gewalt wird, so Dorlin, oft mit zwei Argumenten abgelehnt: Die Nachahmung mache aus Beherrschten Herrschende, und die reaktive Verstärkung steigere die Gewalt der Herrschenden, anstatt sie zu beenden. Was aber, wenn der Verzicht auf Gewalt dem Suizid gleicht?
"I made it right", sagt Jackie über den Mord am Täter, "ich habe es gerichtet", bevor die beiden Frauen an einer rauchenden Schlucht stehen, einem vaginaförmigen Riss in der Landschaft, an deren Grund einige Leichen liegen. Ab dem Moment, wo Jackie den Mord begeht und Lou ihn kaschiert, laufen beide Gefahr, umgebracht zu werden: vom dubiosen Vater, von der korrupten Polizei, von Handlangern.
Die Verhältnisse geraderücken, das ist Lous und Jackies gemeinsame Mission. Dabei gehen sie "mehr vom Muskel als vom Gesetz" (Dorlin) aus, wie es manch andere Protagonistinnen der Filmgeschichte vor ihnen getan haben, ihnen voran Alexia in Julia Ducournaus "Titane" und Manu und Nadine in Virginie Despentes' "Baise-moi". In diesen Filmen machen Frauenfiguren, was sonst Männerfiguren machen (töten, vergewaltigen). Ihre Waffen treten "an die Stelle des Ehemannes, des Staates oder Gesetzes, die nicht in der Lage oder nicht willens sind, sie zu schützen". Physische Gewalt wird also "Lebensnotwendigkeit und Widerstandspraxis", so sehen auch Lou und Jackie sie als einzige Option. Dabei fragt der Film klug nach: Wo beginnt die Spirale, beim ersten von einer Frau begangenen Mord oder bei der fest etablierten patriarchalen Gewalt, die ins gesellschaftliche Gewebe eingeflochten ist? Und wird für den Mord am Mann, wenn er aus Rache geschieht, filmgeschichtlich gesehen, Absolution erteilt?
Glass fügt dem Kanon sapphischer, rachenehmender Frauen einen Klassiker hinzu, und trotz dieses Themas ist das Vorwiegende die Liebe. Wo sich Rache als Motiv schnell ausläuft, ist Liebe unendlich, und Stewart und O'Brian spielen diese Begegnung so magnetisch, dass es schwerfällt, sie ihnen nicht zu glauben. Sie rauchen, lesen Macho Sluts von Pat Califia und fahren mit dem Van über das Ende des Highways. Ihre Liebe sprengt die Größenordnungen der Welt, ja, so gewaltig kann ein Ende sein. Fast schade, dass die beiden sich bis dahin an dummen Männerarchetypen abarbeiten müssen. Sie hätten größere Feinde verdient. LILI HERING
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