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Die 18jährige Maggy ist gerade Mutter geworden. Mit ihrer Tochter Lucy lebt sie bei ihrer Mutter Eva. Maggys Leben verläuft in seltsam unbestimmten Bahnen zwischen Teenager-Ritualen und Kinderbetreuung, vagen Träumen und der Unfähigkeit, sich die eigene Zukunft auszumalen. Als sie den 25-jährigen Gordon kennen lernt, stürzt sie sich in ein neues Leben, das die alten Widersprüche lesen soll. In der Hoffnung, es besser zu machen als ihre Mutter, sucht Maggy nach einem Familienglück, von dem sie selbst nur eine ungeführe Vorstellung hat.?
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Produktbeschreibung
Die 18jährige Maggy ist gerade Mutter geworden. Mit ihrer Tochter Lucy lebt sie bei ihrer Mutter Eva. Maggys Leben verläuft in seltsam unbestimmten Bahnen zwischen Teenager-Ritualen und Kinderbetreuung, vagen Träumen und der Unfähigkeit, sich die eigene Zukunft auszumalen. Als sie den 25-jährigen Gordon kennen lernt, stürzt sie sich in ein neues Leben, das die alten Widersprüche lesen soll. In der Hoffnung, es besser zu machen als ihre Mutter, sucht Maggy nach einem Familienglück, von dem sie selbst nur eine ungeführe Vorstellung hat.?

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2006

Mädchen mit Kind: Henner Wincklers Film "Lucy"

Sie trägt den Kinderwagen die Treppe herunter wie ein fremdes Ding, kühl, verbissen, bei aller Mühe unbeteiligt. Als sie einen Film im Fernsehen guckt - es ist der Anfang von Hitchcocks "Vertigo" -, flackert das Licht über ihr Gesicht, ohne Spuren zu hinterlassen, ihre Züge verziehen sich nicht, sie schaut nur und grinst und schaut. Durch die Disco schwebt sie wie ein Mädchen aus einem Mädchenfilm, auffällig unauffällig, bis Gordon, der Discjockey, auf sie aufmerksam wird. Maggys einziges Problem ist, daß das Baby im Kinderwagen nicht ihre Schwester ist, sondern ihre Tochter: Lucy.

Maggy ist achtzehn, sieht aus wie sechzehn und hat die Schule geschmissen; ihre Klassenkameradinnen, die sie in der Pause besucht, scharen sich um Lucy, aber die Neugierde wird sich legen. Maggys Mutter, alleinerziehend, ist arbeitslos, unruhig, auf Partnersuche. Am Küchentisch, morgens, sitzt jeweils ein anderer Mann, mal ist es Daniel, den Maggy zum Babysitten überredet hat, damit sie abends tanzen gehen kann, mal die neue Flamme der Mutter (ein Russe), mal Gordon, der Discjockey. Lucy zieht zu ihm in seine Berliner Hochhauswohnung, sie kaufen eine Waschmaschine, eine Zeitlang geht alles gut, dann schlägt der Alltag zu. "Und wie hast du's dir vorgestellt?" - "Irgendwie relaxter." - "Weißt du was? Ich hab's mir auch relaxter vorgestellt."

Henner Winckler, der Regisseur, ist sechsunddreißig, vor vier Jahren hat er mit "Klassenfahrt" debütiert, einem Film, der von den Teenagerkomödien à la "Harte Jungs" sowie vom Sozialkitsch des Fernsehens gleich weit entfernt war, einer Geschichte über Alleinsein und Sex und Eifersucht und Gewalt und unerträgliche Wahrheiten, die man ertragen muß. Mit "Lucy" setzt er die Geschichte fort, nur daß das Unerträgliche und zu Ertragende nicht erst entwickelt wird, sondern von Anfang an im Bild ist: das Kind. Es geht um Maggy und Lucy, alle anderen sind Statisten, und der Augenblick der Wahrheit kommt immer dann, wenn Maggy ihr Baby in der Kinderkrippe abliefert, beim Blick durch die Milchglasscheibe. Sie läßt das Kind los. Aber es läßt sie nicht los.

Was das Kino den übrigen Medien, dem Fernsehen, Radio, Theater, Zeitungen, Internet-Blogs, voraus hat, hat auch dieser Film jeder anderen Mitteilung zum Thema voraus: die Evidenz. Kim Schnitzer als Maggy braucht keinen Monolog, damit wir begreifen, wie wenig sie der Situation gewachsen ist, ihr Gang, ihr Gesicht, der Ton ihrer Stimme sprechen für sie. Der Film macht die Räume eng um seine Hauptdarstellerin, Aufzüge, Sitzecken, Hauseingänge, Küchen, nur wenn Maggy draußen ist im sommerlichen Berlin, zieht sich die Kamera weit von ihr zurück. Unerreichbar sein und eingesperrt zugleich, das ist Maggys Dilemma: noch Kind sein und schon ein Kind haben. Wir alle haben uns das Leben relaxter vorgestellt. Maggy merkt es nur früher.

"Und der Vater?" - "Den gibt's nicht mehr." Es gibt ihn doch, er heißt Mike und wohnt bei seinen Eltern, und in einer jener Problemkomödien, die manche für die moderne Form des Sozialkinos halten, wäre er der love interest, der dramaturgische Fluchtpunkt der Story. Hier nicht. Maggy geht an ihm vorbei. Wie Henner Winckler, der "Lucy" als Kleines Fernsehspiel mit minimalem Budget gedreht hat, am deutschen Mainstream. So kommen sie weiter. Allein.

ANDREAS KILB

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