Ludwig van Beethoven - ein Leben zwischen Genialität und Wahnsinn. Wer war dieser Mann, dessen Musik Millionen von Menschen bezaubert? Und wer war seine unsterbliche Geliebte? Dies versucht sein Vertrauter und einziger Freund Anton Felix Schindler nach Beethovens Tod herauszufinden, denn der Meister hat seine Musik und sein gesamtes Vermögen einer Unsterblichen Geliebten vermacht!
In Rückblenden entfaltet sich das Leben Beethovens, die unzähligen Liebschaften, die tragische Lebens- und Liebesgeschichte eines einzigartigen Menschen, dessen grandioses Werk alle Zeitströmungen überdauert!
In Rückblenden entfaltet sich das Leben Beethovens, die unzähligen Liebschaften, die tragische Lebens- und Liebesgeschichte eines einzigartigen Menschen, dessen grandioses Werk alle Zeitströmungen überdauert!
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Biographien Crew - Interviews - AudiokommentareFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.02.1995Unsterblich
Bernard Roses Beethoven-Film
NEW YORK, Anfang Februar
Nicht Marlowe, Holmes oder Schimanski, sondern Anton Felix Schindler heißt der Detektiv des Tages. Gewappnet mit Verständnis und zäher Geduld, ging der Mann von Charakter einst dem Compositeur Beethoven zur Hand. Nach dem Tod des Meisters hat er sich jetzt vorgenommen, den Fall Unsterbliche Geliebte aufzuklären. Zweimal endet die kriminalistische Kadenz im Trugschluß. Die Gräfin Guicciardi gedenkt ihres Luigi zwar in wehmütiger Erinnerung, schließlich hatte er ihr seine "Mondschein"-Sonate gewidmet; doch nein, beteuert sie, den Ehrentitel kann sie nicht beanspruchen. Auch die heißblütige Anna Marie Erdödy muß den Kopf schütteln. Sie wäre es wohl gern gewesen, die Liebe des Freundes, den sie seufzend Louis nennt, lag indes andernorts in Fesseln.
Dann aber wird Detektiv Schindler fündig. Mit ein wenig List und viel Glück räumt er sämtlichen Wirrwarr beiseite und schmiedet die Beethovensche Vita zum schlüssigen, rundum erklärbaren "Wer war es". Die Maske fällt, und erstaunt gewahren wir: Johanna von Beethoven geborene Reiss. Sie war die Schwägerin des Musikers und geisterte bisher als seine Widersacherin durch die Musikgeschichte. Bernard Rose, dem Regisseur und Drehbuchautor des neuen Beethoven-Films "Immortal Beloved", verdanken wir die Einsicht.
Damit hat die Story jedoch noch nicht den Höhepunkt ihrer Pikanterie erreicht. Rose erläutert auch, warum sein Beethoven so wild entschlossen Johanna des losen Lebenswandels zeiht und sich vor Gericht die Vormundschaft über ihren Sohn Karl erstreitet. Erstens fühlt er sich zeitlebens gekränkt, daß sie seinen Bruder und nicht ihn zum Ehemann erwählt hat. Und zweitens weiß er, daß der Bub nicht sein Neffe ist. Karl ist sein leiblicher Sohn. Im Lichte solcher sensationellen Enthüllungen verblassen die früheren Verfilmungen des stürmischen Komponistenlebens.
Nicht daß "Immortal Beloved" für Cineasten zubereitet wäre. Rose drängt es zum Hollywoodspektakel. Wir Zuschauer brauchen nicht zu wissen, ob das Schicksal im Dreiertakt an die Pforte klopft. Wir laufen nie Gefahr, auf einen verwegenen künstlerischen Extremismus zu stoßen. Bloße Heldenverehrung ist aber auch nicht des englischen Filmemachers Sache. Bei ihm ist Platz für die Kehrseite der Titanenexistenz. Dieser Ludwig van kann ein Ekel sein, prügelt sich mit seinem Bruder und wäre um ein Haar in der Gosse gelandet.
Viel Schlimmes läßt sich mit Filmmusik anstellen. "Immortal Beloved" wartet dagegen mit einigen geglückten Lösungen auf. Wie sich etwa aus dem Pochen des Herzens, das dem tauben Beethoven als einzige tönende Begleitung bleibt, der Marschrhythmus für den Schlußsatz der Neunten löst, ist bezwingend erdacht. Die Orchesterklänge entsprechen allerdings kaum den Orchesterchen, die Rose, historisch korrekt, zusammenstellen ließ. Schuld an dem Mißverhältnis hat Georg Solti, nicht unbedingt ein Verfechter des Originalklangs. So ist sein energiegeladener Soundtrack nur losgelöst von den Bildern zu genießen.
Als ungenießbar erweist sich in weiten Teilen das Drehbuch. Die Fülle der Banalitäten überschreitet das freigebig zugestandene Maß. Was trug der oft ruppige, gleichwohl begnadete Mann im Herzen? Ja sicher, es war Musik, Musik, Musik. Das Leben eines Komponisten nachzuerzählen war schon immer einfacher, als etwas Vernünftiges über seine Musik zu sagen. Dennoch ist es nicht leicht, sich der Suggestion des Kostümschinkens zu entziehen. Rose hat den Film virtuos geschnitten und jongliert geschickt mit Rückblenden und wechselnden Perspektiven. Das Ergebnis ist ein so anfechtbares wie prächtig entworfenes Dokudrama, glänzend besetzt wurde es außerdem. Gary Oldman, in seiner Beethoven-Maske gelegentlich kurz vor der Geisterbeschwörung, bahnt sich wunderbar rüde einen Weg durch die Wiener Schickeria und demoliert Hotelzimmer mit der Verve eines Rockstars. Geradezu herzzerreißend aber ist er, wenn er den Kopf sacht aufs Fortepiano legt, um wenigstens die Vibrationen seines Spiels zu spüren.
Oldman zur Seite agiert ein eindrucksvolles Ensemble. Von den drei Geliebten alias Valeria Golino, Isabella Rossellini und Johanna Ter Steege hätte es eine jede verdient, in den Rang der Unsterblichen erhoben zu werden. Doch über Einzelleistungen hinaus überzeugt "Immortal Beloved" als ein Stück populärer Unterhaltung, breit gepinselt und trotzdem nicht arm an reizvollen Schattierungen. Schwerer zu verteidigen ist der dokumentarische Anspruch des Films. Ihn wörtlich zu nehmen erfordert allerhand naiven Glauben. Deswegen muß sein dramatisches Gerüst nicht morsch sein. Dichtung und Wahrheit finden sich zu guter Letzt in einer aparten Balance. Daß Rose es sich in den Kopf gesetzt hat, nebenbei die Beethoven-Forschung aus den Angeln zu heben, ist sein Problem. Antonie Brentano gegenüber hätte er freilich nicht ganz so ungalant sein sollen. Oder paßte ihm die gegenwärtige Nummer eins unter den Unsterblichen Geliebten nur nicht in den Plot? JORDAN MEJIAS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bernard Roses Beethoven-Film
NEW YORK, Anfang Februar
Nicht Marlowe, Holmes oder Schimanski, sondern Anton Felix Schindler heißt der Detektiv des Tages. Gewappnet mit Verständnis und zäher Geduld, ging der Mann von Charakter einst dem Compositeur Beethoven zur Hand. Nach dem Tod des Meisters hat er sich jetzt vorgenommen, den Fall Unsterbliche Geliebte aufzuklären. Zweimal endet die kriminalistische Kadenz im Trugschluß. Die Gräfin Guicciardi gedenkt ihres Luigi zwar in wehmütiger Erinnerung, schließlich hatte er ihr seine "Mondschein"-Sonate gewidmet; doch nein, beteuert sie, den Ehrentitel kann sie nicht beanspruchen. Auch die heißblütige Anna Marie Erdödy muß den Kopf schütteln. Sie wäre es wohl gern gewesen, die Liebe des Freundes, den sie seufzend Louis nennt, lag indes andernorts in Fesseln.
Dann aber wird Detektiv Schindler fündig. Mit ein wenig List und viel Glück räumt er sämtlichen Wirrwarr beiseite und schmiedet die Beethovensche Vita zum schlüssigen, rundum erklärbaren "Wer war es". Die Maske fällt, und erstaunt gewahren wir: Johanna von Beethoven geborene Reiss. Sie war die Schwägerin des Musikers und geisterte bisher als seine Widersacherin durch die Musikgeschichte. Bernard Rose, dem Regisseur und Drehbuchautor des neuen Beethoven-Films "Immortal Beloved", verdanken wir die Einsicht.
Damit hat die Story jedoch noch nicht den Höhepunkt ihrer Pikanterie erreicht. Rose erläutert auch, warum sein Beethoven so wild entschlossen Johanna des losen Lebenswandels zeiht und sich vor Gericht die Vormundschaft über ihren Sohn Karl erstreitet. Erstens fühlt er sich zeitlebens gekränkt, daß sie seinen Bruder und nicht ihn zum Ehemann erwählt hat. Und zweitens weiß er, daß der Bub nicht sein Neffe ist. Karl ist sein leiblicher Sohn. Im Lichte solcher sensationellen Enthüllungen verblassen die früheren Verfilmungen des stürmischen Komponistenlebens.
Nicht daß "Immortal Beloved" für Cineasten zubereitet wäre. Rose drängt es zum Hollywoodspektakel. Wir Zuschauer brauchen nicht zu wissen, ob das Schicksal im Dreiertakt an die Pforte klopft. Wir laufen nie Gefahr, auf einen verwegenen künstlerischen Extremismus zu stoßen. Bloße Heldenverehrung ist aber auch nicht des englischen Filmemachers Sache. Bei ihm ist Platz für die Kehrseite der Titanenexistenz. Dieser Ludwig van kann ein Ekel sein, prügelt sich mit seinem Bruder und wäre um ein Haar in der Gosse gelandet.
Viel Schlimmes läßt sich mit Filmmusik anstellen. "Immortal Beloved" wartet dagegen mit einigen geglückten Lösungen auf. Wie sich etwa aus dem Pochen des Herzens, das dem tauben Beethoven als einzige tönende Begleitung bleibt, der Marschrhythmus für den Schlußsatz der Neunten löst, ist bezwingend erdacht. Die Orchesterklänge entsprechen allerdings kaum den Orchesterchen, die Rose, historisch korrekt, zusammenstellen ließ. Schuld an dem Mißverhältnis hat Georg Solti, nicht unbedingt ein Verfechter des Originalklangs. So ist sein energiegeladener Soundtrack nur losgelöst von den Bildern zu genießen.
Als ungenießbar erweist sich in weiten Teilen das Drehbuch. Die Fülle der Banalitäten überschreitet das freigebig zugestandene Maß. Was trug der oft ruppige, gleichwohl begnadete Mann im Herzen? Ja sicher, es war Musik, Musik, Musik. Das Leben eines Komponisten nachzuerzählen war schon immer einfacher, als etwas Vernünftiges über seine Musik zu sagen. Dennoch ist es nicht leicht, sich der Suggestion des Kostümschinkens zu entziehen. Rose hat den Film virtuos geschnitten und jongliert geschickt mit Rückblenden und wechselnden Perspektiven. Das Ergebnis ist ein so anfechtbares wie prächtig entworfenes Dokudrama, glänzend besetzt wurde es außerdem. Gary Oldman, in seiner Beethoven-Maske gelegentlich kurz vor der Geisterbeschwörung, bahnt sich wunderbar rüde einen Weg durch die Wiener Schickeria und demoliert Hotelzimmer mit der Verve eines Rockstars. Geradezu herzzerreißend aber ist er, wenn er den Kopf sacht aufs Fortepiano legt, um wenigstens die Vibrationen seines Spiels zu spüren.
Oldman zur Seite agiert ein eindrucksvolles Ensemble. Von den drei Geliebten alias Valeria Golino, Isabella Rossellini und Johanna Ter Steege hätte es eine jede verdient, in den Rang der Unsterblichen erhoben zu werden. Doch über Einzelleistungen hinaus überzeugt "Immortal Beloved" als ein Stück populärer Unterhaltung, breit gepinselt und trotzdem nicht arm an reizvollen Schattierungen. Schwerer zu verteidigen ist der dokumentarische Anspruch des Films. Ihn wörtlich zu nehmen erfordert allerhand naiven Glauben. Deswegen muß sein dramatisches Gerüst nicht morsch sein. Dichtung und Wahrheit finden sich zu guter Letzt in einer aparten Balance. Daß Rose es sich in den Kopf gesetzt hat, nebenbei die Beethoven-Forschung aus den Angeln zu heben, ist sein Problem. Antonie Brentano gegenüber hätte er freilich nicht ganz so ungalant sein sollen. Oder paßte ihm die gegenwärtige Nummer eins unter den Unsterblichen Geliebten nur nicht in den Plot? JORDAN MEJIAS
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