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Rusty, die schräge Drag-Queen, ist sprachlos: Ausgerechnet sie soll ihrem Nachbarn, dem spießigen Ex-Cop Walt Koontz, Gesangsunterricht geben. Bei einer Schießerei im heruntergekommenen El Palacio Hotel, in dem beide Tür an Tür wohnen, hat Walt einen Schlaganfall erlitten und kann nicht mehr richtig sprechen. Gesangsstunden sind die einzige wirksame Therapie. Zwei Welten prallen aufeinander: Walt, der Macho-Cop, hat nun mit halbseidenen Vögeln und Transvestiten zu tun - und Rusty, dem Kerl, in dem eigentlich eine Frau steckt, gehts eigentlich nur um Kohle. Doch als Rusty von brutalen Gangstern…mehr

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Produktbeschreibung
Rusty, die schräge Drag-Queen, ist sprachlos: Ausgerechnet sie soll ihrem Nachbarn, dem spießigen Ex-Cop Walt Koontz, Gesangsunterricht geben.
Bei einer Schießerei im heruntergekommenen El Palacio Hotel, in dem beide Tür an Tür wohnen, hat Walt einen Schlaganfall erlitten und kann nicht mehr richtig sprechen. Gesangsstunden sind die einzige wirksame Therapie.
Zwei Welten prallen aufeinander: Walt, der Macho-Cop, hat nun mit halbseidenen Vögeln und Transvestiten zu tun - und Rusty, dem Kerl, in dem eigentlich eine Frau steckt, gehts eigentlich nur um Kohle. Doch als Rusty von brutalen Gangstern zusammengeschlagen wird, geht Walt aufs Ganze...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Interviews - Starinfos - Fotogalerie - 4-seitiges Booklet
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.07.2000

Halbe Männer braucht das Land
"Makellos" von Joel Schumacher im Kino: Robert De Niro möchte wieder sprechen lernen

Vor sechs Jahren gab ihm Hollywood fast hundert Millionen Dollar, um den teuersten Schwulenfilm der Geschichte zu drehen. In "Batman Forever" zeigte uns Joel Schumacher, dass durch das düstere Gotham City eine knallbunte Christopher Street verläuft. Schamlos richtete er die Kamera auf die Lenden und den Hintern seines Helden oder auf die Brustwarzen, die unter dem Kostüm hervortraten. Auf einmal wirkte Batman, der Held der Nation, das Idol der Jugend, wie ein Gummifetischist, der sich den jüngeren Gefährten Robin anlacht.

Seitdem der frühere Art Director und Kostümbildner Schumacher Filme inszeniert, führt er einen sanften, beharrlichen und oft amüsant zu beobachtenden Widerstandskampf gegen die heterosexuelle Hegemonie Hollywoods. Von "The Lost Boys" über "Flatliners" bis hin zur "Jury" lässt er die Frauenfiguren - sogar wenn sie von Julia Roberts gespielt werden - gerne links liegen, um sich auf den Sexappeal seiner männlichen Hauptdarsteller zu konzentrieren. Nur scheinbar handelt der Film "Die Jury" von Selbstjustiz. In Wahrheit erzählt er vor allem vom Schweiß auf den schwellenden Muskeln Matthew McConaugheys.

Filme zu drehen bedeutet für Schumacher - um Truffaut zu variieren -, mit schönen Männern schöne Dinge zu machen. Mit hässlichen Männern macht er leider manchmal sehr hässliche Dinge. Die Bösen erkennt man in seinen Filmen oft schon an der Nasenspitze; ungepflegt zu sein kann bei ihm den Tod bedeuten. Schumachers Menschen-Bilder entstammen einem diffusen Grenzbereich der Welt-Anschauungen, in dem eine schwule Ästhetik und eine reaktionäre Moral zur Deckung kommen. So hat auch sein neuer Film "Makellos" einen entscheidenden Makel: Er lässt einen Reaktionär auf einen Transvestiten treffen, einen Mann, der gelähmt ist, auf einen Mann, der eine Frau sein möchte - zwei, die sich nur als halbe Männer fühlen, zwei Fremde im eigenen Körper. Doch als Katalysator für die Annäherung der beiden dienen wieder einmal Verbrecher, die über Leichen gehen und von Kopf bis Fuß so böse und unansehnlich sind, dass die Welt dringend von ihnen befreit werden muss.

Walt Koontz (Robert De Niro), ein pensionierter Wachmann, und Rusty Zimmermann (Philip Seymour Hoffman), eine Drag Queen, wohnen in demselben heruntergekommenen Hotel, wo die Menschen auf so engem Raum hausen, dass sie sich unentwegt zu nahe treten müssen. Regelmäßig feinden Walt und Rusty sich durch ihre Fenster zum Luftschacht an. Eines Nachts, als Walt die Geräusche eines Kampfes hört, nimmt er seine Waffe, will eingreifen - und erleidet einen schweren Schlaganfall. Dem aus dem Krankenhaus Entlassenen rät man zu einer Gesangstherapie, um wieder sprechen zu lernen. Mühsam bewegt er sich durch die Stadt, quält sich die Treppe hinauf, klopft an die Tür des Therapeuten: Da steht Rusty vor ihm. Und schon setzt der Heilungsprozess ein: Im Nu kommt Walt ein Four-Letter-Word über die Lippen. Doch so einsilbig soll die Kommunikation zwischen ihnen nicht bleiben.

"Makellos" hat einige Handikaps: eine schematische Figurenkonstellation; eine Geschichte, deren Wendungen jederzeit vorhersehbar sind; eine Botschaft, die niemand überhören kann; einen Star, der schon fast alle Herausforderungen hinter sich hat und nun mit dem Ehrgeiz eines Bergsteigers, der endlich einmal den Mount Everest erklimmen will, einen Behinderten gibt. Doch am Ende krankt der Film an all dem weit weniger, als man anfangs befürchten musste, und das ist kein Fall von Wunderheilung. Man merkt, dass Schumacher, der seit fünfzehn Jahren zum ersten Mal wieder allein das Buch zu einem seiner Filme schrieb, hier nicht nur sein Herz, sondern auch ein Füllhorn an Lebenserfahrungen ausschütten konnte. Das dumpfe Missfallen von Walt gegenüber seinem schwulen Nachbarn und dessen Freunden, das zu Beginn immer knapp vor der Grenze zum tätlichen Übergriff Halt zu machen scheint, oder die Überspanntheit von Rusty, die ihn unversehens von Selbstironie in Selbstmitleid umkippen lässt, sind genau beobachtet und gut getroffen.

Hat man das Unwohlsein, das sich stets einstellt, wenn Schauspieler in Vollendung die Folgen von Versehrungen darstellen, an der Behinderung ihre Brillanz beweisen (ein Widerspruch, der sich wohl nicht auflösen lässt), einmal überwunden, erkennt man, dass De Niro für diese Rolle eine gute Wahl war. Seine natürliche Aggressivität lässt ihn im eigenen Körper wie einen Gefangenen wirken, der rund um die Uhr gegen die Mauern anrennt, aus denen er ausbrechen will. Eine aberwitzige Komik entsteht, wenn er seiner Wut lallend keinen Ausdruck geben kann und nicht zuletzt deshalb verbissen sprechen lernt, um Rusty endlich in halbwegs vollständigen Sätzen beleidigen zu können. Philip Seymour Hoffman gibt seiner Drag Queen Würde, wandelt an der Grenze von weiblichem zu weibischem Verhalten, zieht sich aber zurück, sobald er sie überschreitet. Rusty ist lebenstüchtig und verzweifelt, entschlossen und kraftlos, überkandidelt und lakonisch - Hoffman hat es nie nötig, für seine Figur Verständnis zu heischen. Man nimmt sie so, wie sie ist.

LARS-OLAV BEIER

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