Vom Frühstückstisch bis zur abendlichen Ausgangssperre sind die jungen Teenager Chloe und Riley Carlson (Mary-Kate Olsen und Ashley Olsen) mit dem Erwachsenwerden voll beschäftigt. Und als sie jetzt in die Highschool kommen, müssen sie außerdem lernen, mit Jungs umzugehen!
In diesen sechs Episoden der urkomischen TV-Serie So Little Time geht es Chloe und Riley wie den meisten Girls: Sie gehen das erste Mal mit Jungs aus, auf den ersten Kuss im siebten Himmel folgt der erste Liebeskummer... Zum Glück haben sie wenigstens einander! Mit angesagten Songs cooler neuer Bands ist So Little Time auf jeden Fall die Serie, für die auf eurem Stundenplan Platz sein muss!
Episoden:
Die mit dem Hund tanzt
Verrückt nach Riley
Rileys Neuer
Auf die ganz coole Tour
Liebe auf Rädern
Warten auf Gibson
In diesen sechs Episoden der urkomischen TV-Serie So Little Time geht es Chloe und Riley wie den meisten Girls: Sie gehen das erste Mal mit Jungs aus, auf den ersten Kuss im siebten Himmel folgt der erste Liebeskummer... Zum Glück haben sie wenigstens einander! Mit angesagten Songs cooler neuer Bands ist So Little Time auf jeden Fall die Serie, für die auf eurem Stundenplan Platz sein muss!
Episoden:
Die mit dem Hund tanzt
Verrückt nach Riley
Rileys Neuer
Auf die ganz coole Tour
Liebe auf Rädern
Warten auf Gibson
Bonusmaterial
- Kapitel- / Szenenanwahl - FotogalerieFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.06.2000Die Leiden des jungen B.
"Crazy": Hans-Christian Schmids Film nach dem Roman aus dem Schülerleben von Benjamin Lebert
Vielleicht muss man sechzehn sein, um diesen Film ganz verstehen zu können. So wie Oona Devi Liebich, die eine der Hauptrollen in "Crazy" spielt und vom Set berichtet, es habe "unheimlich Spaß" gemacht, vor der Kamera zu stehen: "Für Tage und Wochen war man in einer eigenen Welt." Oder wie der kleine Willy Rachow alias Florian, den im Film alle "Mädchen" nennen: "Das war ein echtes Abenteuer für mich. Ich war für mich selbst verantwortlich und wurde wie ein Erwachsener behandelt. Ich hatte sogar ein eigenes Hotelzimmer."
Wenn der Sinn des Filmedrehens darin bestünde, möglichst alle Mitwirkenden glücklich zu machen, dann wäre Hans-Christian Schmids "Crazy" ein Meisterwerk des Kinos. Sogar vom Verfasser der Buchvorlage ist, ganz gegen die Gewohnheit verfilmter Autoren, nur Lobendes zu hören: "Es war Wahnsinn, nur positive Gefühle", erinnert sich Benjamin Lebert an die erste Vorführung des fertigen Films. "Ich kann nicht so in der Öffentlichkeit weinen, aber da wollte ich Gott und die Welt umarmen."
Benjamin Lebert war sechzehn, als er "Crazy" schrieb. Er hatte wieder einmal die Schule verlassen, ein Praktikum beim Jugendmagazin der "Süddeutschen Zeitung" gemacht und sich auf Bitten einer Lektorin hingesetzt, um seine Notizen aus dem Schülerleben zu einem Buch auszubauen. Lebert, der seit seiner Geburt halbseitig gelähmt ist, schrieb über die tägliche Mühsal mit seinem Körper, über Mädchen, in die er verliebt, und Jungen, mit denen er befreundet war, über den Horror der Schulstunden in einem oberbayerischen Internat und das Abenteuer eines Ausflugs nach Rosenheim, über Bettnässer und Mutproben, Onanie und Eifersucht und sein erstes sexuelles Erlebnis. Bis jetzt wurden Leberts Aufzeichnungen mehr als zweihunderttausendmal verkauft.
"Crazy" ist, einigen literarischen Verbrämungen zum Trotz, kein Roman, sondern das Tagebuch einer Pubertät in den späten neunziger Jahren. Im Jahrzehnt von Tschernobyl, als private Bekenntnisse ohne apokalyptisches Pathos noch für unschicklich galten, hätte ein solcher Bericht kaum Aufsehen erregt. Doch MTV, Viva, "Marienhof", "Bravo TV", "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" und die Kolonnen der Love Parade haben den Weg für Benjamin Lebert geebnet. Drei Monate lang, zwischen Februar und Mai 1999, war Lebert ein Popstar der Literatur. Inzwischen, heißt es, schreibe er an seinem zweiten Buch.
Im März 1999 kaufte die Münchner Produktionsfirma Claussen und Wöbke die Rechte an "Crazy", und der Regisseur Hans-Christian Schmid verfasste zusammen mit seinem Kollegen Michael Gutmann ein Skript. Die Welle, auf der das Buch tanzte, sollte auch den Film ins Kino tragen. Auf deutschen Schulhöfen und in Jugendzeitschriften wurde nach Darstellern für "Crazy" gesucht. Im Juni begannen die Dreharbeiten im Internat Neubeuern. Bei den Proben in München hatte sich Schmid zunächst gewundert, dass die jugendlichen Darsteller, statt mit ihm ihre Rollen zu besprechen, lieber Gokart fahren wollten. Doch dann fand er sich damit ab, "dass das vielleicht die bessere Art war, sich auf diesen Film vorzubereiten".
Man muss so umständlich über die Entstehung von Hans-Christian Schmids "Crazy" berichten, denn bei diesem Film reicht bloß Zugucken ausnahmsweise nicht aus. "Crazy" ist ein Nichts, aber ein viel sagendes. Zum Beispiel sagt es viel über den Stand der Dinge im deutschen Kino. Es spricht von der Sehnsucht der deutschen Filmproduzenten, aktuell und schnell reagieren zu können auf das, was den Markt bewegt - wie das Fernsehen, das aus den Erfolgsromanen von heute die TV-Movies von morgen macht. Es erzählt von der Lust deutscher Filmregisseure an jugendlichen Gesichtern und Geschichten, vom Wunsch der Vierzigjährigen, wieder sechzehn zu sein. Und es zeigt, was aus der Lust, der Sehnsucht und den Wünschen geworden ist, wenn die Szenen geschnitten, die Töne gemischt sind und die Leinwand sich auftut: das große Schweigen.
Schweigend beginnt der Film, mit Blicken aus einem Autofenster auf die Straßen Münchens, auf Autobahnen, Landstraßen und zuletzt ein Schloss auf hohem Hügel. Ein dunkler Saab hält vor dem Tor und entlässt Benjamin (Robert Stadlober) ins Internatsleben. "Du schaffst es, Benni", sagt die Mutter (Dagmar Manzel) und streichelt ihren Sohn. Dann fährt sie davon. Doch die Kamera streichelt weiter.
Die Kamera streichelt jeden in diesem Film, denn sie hat sie alle sehr lieb: den neunmalklugen Janosch (Tom Schilling), mit dem unser Held ein Zimmer teilt, die dunkeläugige Malen (Oona Devi Liebich), nach der er sich eine Zeit lang verzehrt, bis er mit Marie (Julia Hummer) sein erstes sexuelles Erlebnis hat, den schweigsamen Troy (Can Taylanlar), den dicken Kugli (Christoph Ortmann) und all die anderen Bewohner des Hauses auf dem Hügel. Nur den Mathematiklehrer Falckenstein (Jörg Gudzuhn) mag die Kamera nicht, denn der Mann lebt mit Standuhr und Strukturtapete noch tief in den sechziger Jahren.
Die Vertreter des Lehrkörpers wirken in "Crazy" so blutleer, als hätte sie die Internatsleitung auf Haferbreidiät gesetzt. Auch die besorgten Eltern, sonst zuverlässige Antagonisten in Schülergeschichten, sind zu sehr mit ihren eigenen Beziehungskrisen beschäftigt, um Bennis Pubertät ernsthaft stören zu können. Reich sind im Edelweißgetto über dem Tal sowieso alle; wenn freitags die Altvorderen vorfahren, um den Nachwuchs ins Wochenende zu holen, gibt es eine Parade der obersten Limousinenklasse. Bleibt als Problem das Leben selbst. Erste Unterabteilung: die Frauen. "Dass Mädchen nicht irdisch sind", wusste vor Lebert schon Rilke, nur führte es bei diesem zu gut gereimten Versen, während die Besatzung von "Crazy" bloß nach Rosenheim fährt, um in einer Nachtbar ein paar abgestiegenen Göttinnen ans Mieder zu fassen. Oder man trifft sich zum "Keks-Wichsen" auf grüner Wiese. Nebenan klappert die Mühle am rauschenden Bach. Das alles ist hübsch fotografiert, etwa in der Art einer frühen "Derrick"-Folge; man fragt sich nur, ob eine deutsche Jugend im Jahr 2000 wirklich schon so alt aussehen muss.
Problem Leben, zweiter Hauptteil: die Freunde. Hier hat Leberts Buch seine Höhepunkte, und auch der Regisseur Schmid müht sich redlich, die Geschehnisse zwischen Benni, Janosch, Troy, Kugli, Florian und dem Dünnen Felix dramaturgisch anzuheizen. Aber es passiert ja nichts. Kein Klassenkampf, kein Liebesstreit, kein Duell, keine Rebellion: alles im Lot auf dem Wohlstandsboot. Nichts da von "Betragen: Ungenügend". Kein mörderischer Sommer, kein Tee im Harem des Archimedes. Sie küssten und sie schlugen ihn nicht. "Unter deutschen Dächern" heißen solche Sendungen, wenn sie im Fernsehen laufen.
Doch auch diese Handlungsarmut wäre kein Beinbruch, denn wer nichts tut, kann ja noch träumen. Der Film "Crazy" aber träumt nicht. Wo Leberts Buch wenigstens manchmal anläuft zum Abheben, bleibt Schmid ganz onkelhaft auf dem Boden des Internats. Am deutlichsten wird das in der Szene des "ersten Mals", die bei Lebert eine Art Verbaldelirium ist, halb Albtraum, halb Elysium. Schmid, der die Kamera wie fest geschraubt auf das Gesicht seines Schauspielers Stadlober hält, nimmt nichts von den Phantasien wahr, die diesen Augenblick bewegen. So ist der Film gerade da von einer trostlosen Wörtlichkeit, wo es allein auf Atmosphäre, Klang und Betonung ankäme. Er spricht die Sprache der Lehrer, nicht den Dialekt der Sechzehnjährigen.
Man müsste sich über "Crazy" nicht so aufregen, wäre Schmid nicht einer der begabtesten Regisseure des jungen deutschen Films und Leberts Buch nicht ein so zwingender Stoff. Von jeher hat das Kino mit solchen Geschichten das Lebensgefühl der Generationen ausgedrückt, bei Vigo, Truffaut, Nicholas Ray, Hopper, in Deutschland zuletzt mit Thomas Jahns "Knockin' on Heaven's Door". Schmids Film hätte eine Antwort auf die Hollywood-Jugendkonfektion à la "American Pie" wie auf den heimischen Schwachsinn der Marke "Flashback - Mörderische Ferien" werden können. Stattdessen wird man "Crazy" zu den Kleinigkeiten ablegen müssen, die der Film einfangen will. Vielleicht liegt das daran, dass Hans-Christian Schmid keine sechzehn mehr ist. Oder daran, dass es nicht genügt, eine Geschichte zu erzählen, an der nur die Jungs und Mädels vor der Kamera ihren Spaß haben.
ANDREAS KILB
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Crazy": Hans-Christian Schmids Film nach dem Roman aus dem Schülerleben von Benjamin Lebert
Vielleicht muss man sechzehn sein, um diesen Film ganz verstehen zu können. So wie Oona Devi Liebich, die eine der Hauptrollen in "Crazy" spielt und vom Set berichtet, es habe "unheimlich Spaß" gemacht, vor der Kamera zu stehen: "Für Tage und Wochen war man in einer eigenen Welt." Oder wie der kleine Willy Rachow alias Florian, den im Film alle "Mädchen" nennen: "Das war ein echtes Abenteuer für mich. Ich war für mich selbst verantwortlich und wurde wie ein Erwachsener behandelt. Ich hatte sogar ein eigenes Hotelzimmer."
Wenn der Sinn des Filmedrehens darin bestünde, möglichst alle Mitwirkenden glücklich zu machen, dann wäre Hans-Christian Schmids "Crazy" ein Meisterwerk des Kinos. Sogar vom Verfasser der Buchvorlage ist, ganz gegen die Gewohnheit verfilmter Autoren, nur Lobendes zu hören: "Es war Wahnsinn, nur positive Gefühle", erinnert sich Benjamin Lebert an die erste Vorführung des fertigen Films. "Ich kann nicht so in der Öffentlichkeit weinen, aber da wollte ich Gott und die Welt umarmen."
Benjamin Lebert war sechzehn, als er "Crazy" schrieb. Er hatte wieder einmal die Schule verlassen, ein Praktikum beim Jugendmagazin der "Süddeutschen Zeitung" gemacht und sich auf Bitten einer Lektorin hingesetzt, um seine Notizen aus dem Schülerleben zu einem Buch auszubauen. Lebert, der seit seiner Geburt halbseitig gelähmt ist, schrieb über die tägliche Mühsal mit seinem Körper, über Mädchen, in die er verliebt, und Jungen, mit denen er befreundet war, über den Horror der Schulstunden in einem oberbayerischen Internat und das Abenteuer eines Ausflugs nach Rosenheim, über Bettnässer und Mutproben, Onanie und Eifersucht und sein erstes sexuelles Erlebnis. Bis jetzt wurden Leberts Aufzeichnungen mehr als zweihunderttausendmal verkauft.
"Crazy" ist, einigen literarischen Verbrämungen zum Trotz, kein Roman, sondern das Tagebuch einer Pubertät in den späten neunziger Jahren. Im Jahrzehnt von Tschernobyl, als private Bekenntnisse ohne apokalyptisches Pathos noch für unschicklich galten, hätte ein solcher Bericht kaum Aufsehen erregt. Doch MTV, Viva, "Marienhof", "Bravo TV", "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" und die Kolonnen der Love Parade haben den Weg für Benjamin Lebert geebnet. Drei Monate lang, zwischen Februar und Mai 1999, war Lebert ein Popstar der Literatur. Inzwischen, heißt es, schreibe er an seinem zweiten Buch.
Im März 1999 kaufte die Münchner Produktionsfirma Claussen und Wöbke die Rechte an "Crazy", und der Regisseur Hans-Christian Schmid verfasste zusammen mit seinem Kollegen Michael Gutmann ein Skript. Die Welle, auf der das Buch tanzte, sollte auch den Film ins Kino tragen. Auf deutschen Schulhöfen und in Jugendzeitschriften wurde nach Darstellern für "Crazy" gesucht. Im Juni begannen die Dreharbeiten im Internat Neubeuern. Bei den Proben in München hatte sich Schmid zunächst gewundert, dass die jugendlichen Darsteller, statt mit ihm ihre Rollen zu besprechen, lieber Gokart fahren wollten. Doch dann fand er sich damit ab, "dass das vielleicht die bessere Art war, sich auf diesen Film vorzubereiten".
Man muss so umständlich über die Entstehung von Hans-Christian Schmids "Crazy" berichten, denn bei diesem Film reicht bloß Zugucken ausnahmsweise nicht aus. "Crazy" ist ein Nichts, aber ein viel sagendes. Zum Beispiel sagt es viel über den Stand der Dinge im deutschen Kino. Es spricht von der Sehnsucht der deutschen Filmproduzenten, aktuell und schnell reagieren zu können auf das, was den Markt bewegt - wie das Fernsehen, das aus den Erfolgsromanen von heute die TV-Movies von morgen macht. Es erzählt von der Lust deutscher Filmregisseure an jugendlichen Gesichtern und Geschichten, vom Wunsch der Vierzigjährigen, wieder sechzehn zu sein. Und es zeigt, was aus der Lust, der Sehnsucht und den Wünschen geworden ist, wenn die Szenen geschnitten, die Töne gemischt sind und die Leinwand sich auftut: das große Schweigen.
Schweigend beginnt der Film, mit Blicken aus einem Autofenster auf die Straßen Münchens, auf Autobahnen, Landstraßen und zuletzt ein Schloss auf hohem Hügel. Ein dunkler Saab hält vor dem Tor und entlässt Benjamin (Robert Stadlober) ins Internatsleben. "Du schaffst es, Benni", sagt die Mutter (Dagmar Manzel) und streichelt ihren Sohn. Dann fährt sie davon. Doch die Kamera streichelt weiter.
Die Kamera streichelt jeden in diesem Film, denn sie hat sie alle sehr lieb: den neunmalklugen Janosch (Tom Schilling), mit dem unser Held ein Zimmer teilt, die dunkeläugige Malen (Oona Devi Liebich), nach der er sich eine Zeit lang verzehrt, bis er mit Marie (Julia Hummer) sein erstes sexuelles Erlebnis hat, den schweigsamen Troy (Can Taylanlar), den dicken Kugli (Christoph Ortmann) und all die anderen Bewohner des Hauses auf dem Hügel. Nur den Mathematiklehrer Falckenstein (Jörg Gudzuhn) mag die Kamera nicht, denn der Mann lebt mit Standuhr und Strukturtapete noch tief in den sechziger Jahren.
Die Vertreter des Lehrkörpers wirken in "Crazy" so blutleer, als hätte sie die Internatsleitung auf Haferbreidiät gesetzt. Auch die besorgten Eltern, sonst zuverlässige Antagonisten in Schülergeschichten, sind zu sehr mit ihren eigenen Beziehungskrisen beschäftigt, um Bennis Pubertät ernsthaft stören zu können. Reich sind im Edelweißgetto über dem Tal sowieso alle; wenn freitags die Altvorderen vorfahren, um den Nachwuchs ins Wochenende zu holen, gibt es eine Parade der obersten Limousinenklasse. Bleibt als Problem das Leben selbst. Erste Unterabteilung: die Frauen. "Dass Mädchen nicht irdisch sind", wusste vor Lebert schon Rilke, nur führte es bei diesem zu gut gereimten Versen, während die Besatzung von "Crazy" bloß nach Rosenheim fährt, um in einer Nachtbar ein paar abgestiegenen Göttinnen ans Mieder zu fassen. Oder man trifft sich zum "Keks-Wichsen" auf grüner Wiese. Nebenan klappert die Mühle am rauschenden Bach. Das alles ist hübsch fotografiert, etwa in der Art einer frühen "Derrick"-Folge; man fragt sich nur, ob eine deutsche Jugend im Jahr 2000 wirklich schon so alt aussehen muss.
Problem Leben, zweiter Hauptteil: die Freunde. Hier hat Leberts Buch seine Höhepunkte, und auch der Regisseur Schmid müht sich redlich, die Geschehnisse zwischen Benni, Janosch, Troy, Kugli, Florian und dem Dünnen Felix dramaturgisch anzuheizen. Aber es passiert ja nichts. Kein Klassenkampf, kein Liebesstreit, kein Duell, keine Rebellion: alles im Lot auf dem Wohlstandsboot. Nichts da von "Betragen: Ungenügend". Kein mörderischer Sommer, kein Tee im Harem des Archimedes. Sie küssten und sie schlugen ihn nicht. "Unter deutschen Dächern" heißen solche Sendungen, wenn sie im Fernsehen laufen.
Doch auch diese Handlungsarmut wäre kein Beinbruch, denn wer nichts tut, kann ja noch träumen. Der Film "Crazy" aber träumt nicht. Wo Leberts Buch wenigstens manchmal anläuft zum Abheben, bleibt Schmid ganz onkelhaft auf dem Boden des Internats. Am deutlichsten wird das in der Szene des "ersten Mals", die bei Lebert eine Art Verbaldelirium ist, halb Albtraum, halb Elysium. Schmid, der die Kamera wie fest geschraubt auf das Gesicht seines Schauspielers Stadlober hält, nimmt nichts von den Phantasien wahr, die diesen Augenblick bewegen. So ist der Film gerade da von einer trostlosen Wörtlichkeit, wo es allein auf Atmosphäre, Klang und Betonung ankäme. Er spricht die Sprache der Lehrer, nicht den Dialekt der Sechzehnjährigen.
Man müsste sich über "Crazy" nicht so aufregen, wäre Schmid nicht einer der begabtesten Regisseure des jungen deutschen Films und Leberts Buch nicht ein so zwingender Stoff. Von jeher hat das Kino mit solchen Geschichten das Lebensgefühl der Generationen ausgedrückt, bei Vigo, Truffaut, Nicholas Ray, Hopper, in Deutschland zuletzt mit Thomas Jahns "Knockin' on Heaven's Door". Schmids Film hätte eine Antwort auf die Hollywood-Jugendkonfektion à la "American Pie" wie auf den heimischen Schwachsinn der Marke "Flashback - Mörderische Ferien" werden können. Stattdessen wird man "Crazy" zu den Kleinigkeiten ablegen müssen, die der Film einfangen will. Vielleicht liegt das daran, dass Hans-Christian Schmid keine sechzehn mehr ist. Oder daran, dass es nicht genügt, eine Geschichte zu erzählen, an der nur die Jungs und Mädels vor der Kamera ihren Spaß haben.
ANDREAS KILB
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