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Mary Reilly (Julia Roberts) ist Dr. Jekylls (John Malkovich) treu ergebenes Hausmädchen. Nach einer Kindheit voller Quälereien durch ihren brutalen Vater glaubt sie, in Dr. Jekylls Haushalt eine sichere Zuflucht gefunden zu haben. Doch als ihr Wohltäter einen gewissen Mr. Hyde als Assistenten aufnimmt, ziehen schreckliche Ereignisse einen immer engeren Kreis um Mary. Sie ahnt die wahre Identität des brutalen und bösartigen Mr. Hyde, kann aber ihren Dienstherrn nicht an die Polizei verraten...
Bonusmaterial
- Kinotrailer - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Interviews
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Produktbeschreibung
Mary Reilly (Julia Roberts) ist Dr. Jekylls (John Malkovich) treu ergebenes Hausmädchen. Nach einer Kindheit voller Quälereien durch ihren brutalen Vater glaubt sie, in Dr. Jekylls Haushalt eine sichere Zuflucht gefunden zu haben. Doch als ihr Wohltäter einen gewissen Mr. Hyde als Assistenten aufnimmt, ziehen schreckliche Ereignisse einen immer engeren Kreis um Mary. Sie ahnt die wahre Identität des brutalen und bösartigen Mr. Hyde, kann aber ihren Dienstherrn nicht an die Polizei verraten...

Bonusmaterial

- Kinotrailer - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Interviews
Autorenporträt
Robert Louis Stevenson, geboren 1850 in Edinburgh, schrieb unter anderem Reiseerzählungen, Abenteuerromane und Lyrik. Stevenson starb im Alter von 44 Jahren auf der Südseeinsel Samoa.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.04.1996

Angst-Räume für Albträume
Das Jekyll-Hyde-Motiv in veränderter Kinoperspektive: "Mary Reilly" von Stephen Frears

Fahles Zwielicht, Nebel, eine Vorliebe für die Farbe Schwarz: die Kulisse der Schauerromantik. Enge Straßen, hohe Zimmerdecken, ein Hang zur Vertikalen: Stephen Frears schafft in seiner Dr. Jekyll-und-Mr.-Hyde-Adaption "Mary Reilly" Angst-Räume für Albträume. Verschwenderisch wabert Düsterkeitspathos, aber in ästhetischer Konsequenz. Der Film, bei der Berlinale im Wettbewerb (F.A.Z. vom 26. Februar), ist ganz Atmosphäre, grotesk überladen mit Gruseldetails, großzügig, vielleicht zu großzügig ausgestattet. George Fentons Musik tut ein übriges; schmelzend verbindet sie den ohnehin dicht gewobenen Bilderteppich. Christopher Hampton, der Autor so dialogfunkelnder Filme wie "Gefährliche Liebschaften" und "Carrington", hat das Drehbuch geschrieben. Doch wird in "Mary Reilly" auffallend wenig gesprochen. Es gibt Anklänge an den stummen Geist der Kinofrühzeit, erzählt wird vor allem in Bildern.

Die Kamera folgt den dunkelgekleideten Filmgestalten zahllose Treppen hinauf und herunter, in finstere Verschläge, in Bordellzimmer mit blutigen Laken, eine Küche, in der ein noch zuckender Aal gehäutet wird, in einen Schlachthof, an den Rand eines Seziertisches. Sie folgt Dr. Jekyll in sein großes trauriges Schlafzimmer und seinem Hausmädchen Mary Reilly in ihr ärmliches. Dr. Jekyll liebt Mary Reilly, kann es aber nicht zeigen. Sie ist zugleich Gegenstand seiner Begierde und eine zaghafte Hoffnung auf seelische Genesung, denn das Zerstörerische seines Wesens ist ihm bewußt. Er saugt die Erzählungen ihrer grausamen Kindheit in sich auf, wittert Wesensverwandtschaften, spielt den mephistophelischen Analytiker und wird selbst Gegenstand ihrer Lust- und Albträume. Gut und Böse in den Figuren selbst und zwischen ihnen durchdringen sich. Gut und Böse sind voneinander fasziniert und nehmen den Kampf auf. Es ist eine sinistre Romanze.

Oft betrachtet der Film Menschen durch Fenster, durch Türen, manchmal Türspalte nur: jeden in seinem eigenen kleinen Gefängnis. Er zeigt sie im Kerker der gesellschaftlichen Zwänge, der unterdrückten Sexualität, der abgeschnürten Gefühle überhaupt. All das wird nicht angedeutet, es wird übertrieben. "Mary Reilly" strotzt von Metaphern und Symbolen, die schnell durchsichtig sind, vielfältige Zeichen der Angst. Nichts Hintergründiges wird versucht, alles wird ausgestellt, das Innerste höchst anschaulich nach außen gekehrt, direkt und scheinbar naiv.

Es ist, als ob man eine Erwachsenengeschichte mit Kinderaugen sähe. Tatsächlich mag Frears an dergleichen gedacht haben. Seine Dr.-Jekyll-Version basiert nicht mehr auf der Erzählung von Robert Louis Stevenson, sondern auf einem Roman von Valerie Martin, die den Klassiker neu faßt. Die unterschiedlichen Erzählerstimmen der Stevenson-Vorlage werden gebündelt; aus der Sicht nur noch einer Figur wird die Geschichte wiedergegeben, verändert, weitergesponnen. Es ist nicht mehr die Perspektive der gebildeten Stevenson-Chronisten; es ist die einer Gestalt, die es im Originaltext gar nicht gibt, der Verkörperung von Schlichtheit und Unschuld: eines Dienstmädchens, dessen blasses Gesicht der einzige Lichtfleck in Jekylls dunkler Lasterwelt ist. Auf diesem erzählerischen Standortwechsel beruht die märchenhafte Naivität des Films. Wir sehen Dr. Jekylls Welt mit Mary Reillys Augen, den großen Augen von Julia Roberts.

John Malkovich spielt Dr. Jekyll mit Zurückhaltung; dadurch und durch eine Maske, die ihn als ältlich gehemmten Gelehrten erscheinen läßt, ist er kaum wiederzuerkennen. Die Wandlung zum ruchlosen Mr. Hyde wirkt auf ihn wie auf Faust die Hexenküche. Mit einem Schlag ist er jung und schön, wenngleich er diabolisch hinkt. Hydes Attraktivität ist eine witzige Variante der in vielen Verfilmungen des Stoffes bevorzugten Annahme, daß das Böse immer häßlich sei. Außerdem enthält sie um so nachdrücklicher die Behauptung von der Faszination des Bösen, die zwar banal, deshalb aber nicht weniger wahr ist.

Die Geschichte von der steten Verwandlung des zarten Dr. Jekyll in Mr. Hyde, die Geschichte eines ewigen Versteckspiels, ist auch eine moralische Studie über die Tücken der Heuchelei. Denn zum Schluß kommt es zum Äußersten: Der Tod löst nichts, der Doppelgesichtige stirbt im Geist Dr. Jekylls, aber in der Gestalt des Mr. Hyde. MARION LÖHNDORF

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