Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.2010Parakino
Immer wieder sonntags: "Ninja" mit Shô Kosugi
Isaac Florentine: "Ninja - Revenge Will Rise".
Splendid Entertainment. Englisch, Deutsch, Untertitel. Extras: Making-of.
Ins Kino gehen, am Sonntagnachmittag. 1984 in: "Die Herrschaft der Ninja", 1985 in: "Die 9 Leben der Ninja", 1986 in: "Die 1000 Augen der Ninja". Ins Kino gehen am Sonntagnachmittag, das hieß in Filme gehen mit Shô Kosugi. Er war der König der Ninjas. Der Held einer ganzen Generation. Die ins Kino ging, am Sonntagnachmittag.
Wenn man 2009 ins Kino ging, dann konnte man Shô Kosugi wieder sehen, nicht nur am Sonntagnachmittag. In "Ninja Assassin" spielt er den diabolischen Bad Guy, einen alten Ninja-Meister. Der Film ist produziert von Joel Silver, von Andy und Larry Wachowski. Das heißt mit "Die Herrschaft der Ninja", mit "Die 9 Leben der Ninja", mit "Die 1000 Augen der Ninja" hat er nichts mehr zu tun. Solches "Parakino" kann man heute nur noch finden in Videotheken. Dort gibt es jetzt einen neuen Film zu leihen mit dem schlichten Titel: "Ninja".
"Ninja" kommt nicht ins Kino, nicht einmal am Sonntagnachmittag. Und das, obwohl der Film gedreht ist auf 35 mm und im Cinemascope-Format von 2,35:1. Obwohl er eine Phantasie entwickelt und eine Originalität, wie das Kino sie seit Jahren schon nicht mehr pflegt. Regisseur Isaac Florentine hat bereits viele Filme gedreht, alle für die Videotheken, darunter schöne Western wie "Savate" (1997), wie "Cold Harvest" (1999), wie "The Shepherd" (2008). "Ninja" nun ist sein Meisterstück geworden, eine späte Apotheose des Bewegungsbildes, das heißt die Feier von Bildern der Bewegung in eigener Bewegtheit. Florentine schafft Breitwand-Kompositionen, die fortwährend sich zu kontrahieren scheinen, deren Fließen und Fluten den Blick zum Flanieren bringt. Alle Aufmerksamkeit wendet hier stets dem beiläufigen Detail und dem flüchtigen Moment sich zu, der Fokus liegt immer stärker auf einzelnen Augenblicken als auf der Schlüssigkeit des Ganzen. Die Betonung der Gegenwart schließt die Kluft zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, weil das Einzelbild jede Übersicht bezwingt, die Bildfolgen unberechenbar werden. Das Erzählte ist an den Rand des Bildes gedrängt in diesem Scope-Film, seine Erzählung kreist um ein leeres Zentrum.
Ninjas sind Auftragsmörder, die abstammen aus dem mittelalterlichen Japan. Mitglieder einer Gesellschaft jenseits der Gesellschaft, ausgebildet in geheimer Kampfkunst. Einst konnten auch Amerikaner zum Ninja werden, im Kino, am Sonntagnachmittag. "American Ninja" das war der Titel der Reihe, produziert zwischen den Jahren 1985 und 1990. Die Rolle von Shô Kosugi übernahm Michael Dudikoff, der eine gute Figur machte im olivgrünen Tarnanzug und im schwarzen Ninjadress.
Auch in Florentines Film ist der Held nun wieder ein Amerikaner, Scott Adkins spielt ihn als liebenswürdigen Waisenjungen. Er ist aufgewachsen bei einem japanischen Kampfkunstmeister und verliebt sich in dessen Tochter, damit kommt alles ins Rollen. Missgunst und Neid machen sich breit, es wird eine Geschichte erzählt von Kain und Abel. Statt Psychologie und Plot ist "Ninja" dominiert von Archetypen und Atmosphäre. Alles Äußere steht fürs Innere, den Oberflächen kann man hier blind vertrauen. "Ninja" ist ein Film, der das Gefühl zurückbringt, im Kino zu sein, am Sonntagnachmittag.
IVO RITZTER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Immer wieder sonntags: "Ninja" mit Shô Kosugi
Isaac Florentine: "Ninja - Revenge Will Rise".
Splendid Entertainment. Englisch, Deutsch, Untertitel. Extras: Making-of.
Ins Kino gehen, am Sonntagnachmittag. 1984 in: "Die Herrschaft der Ninja", 1985 in: "Die 9 Leben der Ninja", 1986 in: "Die 1000 Augen der Ninja". Ins Kino gehen am Sonntagnachmittag, das hieß in Filme gehen mit Shô Kosugi. Er war der König der Ninjas. Der Held einer ganzen Generation. Die ins Kino ging, am Sonntagnachmittag.
Wenn man 2009 ins Kino ging, dann konnte man Shô Kosugi wieder sehen, nicht nur am Sonntagnachmittag. In "Ninja Assassin" spielt er den diabolischen Bad Guy, einen alten Ninja-Meister. Der Film ist produziert von Joel Silver, von Andy und Larry Wachowski. Das heißt mit "Die Herrschaft der Ninja", mit "Die 9 Leben der Ninja", mit "Die 1000 Augen der Ninja" hat er nichts mehr zu tun. Solches "Parakino" kann man heute nur noch finden in Videotheken. Dort gibt es jetzt einen neuen Film zu leihen mit dem schlichten Titel: "Ninja".
"Ninja" kommt nicht ins Kino, nicht einmal am Sonntagnachmittag. Und das, obwohl der Film gedreht ist auf 35 mm und im Cinemascope-Format von 2,35:1. Obwohl er eine Phantasie entwickelt und eine Originalität, wie das Kino sie seit Jahren schon nicht mehr pflegt. Regisseur Isaac Florentine hat bereits viele Filme gedreht, alle für die Videotheken, darunter schöne Western wie "Savate" (1997), wie "Cold Harvest" (1999), wie "The Shepherd" (2008). "Ninja" nun ist sein Meisterstück geworden, eine späte Apotheose des Bewegungsbildes, das heißt die Feier von Bildern der Bewegung in eigener Bewegtheit. Florentine schafft Breitwand-Kompositionen, die fortwährend sich zu kontrahieren scheinen, deren Fließen und Fluten den Blick zum Flanieren bringt. Alle Aufmerksamkeit wendet hier stets dem beiläufigen Detail und dem flüchtigen Moment sich zu, der Fokus liegt immer stärker auf einzelnen Augenblicken als auf der Schlüssigkeit des Ganzen. Die Betonung der Gegenwart schließt die Kluft zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, weil das Einzelbild jede Übersicht bezwingt, die Bildfolgen unberechenbar werden. Das Erzählte ist an den Rand des Bildes gedrängt in diesem Scope-Film, seine Erzählung kreist um ein leeres Zentrum.
Ninjas sind Auftragsmörder, die abstammen aus dem mittelalterlichen Japan. Mitglieder einer Gesellschaft jenseits der Gesellschaft, ausgebildet in geheimer Kampfkunst. Einst konnten auch Amerikaner zum Ninja werden, im Kino, am Sonntagnachmittag. "American Ninja" das war der Titel der Reihe, produziert zwischen den Jahren 1985 und 1990. Die Rolle von Shô Kosugi übernahm Michael Dudikoff, der eine gute Figur machte im olivgrünen Tarnanzug und im schwarzen Ninjadress.
Auch in Florentines Film ist der Held nun wieder ein Amerikaner, Scott Adkins spielt ihn als liebenswürdigen Waisenjungen. Er ist aufgewachsen bei einem japanischen Kampfkunstmeister und verliebt sich in dessen Tochter, damit kommt alles ins Rollen. Missgunst und Neid machen sich breit, es wird eine Geschichte erzählt von Kain und Abel. Statt Psychologie und Plot ist "Ninja" dominiert von Archetypen und Atmosphäre. Alles Äußere steht fürs Innere, den Oberflächen kann man hier blind vertrauen. "Ninja" ist ein Film, der das Gefühl zurückbringt, im Kino zu sein, am Sonntagnachmittag.
IVO RITZTER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main