Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 14,90 €
  • DVD

In der sich gerade im Aufbau befindlichen Stadt Presbyterian Church im Nordwesten Amerikas kommt mit John McCabe ein Fremder daher, um eine geschäftliche Existenz zu gründen. Die vorwiegend von Minenarbeitern besiedelte Kleinstadt bietet für ihn eine ideale Basis für ein florierendes Geschäft mit Pokerspielen, Drinks und Prostitution. Als eines Tages die charismatische Hure Constance Miller in der Stadt auftaucht, bietet sie McCabe an, sein Gewerbe mit der Prostitution auszuweiten; ein größeres, professionelleres und anziehendes Bordell zu errichten. Er willigt ein und gewährt ihr fortan einen…mehr

  • Anzahl: 1 DVD
Produktbeschreibung
In der sich gerade im Aufbau befindlichen Stadt Presbyterian Church im Nordwesten Amerikas kommt mit John McCabe ein Fremder daher, um eine geschäftliche Existenz zu gründen. Die vorwiegend von Minenarbeitern besiedelte Kleinstadt bietet für ihn eine ideale Basis für ein florierendes Geschäft mit Pokerspielen, Drinks und Prostitution. Als eines Tages die charismatische Hure Constance Miller in der Stadt auftaucht, bietet sie McCabe an, sein Gewerbe mit der Prostitution auszuweiten; ein größeres, professionelleres und anziehendes Bordell zu errichten. Er willigt ein und gewährt ihr fortan einen Anteil an seinen Einnahmen. Als jedoch zwei Geschäftsleute im Auftrag eines großen Firma McCabes gesamtes Unternehmen aufkaufen wollen, hat dessen Ablehnung gravierende Konsequenzen.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2006

Schmutzige Geschäfte in Staub und Schnee
Wie Robert Altman den Wilden Westen bändigte

"McCabe & Mrs. Miller", "Buffalo Bill und die Indianer".

Warner. 116 Minuten. Untertitel, Audiokommentar von Altman und Produzent David Foster.

Kinowelt. 118 Minuten. Keine Extras.

Geschichte, so zeigt es Robert Altman in seinen Western, ist nichts anderes als fehlender Respekt vor den Toten. Es sind in Amerika immer die Sieger gewesen, die bestimmen durften, welches Bild das Land von sich zeichnet.

Was Robert Altman auszeichnete, illustriert vielleicht am schönsten eine Anekdote, die er im Audiokommentar zu seinem Western "McCabe & Mrs. Miller" erzählt. Als er vor Drehbeginn die Entwürfe der Kostümabteilung ansah, stellte er fest, daß alle Männer Cowboyhüte tragen sollten, wie man das eben aus Western kennt. Das wolle er nicht, sagte Altman, das sei unrealistisch. Wieso, wurde zurückgefragt, auf den Fotos von damals trügen die Leute auch solche Hüte. Daraufhin hielt Altman einen Vortrag: Ob sie denn wüßten, wie kostbar damals Fotoplatten gewesen seien? Die habe man unter Garantie nur dann belichtet, wenn es etwas Besonderes zu sehen gab, etwa einen Mann mit so einem prachtvollen Hut. Wenn das damals alltäglich gewesen wäre, dann hätte sich bestimmt niemand die Mühe gemacht, davon ein Foto zu machen. Also tragen die Männer in "McCabe" nun alle möglichen Kopfbedeckungen, und man kann nicht leugnen, daß es sehr zum Eindruck der Authentizität beiträgt. Ganz anders in "Buffalo Bill", in dem es ja gerade darum ging zu zeigen, wie das Bild des Wilden Westens von Anfang an vermarktet wurde. Dort tragen natürlich alle Cowboyhüte.

Die Anekdote zeigt natürlich vor allem, wie sehr Robert Altman den Bildern mißtraute, die sein Land von sich entworfen hatte, selbst noch auf Zeitdokumenten der Goldgräberzeit, wo wahrscheinlich die wenigsten Argwohn gehegt hätten. So wie er den Westen in "McCabe" und "Buffalo Bill" zeigt, ist das nur konsequent. Fotografieren war im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert eine kostspielige Angelegenheit, die sich nur Leute mit Geld leisten konnten. Und weil mit dem Geld immer die Macht einhergeht, sind die Fotografien immer Zeugnisse einer einseitigen Perspektive, die nur einen Westen zeigen wollte, wie er im Buche steht.

In "Buffalo Bill und die Indianer" wird der Mythos des Wilden Westens denn auch mit einer Gnadenlosigkeit zerpflückt, daß er beinahe zur Farce verkommt. Anhand der Figur des eitlen, stets auf seine Wirkung bedachten Buffalo Bill (Paul Newman) kann man in diesem Film der Geschichtsschreibung buchstäblich bei der Arbeit zusehen. Das ist ja immer wieder das verblüffende, daß sich der Westen, noch ehe die letzten Schlachten geschlagen waren, schon als Entertainment selbst vermarktete. Buffalo Bills Wild-west-Show zog um die Welt, sang das Lied vom Heldenmut des weißen Mannes, in dem die Rothaut allenfalls als edler Wilder Platz hatte, der sich am Ende in seine wohlverdiente Vernichtung zu fügen hatte. Geschichte, sagt Sitting Bull in dem Film einmal, sei nichts anderes als fehlender Respekt vor den Toten. So kann man es auch sehen, und 1975, zu Zeiten des Vietnam-Krieges, war das auch die bevorzugte Lesart.

Natürlich war die Erkenntnis, daß der Westen schon damals durch Vertuschung und Legendenbildung an seinem Bild arbeitete, nichts Neues. John Ford hatte schon dreizehn Jahre vorher in "Liberty Valance" davon erzählt, daß im Zweifel die Legende immer den Vorzug vor der Wahrheit erhielt, aber bei Altman ist die Sache vollends zum Show Business verkommen, mit Betonung auf letzterem. Und Burt Lancaster sitzt als Erfinder der Legende im Saloon, eine grandiose Figur, die nicht anders kann, als dauernd Geschichten zu erzählen, und die alle Skrupel mit Alkohol betäubt.

Fünf Jahre vorher war "McCabe & Mrs. Miller" entstanden, den Pauline Kael damals schon als modernen Klassiker bezeichnet hatte. Wenn man den Film heute sieht, begreift man auch schnell, warum: Für den Film gibt es durchaus Vorläufer im Genre, aber nicht wirklich einen Vergleich. Die Art, mit den Augen eines Passanten aufs Treiben in dem Kaff zu blicken, die Hauptfiguren wie zufällig aus dem Geschehen zu picken und sich allen Forderungen der Dramaturgie zu entziehen, war und ist kühn. Warren Beatty spielt einen Glücksritter, der auf Prostitution setzt und die ganze Zeit in seinen Bart murmelt, und Julie Christie ist eine Madame, die ihn dazu bringt, die Sache mit dem Bordell größer aufzuziehen, und sich ansonsten dem Opiumrausch hingibt. Die beiden Stars wirken wie abwesend, und auch wenn Pauline Kael damals ihre natürliche Strahlkraft beschwor, so hat Altman im Kommentar rückblickend doch Zweifel, ob die Chemie zwischen den beiden wirklich funktioniere. Das sei ja oft so, daß sich die private Anziehungskraft nicht auf die Leinwand übersetzen lasse.

Tatsächlich scheint aber auch das nur konsequent. Altmans Politik der Nichteinmischung, die dem Treiben mit der Kamera oft aus großer Ferne zusieht, treibt der Geschichte jede Romantik aus, und es ist auch kein Zufall, daß man sich für sie am meisten dort erwärmen kann, wo die größte Kälte herrscht. Wenn das Dorf langsam zufriert und Warren Beatty im Schneetreiben um sein Leben kämpft, während Julie Christie ahnungslos Opium raucht, ist die emotionale Bindung paradoxerweise am größten.

Wie groß Altmans Einfluß immer noch ist, sieht man schon daran, daß die Westernserie "Deadwood" (F.A.Z. vom 14. November) wie eine Adaption von "McCabe" wirkt. Alles, was die Serie auszeichnet, ist bei Altman auch schon präsent: die Art, wie im Vorübergehen aufs Geschehen zu blicken, das langsame Anwachsen des Städtchens und das Auftauchen von Vorboten des Fortschritts (in dem Fall eine Dampfmaschine) und die Überzeugung, daß der Westen niemals wild und schon gar nicht frei war, weil er von Anfang an eine Spielwiese des Kapitals war, das dort strenge Regeln festlegte und ihre Einhaltung mit größtmöglicher Brutalität durchsetzte. Da sagt es dann schon einiges, daß die Helden mit Prostitution ihr Geld verdienen und dafür aber nicht aus Gründen höherer Moral büßen müssen, sondern weil die Herrschaften der Bergbaugesellschaft in dem lukrativen Gewerbe keine Nebenbuhler wünschen.

Wie Warren Beatty deshalb am Schluß im Schnee verblutet und erfriert, während der Ort seinen Geschäften nachgeht, das ist schon die gnadenloseste Absage an jene Form von Identifikationskino, gegen das Robert Altman sein Leben lang anarbeitete.

MICHAEL ALTHEN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr