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Im Ersten Weltkriegs dient der Tenor Nikolaus Sprink 1914 an der Westfront. Seine Lebens- und Bühnenpartnerin Anna Sörensen besteht darauf, im Truppenlager ein gemeinsames Adventskonzert zu geben. Während des Liedes "Stille Nacht" stimmen von jenseits der Frontlinie die Dudelsäcke der Briten ein. Die Kommandanten der Regimenter aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien einigen sich auf einen spontanen Waffenstillstand bis Weihnachten, doch jedem ist klar, dass die Idylle nicht von Dauer sein kann.
Europa, Dezember 1914. Seit dem Sommer versinkt der Kontinent in einem blutigen Krieg,
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Produktbeschreibung
Im Ersten Weltkriegs dient der Tenor Nikolaus Sprink 1914 an der Westfront. Seine Lebens- und Bühnenpartnerin Anna Sörensen besteht darauf, im Truppenlager ein gemeinsames Adventskonzert zu geben. Während des Liedes "Stille Nacht" stimmen von jenseits der Frontlinie die Dudelsäcke der Briten ein. Die Kommandanten der Regimenter aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien einigen sich auf einen spontanen Waffenstillstand bis Weihnachten, doch jedem ist klar, dass die Idylle nicht von Dauer sein kann.
Europa, Dezember 1914. Seit dem Sommer versinkt der Kontinent in einem blutigen Krieg, einem Krieg, der brutaler und unmenschlicher ist als alle Kriege vor ihm. Im Westen liefern sich Deutsche auf der einen und Briten und Franzosen auf der anderen Seite eine sinnlose Materialschlacht nach der anderen. Geländegewinne beschränken sich auf wenige Meter. An vielen Frontabschnitten ist das Niemandsland zwischen den Schützengräben weniger als zehn Meter breit, und Tag für Tag kommen Tausende ums Leben. Kurz vor Weihnachten liegen sich die feindlichen Truppen bei klirrender Kälte hungrig, verlaust und demoralisiert gegenüber. Am 24. Dezember taucht plötzlich die dänische Sopranistin Anna Sörensen bei den Deutschen auf. Von Kronprinz Wilhelm persönlich hat sie einen Passierschein erwirkt, um am Heiligen Abend gemeinsam mit ihrem Geliebten, dem berühmten Berliner Tenor Nikolaus Sprink, der als einfacher Soldat unter dem strammen Leutnant Horstmayer kämpft, an der Front ein Konzert geben zu können. Kurz nach dem Wiedersehen verlässt Sprink seinen Schützengraben und stimmt mitten im Niemandsland "Stille Nacht" an. Die schottischen Einheiten antworten mit Dudelsackklängen, und auch der französische Lieutenant Audebert sorgt dafür, dass die Waffen seiner Männer schweigen. Nach der Parole "We not shoot, you not shoot" rufen die drei Befehlshaber des Abschnitts einen partiellen Waffenstillstand aus. Im Niemandsland, dort wo sonst niemand auch nur eine Sekunde im Kugelhagel überleben würde, treffen sich französische, britische und deutsche Soldaten mit Weihnachtsbäumen, Champagner, Schokolade und Zigaretten. Sie feiern gemeinsam Weihnachten und spielen sogar Fußball. Ein Wunder mitten in der Hölle des Krieges. Doch der Morgen nach der Heiligen Nacht bringt ein grausames Erwachen...

Bonusmaterial

- Audiokommentar von Regisseur Christian Carion u. Produzent Christophe Rossignon - Making Of Deutsch - Kinotrailer Deutsch - Interviews mit Cast - Deleted Scenes, (Franz. tw. Dt.); dazu gibts einen Audiokommentar von Regisseur und Cast&Crew (Texttafeln mit Filmographien)
Autorenporträt
Daniel Brühls Erfolgsgeschichte begann als Synchron- und Hörspielsprecher beim WDR. Sein Durchbruch als Schauspieler folgte mit dem Kinofilm "Good Bye, Lenin!" (2003).

Benno Fürmann ging mit 19 Jahren nach New York und studierte dort am Lee Strasberg Institute. Nach mehreren TV- und Kinorollen gelang ihm 2000 der Durchbruch mit "Anatomie". Inzwischen wandelt er gekonnt zwischen Mainstream und Arthouse und ist ein beliebter Synchronsprecher. So leiht er dem "gestiefelten Kater" in der Hollywood Blockbuster Reihe Shrek seine Stimme. Er gewann u.a. den "Deutschen Fernsehpreis", den "Bayerischen Filmpreis" und den "Grimme-Preis".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.11.2005

Den Sinn wimmern hören
Feuer einstellen, Kollege kommt gleich: "Merry Christmas"

Um den Wahnsinn des Krieges zeigen zu können, müssen Kriegsfilme Krieg spielen. Deshalb war es mit dem Ehrentitel "Antikriegsfilm" nie weit her. Christian Carions "Merry Christmas" versucht nun das Unmögliche: sich die Hände am Krieg schmutzig zu machen und zugleich sauber zu bleiben. Der Film beginnt mit Aufnahmen von Kindern, die an der Tafel im Klassenzimmer stehen und patriotische Haßgedichte aufsagen. Dann bricht der Erste Weltkrieg aus; im schottischen Hochland melden sich zwei Brüder vom Altar der Dorfkapelle ab zum Einsatz, und in Berlin endet die Vorstellung für den Heldentenor Nikolaus Sprink mit seiner Einberufung.

Die nächste Einstellung spielt schon im Schützengraben: Ein französischer Leutnant treibt seine Soldaten zum Angriff auf die deutschen Linien bei Lens in Flandern. Es folgt die übliche Choreographie aus stürzenden Körpern, Explosionen, Maschinengewehrrattern, Schreien und Stöhnen; danach dann der Rückzug über einen Teppich aus Toten und Sterbenden. Dies ist seit Kubricks "Wegen zum Ruhm" das Kino-Antlitz dieses Krieges. Aber diesmal soll alles ganz anders sein, denn Weihnachten ist nah.

Tatsächlich war die Kriegsweihnacht von 1914 kein Christfest wie andere auch. An der Westfront, besondern im nördlichen Abschnitt zwischen Ypern und Cambrai, wo das britische Expeditionskorps seine Truppen massiert hatte, gab es Verbrüderungen zwischen den Soldaten. In dem vor zwei Jahren erschienenen Buch "Der kleine Frieden im Großen Krieg" von Michael Jürgs, das jetzt als Begleitband zum Film neu herauskommt, ist von spontanen Waffenstillständen die Rede, von Schokoladekuchen, die in die feindlichen Stellungen geworfen werden, Friseuren, die ihre Kunst im Niemandsland ausüben, völkerverbindenden Gesängen und Fußballspielen.

Allerdings fällt auf, daß bei den Friedensfeiern kaum französische Einheiten mittun. Die Franzosen waren an der Marne knapp der Niederlage entronnen, ihr Land zwischen Kanalküste und Vogesen vom Feind besetzt; sie hatten wenig Neigung zum Fraternisieren. Es hat dann auch keine Versöhnungsweihnachten mehr gegeben, nicht zuletzt deshalb, weil die deutschen Angreifer durch den Einsatz von Giftgas im April 1915 den Feldzug endgültig zum Vernichtungskrieg machten. Die britischen Freiwilligen, die mit den Deutschen gesungen hatten, wurden bei Ypern und an der Somme niedergemetzelt; ihre feldgrauen Gegner bluteten in vier weiteren Kriegsjahren aus.

Christian Carion, der in seinem Kinodebüt "Eine Schwalbe macht den Sommer" von der Versöhnung zwischen einer Großstädterin und einem Bergbauern erzählt hat, konnte bei seinem Weltkriegsprojekt auf die weit geöffneten Kassen der europäischen Filmförderer zählen. "Merry Christmas", eine französisch-deutsch-englisch-belgische Produktion, hat nicht weniger als fünfundzwanzig Koproduzenten und Geldgeber, darunter die Filmförderungsanstalt in Berlin und den Sender Sat.1. Früher nannte man so etwas Euro-Pudding, bei Carion müßte man eher von einem Soufflé reden. Denn die Sache dieses Films kocht mächtig hoch, ehe sie mit einem Wimmern in sich zusammenfällt. Aber es ist nicht das Wimmern der Soldaten. Es ist das Wimmern des Sinns.

Jeder mittelmäßige Film strandet an einer mittelmäßigen Idee. Carion hatte die Idee, seine Weihnachtsgeschichte aus der Perspektive der Offiziere zu erzählen. Das hat sich bei Kubrick bewährt, aber nur deshalb, weil es um die Kriegsmaschinerie selbst ging, ihr inhumanes Funktionieren, nicht ihre Zerstörung durch Humanität. In "Merry Christmas" dagegen bestätigt die Geschichte durch die Hierarchie ihres Blicks jene Machtverhältnisse, die sie entthronen will. Der deutsche Kronprinz (Thomas Schmauser) hat ganz recht, daß er die Mundharmonika des Gefreiten Zimmermann mit dem Stiefelabsatz zertritt. Er kann sich auf das Einverständnis seines Regisseurs verlassen, dem der gepflegte Gesang bei Kerzenschein ebenfalls mehr gilt als das Lied des einfachen Soldaten.

Die heilige Weltkriegsnacht beginnt damit, daß der Tenor Sprink (Benno Fürmann) Besuch von seiner Kollegin Anna (Diane Krüger) bekommt. Sie singen erst vor dem Kronprinzen, dann vor den Frontkämpfern, und schließlich kommen auch die Schotten und Franzosen zum Konzert. Benno Fürmann, der mit brennendem Tannenbaum durchs Niemandsland läuft und "Adeste fideles" schmettert, ist ein Kitschbild zum Ausschneiden, ebenso wie Diane Krüger als Schmerzensmadonna im Purpurkleid zwischen den Soldatengräbern.

Der Rest der Story muß Verhandlungsmasse zwischen den beteiligten Förderinstitutionen gewesen sein. Der französische Leutnant hat seine schwangere Frau hinter den feindlichen Linien gelassen, sein deutscher Kollege (Daniel Brühl) eine französische Gattin und ein jüdisches Elternhaus, und der schottische läßt sich von seinem Militärgeistlichen vertreten, der für die Kämpfer eine ökumenische Christmette abhält. Es ist ein Blick ohne Halt und Moral, der diesen Film regiert, ein Inszenierungswille, der ängstlich nach dem politisch Korrekten schielt, statt sich ans menschlich Schlichte zu halten. Daß die feiernden Soldaten im Graben des Gegners Schutz vor dessen Artilleriebombardement suchen, ist so absurd, daß man es schon wieder glauben möchte - nur nicht bei Carion, der den Frontwechsel als Sonntagsspaziergang inszeniert. Und so wie die Guten sind auch die Bösewichte des Films überzeichnet, der schottische Bischof, der gegen die "Hunnen" predigt, der preußische Thronfolger mit seinem Psychopathenblick.

Man müßte diesen Stoff mit Samthandschuhen anfassen, damit er weder in Sentimentalität zerfließt noch zum Heldenepos erstarrt. Christian Carion hat ihn mit dem Klammergriff des Kitschiers gepackt und gebügelt, bis er ins Cinemascope-Format von "Merry Christmas" paßte. Am Ende fahren die deutschen Weihnachtskrieger in versiegelten Waggons zum Strafeinsatz nach Ostpreußen; "Tannenberg" steht auf den Türen. Die dortige Schlacht ist seit drei Monaten vorbei. Aber das ist auch schon egal.

ANDREAS KILB

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