Pazifik, 4. bis 7. Juni 1942: Demokratie und Freiheit stehen auf dem Spiel, als es nach dem Angriff auf Pearl Harbour bei den abgelegenen Midwayinseln zu einem entscheidenden Aufeinandertreffen kommt, bei dem die zahlenmäßig geschwächte US-amerikanische Marine und Luftwaffe allen Widrigkeiten trotzt, um sich einem in jeder Hinsicht überlegenen Gegner zu stellen. Mit Mut, außergewöhnlicher Entschlossenheit und historisch beispielloser Gefechtskunst konfrontieren sie die Kaiserliche Japanische Marine in einer atemberaubenden Luft- und Seeschlacht, die den entscheidenden Wendepunkt des Pazifikkrieges einleiten soll...
Bonusmaterial
Getting it Right: The Making of MIDWAY Hörfilmfassung Audiokommentar Roland EmmerichFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2019Das Zucken des Zufalls
Roland Emmerichs Kriegsfilm "Midway" vergibt seine Chance, das Genre der Seeschlacht wiederzubeleben
Betrachten wir die Sache einfach historisch. Nicht mit dem Blick des Geschichtslehrers, sondern mit dem der Kinogeschichte, in der Roland Emmerichs "Midway" am Ende einer langen Reihe von Filmen steht, die schon 1942 beginnt, im Jahr der Seeschlacht selbst. Damals weilte John Ford auf Einladung der amerikanischen Regierung auf dem Midway-Atoll im Pazifik, und als der japanische Angriff begann, drehte er einige berühmte Einstellungen für eine Dokumentation, die wenige Wochen später in die Kinos kam und im folgenden Jahr einen Oscar gewann. Bei Emmerich wird Ford jetzt von einem Mann namens Geoffrey Blake gespielt, der ein bisschen herumfuchtelt und -brüllt und ansonsten keine weitere Bedeutung hat. Wie das meiste in diesem Film.
Die Überbietungslogik, der fast jede heutige Großproduktion folgt, hat den Erzählrahmen von "Midway" so aufgebläht, dass er auch noch Pearl Harbor, den Doolittle Raid und die Schlacht in der Korallensee umspannt. Für das kriegsentscheidenden Duell eines amerikanischen und eines japanischen Flottenverbands am 4. Juni 1942 steht deshalb nur gut die Hälfte der zweieinviertel Stunden zur Verfügung, die "Midway" dauert. In dieser gedrängten Form geht gerade der Zeitfaktor verloren, der die Schlacht bei Midway einzigartig macht. Denn das eigentliche Geschehen spielte sich an diesem Tag zwischen zehn und halb elf Uhr morgens ab, als drei japanische Flugzeugträger in Flammen aufgingen, weil ihr Befehlshaber sich verrechnet hatte. Der Film hat für das Drama dieser halben Stunde nicht genügend Zeit, weil er sich an zu vielen Fronten verzettelt. Damit vergibt er die beste Chance, hinter seine Vorgänger einen Punkt zu setzen: nicht der gewohnten Kurve von Niederlage und Revanche, sondern dem Zucken des Zufalls zu folgen; den Moment zu zeigen, in dem die Geschichte sich wendet.
Stattdessen die übliche Mischung aus Feuerzauber und Pin-up-Patriotismus: ein Bomberpilot, der Blut hustet, aber trotzdem trifft, ein Nachrichtenoffizier, der immer das Richtige vermutet, ein amerikanischer Admiral (Woody Harrelson), der vor Kampfgeist kaum gehen kann. Und Ehefrauen, die Kaffee kochen und die Kinder ins Bett bringen, wenn Papa mal wieder die Welt retten muss. Das Kino hat mit Midway kein Glück: Schon Jack Smights Film von 1976 wirkte wie ein Abgesang auf die Klassiker des Kriegsfilms. Emmerichs Nachzügler schließt jetzt den Deckel über dem Genre: Die Zukunft gehört dem Gefleuch von Marvel und Disney.
ANDREAS KILB
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Roland Emmerichs Kriegsfilm "Midway" vergibt seine Chance, das Genre der Seeschlacht wiederzubeleben
Betrachten wir die Sache einfach historisch. Nicht mit dem Blick des Geschichtslehrers, sondern mit dem der Kinogeschichte, in der Roland Emmerichs "Midway" am Ende einer langen Reihe von Filmen steht, die schon 1942 beginnt, im Jahr der Seeschlacht selbst. Damals weilte John Ford auf Einladung der amerikanischen Regierung auf dem Midway-Atoll im Pazifik, und als der japanische Angriff begann, drehte er einige berühmte Einstellungen für eine Dokumentation, die wenige Wochen später in die Kinos kam und im folgenden Jahr einen Oscar gewann. Bei Emmerich wird Ford jetzt von einem Mann namens Geoffrey Blake gespielt, der ein bisschen herumfuchtelt und -brüllt und ansonsten keine weitere Bedeutung hat. Wie das meiste in diesem Film.
Die Überbietungslogik, der fast jede heutige Großproduktion folgt, hat den Erzählrahmen von "Midway" so aufgebläht, dass er auch noch Pearl Harbor, den Doolittle Raid und die Schlacht in der Korallensee umspannt. Für das kriegsentscheidenden Duell eines amerikanischen und eines japanischen Flottenverbands am 4. Juni 1942 steht deshalb nur gut die Hälfte der zweieinviertel Stunden zur Verfügung, die "Midway" dauert. In dieser gedrängten Form geht gerade der Zeitfaktor verloren, der die Schlacht bei Midway einzigartig macht. Denn das eigentliche Geschehen spielte sich an diesem Tag zwischen zehn und halb elf Uhr morgens ab, als drei japanische Flugzeugträger in Flammen aufgingen, weil ihr Befehlshaber sich verrechnet hatte. Der Film hat für das Drama dieser halben Stunde nicht genügend Zeit, weil er sich an zu vielen Fronten verzettelt. Damit vergibt er die beste Chance, hinter seine Vorgänger einen Punkt zu setzen: nicht der gewohnten Kurve von Niederlage und Revanche, sondern dem Zucken des Zufalls zu folgen; den Moment zu zeigen, in dem die Geschichte sich wendet.
Stattdessen die übliche Mischung aus Feuerzauber und Pin-up-Patriotismus: ein Bomberpilot, der Blut hustet, aber trotzdem trifft, ein Nachrichtenoffizier, der immer das Richtige vermutet, ein amerikanischer Admiral (Woody Harrelson), der vor Kampfgeist kaum gehen kann. Und Ehefrauen, die Kaffee kochen und die Kinder ins Bett bringen, wenn Papa mal wieder die Welt retten muss. Das Kino hat mit Midway kein Glück: Schon Jack Smights Film von 1976 wirkte wie ein Abgesang auf die Klassiker des Kriegsfilms. Emmerichs Nachzügler schließt jetzt den Deckel über dem Genre: Die Zukunft gehört dem Gefleuch von Marvel und Disney.
ANDREAS KILB
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