Im Washington, D.C., des Jahres 2054 gibt es keine Morde mehr. Die Zukunft ist bekannt und Mörder werden gefasst, bevor sie ihr Verbrechen begehen können. Dafür sorgt Pre-Crime, eine Elite-Einheit der Polizei, die die Visionen der Pre-Cogs, drei Wesen mit hellseherischen Fähigkeiten, auswertet und zur Tat schreitet. Das System ist perfekt. Und John Anderton (TOM CRUISE) ist sein perfekter Chef: Seit einem tragischen Verlust sechs Jahre zuvor widmet er sein Leben mit vollkommener Leidenschaft der Verbrecherjagd. Es gibt keinen Grund für ihn, am System zu zweifeln - bis er in einer Vision selbst als Mörder zu sehen ist. 36 Stunden bleiben ihm bis zu dem Verbrechen. 36 Stunden, um zu beweisen, dass er unschuldig ist ... und das perfekte System fehlbar. Die Flucht kann beginnen.
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Zwei-Mann-Gameplay Koop ist nicht länger ein Spielmodus, es ist ein Spiel. Erlebe Zwei-Mann-Missionen und setze Zwei-Mann-Strategien und Taktiken ein, um dir den ultimativen Zwei-Mann-Vorteil zu verschaffen, dem kein Gegner gewachsen ist. Partner-KI ARMY OF TWO bietet eine intelligente Partner-KI (PKI) die interagiert, sich anpasst, mitarbeitet und von ihrem menschlichen Partner lernt. Die PKI wird auch auf deine Fähigkeiten reagieren und sich deiner Art und Weise zu spielen anpassen, indem sie entweder anführt, dir folgt, Strategien entwickelt oder Befehle entgegennimmt. Sie ist der Traum von einer menschlichen Maschine. Anpassbare Waffen Du kannst dutzende Waffen anpassen und erweitern, und sie online oder offline mit deinem Partner teilen. Dynamische Schauplätze EA Montreals geschützte Technologie, genannt Inerita Engine, ermöglicht realistische Charakter- und Umgebungs-Effekte, einschließlich einer Flüssigkeiten-Dynamik, die sowohl exakte Simulation von Wellen auf dem offenen Meer als auch physikbasierte Animationen darstellen kann. Zeitgemäße Handlung aus den Schlagzeilen ARMY OF TWO wird dich mit einer politisch geladenen Handlung fesseln, mit Fokus auf den Auswirkungen und ethischen Fragen hinsichtlich Privater Militär-Unternehmen. Online-Gameplay ARMY OF TWO definiert das Zwei-Mann-Online-Gameplay neu. Wechsle übergangslos von der PKI zu menschlichen Mitspielern, während du dir deinen Weg bahnst.Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.12.2016Sehen heißt nicht glauben
Steven Spielbergs Welt ist voller Wunder. Er glaubt, was er uns erzählt - dass am Ende alles gut ausgehen wird und das Kino dabei helfen kann. Nur in einem Film zweifelt er an der Wahrheit der eigenen Bilder. Ein Wiedersehen mit "Minority Report" aus Anlass von Spielbergs Siebzigstem.
Er kennt jeden Trick, und mit manchen Geschichten (wie kürzlich dem "BFG") wartet er, bis die Technik so weit ist, wie er sie haben will. In seinen besten Filmen aber benutzt er die Technik und die Tricks, die er besser kennt als jeder andere, für Altmodisches: fürs Erzählen von lebensechten Figuren und davon, was ihnen zustößt und wie sie damit klarkommen. Er spielt mit ihren und mit unseren Gefühlen und entlässt niemanden ohne die Versicherung aus dem Kino zurück in die Welt, dass die Sache (was auch immer sie sei) gut ausgehen wird. Bei den historischen Stoffen, denen er sich widmet, ist Zweifel angebracht. Aber überzeugend ist er in seinem Versöhnungsgestus, der aufs letztlich Gute zielt, wenn die Geschichten und Figuren erfunden sind. Und am allerüberzeugendsten ist er, wenn jemand anderes als er selbst der Erfinder dieser Geschichten ist. Philip K. Dick zum Beispiel.
Von wem sprechen wir, wenn wir von Steven Spielberg sprechen? Er ist unfassbar reich. Gibt davon reichlich ab. Seine Filme sind meistens riesige Erfolge, nur manchmal große Flops. Fraglos ist er eine der einflussreichsten Persönlichkeiten rund ums Kino, wie es auf der Internet Movie Database steht, bevor die Liste seiner Werke folgt: 160 als Produzent, 56 als Regisseur, 22 als Autor und am Ende 444 Filmauftritte als "er selbst". Mit dem "Weißen Hai" hat er 1975 das Blockbuster-Kino erfunden, mit den Filmen um "Indiana Jones" und "Jurassic Park" früh (seit 1981 beziehungsweise 1993) immens erfolgreiche Franchises geschaffen. Er hat sich historischer Katastrophen und Verbrechen angenommen - "Schindlers Liste", "Amistad", "München", "Saving Private Ryan" -, hat den Kinderfilm neu definiert (für alle anderen der beste: "E.T.") und mehr als eine Handvoll zwar trickreicher, aber unerträglicher Schmachtfetzen gedreht, darunter "The Color Purple" und "War Horse". Auf den Bestenlisten internationaler Kritiker, die regelmäßig veröffentlicht werden, taucht sein Name selten auf.
Ist er, der einflussreiche, trotzdem ein großer Filmemacher? Erfolg ist ja nur dies, kommerzieller Erfolg eben, und in den Blockbustern sieht man häufig vor allem, wie reibungslos die große Hollywood-Maschinerie immer noch läuft, wenn man sie auf dem Niveau zeitgenössischer Technik zu bedienen weiß. Was Spielberg aber als Filmemacher darüber hinaus auszeichnet, das lässt sich zum Beispiel an "Minority Report" sehen, einem Film von 2002, der damals zwar gefeiert wurde, aber nicht annähernd so laut, wie er es verdient gehabt hätte. Wenn von Spielbergs Einfluss, seinem Werk, seiner Statur die Rede ist, wird er meistens übergangen. Gerade heute, da die Welt auf die "Größe eines Überwachungssystems" zusammenzuschnurren scheint, wie es der gleichaltrige Oliver Stone im Gespräch kürzlich nannte, lohnt ein zweiter Blick. Gerade heute, da das Bewusstsein für die Geschichte des Kinos, dafür, was bisher geschah, zu schwinden droht, lohnt auch ein dritter.
Sehr lose angelehnt an eine Kurzgeschichte gleichen Titels von Philip K. Dick, erzählt "Minority Report" letztlich von einer Bürointrige im Jahr 2054. Erfolg macht neidisch, so sieht es erst einmal aus. Weil ein Früherkennungssystem der Polizei, genannt "pre-crime", mit Hilfe von hochempfindlichen Wesen, die ihre Sensoren in die Zukunft strecken können und deshalb sehr schlecht träumen, Verbrechen erkennt, bevor sie überhaupt begangen werden, ist seit Jahren in Washington kein Mord geschehen. "Pre-cogs" heißen diese bedauernswerten Wesen, die voll verkabelt in Becken mit mineralstoffreichem Wasser vegetieren, während ihre Hirnregungen aufgezeichnet werden. Drei sind es, Unfallopfer anderer wissenschaftlicher Experimente. Meistens sind sie einer Meinung. Manchmal nicht. Dann wird die Minderheitenmeinung aufgezeichnet und abgelegt. Das ist die Ausgangslage.
Nun soll "pre-crime" nach der erfolgreichen lokalen Versuchsphase landesweit eingesetzt werden. Zuvor aber soll ein Regierungsbeamter prüfen, ob das Verfahren tatsächlich solch märchenhafte Ergebnisse zeitigt und zu welchem Preis. Will der Mann vom FBI den Job des Precrime-Chefs John Anderton, den Tom Cruise in einer seiner besten Rollen spielt? Was hat es mit dem Erfinder des Ganzen auf sich, der so heißt wie der Autor von "A Clockwork Orange" und in Dicks Geschichte gar nicht vorkommt? Wie kann es sein, dass die "Pre-cogs" vorhersagen, John Anderton sei der nächste potentielle Mörder, der weggesperrt werden muss, bevor er seinen Mord begehen kann?
Näher als mit "Minority Report" ist Spielberg einem Noir-Thriller nie gekommen, und so sehen wir Spuren des berühmtesten Noir im Science-Fiction-Kino, Ridley Scotts "Blade Runner", fast wie ein Wasserzeichen hinter den Bildern. Spielbergs Welt ist nicht ganz so düster wie die von Scott.
In der Art, wie sie organisiert ist, den horizontalen und vertikalen Straßen etwa, scheint noch Verspieltheit möglich, auch wenn Überwachungskameras über allem schweben und selbst die Gedanken, die noch nicht gedacht wurden, ausspioniert werden. Aber Washington in seiner Mischung aus sehr hohen Wolkenkratzern, Denkmälern und Einfamilienhäusern aus dem neunzehnten Jahrhundert sieht dann doch sehr viel bewohnbarer aus als Los Angeles bei Scott.
Können wir unseren Augen trauen? Unseren Träumen? Den Träumen anderer gar? Spielberg hat zu diesen Fragen in seinen Filmen immer begeistert "ja" gerufen und uns das, was er uns zu sehen gab, so minutiös ausstaffiert, dass wir es glauben mussten. Als Regisseur ist er immer auch ein großer Manipulator. In diesem Film aber sagt er: "nein". "You must see", heißt es immer wieder. Sehen, dass die Bilder lügen. Unsere Augen erliegen Täuschungen. Unsere Träume werden nicht wahr.
Und um uns das zu zeigen, zerlegt Spielberg sozusagen die Filme seiner Vorbilder und ergänzt mit Teilen aus ihnen seine eigene, in ihrem Fundament erschütterte Vision. Von Kubrick nimmt er unter anderem den schwebenden Säugling vom Ende von "2001" und modelliert Samantha Morton nach ihm, die "Pre-cogs", die Anderton aus dem Tank befreit, damit sie ihn Sehen lehrt. Von Hitchcock hat er den Suspense gelernt, mit dem er eine der brillantesten Szenen des Films ausstattet, wenn elektronische Spinnen ein Haus nach Anderton absuchen, der sich in einer Badewanne mit Eiswasser unsichtbar zu machen versucht. Und von Schubert nimmt er die Unvollendete, die achte Symphonie, die immer dann erklingt, wenn Anderton die ungeordneten Traumbilder der "Pre-cogs" auf einem wandgroßen Screen mit ausholenden Armbewegungen zu einer Geschichte aus der Zukunft zusammenfügt. Die dann unter Umständen eben nicht wahr ist.
"Minority Report", dieser Film über das Sehen, der seiner Hauptfigur sogar neue Augen verpasst, damit sie von den allgegenwärtigen Retina-Scannern nicht mehr erkannt wird, ist der Film eines Zweiflers an den Bilderwelten, auch jenen, die er für sein Publikum erfindet. Und doch hat er auch hier, am Ende, nach dem ganzen Desaster, der Düsternis, dem scharfsichtigen Blick in die Zukunft, noch einen guten Ausgang fabriziert. Aber wir glauben ihm das nicht mehr. Das Ende ist eine Fälschung, auch wenn der Regisseur das nicht gewollt hat. Steven Spielberg, der seine eigenen Zweifel nie deutlicher gezeigt hat als in diesem Film, wird am morgigen Sonntag siebzig.
VERENA LUEKEN
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Steven Spielbergs Welt ist voller Wunder. Er glaubt, was er uns erzählt - dass am Ende alles gut ausgehen wird und das Kino dabei helfen kann. Nur in einem Film zweifelt er an der Wahrheit der eigenen Bilder. Ein Wiedersehen mit "Minority Report" aus Anlass von Spielbergs Siebzigstem.
Er kennt jeden Trick, und mit manchen Geschichten (wie kürzlich dem "BFG") wartet er, bis die Technik so weit ist, wie er sie haben will. In seinen besten Filmen aber benutzt er die Technik und die Tricks, die er besser kennt als jeder andere, für Altmodisches: fürs Erzählen von lebensechten Figuren und davon, was ihnen zustößt und wie sie damit klarkommen. Er spielt mit ihren und mit unseren Gefühlen und entlässt niemanden ohne die Versicherung aus dem Kino zurück in die Welt, dass die Sache (was auch immer sie sei) gut ausgehen wird. Bei den historischen Stoffen, denen er sich widmet, ist Zweifel angebracht. Aber überzeugend ist er in seinem Versöhnungsgestus, der aufs letztlich Gute zielt, wenn die Geschichten und Figuren erfunden sind. Und am allerüberzeugendsten ist er, wenn jemand anderes als er selbst der Erfinder dieser Geschichten ist. Philip K. Dick zum Beispiel.
Von wem sprechen wir, wenn wir von Steven Spielberg sprechen? Er ist unfassbar reich. Gibt davon reichlich ab. Seine Filme sind meistens riesige Erfolge, nur manchmal große Flops. Fraglos ist er eine der einflussreichsten Persönlichkeiten rund ums Kino, wie es auf der Internet Movie Database steht, bevor die Liste seiner Werke folgt: 160 als Produzent, 56 als Regisseur, 22 als Autor und am Ende 444 Filmauftritte als "er selbst". Mit dem "Weißen Hai" hat er 1975 das Blockbuster-Kino erfunden, mit den Filmen um "Indiana Jones" und "Jurassic Park" früh (seit 1981 beziehungsweise 1993) immens erfolgreiche Franchises geschaffen. Er hat sich historischer Katastrophen und Verbrechen angenommen - "Schindlers Liste", "Amistad", "München", "Saving Private Ryan" -, hat den Kinderfilm neu definiert (für alle anderen der beste: "E.T.") und mehr als eine Handvoll zwar trickreicher, aber unerträglicher Schmachtfetzen gedreht, darunter "The Color Purple" und "War Horse". Auf den Bestenlisten internationaler Kritiker, die regelmäßig veröffentlicht werden, taucht sein Name selten auf.
Ist er, der einflussreiche, trotzdem ein großer Filmemacher? Erfolg ist ja nur dies, kommerzieller Erfolg eben, und in den Blockbustern sieht man häufig vor allem, wie reibungslos die große Hollywood-Maschinerie immer noch läuft, wenn man sie auf dem Niveau zeitgenössischer Technik zu bedienen weiß. Was Spielberg aber als Filmemacher darüber hinaus auszeichnet, das lässt sich zum Beispiel an "Minority Report" sehen, einem Film von 2002, der damals zwar gefeiert wurde, aber nicht annähernd so laut, wie er es verdient gehabt hätte. Wenn von Spielbergs Einfluss, seinem Werk, seiner Statur die Rede ist, wird er meistens übergangen. Gerade heute, da die Welt auf die "Größe eines Überwachungssystems" zusammenzuschnurren scheint, wie es der gleichaltrige Oliver Stone im Gespräch kürzlich nannte, lohnt ein zweiter Blick. Gerade heute, da das Bewusstsein für die Geschichte des Kinos, dafür, was bisher geschah, zu schwinden droht, lohnt auch ein dritter.
Sehr lose angelehnt an eine Kurzgeschichte gleichen Titels von Philip K. Dick, erzählt "Minority Report" letztlich von einer Bürointrige im Jahr 2054. Erfolg macht neidisch, so sieht es erst einmal aus. Weil ein Früherkennungssystem der Polizei, genannt "pre-crime", mit Hilfe von hochempfindlichen Wesen, die ihre Sensoren in die Zukunft strecken können und deshalb sehr schlecht träumen, Verbrechen erkennt, bevor sie überhaupt begangen werden, ist seit Jahren in Washington kein Mord geschehen. "Pre-cogs" heißen diese bedauernswerten Wesen, die voll verkabelt in Becken mit mineralstoffreichem Wasser vegetieren, während ihre Hirnregungen aufgezeichnet werden. Drei sind es, Unfallopfer anderer wissenschaftlicher Experimente. Meistens sind sie einer Meinung. Manchmal nicht. Dann wird die Minderheitenmeinung aufgezeichnet und abgelegt. Das ist die Ausgangslage.
Nun soll "pre-crime" nach der erfolgreichen lokalen Versuchsphase landesweit eingesetzt werden. Zuvor aber soll ein Regierungsbeamter prüfen, ob das Verfahren tatsächlich solch märchenhafte Ergebnisse zeitigt und zu welchem Preis. Will der Mann vom FBI den Job des Precrime-Chefs John Anderton, den Tom Cruise in einer seiner besten Rollen spielt? Was hat es mit dem Erfinder des Ganzen auf sich, der so heißt wie der Autor von "A Clockwork Orange" und in Dicks Geschichte gar nicht vorkommt? Wie kann es sein, dass die "Pre-cogs" vorhersagen, John Anderton sei der nächste potentielle Mörder, der weggesperrt werden muss, bevor er seinen Mord begehen kann?
Näher als mit "Minority Report" ist Spielberg einem Noir-Thriller nie gekommen, und so sehen wir Spuren des berühmtesten Noir im Science-Fiction-Kino, Ridley Scotts "Blade Runner", fast wie ein Wasserzeichen hinter den Bildern. Spielbergs Welt ist nicht ganz so düster wie die von Scott.
In der Art, wie sie organisiert ist, den horizontalen und vertikalen Straßen etwa, scheint noch Verspieltheit möglich, auch wenn Überwachungskameras über allem schweben und selbst die Gedanken, die noch nicht gedacht wurden, ausspioniert werden. Aber Washington in seiner Mischung aus sehr hohen Wolkenkratzern, Denkmälern und Einfamilienhäusern aus dem neunzehnten Jahrhundert sieht dann doch sehr viel bewohnbarer aus als Los Angeles bei Scott.
Können wir unseren Augen trauen? Unseren Träumen? Den Träumen anderer gar? Spielberg hat zu diesen Fragen in seinen Filmen immer begeistert "ja" gerufen und uns das, was er uns zu sehen gab, so minutiös ausstaffiert, dass wir es glauben mussten. Als Regisseur ist er immer auch ein großer Manipulator. In diesem Film aber sagt er: "nein". "You must see", heißt es immer wieder. Sehen, dass die Bilder lügen. Unsere Augen erliegen Täuschungen. Unsere Träume werden nicht wahr.
Und um uns das zu zeigen, zerlegt Spielberg sozusagen die Filme seiner Vorbilder und ergänzt mit Teilen aus ihnen seine eigene, in ihrem Fundament erschütterte Vision. Von Kubrick nimmt er unter anderem den schwebenden Säugling vom Ende von "2001" und modelliert Samantha Morton nach ihm, die "Pre-cogs", die Anderton aus dem Tank befreit, damit sie ihn Sehen lehrt. Von Hitchcock hat er den Suspense gelernt, mit dem er eine der brillantesten Szenen des Films ausstattet, wenn elektronische Spinnen ein Haus nach Anderton absuchen, der sich in einer Badewanne mit Eiswasser unsichtbar zu machen versucht. Und von Schubert nimmt er die Unvollendete, die achte Symphonie, die immer dann erklingt, wenn Anderton die ungeordneten Traumbilder der "Pre-cogs" auf einem wandgroßen Screen mit ausholenden Armbewegungen zu einer Geschichte aus der Zukunft zusammenfügt. Die dann unter Umständen eben nicht wahr ist.
"Minority Report", dieser Film über das Sehen, der seiner Hauptfigur sogar neue Augen verpasst, damit sie von den allgegenwärtigen Retina-Scannern nicht mehr erkannt wird, ist der Film eines Zweiflers an den Bilderwelten, auch jenen, die er für sein Publikum erfindet. Und doch hat er auch hier, am Ende, nach dem ganzen Desaster, der Düsternis, dem scharfsichtigen Blick in die Zukunft, noch einen guten Ausgang fabriziert. Aber wir glauben ihm das nicht mehr. Das Ende ist eine Fälschung, auch wenn der Regisseur das nicht gewollt hat. Steven Spielberg, der seine eigenen Zweifel nie deutlicher gezeigt hat als in diesem Film, wird am morgigen Sonntag siebzig.
VERENA LUEKEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main