Manche Entscheidungen lassen dich nie mehr los. Mit der Wiederbeschaffung gestohlenen Plutoniums beauftragt, stellt Ethan Hunt (Tom Cruise) das Wohl seines Teams über die Vollendung der Mission, wodurch Nuklearwaffen in die Hände eines tödlichen Netzwerks hochspezialisierter Terroristen gelangen. Um den drohenden atomaren Holocaust zu verhindern, sind Ethan und sein IMF-Team (Simon Pegg, Ving Rhames, Rebecca Ferguson) zur Zusammenarbeit mit dem schonungslos agierenden CIA-Agenten Walker (Henry Cavill) gezwungen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Bonusmaterial
- Das Making of Mission: Impossible Fallout - ein Blick hinter die halsbrecherischen Stunts und die atemberaubenden Locations! - Zusammenschnitt unveröffentlichter Szenen mit Anmerkungen des Regisseurs - Die Musik zur Verfolgungsjagd - Storyboards - und vieles mehr!Frankfurter Allgemeine ZeitungSpione auf der Flucht
Kann es eine andere Hauptfigur neben Tom Cruise geben? Brian De Palma fand 1996 eine eindeutige Antwort.
Was tut man, wenn man eine Fernsehserie über ein gut eingespieltes Team als Kinofilm neu auflegen will, aber das Energiebündel Tom Cruise als Hauptfigur dabeihat? "Das funktioniert nicht, wir müssen alle bis auf ihn umbringen", sagte sich Brian De Palma, als er 1996 die Regie für "Mission: Impossible" übernahm. Damit das Publikum nichts ahnte, denn in der Originalserie, die in Amerika zwischen 1966 und 1973 im Fernsehen lief, starb nie einer der Hauptagenten, besetzte De Palma dieses Team mit großen Namen und schickt es gleich zu Beginn auf schwierige Mission nach Prag. Der Auftrag: Bei einem Empfang in der amerikanischen Botschaft soll eine Liste entwendet werden, die die Identitäten von Undercover-Agenten offenlegt. Jon Voight leitet die Mission und wird auf der Karlsbrücke erschossen. Emilio Estevez verteilt als Technikspezialist der Gruppe erst Brillen mit Kamerafunktion und wird in einem Fahrstuhlschacht zerquetscht. Die britische Charakterdarstellerin Kristin Scott Thomas schleust Agent Ethan Hunt (Tom Cruise) mit Maske durch die Botschaft und stirbt dann am Ufer der Moldau durch Messerstiche im Nebel.
Hunt hält sich für den einzigen Überlebenden. Das denkt auch der Chef der Sicherheitsbehörde, die ihn beauftragt hat, und will ihn als Spitzel festnehmen lassen. Er kann fliehen und macht sich auf die Suche nach dem wahren Maulwurf im System. Das ist der Ursprungsmythos der Film-Reihe "Mission: Impossible", deren siebter Teil in der kommenden Woche in den Kinos anläuft. Ein guter Grund, um den ersten Film noch einmal anzuschauen, man bekommt ihn als DVD-Box-Set mit allen anderen Teilen oder kann ihn auf den gängigen digitalen Plattformen streamen.
Der zweite gute Grund, diesen Filmklassiker wieder zu sehen, liegt in der Zusammenarbeit zwischen De Palma und Cruise. Zu der kam es nach einem Abendessen mit Steven Spielberg. "Spielberg wohnte damals bei mir um die Ecke, und wir trafen uns oft, um einen Film zu schauen und dann darüber zu reden", erzählte Cruise später in einem Interview. An jenem Abend, als Brian De Palma vorbeikam, hatte Cruise mit seiner neuen unabhängigen Produktionsfirma "Cruise/Wagner" sich gerade die Filmrechte an der alten Agentenserie gesichert. Man unterhielt sich angeregt, und Cruise war danach so begeistert, dass er zu Hause das Gesamtwerk des Regisseurs hervorholte und die Nacht damit verbrachte, dessen Filme, von der Stephen-King-Adaption "Carrie" (1976) über die Mafia-Thriller "Scarface" (1983) und "The Untouchables: Die Unbestechlichen" (1987) bis zum Krimi "Dressed to Kill" (1980), noch einmal zu erleben. Nach vierzehn Stunden stand für ihn fest: De Palma muss seinen Agentenfilm übernehmen.
Der sagte auch zu, war das Thema des Spions auf der Flucht doch etwas, das seiner eigenen Obsession mit dem Regiemeister Alfred Hitchcock zupasskam. De Palma nutzt seine filmischen Mittel, um eine Hommage an das Vorbild zu inszenieren. Da ist die kühle Blondine Claire, gespielt von der Französin Emmanuelle Béart, die sich mit Ethan auf die Flucht begibt und ihn in einem doppelten Spiel hintergeht. Da ist die geschickte Kameraführung, die zur Identifizierung der Zuschauer mit Ethan Hunt einlädt, indem sie das Geschehen, etwa beim Botschaftsempfang, komplett aus seiner Perspektive aufnimmt oder bei Verhörsituationen alle anderen Agierenden als mächtige Gestalten von unten aus der Froschperspektive zeigt und, nur wenn der gejagte Agent zu sehen ist, mit ihm auf Augenhöhe bleibt. Und da sind Suspense-Momente, die De Palma durch Wiederholungen markiert. Als Hunt in den gesicherten Computerraum des Geheimdienstes eindringen will, zeigt De Palma beim Erzählen des Einbruchplans Bilder der Sicherheitsmaßnahmen. Da perlt von einem Kaltgetränk auf dem Schreibtisch ein Kondenswassertropfen auf den Boden und löst den Alarm aus. Wenig später, wenn Ethan Hunt sich kopfüber von der Decke des Raums abseilt, wird auf seinem Brillenglas ein Schweißtropfen langsam nach unten kullern. Da wir gesehen haben, was er auslösen könnte, treibt schon der Schweißtropfen allein die Zuschauer die Wände hoch.
Ansonsten wirkt "Mission: Impossible" wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, untergegangen wie der Ostblock, mit dessen Folgen Hunt hier kämpfen muss. Man wird nostalgisch, will sofort dorthin, in dieses Prag, dessen Innenstadt noch nichts von Globalisierung und billigen Modeketten gehört hatte, in den TGV-Schnellzug, in dem noch pralle Trauben und Kaffee in Silberkännchen im Abteil serviert wurden, und in diese Zeit, in der Computer noch Arbeitsgeräte waren und nicht jede freie Minute des Lebens bestimmten. Eine Szene wirkt fast schon prophetisch: Hunt versucht den mutmaßlichen Spitzel in Chatgruppen aufzuspüren. Er muss dafür viele E-Mails schreiben. Am Ende sitzt er bleich und schwitzend mit verkniffenen geröteten Augen vor dem Schreibtisch und sieht fertiger aus als nach jeder Verfolgungsjagd. MARIA WIESNER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kann es eine andere Hauptfigur neben Tom Cruise geben? Brian De Palma fand 1996 eine eindeutige Antwort.
Was tut man, wenn man eine Fernsehserie über ein gut eingespieltes Team als Kinofilm neu auflegen will, aber das Energiebündel Tom Cruise als Hauptfigur dabeihat? "Das funktioniert nicht, wir müssen alle bis auf ihn umbringen", sagte sich Brian De Palma, als er 1996 die Regie für "Mission: Impossible" übernahm. Damit das Publikum nichts ahnte, denn in der Originalserie, die in Amerika zwischen 1966 und 1973 im Fernsehen lief, starb nie einer der Hauptagenten, besetzte De Palma dieses Team mit großen Namen und schickt es gleich zu Beginn auf schwierige Mission nach Prag. Der Auftrag: Bei einem Empfang in der amerikanischen Botschaft soll eine Liste entwendet werden, die die Identitäten von Undercover-Agenten offenlegt. Jon Voight leitet die Mission und wird auf der Karlsbrücke erschossen. Emilio Estevez verteilt als Technikspezialist der Gruppe erst Brillen mit Kamerafunktion und wird in einem Fahrstuhlschacht zerquetscht. Die britische Charakterdarstellerin Kristin Scott Thomas schleust Agent Ethan Hunt (Tom Cruise) mit Maske durch die Botschaft und stirbt dann am Ufer der Moldau durch Messerstiche im Nebel.
Hunt hält sich für den einzigen Überlebenden. Das denkt auch der Chef der Sicherheitsbehörde, die ihn beauftragt hat, und will ihn als Spitzel festnehmen lassen. Er kann fliehen und macht sich auf die Suche nach dem wahren Maulwurf im System. Das ist der Ursprungsmythos der Film-Reihe "Mission: Impossible", deren siebter Teil in der kommenden Woche in den Kinos anläuft. Ein guter Grund, um den ersten Film noch einmal anzuschauen, man bekommt ihn als DVD-Box-Set mit allen anderen Teilen oder kann ihn auf den gängigen digitalen Plattformen streamen.
Der zweite gute Grund, diesen Filmklassiker wieder zu sehen, liegt in der Zusammenarbeit zwischen De Palma und Cruise. Zu der kam es nach einem Abendessen mit Steven Spielberg. "Spielberg wohnte damals bei mir um die Ecke, und wir trafen uns oft, um einen Film zu schauen und dann darüber zu reden", erzählte Cruise später in einem Interview. An jenem Abend, als Brian De Palma vorbeikam, hatte Cruise mit seiner neuen unabhängigen Produktionsfirma "Cruise/Wagner" sich gerade die Filmrechte an der alten Agentenserie gesichert. Man unterhielt sich angeregt, und Cruise war danach so begeistert, dass er zu Hause das Gesamtwerk des Regisseurs hervorholte und die Nacht damit verbrachte, dessen Filme, von der Stephen-King-Adaption "Carrie" (1976) über die Mafia-Thriller "Scarface" (1983) und "The Untouchables: Die Unbestechlichen" (1987) bis zum Krimi "Dressed to Kill" (1980), noch einmal zu erleben. Nach vierzehn Stunden stand für ihn fest: De Palma muss seinen Agentenfilm übernehmen.
Der sagte auch zu, war das Thema des Spions auf der Flucht doch etwas, das seiner eigenen Obsession mit dem Regiemeister Alfred Hitchcock zupasskam. De Palma nutzt seine filmischen Mittel, um eine Hommage an das Vorbild zu inszenieren. Da ist die kühle Blondine Claire, gespielt von der Französin Emmanuelle Béart, die sich mit Ethan auf die Flucht begibt und ihn in einem doppelten Spiel hintergeht. Da ist die geschickte Kameraführung, die zur Identifizierung der Zuschauer mit Ethan Hunt einlädt, indem sie das Geschehen, etwa beim Botschaftsempfang, komplett aus seiner Perspektive aufnimmt oder bei Verhörsituationen alle anderen Agierenden als mächtige Gestalten von unten aus der Froschperspektive zeigt und, nur wenn der gejagte Agent zu sehen ist, mit ihm auf Augenhöhe bleibt. Und da sind Suspense-Momente, die De Palma durch Wiederholungen markiert. Als Hunt in den gesicherten Computerraum des Geheimdienstes eindringen will, zeigt De Palma beim Erzählen des Einbruchplans Bilder der Sicherheitsmaßnahmen. Da perlt von einem Kaltgetränk auf dem Schreibtisch ein Kondenswassertropfen auf den Boden und löst den Alarm aus. Wenig später, wenn Ethan Hunt sich kopfüber von der Decke des Raums abseilt, wird auf seinem Brillenglas ein Schweißtropfen langsam nach unten kullern. Da wir gesehen haben, was er auslösen könnte, treibt schon der Schweißtropfen allein die Zuschauer die Wände hoch.
Ansonsten wirkt "Mission: Impossible" wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, untergegangen wie der Ostblock, mit dessen Folgen Hunt hier kämpfen muss. Man wird nostalgisch, will sofort dorthin, in dieses Prag, dessen Innenstadt noch nichts von Globalisierung und billigen Modeketten gehört hatte, in den TGV-Schnellzug, in dem noch pralle Trauben und Kaffee in Silberkännchen im Abteil serviert wurden, und in diese Zeit, in der Computer noch Arbeitsgeräte waren und nicht jede freie Minute des Lebens bestimmten. Eine Szene wirkt fast schon prophetisch: Hunt versucht den mutmaßlichen Spitzel in Chatgruppen aufzuspüren. Er muss dafür viele E-Mails schreiben. Am Ende sitzt er bleich und schwitzend mit verkniffenen geröteten Augen vor dem Schreibtisch und sieht fertiger aus als nach jeder Verfolgungsjagd. MARIA WIESNER
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