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Die Verfilmung des Bestsellers von Eric-Emmanuel Schmitt ist die märchenhafte Parabel einer ungewöhnlichen Freundschaft. Mit seinen dreizehn Jahre sollte Moses die Welt noch offen stehen. Aber der Junge ist einsam, seine Mutter hat die Familie vor Jahren mit dem älteren Bruder verlassen, und der Vater ist ein mürrischer Kerl, der für seinen Sohn nicht viel übrig hat. Moses geht jeden Tag zum arabischen Lebensmittelhändler um die Ecke einkaufen und verzehrt sich nach den Prostituierten, die das Viertel bevölkern. Eines Tages beschließt Moses, die Initiative zu ergreifen. Er schlachtet sein…mehr

Produktbeschreibung
Die Verfilmung des Bestsellers von Eric-Emmanuel Schmitt ist die märchenhafte Parabel einer ungewöhnlichen Freundschaft.
Mit seinen dreizehn Jahre sollte Moses die Welt noch offen stehen. Aber der Junge ist einsam, seine Mutter hat die Familie vor Jahren mit dem älteren Bruder verlassen, und der Vater ist ein mürrischer Kerl, der für seinen Sohn nicht viel übrig hat. Moses geht jeden Tag zum arabischen Lebensmittelhändler um die Ecke einkaufen und verzehrt sich nach den Prostituierten, die das Viertel bevölkern. Eines Tages beschließt Moses, die Initiative zu ergreifen. Er schlachtet sein Sparschwein, wirft sich in Schale und verwandelt sich in einen charmanten Freier, der bald zum Liebling der Huren der Pigalle wird. Das Geld dafür stammt auch von Monsieur Ibrahim, den Moses regelmäßig beklaut. Aber der Alte nimmt es dem jüdischen Jungen nicht übel und verwickelt ihn beiläufig in Gespräche über das Leben und die Religion. So erfährt Moses, dass Monsieur Ibrahim kein Araber, sondern Türke ist und dass man sich selbst und anderen das Leben erleichtern kann, wenn man öfter lächelt. Zwischen Konservendosen und frischem Gemüse entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft und eine spannende Lektion in der Kunst des Lebens.
Angesiedelt in den sechziger Jahren im Rotlicht-Milieu der Pigalle, bezaubert die Verfilmung des autobiographisch angehauchten Buches von Eric-Emmanuel Schmitt durch seine liebevolle Ausstattung und die beiden Hauptdarsteller. Neben Omar Sharif, für den MONSIEUR IBRAHIM ein mehr als gelungenes Comeback darstellt, überzeugt der Debütant Pierre Boulanger als Moses
Autorenporträt
Eric-Emmanuel Schmitt, geb. im März 1960 in Sainte-Foy-Lès-Lyons, studierte Klavier in Lyon und Philosophie in Paris. Zunächst Lehrbeauftragter für Philosophie an den Universitäten Besançon und Chambéry, begann er Anfang der 90er Jahre als Autor für Theater, Film und Fernsehen zu arbeiten. Seine erste Prosapublikation in deutscher Sprache 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran' begeisterte Hunderttausende von Leserinnen und Lesern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2004

Momo, B. B., blabla, oh, là, là!
Wie nett: François Dupeyrons Film "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran"

Das Problem mit den netten Filmen liegt darin, daß man sie genausolang in Erinnerung behält wie ein nettes Essen. Einen Tag. Oder eine Woche. Vor fünfzehn Jahren gab es einen unendlich netten Film aus Frankreich, "Das Leben ist ein langer ruhiger Fluß", der auch in Deutschland sehr erfolgreich war. Wovon hat er übrigens gehandelt? Und "Die fabelhafte Welt der Amélie", wie lang ist das eigentlich her? Erst drei Jahre? Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, so rasch sind die Bilder verblaßt.

"Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" ist die Verfilmung eines sehr netten Bestsellers von Eric-Emmanuel Schmitt, der im Großdruck gerade hundert Seiten füllt und in einer Stunde bequem durchzulesen ist. Er handelt von einem jüdischen Jungen und einem türkischen Lebensmittelhändler im Paris der sechziger Jahre. Der Alte adoptiert den Jungen, nachdem dessen Vater gestorben ist, nimmt ihn mit auf eine Reise und vererbt ihm seinen Koran und sein Geschäft. Einigen französischen Kritikern ist aufgefallen, daß diese Konstellation frappant an ein anderes, älteres Buch erinnert, Romain Garys Roman "La vie devant soi", der als "Madame Rosa" mit Simone Signoret verfilmt wurde (bei Gary ist der Ladenbesitzer eine pensionierte jüdische Prostituierte, der Junge dafür Mohammedaner). Aber das ficht den Erfolgsautor Schmitt nicht an, und es tut auch dem neuen Film keinen Abbruch. Nettigkeit ist kein geschütztes Warenzeichen.

"Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" beginnt mit dem Blick in ein Pariser Armeleuteviertel. Prostituierte bieten sich den Autofahrern feil, ein hübscher dunkelhaariger Junge (Pierre Boulanger) zerschlägt sein Sparschwein und verliert bei einer üppigen Blondine seine Unschuld. "Als ich elf war, habe ich mein Schwein geschlachtet und bin zu den Dirnen gegangen." So beginnt Schmitts Erzählung, und so ist auch François Dupeyrons Film inszeniert, in knappen, gefälligen, hektischen Bildern einer Handkamera, die den visuellen Gestus von Godards "Außer Atem" zu imitieren versucht und dabei gelegentlich die Hauptfiguren aus dem Blickfeld verliert. Wenn der Film zwischendurch für kurze Zeit zur Ruhe kommt, erkennt man auf der Leinwand Menschen wie auf einem Gemälde von Balthus: das Kind, die Frau, den Kaufmann, den Angestellten, den Autofahrer - Typen aus einer Malerphantasie, mitten im Sprung erstarrt wie die Welt der Rue Bleue ringsum. Die blaue Straße, das klingt gut, und die Mädchen heißen Myriam, Sylvie, Fatou und Eva. Nur das Paris von "Amélie" war noch pariserischer, oder war es der Werbespot neulich für diesen netten französischen Wein?

Die zweite üppige Blondine dieses Films wird von Isabelle Adjani gespielt. Sie lehnt, von einer gaffenden Menge angespornt, an einem Sportwagen, während ein Filmteam jede ihrer Bewegungen registriert. Später kauft sie bei Monsieur Ibrahim, der seinen Blick an ihren Hüften entlangstreichen läßt, eine Flasche Mineralwasser. Es dauert eine Weile, bis man begreift, daß diese Frau Brigitte Bardot sein soll, schon deswegen, weil B. B. ja noch lebt; hätte sie sich nicht selbst verkörpern können? Aber auch das ist eine Eigenart dieses Films: Er schaut auf Lebendes, als wäre es tot. Dennoch wünschte man sich, zwischen dem falschen Filmstar und dem Jungen finge irgend etwas an, eine Liebesgeschichte vielleicht; aber so steht es eben nicht im Buch.

Moses, genannt Momo, ist elf und, jedenfalls im Buch, Sohn eines glücklosen, von Albträumen geplagten Holocaust-Überlebenden. Doch diesen Zahn hat der Film seiner Vorlage gezogen. Bei Dupeyron ist der Vater ein Mucker, gedrückt und verlebt, die Mutter geflohen, und Momo, der den Haushalt schmeißt, läßt sich von Ibrahim Katzenfutter mitgeben, das er dem Alten als Pâté auftischt. Als der Vater, arbeitslos geworden, den Jungen im Stich läßt, ist das kein Schock, sondern eine Befreiung; mit dem Erlös der väterlichen Bibliothek, die er am Seineufer verhökert, bezahlt Momo die Dirnen. Er braucht kein Buch, er hat ja Monsieur Ibrahim. Dessen Sinnsprüche sind von bester Schmittscher Güte, Grand Cru du Lieu Commun: "Was man für sich behält, ist für immer verloren." - "Das Herz des Menschen ist wie ein Vogel in seinem Käfig." Man freut sich tief, als die beiden endlich gemeinsam nach Kappadokien aufbrechen, schon weil der Käfig dadurch größer, die Spruchdichte geringer wird.

Omar Sharif ist Monsieur Ibrahim, und ohne ihn wäre der Film nicht der Rede wert. Aber wenn es so etwas wie die Magie des alternden Kinostars gibt, dann ist sie hier am Werk. Andere Schauspieler hätten sich vermutlich bemüht, ein zu den Weisheiten passendes Gesicht aufzusetzen; Sharif dagegen schaut einfach in die Kamera, und sieh da, er ist Ibrahim. All die Spieler- und Frauengeschichten, die Qualen des Ruhms und der Einsamkeit spiegeln sich ganz von selbst in seinen Zügen, er braucht sie nicht aufzurufen. Daß dieser Mann am Ende einen Autounfall hat, ist die einzige wirklich unglaubhafte Wendung des Films. Sein Leben ist ein langer ruhiger Fluß; warum sollte er sich in der letzten Kurve beeilen?

Und die Blumen des Koran? Sie fallen aus Ibrahims Buch, als Momo, der Erbe, es öffnet, zwei blaue, getrocknete Blüten. Was sie bedeuten sollen, wer weiß. Das Problem mit den netten Filmen ist ja nicht, daß wir nicht verstehen, was sie uns sagen wollen. Sondern daß es nicht darauf ankommt.

ANDREAS KILB

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