Marseilles, 24.02.1815. Nach einer langen Fahrt, bei welcher der Kapitän des Schiffes starb, kehrt der junge Seemann Edmond Dantès als erster Offizier und provisorischer Kapitän der "Pharao" in seinen Heimathafen zurück. Der Reeders Morrel ist glücklich über die sichere Heimkehr und so von Dantès
Fähigkeiten angetan, dass er ihn augenblicklich zum Kapitän befördert. Dantès Leben ist perfekt. Ein…mehrMarseilles, 24.02.1815. Nach einer langen Fahrt, bei welcher der Kapitän des Schiffes starb, kehrt der junge Seemann Edmond Dantès als erster Offizier und provisorischer Kapitän der "Pharao" in seinen Heimathafen zurück. Der Reeders Morrel ist glücklich über die sichere Heimkehr und so von Dantès Fähigkeiten angetan, dass er ihn augenblicklich zum Kapitän befördert. Dantès Leben ist perfekt. Ein super Job, es soll in wenigen Tagen seine große Liebe Mercédès heiraten und das alles, obwohl er gerade mal Anfang 20 ist. So jung und schon ein gemachter Mann, das zieht Neider nach sich, in Edmonds fall gleich drei. Danglars, Zahlmeister an Bord der "Pharao", neidet Edmond seine kometenhafte Karriere. Fernand, Mercédès Cousin, neidet ihm seine Verlobte, die er selbst heiraten möchte. Aus Rache denunzieren sie Dantès beim Staatsanwalt und Edmond wird gefangengenommen und vom stellvertretenden Staatsanwalt Villefort nach Château d’If verfrachtet. Nach 14 Jahre gelingt Edmond die Flucht und er nimmt fürchterlich Rache.
So, oder so ähnlich kennt irgendwie jeder die Geschichte. Kaum einer dürfte den kompletten ca. 1500 Seiten dicken Wälzer gelesen haben, am wenigsten jene, die Filme über ihn drehen. Ich gehöre zu den wenigen, die das Buch kennen, und es ist wirklich faszinieren, auf wie viele Arten man die Geschichte neu verhunzt erzählen kann. Meist kommt dabei eine Art Rachegeschichte heraus, die mal besser oder schlechter ausfällt. Ich habe nie wirklich verstanden, wie dieses Netz der Rache funktioniert, das Dantès spannt, weil ein Film dieses in all seinen Feinheiten einfach nicht widergeben kann und bei jeder Verfilmung irgendwelche Logiklücken entstehen, die es im Buch nicht gibt. Die Verfilmung von 2002 mit Jim Caviezel (kennt man derzeitig eher aus der Serie Person of Interest) als Edmond Dantès macht da leider keine Ausnahme, obwohl, doch, sie macht eine Ausnahme, denn es dürfte die Verfilmung sein, die wohl am wenigsten mit dem Buch zu tun hat, und sich eher unbekanntere Episoden des Buches herauspickt, um diese zu verdrehen.
Es beginnt schon mit den handelnden Personen. Aus Fernand dem Fischer, wird der Sohn eines Grafen. Caderousse wird gestrichen. Aus dem Baron Danglars und dem Zahlmeister werden irgendwie zwei verschiedene Personen (?!). Edmonds Vater erhängt sich und verhungert nicht. Edmond landet auf Elba, um einen Arzt für seinen Kapitän aufzutreiben. Napoleon gibt ihm persönlich einen Brief und Edmond ist, obwohl er Kapitän werden will, Analphabet, das passt vorne und hinten nicht.
Luigi Vampa wird zum Schmuggler (das ist mal neu), und auch neu ist, dass man die Rom Episode in der Verfilmung verwendet. Ab dem letzten Drittel hat der Film mit dem Buch gar nichts mehr zu tun und ist vielleicht daher soweit spannend, weil man eben erahnt, wie das neue Hollywood Happy End sein wird, man sich aber fragt, wie sie da in 20 Restminuten hinkommen wollen. So wirkt der Schluss den auch extrem gehetzt.
So gesehen ist der Film nicht schlecht, denn er ist so weit vom Buch entfernt, dass er fast nichts mehr mit der literarischen Vorlage gemein hat, so dass man sie kaum ärgert, sondern diese neue Geschichte, die irgendwie ein wenig abgekupfert wirkt, aufgrund der schönen Bilder und guten Besetzung genießt.
Was mich jedoch ärgerte sind schlampige Flüchtigkeitsfehler. Die Geschichte spielt in Marseille in Frankreich. Kein Franzose, der was auf sich hält würde und hätte seine Firmenbeschriftung auf Englisch geschrieben. Briefe, die eingeblendet werden, sind auch auf Englisch, statt Französisch und der tote Abe ist so nett, seinen Kerkermeistern, die ihn in den Seesack einwickeln die Hand aus dem Weg zu halten.
Aufgrund der schönen Bilder und Ausstattung durchaus unterhaltsam, auch oder weil der Film mit dem Buch nur noch wenig zu tun hat und eher in den Motiven wildert und sie kreativ neu kombiniert. Der Hollywoodschluss ist peinlich und nervt. Insgesamt aber eine nette Verfilmung.