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Clarissa Dalloway gibt eine ihrer perfekten Parties. Dieses Mal bringt ein Mann, den sie seit 30 Jahren nicht mehr gesehen hat, alles durcheinander. Sein überraschendes Erscheinen läßt Erinnerungen an einen vergangenen Sommer aufleben, als Clarissa zwischen zwei Männern stand. Zweifel über ihre damalige Entscheidung kommen auf.
Bonusmaterial
Making Of Deutscher Kinotrailer Alamonde Film Trailer

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Produktbeschreibung
Clarissa Dalloway gibt eine ihrer perfekten Parties. Dieses Mal bringt ein Mann, den sie seit 30 Jahren nicht mehr gesehen hat, alles durcheinander. Sein überraschendes Erscheinen läßt Erinnerungen an einen vergangenen Sommer aufleben, als Clarissa zwischen zwei Männern stand. Zweifel über ihre damalige Entscheidung kommen auf.

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Making Of Deutscher Kinotrailer Alamonde Film Trailer
Autorenporträt
Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 in London geboren und wuchs im großbürgerlichen Milieu des viktorianischen England auf. Der Tod ihrer Mutter 1895 und ihrer älteren Schwester führte zu einer schweren psychischen Krise, deren Schatten sie nie mehr loslassen sollten. 1912 heiratete sie Leonard Woolf. Zusammen gründeten sie 1917 den Verlag The Hogarth Press. Bereits in jungen Jahren bildete sie gemeinsam mit ihrem Bruder den Mittelpunkt der intellektuellen "Bloomsbury Group". Ihr Haus war eines der Zentren der Künstler und Literaten der Bloomsbury Group. Ihre Romane zählen zu den Meilensteinen moderner Literatur. Zugleich war sie eine der einflußreichsten Essayistinnen ihrer Zeit. Aus Furcht, geistig zu umnachten, nahm sie sich am 28. März 1941 nach einem Bombenangriff das Leben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.1997

Heiraten ist eine Katastrophe
"Mrs. Dalloway": Marleen Gorris wagt triumphal die Verfilmung des Romans von Virginia Woolf

Noch nie hatte sich jemand an eine Verfilmung des Romans "Mrs. Dalloway" von Virginia Woolf gewagt. Diese Inkunabel der literarischen Avantgarde sperrt sich ebenso gegen eine Umsetzung in Bilder wie die großen Bücher ihrer Zeitgenossen Joyce, Kafka oder Proust. Deren Werke indes haben längst den Weg auf die Leinwand gefunden. Dasselbe geschieht nun auch dem Porträt der fünfzigjährigen Clarissa Dalloway, glücklich verheiratet und doch von Erinnerungen an einen früheren Verehrer geplagt, das in seiner hermetischen Verschränkung von assoziativem Gedankenfluß und genauester Beobachtung prinzipiell unverfilmbar schien. Im Rahmen des Möglichen aber ist die Verfilmung von "Mrs. Dalloway" eine perfekte Adaption.

Mrs. Dalloway selbst ist "die perfekte Gastgeberin". So lautete der Vorwurf ihres Verehrers Peter Walsh an die zwanzigjährige Clarissa, als sie vor drei Jahrzehnten gemeinsam den Sommer im Landhaus von Clarissas Vater verbrachten. Dort, in Bourton an der walisischen Grenze, zerbrach die feste Einheit zwischen den beiden Liebenden, als eines Abends ein neuer Gast beim Abendessen erschien. Schon der erste Blick auf ihn und Clarissa überzeugte Peter, daß sie diesen Richard Dalloway heiraten wird, obwohl sie sich nicht einmal dessen Namen gemerkt hatte. "Wickham" nannte sie ihn, nach einer Figur aus Emily Brontës Roman "Sturmhöhe". Die Anleihe bei diesem literarischen Inbegriff der großen Gefühle paßt nicht zu Clarissa, deren Prüderie und kühle Arroganz Peter immer wieder erschreckt haben. Er wollte sich eine Frau nach seinem Bild aus ihr formen und begriff nicht, daß es gerade das war, was Clarissa an ihm fürchtete.

"Ich liebe Feste", verkündete sie zu Peters Ärger, und an dieser Liebe hat sich auch dreißig Jahre später nichts geändert. Roman wie Film spielen sich an einem einzigen Tag im Juni 1923 ab, dessen Ende ein glanzvolles Fest im Haus von Mrs. Dalloway krönen soll. Peter Walsh ist nach mehreren Jahren aus Indien zurückgekehrt, frisch verliebt in eine verheiratete Frau, doch von Clarissa ist er nicht losgekommen. Als sie ihn an dem verhängnisvollen Abend in Bourton aufgefordert hatte, sie und Richard Dalloway auf eine nächtliche Kahnpartie zu begleiten, war die Hoffnung in Peter wiedererwacht. Er hatte nicht begriffen, daß es lediglich die perfekte Gastgeberin Clarissa war, die ihn nicht allein im Salon zurücklassen wollte, nicht mehr die Geliebte.

Drei Jahrzehnte später, am Schluß des Festes und des Films, kommt sie zu Peter, der den ganzen Abend auf sie gewartet hat, und tanzt mit ihm. Doch sie ist wieder nur die perfekte Gastgeberin, und der Film kommentiert ihre Geste mit einem letzten Standbild aus Bourton: Beide sitzen im Garten, kurz bevor Clarissa gesteht, daß sie Dalloway heiraten wird, um ihre Freiheit zu behalten. Wie damals ist auch 1923 die Situation für Peter hoffnungslos.

Die holländische Regisseurin Marleen Gorris, die im letzten Jahr mit "Antonias Welt" den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewann, hat mit "Mrs. Dalloway" erstmals ein Drehbuch verfilmt, das sie nicht selbst verfaßt hat. Virginia Woolfs Roman wurde von der Theaterschauspielerin Eileen Atkins adaptiert, die Hauptrolle übernahm deren Freundin und Bühnenpartnerin Vanessa Redgrave. Man kann sich keine bessere Wahl vorstellen, weil diese exzeptionelle Schauspielerin der entscheidenden Charakteristik ihrer Rolle vollkommen entspricht: "Sie war da" - auf dieser permanenten Gegenwärtigkeit beruht bei Virginia Woolf die Wirkung von Clarissa. Auch Vanessa Redgraves Mrs. Dalloway wird für immer bei uns bleiben. Neben ihrem Auftritt in "Blow up" wird diese Rolle unser Bild von ihr bestimmen.

Doch ihr Können sorgt auch dafür, daß sich der Film um just jenes Quentchen vom Roman ablöst, das er braucht, um als eigenes Kunstwerk bestehen zu können. Natürlich ist jedes Detail bei Marleen Gorris vorlagengetreu: von Mrs. Dalloways Garderobe bis zu den Roman wie Verfilmung gleichermaßen strukturierenden Glockenschlägen und Zifferblättern der Uhren. Doch Vanessa Redgrave übermalt unser Lesebild von Mrs. Dalloway durch ihr strahlendes Lächeln, das sie selbst im Moment der Sorge um das Gelingen ihres Festes nicht verliert. Sie ist die perfekte Gastgeberin selbst da noch, wo Virginia Woolfs Buch seine Titelfigur für wenige Zeilen aus der Rolle fallen läßt.

Andererseits wird der Film in gerade den Bereichen von der Vorlage in seine Schranken gewiesen, die gemeinhin als Stärken des Kinos gelten. Die Dichte der Darstellung, die Montagetechnik und vor allem der Farbenreichtum der Woolfschen Prosa bleibt auch für die avancierte Marleen Gorris unerreichbar. Deshalb setzt sie ganz auf ihre famose Besetzung: Neben Vanessa Redgrave brillieren Natascha McElhone als junge Clarissa, Michael Kitchen als alter und Alan Cox als junger Peter Walsh und vor allem Lena Headey als Clarissas Jugendfreundin Sally. In dieser Figur hat Virginia Woolf die weibliche Widerständigkeit verkörpert, die unter Freiheit nicht nur Ruhe versteht wie Clarissa, sondern einen Aufstand gegen die Geschlechterrollen.

"Heirat ist eine Katastrophe", verkündet sie Clarissa und tauscht nachts mit ihr einen leidenschaftlichen Kuß aus: "Wir werden die Welt ändern!" Diese Szene ist im Film meisterhaft gelungen. Der verzückte Blick Clarissas, das zufriedene Lächeln Sallys - selten wurde in einer Szene schon so viel von der späteren Entwicklung der Charaktere vorweggenommen. Die wilde Sally wird heiraten und ihr Glück in der Familie finden, die angepaßte Clarissa wird als Träumerin der Realität immer mehr Widerstand leisten als ihre ungebärdige Freundin.

Mißlungen ist Marleen Gorris allein die Verknüpfung des Schicksals Clarissas mit dem des jungen Septimus Warren Smith (Rupert Graves), der am Tag ihres Festes Selbstmord begeht. Der Film beginnt mit einer kurzen Szene aus dem Ersten Weltkrieg, und das Echo des Sperrfeuers setzt sich fort bis in die Stundenschläge von Big Ben. Die Invasion der Vergangenheit, die "Mrs. Dalloway" bestimmt, ist von Anfang an präsent. Der zauberhafte Frühlingstag von 1923 ist kontaminiert durch Lärm und Schmerz des Schlachtfeldes.

Doch das Todesurteil, das Smith über sich selbst verhängt, um seine anfängliche Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod eines Kameraden an der Front zu sühnen - ein Glanzstück von Virginia Woolfes Psychologismus -, bleibt im Film unverständlich. Denn er zeigt als allererste Szene einen Smith, der schon im Schützengraben um das Leben seines Freundes zittert. Die subjektiv empfundene Verwerflichkeit seiner Flucht in ein sorgloses Nachkriegsleben, die zu Smiths Heirat mit einer temperamentvollen Italienerin geführt hat, bleibt so unbegreiflich. Die Parallelen in den individuellen Heiratsentscheidungen von Clarissa und Septimus bleiben unsichtbar.

Die Welle der Literaturverfilmungen hat nun - fernab vom Sturm viktorianischer Leidenschaften - endlich wieder die Küsten der Moderne erreicht. An den Klippen dieser Literatur sind viele Filme gescheitert. Marleen Gorris aber zeigt, wie man den Herausforderungen begegnen kann. Ihr Film erinnert an eine andere kongeniale Arbeit: "Die Toten" nach James Joyce, Regie John Huston. Beide Filme setzen gegen das übermächtige literarische Vorbild die Gesichter der Schauspieler. Anjelica Huston war für das Gelingen des Films ihres Vaters ebenso unentbehrlich wie Vanessa Redgrave in "Mrs. Dalloway". Joyces Erzählung wie Virginia Woolfs Buch zeichnen keine individuellen Gesichtszüge nach, sie konturieren ihre Protagonisten mittels deren Empfindungen. Die Chance einer Verfilmung liegt deshalb darin, diese Lücke zu füllen. Marleen Gorris ist es gelungen. ANDREAS PLATTHAUS

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