Im Verlauf der Olympischen Sommerspiele 1972 nimmt ein Kommandotrupp der palästinensischen Terrorbrigade Schwarzer September elf israelische Sportler als Geiseln. Einige davon werden sofort ermordet, der Rest und die Entführer sterben im Kugelhagel eines stümperhaft ausgeführten deutschen Befreiungsversuchs. Kurz darauf beauftragt Israels Präsidentin Golda Meir unter strengster Diskretion ein ausgewähltes Quintett von Mossad-Agenten, nach Europa zu reisen und dort diverse Hintermänner und Unterstützer der Tat zu liquidieren.
Frei nach wahren Begebenheiten und George Jonas' kontroversem Bestseller "Vengeance" erzählt Steven Spielberg ein spannendes Rachedrama, dessen Bezüge zur aktuellen politischen Weltlage nicht zu übersehen sind.
1972, die Olympischen Spiele verzaubern München. Die Welt schwimmt auf einer Welle der Begeisterung. Nicht ganz, denn Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation 'Schwarzer September' nehmen elf israelische Sportler als Geiseln und fordern die Freilassung von 200 in Israel inhaftierten Palästinensern. Beim Befreiungsversuch sterben alle Athleten sowie fünf der Terroristen. Die Reaktion der Israelis lässt nicht lange auf sich warten: die Exekution aller an dem Massaker beteiligten Palästinenser. Noch während die Aktion auf Hochtouren läuft, stellt der beauftragte Mossad-Agent (Eric Bana) ihren Sinn mehr und mehr in Frage. Nach welchen Kriterien wurden die Ziele ausgewählt? Gehören sie auf die Todesliste, obwohl sie gar nicht am Attentat beteiligt waren? Das Unternehmen steht am Scheidepunkt.
Frei nach wahren Begebenheiten und George Jonas' kontroversem Bestseller "Vengeance" erzählt Steven Spielberg ein spannendes Rachedrama, dessen Bezüge zur aktuellen politischen Weltlage nicht zu übersehen sind.
1972, die Olympischen Spiele verzaubern München. Die Welt schwimmt auf einer Welle der Begeisterung. Nicht ganz, denn Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation 'Schwarzer September' nehmen elf israelische Sportler als Geiseln und fordern die Freilassung von 200 in Israel inhaftierten Palästinensern. Beim Befreiungsversuch sterben alle Athleten sowie fünf der Terroristen. Die Reaktion der Israelis lässt nicht lange auf sich warten: die Exekution aller an dem Massaker beteiligten Palästinenser. Noch während die Aktion auf Hochtouren läuft, stellt der beauftragte Mossad-Agent (Eric Bana) ihren Sinn mehr und mehr in Frage. Nach welchen Kriterien wurden die Ziele ausgewählt? Gehören sie auf die Todesliste, obwohl sie gar nicht am Attentat beteiligt waren? Das Unternehmen steht am Scheidepunkt.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Einführung von Steven Spielberg - München - Die Mission / das TeamFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2005Kriegsgeheul um ein Friedensgebet
Kein Weihnachtsmärchen: In den amerikanischen Kinos startet Steven Spielbergs heißumstrittenes Terrordrama "Munich"
NEW YORK, 26. Dezember
Schon wieder ein neuer Krieg. Diesmal haben die amerikanischen Medien den "Krieg um ,Munich'" ausgerufen, Tage bevor der Kriegsgrund, Steven Spielbergs Terrordrama "Munich", in den Kinos zu besichtigen war. Obwohl und ganz gewiß auch weil sich der Regisseur für Interviews noch rarer machte als üblich, brach die Meinungsschlacht in aller unweihnachtlichen Schärfe über das Land herein. Als der Film am Wochenende endlich in Amerika anlief, hatte er darum schlechte Chancen, auf unvoreingenommene Zuschauer zu stoßen.
Spielberg selbst trug dazu mit seinem minimalen, aber präzisen Vorauskommentar bei. Sobald er verkündet hatte, den größten Feind sehe er weder in den Palästinensern noch in den Israelis, sondern in der Unnachgiebigkeit, war das Gespenst des moralischen Relativismus nicht mehr zu vertreiben. Angesichts eines Terrorakts, wie "Munich" ihn mit der Ermordung israelischer Sportler und ihrer Funktionäre bei den Olympischen Spielen von 1972 beschreibt, muß soviel Ausgeglichenheit in der Tat verstören. Spielbergs Film aber beschränkt sich nicht auf die Bluttat von München. Im Filmtitel ist nur der Funke untergebracht, der das eigentliche Handlungsfeuer auslöst.
Tony Kushner, der amerikanische Dramatiker, der in "Angels in America" und "Homebody/Kabul" wie kein anderer amerikanische Zeitproblematik übers Menschliche ins Kosmische weitete, und Eric Roth haben ein Drehbuch verfaßt, das die israelische Reaktion, also den geheimen Rachefeldzug gegen die palästinensischen Terroristen und ihre Drahtzieher, im Vordergrund des Films ansiedelt. "Munich" folgt dem Geheimkader um einen gewissen, halbfiktiven Avner, der auf Anweisung Golda Meirs den Mördern um die halbe Welt nachjagt und dabei ganz unplanmäßig in Gewissensnöte gerät. Immer wieder wird Avner in Begegnungen verwickelt, in denen seine palästinensischen und arabischen Gegenspieler die Gelegenheit haben, ruhig und nachdrücklich ihre Argumente vorzutragen. Wer gerade redet, scheint das Recht und die Moral auf seiner Seite zu haben.
Wird damit Mord gegen Mord aufgewogen? Wird ein Gleichgewicht hergestellt, das im besten Fall als fader, naiver Kompromiß und im schlimmsten als üble Diffamierung zu begreifen ist? Mit einer Wut, wie sie Spielberg wohl noch nie entgegenschlug, hat Leon Wieseltier in "The New Republic" den Film bezichtigt, er bade "im Schweiße seiner Vorstellung von Unparteilichkeit". "Munich" werde gewiß einmal für seine mechanischen Symmetrien bewundert, aber in ihnen sei keine Komplexität, sondern bloß Strategie zu erkennen, und zwar Marketingstrategie.
Wieseltier hat recht, wenn er die allzu sorgsam konstruierte Ausgewogenheit des Films tadelt. Und er hat unrecht, wenn er Spielberg vorwirft, er gehe jedem Standpunkt aus dem Weg, ja er sei in seinem ganzen Leben nur für eine Sache klar eingetreten, nämlich für die Sache des Films. "Munich" ist kein Manifest, auch kein Manifest für Hollywood. Spielbergs ethisches Sfumato setzt sich bis in seine Verweigerung fort, den Film in ein Genre zu zwängen. Für einen Actionthriller mit vielen pittoresken Drehorten, an denen Agenten, Killer und ihre Zulieferer oft und luxuriös speisen dürfen, gibt es eine Menge bedeutsamer Zwiegespräche und Kurzdebatten. Da ist jedesmal Kushner mitzuhören, der so wunderbar zu argumentieren und zu fabulieren weiß, auch hier mit seinen diskursiven Einsprengseln den Figuren Kontur gibt und sie damit nur gelegentlich überfordert.
Spielbergs Kritiker führen sich aber auf, als hätten sie lieber einen Actionfilm gesehen, in dem Avner von Arnold Schwarzenegger statt von Eric Bana, als sensibler Killer eine Idealbesetzung, gespielt worden wäre. So vermißt David Brooks, der konservative Kommentator der "New York Times", vor allem das Böse. Gerade aber weil Spielberg nicht an die Existenz des Bösen glaube, schätze er die Wirklichkeit falsch ein. Während Spielberg dazu aufruft, der Gewalt abzuschwören, setzt Brooks seine Hoffnung auf den "militärischen Sieg über die Fanatiker" und auf "konstruktive Gewalt" als Voraussetzung für den Frieden. Spielbergs "neue Art von Antikriegsfilm für eine neue Art von Krieg" ignoriere nur das Erzübel des Nahen Ostens, den islamischen Radikalismus. Keine Frage, Brooks will einen Film, der als Vorwand taugt, die politische Debatte fortzusetzen.
Vor allem aber scheint er sich darüber zu ärgern, daß Spielberg es an neuen Ideen für den Nahost-Konflikt fehlen läßt. Was einem Politiker vorzuwerfen wäre, kann sich bei einem Künstler freilich als Verdienst erweisen. Es reicht, wenn ein Regisseur die Verwüstungen, die Terror und Gewalt in der menschlichen Seele anrichten, ehrlich und eindringlich beschreibt. Das tut Spielberg in "Munich" nicht immer, aber oft genug, und dabei ist er alles andere als naiv. Weil Spielberg aber Spielberg ist, darf der Film nicht nur Film sein. Wie auch Spielberg weiß. Seinen Rabbiner hat er vor den Dreharbeiten ebenso um Rat gefragt wie den amerikanischen Diplomaten Dennis Ross, der für Spielberg wiederum Verbindungen zur israelischen Regierung herstellte. Sogar Bill Clinton, wie die "New York Times" meldete, wurde das Drehbuch vorgelegt. Kushners schon verzweifelt klingender Hinweis, es handle sich nicht um einen Essay, sondern um Kunst, trifft da auf vom Debattenlärm betäubte Ohren.
Nur keine Botschaft, wehrt auch Spielberg ab. Er habe nie versucht, die Welt per Film zu verbessern, und auch jetzt wolle er das nicht. Die Geschichte, die er erzählt, soll genügen. Für die zweieinhalb Stunden, die "Munich" verbraucht, ist das nicht durchgehend der Fall. Nur passagenweise ist der episodenhaft zusammengestrickte Plot, der Avner als einen James Bond mit Familienwerten in die Schlacht schickt, so spannend und sind die konfliktbeladenen Charaktere so nuanciert gezeichnet, daß die Fiktion sich von der dokumentarischen Vorlage befreien und ein Eigenleben beginnen kann. Hinterrücks schleicht sich die Botschaft doch in den Film. Es hilft ihm nicht, wenn Spielberg ihn ein Friedensgebet nennt.
Die Weigerung des Regisseurs, hier zu dämonisieren und dort zu verklären, stößt im Gewaltakt von München an ihre Grenzen. Der Anschlag rahmt den Film und bricht in seine Handlung ein. Er wird auch zum Schluß nicht verdrängt, einem Filmende, dem Spielberg ganz uncharakteristisch kaum einen Hoffnungsstrahl gönnt. Der Terror wirft seine Schatten auch auf Brooklyn, wo Avner unterzutauchen versucht, aber weiterverfolgt wird, von seinen Gegnern und seiner blutigen Erinnerung. Nichts ist gelöst, es bleiben nur Fragen. Und zwei Ausrufungszeichen. Die beiden New Yorker Türme, die noch unverletzt ins Schlußbild rücken, künden vom kommenden Unheil.
Viel weniger Ideendrama als actionumtoste Meditation, ist "Munich" ein verzweifelter, am Ende ratloser Einspruch gegen das Perpetuum mobile der Gewalt. Spielberg, und da bleibt er sich treu, gibt sich jedoch nicht geschlagen. Sein nächstes Projekt könnte so etwas wie Teil zwei von "Munich" darstellen. Im Februar wird er 250 Videokameras an israelische und palästinensische Kinder verteilen, die ihr eigenes Leben aufzeichnen und die Videos dann untereinander austauschen sollen. Er wolle, sagte er in einem Interview, den Menschen damit begreiflich machen, daß es nicht gar zu viele Unterschiede gebe, die Israelis und Palästinenser trennen, zumindest nicht auf menschlicher Ebene. In "Munich" hat er das viel düsterer gesagt.
JORDAN MEJIAS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kein Weihnachtsmärchen: In den amerikanischen Kinos startet Steven Spielbergs heißumstrittenes Terrordrama "Munich"
NEW YORK, 26. Dezember
Schon wieder ein neuer Krieg. Diesmal haben die amerikanischen Medien den "Krieg um ,Munich'" ausgerufen, Tage bevor der Kriegsgrund, Steven Spielbergs Terrordrama "Munich", in den Kinos zu besichtigen war. Obwohl und ganz gewiß auch weil sich der Regisseur für Interviews noch rarer machte als üblich, brach die Meinungsschlacht in aller unweihnachtlichen Schärfe über das Land herein. Als der Film am Wochenende endlich in Amerika anlief, hatte er darum schlechte Chancen, auf unvoreingenommene Zuschauer zu stoßen.
Spielberg selbst trug dazu mit seinem minimalen, aber präzisen Vorauskommentar bei. Sobald er verkündet hatte, den größten Feind sehe er weder in den Palästinensern noch in den Israelis, sondern in der Unnachgiebigkeit, war das Gespenst des moralischen Relativismus nicht mehr zu vertreiben. Angesichts eines Terrorakts, wie "Munich" ihn mit der Ermordung israelischer Sportler und ihrer Funktionäre bei den Olympischen Spielen von 1972 beschreibt, muß soviel Ausgeglichenheit in der Tat verstören. Spielbergs Film aber beschränkt sich nicht auf die Bluttat von München. Im Filmtitel ist nur der Funke untergebracht, der das eigentliche Handlungsfeuer auslöst.
Tony Kushner, der amerikanische Dramatiker, der in "Angels in America" und "Homebody/Kabul" wie kein anderer amerikanische Zeitproblematik übers Menschliche ins Kosmische weitete, und Eric Roth haben ein Drehbuch verfaßt, das die israelische Reaktion, also den geheimen Rachefeldzug gegen die palästinensischen Terroristen und ihre Drahtzieher, im Vordergrund des Films ansiedelt. "Munich" folgt dem Geheimkader um einen gewissen, halbfiktiven Avner, der auf Anweisung Golda Meirs den Mördern um die halbe Welt nachjagt und dabei ganz unplanmäßig in Gewissensnöte gerät. Immer wieder wird Avner in Begegnungen verwickelt, in denen seine palästinensischen und arabischen Gegenspieler die Gelegenheit haben, ruhig und nachdrücklich ihre Argumente vorzutragen. Wer gerade redet, scheint das Recht und die Moral auf seiner Seite zu haben.
Wird damit Mord gegen Mord aufgewogen? Wird ein Gleichgewicht hergestellt, das im besten Fall als fader, naiver Kompromiß und im schlimmsten als üble Diffamierung zu begreifen ist? Mit einer Wut, wie sie Spielberg wohl noch nie entgegenschlug, hat Leon Wieseltier in "The New Republic" den Film bezichtigt, er bade "im Schweiße seiner Vorstellung von Unparteilichkeit". "Munich" werde gewiß einmal für seine mechanischen Symmetrien bewundert, aber in ihnen sei keine Komplexität, sondern bloß Strategie zu erkennen, und zwar Marketingstrategie.
Wieseltier hat recht, wenn er die allzu sorgsam konstruierte Ausgewogenheit des Films tadelt. Und er hat unrecht, wenn er Spielberg vorwirft, er gehe jedem Standpunkt aus dem Weg, ja er sei in seinem ganzen Leben nur für eine Sache klar eingetreten, nämlich für die Sache des Films. "Munich" ist kein Manifest, auch kein Manifest für Hollywood. Spielbergs ethisches Sfumato setzt sich bis in seine Verweigerung fort, den Film in ein Genre zu zwängen. Für einen Actionthriller mit vielen pittoresken Drehorten, an denen Agenten, Killer und ihre Zulieferer oft und luxuriös speisen dürfen, gibt es eine Menge bedeutsamer Zwiegespräche und Kurzdebatten. Da ist jedesmal Kushner mitzuhören, der so wunderbar zu argumentieren und zu fabulieren weiß, auch hier mit seinen diskursiven Einsprengseln den Figuren Kontur gibt und sie damit nur gelegentlich überfordert.
Spielbergs Kritiker führen sich aber auf, als hätten sie lieber einen Actionfilm gesehen, in dem Avner von Arnold Schwarzenegger statt von Eric Bana, als sensibler Killer eine Idealbesetzung, gespielt worden wäre. So vermißt David Brooks, der konservative Kommentator der "New York Times", vor allem das Böse. Gerade aber weil Spielberg nicht an die Existenz des Bösen glaube, schätze er die Wirklichkeit falsch ein. Während Spielberg dazu aufruft, der Gewalt abzuschwören, setzt Brooks seine Hoffnung auf den "militärischen Sieg über die Fanatiker" und auf "konstruktive Gewalt" als Voraussetzung für den Frieden. Spielbergs "neue Art von Antikriegsfilm für eine neue Art von Krieg" ignoriere nur das Erzübel des Nahen Ostens, den islamischen Radikalismus. Keine Frage, Brooks will einen Film, der als Vorwand taugt, die politische Debatte fortzusetzen.
Vor allem aber scheint er sich darüber zu ärgern, daß Spielberg es an neuen Ideen für den Nahost-Konflikt fehlen läßt. Was einem Politiker vorzuwerfen wäre, kann sich bei einem Künstler freilich als Verdienst erweisen. Es reicht, wenn ein Regisseur die Verwüstungen, die Terror und Gewalt in der menschlichen Seele anrichten, ehrlich und eindringlich beschreibt. Das tut Spielberg in "Munich" nicht immer, aber oft genug, und dabei ist er alles andere als naiv. Weil Spielberg aber Spielberg ist, darf der Film nicht nur Film sein. Wie auch Spielberg weiß. Seinen Rabbiner hat er vor den Dreharbeiten ebenso um Rat gefragt wie den amerikanischen Diplomaten Dennis Ross, der für Spielberg wiederum Verbindungen zur israelischen Regierung herstellte. Sogar Bill Clinton, wie die "New York Times" meldete, wurde das Drehbuch vorgelegt. Kushners schon verzweifelt klingender Hinweis, es handle sich nicht um einen Essay, sondern um Kunst, trifft da auf vom Debattenlärm betäubte Ohren.
Nur keine Botschaft, wehrt auch Spielberg ab. Er habe nie versucht, die Welt per Film zu verbessern, und auch jetzt wolle er das nicht. Die Geschichte, die er erzählt, soll genügen. Für die zweieinhalb Stunden, die "Munich" verbraucht, ist das nicht durchgehend der Fall. Nur passagenweise ist der episodenhaft zusammengestrickte Plot, der Avner als einen James Bond mit Familienwerten in die Schlacht schickt, so spannend und sind die konfliktbeladenen Charaktere so nuanciert gezeichnet, daß die Fiktion sich von der dokumentarischen Vorlage befreien und ein Eigenleben beginnen kann. Hinterrücks schleicht sich die Botschaft doch in den Film. Es hilft ihm nicht, wenn Spielberg ihn ein Friedensgebet nennt.
Die Weigerung des Regisseurs, hier zu dämonisieren und dort zu verklären, stößt im Gewaltakt von München an ihre Grenzen. Der Anschlag rahmt den Film und bricht in seine Handlung ein. Er wird auch zum Schluß nicht verdrängt, einem Filmende, dem Spielberg ganz uncharakteristisch kaum einen Hoffnungsstrahl gönnt. Der Terror wirft seine Schatten auch auf Brooklyn, wo Avner unterzutauchen versucht, aber weiterverfolgt wird, von seinen Gegnern und seiner blutigen Erinnerung. Nichts ist gelöst, es bleiben nur Fragen. Und zwei Ausrufungszeichen. Die beiden New Yorker Türme, die noch unverletzt ins Schlußbild rücken, künden vom kommenden Unheil.
Viel weniger Ideendrama als actionumtoste Meditation, ist "Munich" ein verzweifelter, am Ende ratloser Einspruch gegen das Perpetuum mobile der Gewalt. Spielberg, und da bleibt er sich treu, gibt sich jedoch nicht geschlagen. Sein nächstes Projekt könnte so etwas wie Teil zwei von "Munich" darstellen. Im Februar wird er 250 Videokameras an israelische und palästinensische Kinder verteilen, die ihr eigenes Leben aufzeichnen und die Videos dann untereinander austauschen sollen. Er wolle, sagte er in einem Interview, den Menschen damit begreiflich machen, daß es nicht gar zu viele Unterschiede gebe, die Israelis und Palästinenser trennen, zumindest nicht auf menschlicher Ebene. In "Munich" hat er das viel düsterer gesagt.
JORDAN MEJIAS
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