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Lt. Colonel Nathan Serling (Denzel Washington) unterläuft ein verhängnisvoller Irrtum - im Kampfgefecht jagt er einen Panzer seiner eigenen Division in die Luft und verschuldet so den Tod seiner Kameraden. Der Vorfall wird von den Militärbehörden als glorreicher Heldentod vertuscht und Serling ein hochbrisanter Pentagon-Auftrag übertragen; er soll die Anwärterschaft der Hubschrauber-Pilotin Karen Walden (Meg Ryan) auf eine Ehrenmedaille für ihren mutigen Einsatz im Feuergefecht untersuchen. Verfolgt von seinen eigenen Alpträumen stößt Serling bei seinen Recherchen über den Tod der Pilotin auf…mehr

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Produktbeschreibung
Lt. Colonel Nathan Serling (Denzel Washington) unterläuft ein verhängnisvoller Irrtum - im Kampfgefecht jagt er einen Panzer seiner eigenen Division in die Luft und verschuldet so den Tod seiner Kameraden. Der Vorfall wird von den Militärbehörden als glorreicher Heldentod vertuscht und Serling ein hochbrisanter Pentagon-Auftrag übertragen; er soll die Anwärterschaft der Hubschrauber-Pilotin Karen Walden (Meg Ryan) auf eine Ehrenmedaille für ihren mutigen Einsatz im Feuergefecht untersuchen. Verfolgt von seinen eigenen Alpträumen stößt Serling bei seinen Recherchen über den Tod der Pilotin auf mysteriöse Ungereimtheiten.
Was als Routineuntersuchung begann, endet in einem gefährlichen Labyrinth aus Widersprüchen, politischen Interessen und tödlichem Ehrgeiz...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.1997

Vor dem blutgeschwellten Gott
Der Film "Mut zur Wahrheit" von Edward Zwick erzählt eine amerikanische Heilsgeschichte aus der Zeit des Golfkriegs

Am Ende kehrt ein Held zurück. Die Feinde, die er besiegte, waren nicht die Irakis, und das Feld der Ehre, auf dem er sich bewährte, lag nicht in der kuweitischen Wüste. Der schwerste Kampf, den der Panzerkommandeur Lieutenant Colonel Nathaniel Serling angenommen und ausgetragen hat, war der Kampf mit der eigenen Schuld, gegen die Bequemlichkeit des gesellschaftlich sanktionierten Zynismus. Die individuelle Wahrhaftigkeit gegen die Konkurrenzgesellschaft. Versuchung und Erlösung. Diese unendliche Geschichte von der individuellen und gesellschaftlichen Verfehlung, Läuterung und glücklichen Selbstreinigung ist ein kultureller Pol der amerikanischen Bürgergesellschaft.

Sie wird seit weit über einem Jahrhundert in immer neuen Parabeln erzählt. Der Krieg mit seinen extremen Situationen ist eine bevorzugte Gelegenheit für diese Charakter- und Gesellschaftsprobe. Das Motiv zieht sich von Stephen Cranes 1895 erschienenem Kriegsroman über den amerikanischen Bürgerkrieg ("Die rote Tapferkeitsmedaille") bis hin zu "Catch 22" von Joseph Heller und Norman Mailers "Die Nackten und die Toten" und den neueren Kriegsfilmen. Selbst grausamste Desillusionierung und harscher Zynismus erhalten ihre Schärfe und Wirkung, indem hinter der Abwendung von der Gesellschaft die religiöse Grundsituation der Abwendung von Gott sichtbar ist.

Eines bekommt man in "Mut zur Wahrheit", dem Film des Regisseurs Edward Zwick, sicher nicht zu sehen: den Golfkrieg, wie er eigentlich gewesen ist. Es charakterisiert den anderen Blick der Europäer, daß bei der Vorstellung des Films hier viel von Enthüllung und Enttarnung die Rede war. Die Weltkriege haben für die Europäer den Krieg als Bewährungsprobe undenkbar werden lassen, während dies in den Vereinigten Staaten offensichtlich nicht der Fall war. Erst im Zusammenhang mit dem militärischen Engagement in Bosnien ist dieser Begriff der militärisch vollzogenen Bewährung wiederaufgetaucht, freilich im engen Rahmen einer Probe auf die staatspolitische Souveränität. Die "Wahrheit" im Filmtitel hat nur ganz oberflächlich mit feststellbarer Faktizität oder mit Objektivität zu tun. Die Wahrheit, die hier gemeint ist, ist eine Wahrheit der Kinder. Kinder kennen, im guten wie im schlechten, noch wenig das gesellschaftliche Kalkül, fragen nicht nach dem eigenen Nutzen und Vorteil. So sieht es einer der Soldaten, der spät den Mut zur Wahrheit findet und am liebsten den Kindern beim Spielen zuschaut: Sie handeln, so meint er, ohne an die Konsequenzen zu denken, in der Sicherheit des eigenen Empfindens ruhend. Eine solche Haltung ist tendenziell asozial und bedarf erst noch der Versöhnung mit Rücksichtnahme. Der Friedensschluß individueller Wahrhaftigkeit mit gesellschaftlichen Anforderungen ist die schwierigste Aufgabe. Sie gelingt nur, wenn Individuum und Gesellschaft einander wert sind.

In diese idealistische, sozialanthropologische Versuchsanordnung gerät der Panzerkommandeur Serling, gespielt von Denzel Washington. Zwischen den Trupp von Panzern, den er in einem Nachtkampf bei Al Bathra leitet, schieben sich irakische Panzer und stiften panische Verwirrung unter den Panzerbesatzungen. Wer ist Feind, wer Freund? Ein junger unerfahrener Kanonier im Panzer glaubt, einen feindlichen Panzer identifiziert zu haben, Serling gibt den Befehl zum Feuern. Sekunden später ist klar: gut getroffen, aber einen der eigenen Panzer - in dem der beste Freund des Kommandanten auf gräßliche Weise umkam. Zwar wundert sich der Laie, daß solche Fehlidentifizierungen trotz modernster Technik im Bewegungskrieg immer noch möglich sein sollen - aber es ist die Voraussetzung des Films und das Initiationserlebnis der Wahrheitssuche.

Zurück in Washington, wird der Kommandeur dekoriert. Der Mann muß beruhigt werden, er bekommt einen Job im Büro. Über die kleinen Pannen des perfekten Krieges darf nichts an die Öffentlichkeit dringen. Die Ermittlungen in diesem Fall des Eigenbeschusses werden verschleppt. Serling soll, so hat sich sein Vorgesetzter gedacht, gestützt werden und eine Chance auf interne Wiedergutmachung erhalten, indem er prüft, ob der Hubschrauberkommandantin Karen Walden (Meg Ryan) als erster Frau, leider postum, die Tapferkeitsmedaille verliehen werden soll. Genau dies ist von den höheren politischen Stellen bis hin zum Weißen Haus dringlich erwünscht. Während Serling noch schwankt, ob er seinen Fehler vor sich selbst, den Eltern des Freundes und der Öffentlichkeit eingestehen soll, will er bei der Prüfung des Falls nichts falsch machen. Er geht Widersprüchen in den Aussagen der beteiligten Soldaten nach, obwohl sein Vorgesetzter und auch der Stabschef im Weißen Haus, das zynische Stereotyp überzeugend gespielt von Bronson Pinchot, sehr auf zügige Befürwortung drängen und unverhüllt mit Konsequenzen für den Ausgang seines eigenen Falls drohen.

Durch die Versuchungen des Alkohols und die Anfechtungen hindurch findet der Kommandant einsam und verlassen, auch innerlich getrennt von seiner Frau und seiner Familie, den schwierigen Weg der Wahrheit. Diesen Weg geht man mit historischer, ethnopolitischer Neugierde gerne mit, als Freund der Filmkunst fällt es aber schwer, den Gedanken an Kitsch zu verdrängen. Obwohl die Schauspieler, allen voran Denzel Washington und Meg Ryan, sich große Mühe geben, obwohl einige Panzer-Innenaufnahmen an Buchheims "Das Boot" erinnern, wirkt die von Edward Zwick gefilmte Parabel alles in allem hölzern, mitsamt ihrem überdeutlich-aufdringlichen Symbolgebrauch: ein Orden auf dem schneeweißen Grabstein oder die anempfundene Thermopylen-Situation, von vielen nicht zwingenden Filmzitaten gar nicht zu reden.

Am Ende kehrt ein Held zurück. In den Schoß der Familie. Mit der Gesellschaft versöhnt. Die Hubschrauberpilotin entschwindet in einer Apotheose. Nur die Kunst bleibt draußen vor der Tür. MICHAEL JEISMANN

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