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Caterina ist eine junge Frau, die sich für ein Leben als Ordensschwester entschieden hat. Ernesto betreibt eine Wäscherei und hat sich von seinem Alltag vollständig absorbieren lassen. Teresa ist eine junge Frau, die nicht weiß, wo sie hin soll und einen Platz zum Schlafen sucht. Gabriele ist ein Polizist, der seinen Beruf ernst nimmt. Niemand kennt sich, doch das Schicksal führt sie zusammen, als Caterina im Park ein ausgesetztes Baby findet und sich auf die Suche nach der Mutter macht. Auf einmal wird Caterina, die glaubte ihr Leben und ihre Zukunft fest im Griff zu haben, mit einer ihr bis…mehr

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Produktbeschreibung
Caterina ist eine junge Frau, die sich für ein Leben als Ordensschwester entschieden hat. Ernesto betreibt eine Wäscherei und hat sich von seinem Alltag vollständig absorbieren lassen. Teresa ist eine junge Frau, die nicht weiß, wo sie hin soll und einen Platz zum Schlafen sucht. Gabriele ist ein Polizist, der seinen Beruf ernst nimmt. Niemand kennt sich, doch das Schicksal führt sie zusammen, als Caterina im Park ein ausgesetztes Baby findet und sich auf die Suche nach der Mutter macht. Auf einmal wird Caterina, die glaubte ihr Leben und ihre Zukunft fest im Griff zu haben, mit einer ihr bis dahin unbekannten Seite ihrer Persönlichkeit konfrontiert. Ernesto wird durch Caterinas Nachforschungen aus seiner Lethargie geweckt und beginnt zu fürchten und zu hoffen, dass er der Vater des Kindes sein könnte. Teresa hat einige Geheimnisse und gute Gründe, sie für sich zu behalten. Und der ordnungsliebende Gabriele darf von all dem nichts erfahren.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.12.2001

Der Name der Nonne
Wie nach einem Winterregen: Giuseppe Piccionis kleiner, wahrer Film "Nicht von dieser Welt"

Die Nonne Caterina ist geschäftlich in Mailand unterwegs. Sie läuft durch einen Park, als ein Mann auf sie zustürzt. Er trägt ein Bündel im Arm: ein ausgesetztes Baby. "Nehmen Sie es, Schwester!" Caterina bringt das Bündel ins Hospital. Dann beschließt sie, nach dem Vater des Kindes zu suchen. Ein Wäschezettel führt sie zu einer chemischen Reinigung, die von Ernesto betrieben wird, einem dicklichen, unglücklichen Mittvierziger. Ernesto weist die Nonne zunächst ab, doch später gibt er zu, daß er der Gesuchte sein könnte. Gemeinsam forschen die beiden nach dem Verbleib von Teresa, der jungen Mutter des Findelkinds, die für kurze Zeit in Ernestos Reinigung gearbeitet hat.

Das alles klingt ziemlich furchtbar, und wenn man sich vorstellt, man läse diese Inhaltsangabe in einer unserer neuen, flotten, turbo-informativen Fernsehzeitschriften, kann man sich gut ausmalen, wie das Bewertungskästchen daneben aussähe: Action 0 Punkte, Spannung 0, Erotik 0. Tatsächlich ist ja unser Bildergeschmack von den Schubladisierungen der Fernsehkultur schon derart durchgerastert worden, daß man sich wundern muß, einen Film wie "Nicht von dieser Welt" überhaupt noch zu sehen zu bekommen, und dann auch noch im Kino und in Cinemascope.

Aber Giuseppe Piccioni, der Regisseur, hat seinen fünften Spielfilm - der sechste, "Licht meiner Augen", lief im September als Wettbewerbsbeitrag beim Festival in Venedig - ja auch nicht fürs Fernsehen gedreht, obwohl er natürlich, wie in Italien üblich, den Löwenanteil seines Produktionsbudgets von der Fernsehanstalt Rai bekommen hat. Piccioni hat "Nicht von dieser Welt" fürs Kino gemacht und damit auch gegen eine bestimmte Spielart des Kinos: gegen das lärmende, plappernde, blödelnde italienische Erfolgskino der neunziger Jahre. Von diesem Kino können wir uns nur einen sehr vagen Begriff machen, denn wir haben so gut wie keinen seiner Kassenknüller auf deutschen Leinwänden gesehen; aber vielleicht hilft es, sich vorzustellen, "Der bewegte Mann", "Ballermann 6" und "Der Schuh des Manitu" kämen in italienischer Aufmachung und mit südländischem Seelenschmalz gebacken daher. Dieser Komödienkintopp ist Piccionis Feindbild; und wenn es bei Brecht heißt, auch der Haß auf die Niedrigkeit verzerre die eigenen Züge, dann gilt das auch für Piccioni: Ein wenig kälter, ein wenig schwermütiger, ein wenig verbissener, als sie sein müßten, sind seine Filme schon. Aber nicht sehr.

"Nicht von dieser Welt" ist Piccionis vierter Film mit Margherita Buy, die die Nonne Caterina spielt. Die Buy hat ein weiches, glattes, gefälliges Gesicht, und so wird sie von anderen italienischen Regisseuren auch eingesetzt; in Crista Comencinis Verfilmung des Bestsellerromans "Geh, wohin dein Herz dich trägt" spielte sie die junge Heldin Olga, und in Sergio Rubinis Bahnhofsromanze "La Stazione" verkörperte sie die glitzernde aristokratische Geliebte des Bahnhofsvorstehers. Bei Piccioni dagegen ist es, als wäre ein Winterregen über Buys Gesicht gezogen, mit Unordnung und frühem Leid. Ihre Nonne ist so verhärmt, wie es eine Frau von fünfunddreißig Jahren wohl sein muß, die sich darauf vorbereitet, ihr Gelübde abzulegen, und zugleich strahlt sie eine mädchenhafte Unschuld aus.

Verglichen mit Anna Magnani, die die letzte nennenswerte Nonne im italienischen Kino gespielt hat, 1957 in Mario Camerinis "Suor Letizia", erscheint Margherita Buy geradezu provozierend passiv, aber genau in dieser Passivität liegt ihr Zauber und die Stärke dieses Films. Nichts, was in "Fuori dal mondo" (so der Originaltitel) passiert, wirkt dramaturgisch erzwungen, alles geschieht in der natürlichen Ordnung und in den Farben und Stimmungen des Alltagslebens, und wenn der Soundtrack von Ludovico Einaudi nicht immer wieder lauwarmes Geigengeschluchz über die Szenen gösse, würde man nicht glauben, in einem Rührstück zu sein. Um der Geschichte das Melodramatische zu nehmen, streut Piccioni von Zeit zu Zeit Gruppenporträts der arbeitenden Bevölkerung in den Film ein; doch man müßte die Eisverkäuferinnen, Straßenbahner und Bürodamen gar nicht sehen, um zu begreifen, daß "Nicht von dieser Welt" sehr von dieser Welt ist.

Durch den Schleier seiner Geschehnisse hindurch malt dieser Film, nicht anders als Nanni Morettis "Zimmer meines Sohnes" und doch in ganz anderen Farben, ein aktuelles Porträt Italiens - eines entpolitisierten, zergliederten und zerfaserten Landes, das noch keinen Ausweg aus dem Provinzialismus der vergangenen Dekade gefunden hat. Wie Schlafwandler gleiten Piccionis Figuren durch ihr Leben, und es bedarf schon einiger Zufälle und Fügungen, um ihnen die Augen zu öffnen: füreinander und für die Welt. Man könnte sich eine solche Geschichte mit ganz ähnlichen Akzenten auch in Deutschland vorstellen. Aber weil es bei uns nach wie vor mehr Ballermänner als begabte Regisseure und Schauspieler gibt, müssen wir sie halt weiter importieren: die kleinen wahren Bilder von nebenan.

ANDREAS KILB

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