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Verleihversion mit identischer EAN (20.01.2006)
Eine Nacht in Mexico City: Der ketterauchende Lolo ist in seine Nachbarin Andrea verknallt, deren Wohnung er heimlich mit Computerkameras verkabelt hat, um jede ihrer Bewegungen verfolgen zu können. In dieser einen Nacht jedoch, sollte er sich eigentlich damit beschäftigen irgendwelche Schweizer Bankkonten zu hacken; leider bekommt Andrea gerade in diesem Moment Besuch von ihrem Liebhaber.... Lolo wird abgelenkt und das Chaos nimmt seinen irrwitzigen Lauf. Ein Russe kommt ins Spiel, verschwundene Diamanten und ein Friseursalon. Vor allem…mehr

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Produktbeschreibung
Verleihversion mit identischer EAN (20.01.2006)
Eine Nacht in Mexico City: Der ketterauchende Lolo ist in seine Nachbarin Andrea verknallt, deren Wohnung er heimlich mit Computerkameras verkabelt hat, um jede ihrer Bewegungen verfolgen zu können. In dieser einen Nacht jedoch, sollte er sich eigentlich damit beschäftigen irgendwelche Schweizer Bankkonten zu hacken; leider bekommt Andrea gerade in diesem Moment Besuch von ihrem Liebhaber.... Lolo wird abgelenkt und das Chaos nimmt seinen irrwitzigen Lauf. Ein Russe kommt ins Spiel, verschwundene Diamanten und ein Friseursalon. Vor allem Carmen, die Frau des Friseurs entwickelt recht eigenwillige Energien als sie den großen Geldsegen wittert.

Bonusmaterial

- Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2005

Coole Wampe
Diamanten im Bauch, Komik im Kopf: "Nicotina", ein Kinothriller von Hugo Rodríguez aus der mexikanischen Gaunerwelt

Internationale Finanzkriminalität ist eine komplizierte Angelegenheit. Sie wird nicht einfacher dadurch, daß am materiellen Ende der Datenströme nicht immer nur Vollprofis sitzen. Lolo zum Beispiel hackt sich ohne große Probleme in eine Schweizer Bank. Wenn er aber vor die Tür der eigenen Wohnung muß, bekommt er weiche Knie. Gegenüber wohnt nämlich die schöne Andrea. Lolo hat mehrere Überwachungskameras in ihren Räumen angebracht. Er weiß alles über seine Nachbarin, nur nicht, wie er mit ihr reden soll. Über schüchternes Gestammel kommt er nicht hinaus.

Lolo ist der ideale schwache Held für eine schwarze Komödie wie "Nicotina". Es braucht in diesem Genre immer eine Figur, die alles Unglück auf sich zieht, dabei aber mit traumwandlerischer Sicherheit unbehelligt bleibt. In diesem Fall ist Lolo (Diego Luna) der Vermittler zwischen dem Kleinkriminellen Tomson und einem russischen Mafioso, der Diamanten gegen Daten tauschen möchte. Ein paar unscheinbare Straßen in Mexico City bilden den Ort der Handlung. Die erzählte Zeit beginnt um 21 Uhr 17 und endet kurz vor Mitternacht. Der Regisseur Hugo Rodríguez erzählt "Nicotina" also beinahe in Echtzeit. Diese Prämisse ist im Kino fast immer ein Anlaß für elaborierte Narration oder trickreiche Montage. So verhält es sich auch hier.

Der Deal mit dem Russen geht schief, weil Lolo nicht bei der Sache, sondern mit dem Herzen bei Andrea ist. Neun Menschen werden in die Ereignisse verwickelt. Der Apotheker Beto möchte mit seiner Frau Clara einen gemütlichen Feierabend machen und geht schon einmal nach oben zum Duschen, während unten ein junger Mann in den Laden schlüpft. Er ist auf der Flucht vor dem Russen, der zur selben Zeit aber schon schwer verletzt im Stuhl des Friseurs Goyo sitzt und dort das Zeitliche segnet. Goyo muß dann noch einem Streifenpolizisten das Nackenhaar stutzen, während seine Frau Carmen ein Tuch über den Toten breitet, um die Aufmerksamkeit von ihm abzulenken. Schließlich trägt er die Diamanten im Bauch. So macht das die Mafia, so hat Carmen das im Fernsehen gesehen, und so weiß sie auch, daß man reiche Beute notfalls aus einem fetten Leib herausschneiden muß.

Als Charakterkomödie lebt "Nicotina" von den kleinen und großen Schwächen der Protagonisten. Sie sind gierig. Sie sind einander nicht grün, wenn es um einen illegalen Handel geht. Sie haben einander satt, wenn sie verheiratet sind. Sie wollen alle mit dem Rauchen aufhören oder nicht wieder anfangen oder auf keinen Fall passiv rauchen und sind deshalb übellauniger, als sie es ohnehin wären. "Nicotina" setzt aber nicht nur auf Misanthropie. Die Geschichte wie die Figuren sind gleichermaßen überkonstruiert, und daraus erst soll das Vergnügen entstehen. Quentin Tarantino hat in "Pulp Fiction" vorgeführt, wie aus einem Reichtum an Bezügen und Posen eine zweite Natürlichkeit entstehen kann, eine artifizielle Coolness, an der sich eine jüngere Kinogeneration seither abarbeitet. Es zählt zu den Erkennungszeichen dieses Kinos, daß es den Zufall bis in seine kleinsten Verzweigungen ausreizt.

Auch Hugo Rodríguez will in die Mechanik der Kontingenz und dort an den Rädern drehen - wie schon Alejandro González Iñárritu in "Amores Perros", dem mexikanischen Vorbild, dessen Produzenten nun auch für "Nicotina" verantwortlich zeichnen. Das Pathos von Iñárritu übersetzt Rodríguez in die kleine Form. Er arbeitet mit Split Screen und harten Schnitten, mit einer Atmosphäre aus Noir und niedrigen Instinkten, mit Waffen und Weicheiern. In seiner Harmlosigkeit verweist "Nicotina" aber nur auf sich selbst - auf ein kleines, epigonales Experiment und eine Komödie im Leerlauf.

BERT REBHANDL

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