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In einer Welt, in der es keine Feuerwaffen gibt, ist derjenige an der Macht, der der Stärkere ist. Gangsterboss Nikola (Ron Perlman) regiert das Land mit der Armee der Roten, angeführt von Killer Nr. 2 (Kevin McKidd). Ein mysteriöser Fremder (Josh Hartnett) und der Samuraikämpfer Yoshi (Gackt) müssen sich zusammen-schließen, um den mächtigen Tyrannen zu stürzen. Vom Barkeeper des Horseless Horsemen (Woody Harrelson) bekommen sie Unterstützung und stellen sich der Übermacht der Roten.

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Produktbeschreibung
In einer Welt, in der es keine Feuerwaffen gibt, ist derjenige an der Macht, der der Stärkere ist. Gangsterboss Nikola (Ron Perlman) regiert das Land mit der Armee der Roten, angeführt von Killer Nr. 2 (Kevin McKidd). Ein mysteriöser Fremder (Josh Hartnett) und der Samuraikämpfer Yoshi (Gackt) müssen sich zusammen-schließen, um den mächtigen Tyrannen zu stürzen. Vom Barkeeper des Horseless Horsemen (Woody Harrelson) bekommen sie Unterstützung und stellen sich der Übermacht der Roten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2012

Nichts tut niemand nirgends nie
Guy Moshes "Bunraku", ein entrückter Actionfilm

Bunraku, so heißt das japanische Puppentheater. Es arbeitet mit überlebensgroßen Puppen, gehalten von drei schwarzgekleideten Spielern, die dem Zuschauer während ihrer Tätigkeit ebenso sichtbar bleiben wie die Sprecher der Puppen an ihren Lesepulten. Puppen, Spieler und Sprecher konstituieren zusammen die Bunraku-Szene, und ihre Interaktion erst stiftet deren spezifischen Effekt: ein gespaltenes Zeichen zwischen Darstellen und Vorzeigen. Ausdruck und Vollzug ergänzen sich reziprok: Eine Illusion wird inszeniert und zugleich die Inszenierung der Illusion aufgedeckt.

Mit dem japanischen Puppentheater hat Guy Moshes "Bunraku" auf den ersten Blick wenig zu tun, auf den zweiten, dritten Blick aber doch sehr viel mehr als nur den Namen gemeinsam. Theatralität und Performanz, das sind die Schlüsselbegriffe, kein Gedanke dagegen an Realismus und Wahrscheinlichkeit. Moshe entwirft ein betont artifizielles Universum, das sich mit Robert Wienes "Das Cabinet des Dr. Caligari" (1920), Josef von Sternbergs "The Shanghai Gesture" (1941), Seijun Suzukis "Tokyo Drifter" (1966), Walter Hills "Straßen in Flammen" (1984) oder Robert Rodriguez' "Sin City" (2005) gerade auf die großen Außenseiterwerke der Filmgeschichte bezieht. "Bunraku" will kein soziales Milieu zeichnen, stattdessen revoltieren die filmischen Zeichen unbeugsam gegen ein Postulat von mimetischer Abbildung. Radikal entfernen sie sich von ihrer materiellen Basis. Den Handlungsraum bilden Kulissen aus Pixel, Papier und Pappe, sie sind geformt zu ornamentalen Landschaften. Es gibt so keinen physischen Referenzraum der Fiktion außerhalb des Films. Der Schauplatz bleibt stets so abstrakt wie die temporale Situierung der Aktion: "Bunraku" spielt an einem Nicht-Ort zu einer Nicht-Zeit, irgendwo am Ende der Welt, irgendwann nach der Apokalypse.

Analog zum japanischen Puppentheater arbeitet "Bunraku" an einem Plot, der ganz auf archetypische Situationen zugeschnitten ist. Elementare Rituale bestimmen das Arrangement der Körper im Raum: Liebesszenen, Hassszenen, Actionszenen, Gewaltszenen, Todesszenen. In einem Wort: Emotion. Die Geschichte ist reduziert auf das Minimum einer mythischen Erzählung, wobei "Bunraku" eine imaginierte Kunstwelt aus generischen Versatzstücken collagiert. Als losgelöste Zeichen sind sie zum Flottieren gebracht: Film Noir, Western, Musical, Slapstick Comedy, Martial-Arts- und Yakuza-Film. Die Protagonisten besitzen meist nicht einmal mehr Namen, sondern werden nach ihrem Archetypus benannt: The Drifter, The Bartender oder The Killer. Sie sind mehr Chiffren als Charaktere, verdichtet zu Typen, die nur durch ihre Funktion existieren.

Josh Hartnett kommt zu Beginn als Stromer mit Stetson und Schnurrbart in eine Stadt ohne Namen, die von Gesetzlosen regiert wird. Wie er sie zusammen mit einem befreundeten Samurai aus den Klauen der Outlaws befreit und dabei eine alte Rechnung begleicht, das gehört zu den aufregenderen Filmereignissen der letzten Jahre. Guy Moshe inszeniert das Geschehen als hypnotische Feier der Bewegung, als fluides Kaleidoskop der Farben und Formen. Das digitale Kino mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten ist ihm nicht Mittel oder Objekt, sondern entwickelt sich selbst zum Zweck und Subjekt der Erzählung. Statt die Tricktechnik wie im konventionellen Repräsentationskino zur Perfektionierung einer Illusionsästhetik einzusetzen, treibt Moshe einen Keil zwischen Narrativ und Narration.

Eben dadurch erinnert sein Film so sehr an das japanische Puppentheater. Zu diesem hat Roland Barthes in einer berühmten Passage aus seinem "Reich der Zeichen" angemerkt, der Bunraku trenne die Handlung von der Geste: "Er zeigt die Geste, er lässt die Handlung sehen, er stellt zugleich Kunst und Arbeit vor und belässt beidem die eigene Schrift." Es ist ein Prinzip des filmischen Schreibens, dem man in Moshes Film schön bei der Arbeit zusehen kann. Wenn der über den gesamten Film aus dem Off präsente Erzähler schon zu Beginn die "many ways of telling this old tale of strife" anspricht, dann reflektiert Moshe durch den Modus der Darstellung auf elementare Weise die Gemachtheit alles Dargestellten. So liegt in der Aktion die ganze Artifizialität des Kinos - und in ihrem Kommentar seine ganze Aufrichtigkeit.

IVO RITZER

Guy Moshe: "Bunraku".

Splendid, 120 Min., Englisch, Deutsch. Extras: Trailershow

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