Die werkgetreuen Literaturverfilmungen der BBC sind immer sehenswert - so auch "North & South" nach einem Roman von Elizabeth Gaskell. Historischer Hintergrund ist hier aber nicht, wie z.B. von den Jane-Austen-Filmen gewohnt, das ausgehende 18. oder frühe 19. Jahrhundert, sondern die Mitte des 19.
Jahrhunderts - die Zeit der Industriellen Revolution. Gaskell beschrieb in ihrem Gesellschaftsroman…mehrDie werkgetreuen Literaturverfilmungen der BBC sind immer sehenswert - so auch "North & South" nach einem Roman von Elizabeth Gaskell. Historischer Hintergrund ist hier aber nicht, wie z.B. von den Jane-Austen-Filmen gewohnt, das ausgehende 18. oder frühe 19. Jahrhundert, sondern die Mitte des 19. Jahrhunderts - die Zeit der Industriellen Revolution. Gaskell beschrieb in ihrem Gesellschaftsroman als eine der ersten das Leben in einer Industriestadt, und die vierteilige Serie versetzt den Zuschauer gekonnt in die damalige Zeit.
Der fiktive Ort Milton im Norden Englands - Vorbild hierfür war Manchester - wird für die Protagonistin Margaret Hale zur neuen Heimat, als ihr Vater den Kirchendienst verlässt und sich dort als Lehrer niederlässt. Margaret, die im idyllischen, ländlichen Süden Englands aufgewachsen ist, fühlt sich im kalten, grauen Milton nicht wohl. Außerdem schockieren sie die Arbeitsbedingungen in den Baumwollspinnereien der Stadt. Gesellschaftlich weiß sie nicht recht, wo sie hin soll - sie schließt Freundschaft mit Vertretern der Arbeiterschaft, durch den Unterricht ihres Vaters macht sie aber auch die Bekanntschaft mit dem Fabrikbesitzer Thornton. Dieser verliebt sich in Margaret, doch die eigenwillige junge Frau hat Vorbehalte gegen den vermeintlich ausbeuterischen Industriellen ...
Der Film zeigt detailliert, wie wohl das Leben in einer Industriestadt im Viktorianischen Zeitalter ausgesehen hat: Ganze Familien schuften in den Fabriken, um genug zum Überleben zu verdienen, die Arbeitsbedingungen sind schier unmenschlich, der Baumwollstaub setzt sich in den Lungen fest und macht krank. Die schlechten Lebensbedingungen treiben die Arbeiter in den Streik, aber der Film geht - nicht nur in der Figur Thorntons - auch auf die Beweggründe der Fabrikbesitzer ein und versucht, auch der Arbeitgeberseite gerecht zu werden. Die Liebesgeschichte zwischen Margaret und Thornton erinnert ein bisschen an "Pride & Prejudice" - wie Darcy und Elizabeth müssen auch diese beiden sich zunächst besser kennenlernen, um Vorurteile zu überwinden, und auch Margaret weist einen ersten Antrag zurück. Die Ausstattung, die schauspielerische Leistung und die musikalische Untermalung sind wie bei allen BBC-Verfilmungen hervorragend.
Die BBC verkauft ihre Produktionen international immer um ein paar Minuten gerkürzt weiter, deshalb gab es auch von "North & South" zunächst nur eine geschnittene Fassung auf dem deutschen DVD-Markt. Diese Langfassung enthält deshalb viele kleine Szenen mehr als die Veröffentlichung von 2009, die sogar mit den Originalsprechern der Hauptdarsteller nachsynchronisiert wurden. Für die Geschichte an sich sind diese Szenen nicht wichtig, aber sie sorgen für mehr Tiefe, und für Fans ist diese Langfassung natürlich Pflicht. Fazit: Sehenswerte TV-Unterhaltung mit Anspruch.