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Hutter reist im Auftrag seines Herrn, des Häusermaklers Knock, von Wisborg nach Transsylvanien, um dort dem Grafen Orlok ein Angebot zu überbringen. Als sich dieser als der Vampir Nosferatu entpuppt, flieht Hutter zurück nach Wisborg. Doch Graf Orlok, der sich in ein Bild von Hutters Frau Ellen verliebt hat, folgt diesem und bringt die Pest mit sich. Um den Ort und seine Menschen zu retten, opfert Ellen ihr Leben.
Bonusmaterial
20-seitiges Booklet mit ausführlichen Hintergrundinformationen Werbematerialie, Texte von Albin Grau Nosferatu, 8mm-Fassung mit Musik von Lucía Martínez
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Produktbeschreibung
Hutter reist im Auftrag seines Herrn, des Häusermaklers Knock, von Wisborg nach Transsylvanien, um dort dem Grafen Orlok ein Angebot zu überbringen. Als sich dieser als der Vampir Nosferatu entpuppt, flieht Hutter zurück nach Wisborg. Doch Graf Orlok, der sich in ein Bild von Hutters Frau Ellen verliebt hat, folgt diesem und bringt die Pest mit sich. Um den Ort und seine Menschen zu retten, opfert Ellen ihr Leben.

Bonusmaterial

20-seitiges Booklet mit ausführlichen Hintergrundinformationen Werbematerialie, Texte von Albin Grau Nosferatu, 8mm-Fassung mit Musik von Lucía Martínez Dokumentation „Die Sprache der Schatten. Friedrich Wilhelm Murnau und seine Filme: Die frühen Jahre und Nosferatu“
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.03.2022

Der Migrant aus dem Osten

Heute vor hundert Jahren wurde "Nosferatu" von Friedrich Wilhelm Murnau in Berlin uraufgeführt: Warum es sich lohnt, den Stummfilmklassiker, der ein ganzes Genre begründete, aufs Neue anzusehen.

Graf Dracula ist die am häufigsten dargestellte Figur der Filmgeschichte. Womöglich, weil in die Kombination von Migrant aus dem Osten, Nichtsterbenkönnen, Verwandlungsfähigkeit in Tiere, Ausrede für Mädchen, die morgens erschöpft und mit Bissmalen am Hals aufwachen, sowie absterbender Adel sehr viel hineingedeutet werden kann. Begonnen hat das jedenfalls heute vor einhundert Jahren mit der Uraufführung von Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu" (abgeleitet aus Rumänisch für "der Unerträgliche", "der Teufel") im Marmorsaal des Berliner Zoologischen Gartens. Ein ungarischer Stummfilm, der ein Jahr zuvor gedreht, aber erst 1923 gezeigt worden war und in dem ein Anstaltsinsasse vorkam, der behauptete, Dracula zu sein, ist verschollen.

In Murnaus Streifen heißt der transsylvanische Vampir zwar Graf Orlok, und auch andere Figuren aus Bram Stokers Roman "Dracula" von 1897 (dt. 1908) finden sich umbenannt. Doch das geschah nur aus Vorsicht, weil Murnau und sein Drehbuchautor Henrik Galeen ausgiebig auf den Roman zurückgriffen, ohne sich zuvor die Filmrechte besorgt zu haben. Sie verlegten die Geschichte der Ankunft des Vampirs im westlichen Europa vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts ins Jahr 1838 und von England in eine erfundene norddeutsche Hafenstadt namens Wisborg. Die Premierengäste im Berliner Zoo waren gebeten worden, in Biedermeierkostümen zu kommen.

Galeen und Murnau erfanden eine Pestepidemie hinzu, die von Ratten im Gefolge Orloks mitgebracht wurde. Sie strichen den Vampirforscher und -jäger van Helsing, der bei Stoker dem Spuk ein Ende bereitet, und ließen den Grafen stattdessen von einer opferwilligen jungen, telepathisch begabten Frau besiegen. Nicht Wissenschaft, sondern Hingabe rettet im Deutschen die Welt. Orlok vergisst über dem schönen Hals des Mädchens die Zeit. Es stirbt ausgesaugt, und er verdampft unter den ihn überraschenden morgendlichen Sonnenstrahlen, eine Empfindlichkeit, die erst seit Murnau als Eigenschaft von Vampiren beschrieben wird. Nicht einmal im Drehbuch stand diese Todesart.

Murnaus Werk hat aber nicht solcher Variationen halber Filmgeschichte geschrieben. Wer den Zeitenabstand zwischen den großen Stummfilmen und den ersten Tonfilmen ermessen möchte, dem sei empfohlen, zunächst "Nosferatu" und danach die erste Verfilmung des Dracula-Stoffes in Hollywood durch Tod Browning anzuschauen. Nur neun Jahre liegen zwischen beiden Fassungen, aber ästhetisch eine ganze Welt.

"Sie photographierten nicht. Sie hatten Gesichte", heißt es pathetisch 1919 in Kasimir Edschmids programmatischer Schrift über den dichterischen Expressionismus. Murnau konnte darin keinen Gegensatz erkennen, er fotografierte die Gesichte. In seinem Film ist der Vampir kein maliziöser Salonlöwe und Hypnotiseur mit seltsamen Ernährungsgewohnheiten, wie ihn 1931 Bela Lugosi dargestellt hat, sondern ein grauenvolles Gespenst, ein nachtaktives Rieseninsekt. Der Schauspieler Max Schreck (!), der den Orlok verkörperte, riesengroß, sich mit eng anliegenden Armen bewegend, steht aus dem Sarg, in dem er schläft, nicht auf, sondern klappt wie ein Brett aus ihm heraus. Hier gibt es keinen Nachmittagstee, keine Opernbesuche und mehrdeutigen Rededuelle über das Unterirdische. "Nosferatu" ist insofern ein genuiner Stummfilm, weil er mitteilt, wie wenig es auf das Reden ankommt und wie sehr Worte von der Beobachtung der Gesten ablenken.

Murnau löste sich in "Nosferatu" entschieden vom Stil vorhergehender Stummfilme, eine Bühnenaktion wiederzugeben, wie er am deutlichsten 1919 "Das Cabinet des Doktor Caligari" mit seinen expressionistisch schiefen und größenverzerrten Kulissen geprägt hatte, aber auch noch Murnaus Kammerspiel vom Gattenmord "Schloß Vogelöd" von 1921. Selbst "Nosferatu" war in Akte gegliedert, blieb aber über weite Strecken hinweg ohne Aktion. Das tragende Moment sind, wenn Rede und Aktion zurücktreten, stattdessen unheimliche Bilder, die es im Theater damals gar nicht hätte geben können: Eine Kutsche, bei deren Fahrt durch den Karpatenwald der Film ins Negativ umspringt, wodurch die Augen der Pferde und die Nadelbäume auf einmal weiß werden; die in den Ablauf hineinmontierten Bilder von Ratten, Spinnen, Hyänen, Polypen und fleischfressenden Pflanzen; das in den Hafen von Wisborg hineinwehende Segelschiff "Empusa", dem als einziger Lebender der Untote entsteigt. Bühnenbild wäre ein ganz falscher Begriff für die Umgebung, in der hier gespielt wird.

Diese Bildwelt hat politische Deutungen angezogen. Siegfried Kracauer meinte, im Grafen Orlok einen Prototyp des Tyrannen erkennen zu können, wie er nicht nur in der expressionistischen Filmwelt von Caligari bis Mabuse zu Hause war, sondern auch in der Weimarer Gesellschaft sich schattenhaft abzeichnete. Andere erkannten antisemitische Züge in den Figuren - etwa im Immobilienmakler Knock, den in Werner Herzogs Nosferatu-Remake von 1979 der unvergessliche Roland Topor spielte - und im Plot. Drehbuchautor Galeen selbst war Anhänger eines englischen Okkultisten und hatte 1915 mit "Der Golem" einen der ersten Horrorfilme über die jüdische Variante des Frankenstein-Mythos gedreht.

Doch das alles führt nicht weit und an der Seelenwelt von "Nosferatu" vorbei. In ihr gibt es nur lose zeitliche Zusammenhänge, der Film zählt weder Tage noch Wochen. Überall gibt es kleine Webfehler. Niemand kann beispielsweise sagen, weshalb Orlok überhaupt nach Wisborg ziehen möchte. Und warum verwandelt sich der gebissene Assistent nicht in einen Vampir? Oder: Die Frau wartet auf den per Pferd zurückkehrenden Ehemann seltsamerweise am Strand von Sylt - vermutlich, weil Warten am Strand wartender ist als solches in der Stadt und weil sich in der Düne kleine Kreuze poetischer ausmachten.

Murnaus Film setzt sich über solche Mängelrügen hinweg. Wie viel Logik ist in einer Welt zu erwarten, in der es Vampire gibt? Anders als die Klassiker des literarischen und filmischen Schreckens, Frankenstein etwa oder die Geschichte von Doktor Jekyll und Mister Hyde, ist der Stoffkreis um Dracula kein moralphilosophischer. Es wird nicht verhandelt, was wir sollen und dürfen, sondern was wir können, wenn es das Böse gibt.

"Nosferatu" wurde kein Kassenschlager. Er lief nur in wenigen Kinos, die Produktionsgesellschaft ging schnell pleite, und die Witwe Bram Stokers führte einen Prozess wegen Verletzung der Urheberrechte. Sie bekam recht, die deutschen Kopien mussten vernichtet werden, und der Film ist nur darum überliefert, weil längst weitere nach Frankreich, England und in die Vereinigten Staaten gesendet worden waren. Heute kann man sich nicht nur restaurierte Fassungen auf Youtube anschauen, man sollte es sogar. JÜRGEN KAUBE

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