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William Thacker (Hugh Grant) traut seinen Augen kaum, als plötzlich Kinostar Anna Scott (Julia Roberts) seinen Buchladen im herzen des Londoner Stadtteils Notting Hill betritt. Nervös wechselt er ein paar Sätze mit ihr und damit wäre diese traumhafte Begegnung eigentlich auch schon vorbei. Das Schicksal hat jedoch andere Pläne: Wenige Minuten später stößt William auf der Portobello Road buchstäblich mit Anna zusammen. So nimmt in Londons Westend eine romantische und zugleich abenteuerliche Geschichte ihren Anfang. Doch die beiden leben in zwei völlig verschiedenen Welten. Im Blitzlichtgewitter…mehr

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Produktbeschreibung
William Thacker (Hugh Grant) traut seinen Augen kaum, als plötzlich Kinostar Anna Scott (Julia Roberts) seinen Buchladen im herzen des Londoner Stadtteils Notting Hill betritt. Nervös wechselt er ein paar Sätze mit ihr und damit wäre diese traumhafte Begegnung eigentlich auch schon vorbei.
Das Schicksal hat jedoch andere Pläne: Wenige Minuten später stößt William auf der Portobello Road buchstäblich mit Anna zusammen. So nimmt in Londons Westend eine romantische und zugleich abenteuerliche Geschichte ihren Anfang. Doch die beiden leben in zwei völlig verschiedenen Welten. Im Blitzlichtgewitter der Sensationspresse scheint ihre Liebe keine Chance zu haben...
Mit über 5 Millionen Kinobesuchern ist Notting Hill die erfolgreichste Liebeskomödie seit Jahren!

Bonusmaterial

Sämtliche Zusatzinformationen liegen nur in englischer Sprache vor- Reiseführer über Notting Hil-DVD-ROM Informationen nur mit DVD-ROM-Laufwerk zugänglich-
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.07.1999

Das Geheimnis eines Erfolges kennt keine leeren Seiten
Lesen bildet: In "Notting Hill" geschehen noch Zeichen

Vermutlich werden dieser Tage zahlreiche Touristen den Londoner Stadtteil Notting Hill durchstreifen, um einen Buchladen namens The Travel Book oder auch die in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Wohnung seines Inhabers (die mit der blauen Eingangstür) ausfindig zu machen. Gesucht wird der Schauplatz eines Films, der in diesem Sommer die Kinosäle füllt und der in Zeiten der Globalisierung den Stadtteil gegen die Großstadt, die Großstadt gegen die weite Welt und die Welt gegen den Weltraum und zugleich fingiert die Realität gegen die Fiktion stark macht. Die zentrale Argumentationsachse dieses Weltverständnisses stellt denn auch die Korrelation des englischen Notting Hill und des amerikanischen Beverly Hills dar, demnach die ideelle Konfrontation der Idylle des vorstädtischen London mit den mondänen Vororthöhen von Los Angeles.

Im Sinne einer Ideal-Opposition werden die topographischen Antipoden im Film durch die Protagonisten verkörpert, den Hollywoodstar Anna Scott alias Julia Roberts und den Londoner Buchhändler William Thacker, gespielt von Hugh Grant. Der Film hat seine Grundidee in der märchenhaften Romanze eines ungleichen Paares, dessen männlicher Part fast ganz der Provinz angehört und dessen Geschäftskonto im laufenden Monat ein Minus von 347 Pfund ausweist, dessen weiblicher Part hingegen ganz der großen Welt zugehört und soeben vierzehn Millionen Dollar Gage für den letzten Film-im-Film ("Helix") kassiert hat. Das ist das übliche Kontrast- und Rührungsschema à la Hollywood, aber der intelligent unterhaltsame englische Film findet an den Hindernissen und Umwegen, die ihn zum Happy-end führen, durchaus nicht sein Genüge.

Vor anderen Komödien und vergleichbaren Schmonzetten zeichnet es "Notting Hill" aus, daß er sich neben der Liebesgeschichte um eine Filmschauspielerin, deren bis dato unerlöste Tragik darin begründet liegt, in Wahrheit auch "nur ein einfaches Mädchen" zu sein, die Zeit nimmt für zahlreiche Nebenerzählungen, die den Hauptstrang der Story eher unauffällig garnieren. Doch gerade über dieses Rankenwerk kommen die emblematischen und allegorischen Züge des Films zum Vorschein. So handelt eine dieser Randgeschichten von der Rolle des Buches in einer Welt voller banaler Texte: Spike, der walisische Hausgenosse Williams, liest zum Beispiel nur Anzeigenblätter, den Kühlschrank der gemeinsamen Wohnung ziert ein Sammelsurium aus Wort-Magneten, und die yellow press titelt unerbittlich jene Schlagzeilen, die der Schauspielerin das Leben so schwermachen. Gegen den Kiosk wird der Buchladen stark gemacht: Immer wieder findet die Handlung in die Bücherstube als Mitte der Welt zurück - ein Ort, dem als Attribute im Schaufenster zwei Globen und in den Regalen Bücher über "alle Herren Länder" als Abzeichen beigegeben sind.

Die Bücher dekorieren jedoch nicht nur die jeweilige Szene, sie scheinen wie Akteure mitzuwirken, wenn William hinterfangen wird von einer Wand voller Amerika-Reiseliteratur oder wenn der Zuschauer sich an einer anderen Wand mit Italienliteratur an den Bücherrücken satt lesen kann, während sich im Vordergrund eine der zentralen Geständnisszenen des Films vollzieht. Nicht zuletzt nimmt auch die Haupterzählung ihren Ausgang bei einem Bücherkauf. Und daß schließlich auch der Schluß auf eine Gartenbank führt, auf der die Heldin mit sichtlich gerundetem Bauch in den Armen des Helden liegt, während dieser ein Buch liest, wird kaum mehr verwundern: Das Buch und die Literatur, durchaus im Sinne des "guten" Buches und der "hohen" Literatur, werden gegen alles Seichte in Stellung gebracht.

Dies im übrigen auch gegen den Film als Gattung, wenn William gegen Actionfilme, in denen Anna gespielt hat oder zu spielen gedenkt, auf Jane Austen oder Henry James als alternative Drehbuchautoren verweist. Gegen Ende des Films treffen wir Anna dann in der Landschaftskulisse von Hampstead Heath bei Dreharbeiten zu einer James-Verfilmung an. Aber dieser Triumph der Literatur ist zweischneidig; die guten Bücher scheinen nurmehr als Drehbücher geeignet, die Reisebücher nur noch in Form von Bildbänden verkäuflich, während die anderen Titel vom melancholischen Buchhändler als Einschlagpapier oder Feuerungsmaterial dreingegeben werden.

Neben das "wahre", das literarische Buch, von dem der Film noch einen emphatischen Begriff hat, tritt aber zugleich auch das "wahre" Bild, neben das Lesen das richtige Sehen und Betrachten, für das als gemeinsames klassisches Instrument und Sinnbild die Taucherbrille des Helden mehrfach apostrophiert wird. Der Film handelt von allen erdenklichen modernen Bildtechniken und -gattungen: von der Kamera und von Filmaufnahmen, vom Kinobesuch, von Filmplakaten, Monitoraufzeichnungen und Videovorführungen; er handelt ferner von Pressefotografen und dem Hunger der Paparazzi nach Sensationsbildern, von Bildverweigerung und Bilderlust; und schließlich von einem Gemälde Marc Chagalls, das unter dem Titel "La Mariée" zunächst als Reproduktion (in Williams Haus) und dann als Original (aus Annas Besitz und Geschenk an William) ins Spiel kommt, um das Happy-End - stillschweigend, wie es einem Gemälde gebührt - dramaturgisch vorzubereiten.

So wird die Reproduktion gegen das Original eingetauscht, und ebenso kommt hinter den vielen Abziehbildern und Masken des Filmstars schließlich nach und nach deren eigenes Gesicht zum Vorschein. Einer der zentralen Sätze Williams nimmt denn auch auf die visuelle Übermacht Bezug: Er möchte, so heißt es an einer Stelle, Anna entsagen, weil er es nicht verkrafte, noch einmal enttäuscht zu werden, vor allem auch, weil er wisse, daß er sich der Allgegenwart ihrer Bilder nicht werde entziehen können. Und der Zuschauer weiß, wovon William spricht, denn er hat über dessen Schultern hinweg durch das Ladenschaufenster die Busse gesehen, an deren Außenflächen in Großaufnahme das Gesicht der Geliebten prangt. Werbung versus Werbung: Gegen die Übermacht der Reklame als kommerzieller Werbung scheint William als Liebender mit seiner persönlichen Werbung zunächst keine Chance zu haben.

So handelt der Film von Buch- und Bildwelten, die sich in der signifikanten Konstellation der Erzählung in die Welt des Buches von Notting Hill und jene des Bildes von Hollywood respektive Beverley Hills aufteilen. Aber nicht nur das: Sie liegen zugleich im Wettstreit, den der Hollywoodstar schließlich und nach einem kurzen Zögern pointiert entscheidet, wenn Anna am Ende des Films die wiederholt gestellte Frage der Presse nach dem Verbleib in England mit der Auskunft "Für immer" quittiert. Kurz zuvor noch hatte sie auf dieselbe Frage geantwortet: "Ich reise morgen ab (nach Kalifornien)." Anna Scott hält ihrem Geliebten und gemeinsam mit diesem einem Land die Treue, in dem liebenswürdige Menschen, vielfach sogenannte Verlierer, ihr Wesen oder auch Unwesen treiben. Und zwar auf eine Weise, daß sie gerade in ein Drehbuch hineinspazieren könnten, demnach gar nicht erst erfunden werden müßten. Auch von diesem Märchen handelt der Film, dessen satirischste Szene, ein Pressetermin der amerikanischen Filmproduktion, hinter der Tür einer Hotelsuite spielt, die auf den Namen "Trafalgar" getauft ist: "Surreal, aber schön", wie ein ästhetischer Nonsense-Satz des Films lautet.

MICHAEL DIERS

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