Fünf Jahre, acht Monate und zwölf Tage ist es her, seit Debbie Ocean (Sandra Bullock) mit der Planung ihres größten Coups begonnen hat. Dazu braucht sie das bestmögliche Team - allen voran ihre Komplizin Lou Miller (Cate Blanchett). Gemeinsam rekrutieren die beiden weitere Spezialistinnen: Juwelierin Amita (Mindy Kaling), Trickbetrügerin Constance (Awkwafina), Hehler-Expertin Tammy (Sarah Paulson), Hackerin Nine Ball (Rihanna) und Modedesignerin Rose (Helena Bonham Carter). Ihre begehrlichen Augen richten sich auf Diamanten im Wert von 150 Millionen Dollar - diese Diamanten zieren den Hals der weltberühmten Schauspielerin Daphne Kluger (Anne Hathaway), die den Mittelpunkt des diesjährigen Superevents bildet: die Met Gala. Der Plan ist hieb- und stichfest - falls er ohne Zwischenfälle über die Bühne geht: Das Team will sich die Klunker einfach schnappen und verduften - vor aller Augen.
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Bonusmaterial: Coup und Couture Ocean\'s Team 3.0 Die Nachstellung der Met Gala Nicht verwendete SzenenFrankfurter Allgemeine ZeitungSo gesittet wie ein Bibelkreis
Sandra Bullock, Cate Blanchett, Anne Hathaway, Rihanna - da kann doch nichts schiefgehen, oder? Gary Ross versucht sich in seinem Film "Ocean's 8" an der Fortsetzung einer Erfolgsformel
Als George Cukor 1939 "The Women" drehte, mit einem auch für damalige Verhältnisse unglaublichen Aufgebot an weiblichen Stars, mit Joan Crawford, Rosalind Russell, Norma Shearer, Paulette Goddard, um nur ein paar zu nennen, da mussten angeblich sogar die mitwirkenden Haustiere weiblich sein. Als François Ozon gut sechzig Jahre später ein Remake drehen wollte, musste er feststellen, dass die Rechte bei Meg Ryan und Julia Roberts lagen. Er bediente sich dann für "8 Frauen" bei einem Theaterstück, in dem der einzige Mann ein Toter ist. Und er versammelte, neben Danielle Darrieux, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, Fanny Ardant, um auch nur ein paar zu nennen, und ließ jede von ihnen ein Lied singen. Das Remake von "The Women" dagegen war 2008 trotz beachtlichen Aufgebots ein ziemlich lahmer Aufguss.
Wenn jetzt Gary Ross mit "Ocean's 8" kommt, um die Danny-Ocean-Trilogie zu reanimieren, die nach zwei charmanten Ausflügen vor elf Jahren mit einem sehr flauen "Ocean's 13" zu Ende gegangen war, muss man automatisch an die alten Storys denken, weil sie ja nicht nur Vergangenheit sind, sondern einen Raum der Möglichkeiten öffnen: Wie man es machen konnte und könnte und was man besser ließe, was funktioniert hat und was weniger.
Die gute Nachricht ist: Sandra Bullock, Cate Blanchett, Rihanna, Helena Bonham Carter, Anne Hathaway und einigen anderen, nicht ganz so bekannten Akteurinnen dabei zuzusehen, wie sie einen großen Raub planen und durchziehen, ist ein großes, sinnliches Vergnügen, weil man ihnen allen den Spaß an der Arbeit anmerkt, weil sie phantastisch aussehen, jede auf ihre Weise großartig angezogen ist und sie nahezu gleichberechtigt agieren. Und warum soll nicht Danny Oceans Schwester Debbie (Bullock), während sie im Knast saß, einen sensationellen Plan entwickelt haben und dann als Erstes nach der Entlassung das Grab ihres, wie die Inschrift sagt, 2018 von uns gegangenen Bruders besuchen?
Die nicht so gute Nachricht ist allerdings, dass Drehbuch und Inszenierung es an so ziemlich allem fehlen lassen, was ein gutes Heist-Movie, einen Film über einen Raub, ausmacht. Dass die acht Frauen überzeugen, dass das New Yorker Metropolitan Museum mit seiner Architektur und seinen Kunstwerken ein fabelhafter Schauplatz ist, dass unter anderem die Juwelen aus europäischen Herrscherhäusern ebenso wie ein 150-Millionen-Dollar-Cartier-Collier und der Prominentenauftrieb bei der Met Gala spektakuläre Schauwerte liefern, ist für ein Drama leider nicht ausreichend.
Ein Antagonist von Format wäre schon nötig gewesen, wenigstens ein Schauspieler wie Andy Garcia ("Ocean's 11") oder Al Pacino ("Ocean's 13"), der die Leerstelle im Drehbuch kompensiert hätte. Hier gibt es nur einen reichen Galeristen, der Claude Becker heißt und von Richard Armitage recht lustlos gespielt wird. Und nachdem Debbie ihre Spezialistinnen rekrutiert hat, von der pleitegefährdeten Modedesignerin über die Taschendiebin und die Diamantenexpertin, bereitet sich zwar jede gewissenhaft auf den Raub vor, aber eine Beziehung ist allenfalls in Ansätzen zwischen Bullock und Blanchett zu erkennen. Von Gruppendynamik ist gar nichts zu sehen. Zwischen den Frauen geht es derart gesittet und korrekt zu wie im Bibelkreis, als habe man sich keine Spitze, keine Bosheit, keinen Streit zu zeigen getraut.
Auch die Tat selbst läuft viel zu glatt, die Hindernisse sind vernachlässigbar und suspensefrei, und gegen Ende liefert das Drehbuch noch ein paar abrupte und reichlich überflüssige Wendungen. Warum, wenn man schon Rihanna dabeihat, singen die acht nicht mal einen Kanon? Oder zwei gehen sich wahnsinnig auf die Nerven und gefährden das Projekt? Und wo ist der anarchische Impuls geblieben, mit dem Steven Soderbergh in den beiden ersten Filmen die Regeln des Genres dehnte, streckte, persiflierte und doch auf Kurs blieb? Als einer der Produzenten von "Ocean's 8" hätte Soderbergh mehr Druck ausüben müssen.
So bleibt der Film ein klassischer Anwendungsfall für den Gene-Siskel-Test, benannt nach dem verstorbenen amerikanischen Kritiker: Ist der Film interessanter als eine Dokumentation über das gemeinsame Mittagessen der Schauspieler? Bei dieser Besetzung fällt die Antwort leicht.
PETER KÖRTE
Ab Donnerstag im Kino
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sandra Bullock, Cate Blanchett, Anne Hathaway, Rihanna - da kann doch nichts schiefgehen, oder? Gary Ross versucht sich in seinem Film "Ocean's 8" an der Fortsetzung einer Erfolgsformel
Als George Cukor 1939 "The Women" drehte, mit einem auch für damalige Verhältnisse unglaublichen Aufgebot an weiblichen Stars, mit Joan Crawford, Rosalind Russell, Norma Shearer, Paulette Goddard, um nur ein paar zu nennen, da mussten angeblich sogar die mitwirkenden Haustiere weiblich sein. Als François Ozon gut sechzig Jahre später ein Remake drehen wollte, musste er feststellen, dass die Rechte bei Meg Ryan und Julia Roberts lagen. Er bediente sich dann für "8 Frauen" bei einem Theaterstück, in dem der einzige Mann ein Toter ist. Und er versammelte, neben Danielle Darrieux, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, Fanny Ardant, um auch nur ein paar zu nennen, und ließ jede von ihnen ein Lied singen. Das Remake von "The Women" dagegen war 2008 trotz beachtlichen Aufgebots ein ziemlich lahmer Aufguss.
Wenn jetzt Gary Ross mit "Ocean's 8" kommt, um die Danny-Ocean-Trilogie zu reanimieren, die nach zwei charmanten Ausflügen vor elf Jahren mit einem sehr flauen "Ocean's 13" zu Ende gegangen war, muss man automatisch an die alten Storys denken, weil sie ja nicht nur Vergangenheit sind, sondern einen Raum der Möglichkeiten öffnen: Wie man es machen konnte und könnte und was man besser ließe, was funktioniert hat und was weniger.
Die gute Nachricht ist: Sandra Bullock, Cate Blanchett, Rihanna, Helena Bonham Carter, Anne Hathaway und einigen anderen, nicht ganz so bekannten Akteurinnen dabei zuzusehen, wie sie einen großen Raub planen und durchziehen, ist ein großes, sinnliches Vergnügen, weil man ihnen allen den Spaß an der Arbeit anmerkt, weil sie phantastisch aussehen, jede auf ihre Weise großartig angezogen ist und sie nahezu gleichberechtigt agieren. Und warum soll nicht Danny Oceans Schwester Debbie (Bullock), während sie im Knast saß, einen sensationellen Plan entwickelt haben und dann als Erstes nach der Entlassung das Grab ihres, wie die Inschrift sagt, 2018 von uns gegangenen Bruders besuchen?
Die nicht so gute Nachricht ist allerdings, dass Drehbuch und Inszenierung es an so ziemlich allem fehlen lassen, was ein gutes Heist-Movie, einen Film über einen Raub, ausmacht. Dass die acht Frauen überzeugen, dass das New Yorker Metropolitan Museum mit seiner Architektur und seinen Kunstwerken ein fabelhafter Schauplatz ist, dass unter anderem die Juwelen aus europäischen Herrscherhäusern ebenso wie ein 150-Millionen-Dollar-Cartier-Collier und der Prominentenauftrieb bei der Met Gala spektakuläre Schauwerte liefern, ist für ein Drama leider nicht ausreichend.
Ein Antagonist von Format wäre schon nötig gewesen, wenigstens ein Schauspieler wie Andy Garcia ("Ocean's 11") oder Al Pacino ("Ocean's 13"), der die Leerstelle im Drehbuch kompensiert hätte. Hier gibt es nur einen reichen Galeristen, der Claude Becker heißt und von Richard Armitage recht lustlos gespielt wird. Und nachdem Debbie ihre Spezialistinnen rekrutiert hat, von der pleitegefährdeten Modedesignerin über die Taschendiebin und die Diamantenexpertin, bereitet sich zwar jede gewissenhaft auf den Raub vor, aber eine Beziehung ist allenfalls in Ansätzen zwischen Bullock und Blanchett zu erkennen. Von Gruppendynamik ist gar nichts zu sehen. Zwischen den Frauen geht es derart gesittet und korrekt zu wie im Bibelkreis, als habe man sich keine Spitze, keine Bosheit, keinen Streit zu zeigen getraut.
Auch die Tat selbst läuft viel zu glatt, die Hindernisse sind vernachlässigbar und suspensefrei, und gegen Ende liefert das Drehbuch noch ein paar abrupte und reichlich überflüssige Wendungen. Warum, wenn man schon Rihanna dabeihat, singen die acht nicht mal einen Kanon? Oder zwei gehen sich wahnsinnig auf die Nerven und gefährden das Projekt? Und wo ist der anarchische Impuls geblieben, mit dem Steven Soderbergh in den beiden ersten Filmen die Regeln des Genres dehnte, streckte, persiflierte und doch auf Kurs blieb? Als einer der Produzenten von "Ocean's 8" hätte Soderbergh mehr Druck ausüben müssen.
So bleibt der Film ein klassischer Anwendungsfall für den Gene-Siskel-Test, benannt nach dem verstorbenen amerikanischen Kritiker: Ist der Film interessanter als eine Dokumentation über das gemeinsame Mittagessen der Schauspieler? Bei dieser Besetzung fällt die Antwort leicht.
PETER KÖRTE
Ab Donnerstag im Kino
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main