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Kaum aus dem Gefängnis entlassen, plant der elegante Gauner Danny Ocean (George Clooney) in Las Vegas den Coup seines Lebens: Er will die drei größten Casinos der Stadt gleichzeitig ausnehmen. Dazu engagiert er die elf besten und coolsten Spezialisten der Branche, wie den Falschspieler Rusty (Brad Pitt) und den Taschendieb Linus (Matt Damon). Ihr raffinierter Plan scheint perfekt. Doch Danny hat mit dem skrupellosen Besitzer der Casinos Terry Benedict (Andy Garcia) noch eine ganz private Rechnung offen. Denn Terry ist der neue Freund von Dannys Ex-Frau Tess (Julia Roberts). Und um sie zurückzuerobern, riskiert Danny alles.…mehr

Produktbeschreibung
Kaum aus dem Gefängnis entlassen, plant der elegante Gauner Danny Ocean (George Clooney) in Las Vegas den Coup seines Lebens: Er will die drei größten Casinos der Stadt gleichzeitig ausnehmen. Dazu engagiert er die elf besten und coolsten Spezialisten der Branche, wie den Falschspieler Rusty (Brad Pitt) und den Taschendieb Linus (Matt Damon). Ihr raffinierter Plan scheint perfekt. Doch Danny hat mit dem skrupellosen Besitzer der Casinos Terry Benedict (Andy Garcia) noch eine ganz private Rechnung offen. Denn Terry ist der neue Freund von Dannys Ex-Frau Tess (Julia Roberts). Und um sie zurückzuerobern, riskiert Danny alles.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.01.2002

Cool Memories
Wie Las Vegas in Steven Soderberghs Remake "Ocean's Eleven" zu sich kommt

Es kann schon sein, daß es für das Kino keinen besseren Ort als Las Vegas gibt, weil es mehr noch als Hollywood aus dem Geist des Spiels geboren wurde. Als der Gangster Bugsy Siegel, der am liebsten auch ein Filmstar geworden wäre, 1946 das Flamingo Hotel errichten ließ, als er Millionen verschwendete und einen künstlichen Wasserfall in die Lobby setzte, da war sein Plan schlau und simpel: Mitten in der Wüste konnte man nur essen, trinken - und anschließend spielen. Man konnte Fassaden errichten, nicht wirklicher als eine Studiokulisse, nicht weniger haltbar und jederzeit abrißbereit.

Las Vegas war von Anfang an kein Ort, sondern eine Obsession und eine mächtige Metapher. Ein Wüstennest, in dem sich Viehzüchter einfanden, weil es zufällig eine Eisenbahnstation gab. Ein gottverdammtes Nirwana, wo alle Künstlichkeit dieser Welt Platz hatte, wo die Sphinx heute größer ist als in Ägypten und wo Venedig wie im Zeitraffer montiert erscheint, wo der Eiffelturm strahlender ausgeleuchtet und die Bettenzahl höher ist als in Paris. Eine perfekte Persiflage auf El Dorado, das die Konquistadoren nie fanden, weil sie nicht wußten, daß man es selber bauen muß. Ein Reich aus Chips und verschmelzenden Neonlichtern, eine hybride Form, die alle Formen in sich hat, das Remake aller Remakes, in dem sich auch die beiden von Rem Koolhaas entworfenen Guggenheim-Museen ausnehmen wie Klone.

Wenn wir auch längst nicht mehr von "Simulakren" reden, so hatte doch der Vegas-Besucher Jean Baudrillard recht, als er schrieb: "Die Wüstenstädte heben sich klar ab, sie haben keine Umgebung. Aber sie haben etwas Fata Morganisches, das sich jeden Augenblick verflüchtigen kann. Man braucht nur Las Vegas anzusehen, das sublime Las Vegas, wie es sich bei Sonnenuntergang in seinem phosphoreszierenden Licht aus der Wüste erhebt, wie es seine intensive Oberflächenenergie während der Nacht verströmt, bei Sonnenaufgang noch einen Intensitätsschub zulegt und bei Tagesanbruch erneut in der Wüste versinkt." Man muß nun nicht Baudrillard lesen, um das Remake eines Las-Vegas-Films zu begreifen; es ist eher so, daß man ihn nicht mehr zu lesen braucht, wenn man "Ocean's Eleven" gesehen hat.

Denn Steven Soderberghs Remake des alten "Rat Pack"-Films von 1960, der im Deutschen mit dem Titel "Frankie und seine Spießgesellen" gestraft wurde, ist reine "Oberflächenenergie". Man kann das harmlos finden. Amerikanische Kritiker haben den Film mit Champagner verglichen, der bald schal werde, und auf die ernsthaften Ambitionen von Filmen wie "Traffic" oder "Erin Brockovich" verwiesen, mit denen Soderbergh zum Comeback-Mann des letzten Jahrzehnts wurde. Man kann aber auch behaupten, daß es zwar nicht der beste Film ist, der in Las Vegas spielt, wohl aber derjenige, der dessen Essenz am perfektesten verkörpert.

Alles dreht sich ums Spiel. Um Gauner, Zocker, Schauspieler, Casinos. Und wo nur blankpolierte Oberflächen sind, da gibt es so viele Spiegelungen, daß es völlig sinnlos ist, zwischen der Sache selbst und deren Abbildern zu unterscheiden, zwischen Spiel, Ernst und Leben. "Ocean's Eleven" ist ein Stoff, der mit sich selbst spielt, und das war schon 1960 so, als das "Rat Pack" Kameras organisierte und noch ein bißchen Plot dazuerfinden ließ, um sich bei dem aufnehmen zu lassen, was es am liebsten tat. 2001 hat die Gegenwart auch diese Vergangenheit eingeholt und aufgehoben. Der Film hat eine Handlung, die wie die Dreharbeiten zu einem Film aussieht, auch wenn's ein "Rififi"-Plot ist. George Clooney (in der alten Sinatra-Rolle) kommt aus dem Gefängnis, als wäre er nur aus Versehen über Nacht dort gewesen, der Smoking faltenlos, die Smokingfliege lässig herunterhängend; wie ein Produzent rekrutiert er sein Team und macht sich selbst zum Regisseur. Gleiche Gage für alle, 150 Millionen Dollar Beute, wo es 1960 gerade elf waren. Der Mann mit dem poetischen Namen Danny Ocean verhandelt hart, er braucht Fahrer, Überwachungs- und Sprengstoffexperten, Taschendiebe, Verwandlungskünstler, und wie zur Drehbuchbesprechung versammelt er sie in der Villa eines der Hauptdarsteller (Elliot Gould), der noch zögert und schließlich mit dem großen Satz einwilligt: "I owe you from the thing with the guy in the place", was nichts sagt und deshalb wieder alles, weil es darauf verweist, daß es kein Jenseits, kein Original mehr gibt.

Alles ein Spiel. Der Kartenprofi (Brad Pitt in der Dean-Martin-Rolle) bringt dämlichen Hollywood-Jungstars Pokern bei, der heruntergekommene Altgauner (Carl Reiner) muß sich in einen millionenschweren Geschäftsmann aus einem Phantasieland verwandeln, und der Überwachungsspezialist sitzt wie der Regieassistent vor einem Monitor, während der große Raubzug in Szene gesetzt wird. Um sich auf den Tresor 50 Meter unterm Pflaster einzustimmen, der ein ausgefeilteres Sicherheitssystem hat als ein Atomwaffenlager, bauen die Elf ihn einfach nach, und wie im Kino sieht man die Arbeiter nicht, die ihn gebaut haben müssen. Man sollte das nicht für einen logischen Lapsus halten; schließlich kommt man in Las Vegas auch in weniger als zehn Minuten von Paris nach Venedig. Die Spezialeffekte, die ein schwarzer Brite (Don Cheadle im Sammy-Davis-jr.-Part) anrichtet, sind effizient, der Boxkampf zwischen Lennox Lewis und Wladimir Klitschko wurde inszeniert, obwohl er wirklich stattfand, und weil Timing hier alles ist, wurde zufällig gerade auch das alte Desert Inn gesprengt - nur ein Set, den man nicht mehr braucht.

Das Spiel hört im Abspann nicht auf. Peter Andrews heißt der Mann, der dort als Kameramann auftaucht, und bisweilen kann er malen wie Georges de La Tour. Wo de La Tour eine Kerze plazierte, da nimmt er einen Scheinwerfer, der Julia Roberts (in der Angie-Dickinson-Rolle) so illuminiert, daß man einfach nur dahinsinken möchte, und das gehört sich auch so, weil die ehemalige Mrs. Ocean schließlich nicht nur mit dem Casino-Besitzer (Andy Garcia) liiert ist, sondern auch dessen Gemäldegalerie betreut. Mr. Ocean wiederum muß überspielen, ob sie bei dem Überfall nur der Mitnahmegewinn ist, oder ob es die 150 Millionen sind. Und Mr. Andrews ist natürlich nichts anderes als Soderberghs Pseudonym.

So ist alles ein schöner Fake, ohne daß da noch eine Wahrheit wäre, und so kommt Las Vegas ganz zu sich. Es funktioniert einfach wie eine große Lupe, durch die man die Zukunft wie die Vergangenheit der Künstlichkeit betrachten kann. Und deshalb ist es natürlich albern, aus dem Film so etwas wie Coolness-Regeln zu destillieren, die sich dann ausnehmen wie ein Knigge für Tanzschüler, die gerne cool wären. "Ocean's Eleven" mag schon definieren, was 2001 "cool" ist, während die alte Version die Coolness ihrer Protagonisten ausstellte, die sie im wirklichen Leben verkörperten. Als Remake und Reverenz jedoch ist er sich selbst genug. Und deshalb hat er jenes "Fata Morganische, das sich jeden Augenblick verflüchtigen kann". Cool memories eben.

PETER KÖRTE

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