Nete (Paprika Steen) ist eine toughe Frau Mitte dreißig, die glaubt, ihr ihren Alltag und ihr Familienleben fest im Griff zu haben. Sie arbeitet als Sozialarbeiterin und hat eine pubertierende Tochter, ihr Mann Kristian ist ein Schriftsteller, der es aber nicht wagt, jemandem seine Manuskripte zu zeigen. Die drei leben ihr normales Alltagsleben bis Nete eines Tages erfährt, dass ihr Vater schwer erkrankt ist und nur noch drei Wochen zu leben hat. Obwohl sie sich nie gut mit ihrem Vater verstanden hat, holt Nete den verbitterten alten Mann zu sich - eine Entscheidung mit ungeahnten Konsequenzen. Mit Sack und Pack und all seinen Pflanzen zieht der Vater in Netes Haus ein und stellt den Familienalltag völlig auf den Kopf: Netes Tochter wird immer rebellischer und findet in ihrem Großvater einen solidarischen Freund, Kristian flüchtet sich in eine Affäre und Netes Bemühungen, ihren Vater und ihren schwulen Bruder Martin wieder zu versöhnen, scheitern.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Trailershow - Musikvideo - Deleted ScenesFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.08.2003Netes Nöte
Kleine Taten, kleine Folgen: Jesper W. Nielsens Film "Okay"
Auf einer jener Produktionssitzungen, bei denen man Gelegenheit hat, seine Filmidee in drei Sätzen vorzustellen, müßte man sagen: "Okay" ist die Geschichte einer Frau. Sie heißt Nete und steckt in allerlei Schwierigkeiten. Der Film erzählt davon, wie sie aus diesen Schwierigkeiten herausfindet, teils durch eigenes Zutun, teils durch fremde Hilfe oder Glück.
Es geht also um das Leben, das wirkliche, in Kopenhagen. Nete (Paprika Steen) arbeitet auf dem Arbeitsamt; gleich am Anfang sieht man, wie sie einen Bewerber ordentlich zusammenstaucht. Auch zu Hause ist sie die starke Frau: Ihr Mann Kristian (Troels Lyby) bedient die Küche, Nete kommandiert am Eßtisch. Kristian ist Literaturdozent und hat einen Roman geschrieben; worum es darin geht, erfahren wir nicht. Nur daß er ihn für kitschig hält.
Dann geschehen mehrere Dinge gleichzeitig. Netes Vater wird schwer krank und hat, wie es scheint, nur wenige Wochen zu leben; Nete nimmt ihn bei sich auf. Netes homosexueller Bruder Martin bekommt von einem lesbischen Pärchen angeboten, zum Spendervater eines Kindes zu werden; Nete rät ihm davon ab. Netes Mann schläft mit einer seiner Studentinnen; Nete setzt ihn, als sie davon erfährt, vor die Tür. Aber nicht alles in Netes Leben läuft so, wie sie es geplant hat - der kranke Vater lebt länger als erwartet, der Bruder spendet seinen Samen gegen ihren Rat, der verstoßene Ehemann kehrt zurück und wirbt um ihre Liebe. Er bettelt, sie schimpft, dann umarmen sie sich vor dem Krankenhauslift.
Es geht um Verantwortung und die Folgen alltäglichen Handelns in "Okay", um kleine Taten mit kleinen Folgen. Paprika Steen, die Hauptdarstellerin, hat in Susanne Biers "Open Hearts", der im Januar bei uns ins Kino kam, und in Thomas Vinterbergs "Fest" wichtige Nebenrollen gespielt; in beiden Filmen hatte sie, weil die Geschichten dichter geknüpft waren, mehr Ausdruckskraft als hier, wo sie im Zentrum steht. Aber es ist schön, ihr dabei zuzusehen, wie sie die verschiedenen Aspekte ihrer Rolle ausbalanciert - eine Könnerin, die es nicht nötig hat aufzutrumpfen. Filme wie "Okay" laufen in Deutschland gewöhnlich im Fernsehen; daß dieser ins Kino kommt, hat zwei Gründe. Erstens war er in seiner Heimat ein Erfolg, und zweitens tragen dänische Filme, auch wenn sie keine "Dogma"-Produktionen sind, zur Zeit eine Art Echtheitssiegel: Dänen lügen nicht. Und so faßt der Titel von Jesper W. Nielsens Werk tatsächlich alles zusammen, was man zu dem Film sagen kann. Er ist okay. Mehr nicht.
ANDREAS KILB
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kleine Taten, kleine Folgen: Jesper W. Nielsens Film "Okay"
Auf einer jener Produktionssitzungen, bei denen man Gelegenheit hat, seine Filmidee in drei Sätzen vorzustellen, müßte man sagen: "Okay" ist die Geschichte einer Frau. Sie heißt Nete und steckt in allerlei Schwierigkeiten. Der Film erzählt davon, wie sie aus diesen Schwierigkeiten herausfindet, teils durch eigenes Zutun, teils durch fremde Hilfe oder Glück.
Es geht also um das Leben, das wirkliche, in Kopenhagen. Nete (Paprika Steen) arbeitet auf dem Arbeitsamt; gleich am Anfang sieht man, wie sie einen Bewerber ordentlich zusammenstaucht. Auch zu Hause ist sie die starke Frau: Ihr Mann Kristian (Troels Lyby) bedient die Küche, Nete kommandiert am Eßtisch. Kristian ist Literaturdozent und hat einen Roman geschrieben; worum es darin geht, erfahren wir nicht. Nur daß er ihn für kitschig hält.
Dann geschehen mehrere Dinge gleichzeitig. Netes Vater wird schwer krank und hat, wie es scheint, nur wenige Wochen zu leben; Nete nimmt ihn bei sich auf. Netes homosexueller Bruder Martin bekommt von einem lesbischen Pärchen angeboten, zum Spendervater eines Kindes zu werden; Nete rät ihm davon ab. Netes Mann schläft mit einer seiner Studentinnen; Nete setzt ihn, als sie davon erfährt, vor die Tür. Aber nicht alles in Netes Leben läuft so, wie sie es geplant hat - der kranke Vater lebt länger als erwartet, der Bruder spendet seinen Samen gegen ihren Rat, der verstoßene Ehemann kehrt zurück und wirbt um ihre Liebe. Er bettelt, sie schimpft, dann umarmen sie sich vor dem Krankenhauslift.
Es geht um Verantwortung und die Folgen alltäglichen Handelns in "Okay", um kleine Taten mit kleinen Folgen. Paprika Steen, die Hauptdarstellerin, hat in Susanne Biers "Open Hearts", der im Januar bei uns ins Kino kam, und in Thomas Vinterbergs "Fest" wichtige Nebenrollen gespielt; in beiden Filmen hatte sie, weil die Geschichten dichter geknüpft waren, mehr Ausdruckskraft als hier, wo sie im Zentrum steht. Aber es ist schön, ihr dabei zuzusehen, wie sie die verschiedenen Aspekte ihrer Rolle ausbalanciert - eine Könnerin, die es nicht nötig hat aufzutrumpfen. Filme wie "Okay" laufen in Deutschland gewöhnlich im Fernsehen; daß dieser ins Kino kommt, hat zwei Gründe. Erstens war er in seiner Heimat ein Erfolg, und zweitens tragen dänische Filme, auch wenn sie keine "Dogma"-Produktionen sind, zur Zeit eine Art Echtheitssiegel: Dänen lügen nicht. Und so faßt der Titel von Jesper W. Nielsens Werk tatsächlich alles zusammen, was man zu dem Film sagen kann. Er ist okay. Mehr nicht.
ANDREAS KILB
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