Oliver Twist wächst als Waise in einem kirchlichen Armenhaus einer englischen Kleinstadt auf. Trotz harter Bedingungen überlebt er das entbehrungsreiche Dasein. Nachdem er bei einem Sarg-Tischler namens Mr. Sowerberry in die Lehre gegeben wird, dort aber misshandelt wird, läuft Oliver weg und will
sein Glück in London versuchen. Halb verhungert findet er beim jüdischen Hehlers Fagin und seiner…mehrOliver Twist wächst als Waise in einem kirchlichen Armenhaus einer englischen Kleinstadt auf. Trotz harter Bedingungen überlebt er das entbehrungsreiche Dasein. Nachdem er bei einem Sarg-Tischler namens Mr. Sowerberry in die Lehre gegeben wird, dort aber misshandelt wird, läuft Oliver weg und will sein Glück in London versuchen. Halb verhungert findet er beim jüdischen Hehlers Fagin und seiner Kinderbande Unterkunft und Verpflegung und wird in die Bande aufgenommen.
Oliver Twist dürfte wohl Charles Dickens bekanntester (Jugend-)Roman sein, was möglicherweise an seiner häufigen Verfilmung liegt, bis heute an die 25 Mal. Das liegt vielleicht daran, dass Oliver Twist eher zu den dünneren Romanen von Dickens gehört und sich so zu Verfilmungen anbietet, oder weil es einfach schon zu seiner Zeit sämtliche Hollywood Klischees bedient, bzw. erfunden hat und so die Literatur geprägt hat.
Umso erstaunlicher, dass die meisten Verfilmungen, dieses dünne Büchlein trotzdem dermaßen verhunzen, diese BBC Verfilmung aus dem Jahr 2007 ist da keine Ausnahme. Wie üblich, fällt die Mrs. Maylie Episode komplett unter den Tisch, daran ist man ja schon gewöhnt, aber, die Familien und Verwandtschaftsverhältnisse werden dermaßen verdreht, dass diese Geschichte kaum noch entwas mit der tatsächlichen Vorlage zu tun hat.
Im Original ist Oliver der Sohn eines Freundes von Mr. Brownlow und Mr. Brownlow definitiv nicht sein Großvater. Der väterliche Freund, der mit Mr. Brownlow wettert, ob Oliver die Bücher zurückbringt oder abhaut wurde gestrichen. Rose ist plötzlich ein Mündel von Mr. Brownlow. Ja, die meisten Verfilmungen verhunzten die tatsächliche Personenkonstellation, die im Buch teilweise extrem unglaubwürdig ist, und diese Konstellation ist tatsächlich teils glaubwürdiger als das Original, hat aber nur wenig mit dem Buch zu tun.
Was mich wirklich ärgerte war die teils komplett falsche Charakterisierung der Figuren. Oliver ist eine sensible Heulsuse, hier jedoch ein aufmüpfiges, stures Kerlchen und so gar nicht verhungert. Außerdem ist Oliver, auch wenn der Film Oliver Twist heißt, in dieser Umsetzung eher eine Nebenfigur.
Der sanfte, freundliche Mr. Brownlow ist in kalter Mann, dem eigentlich kaum bis nichts an Oliver gelegen ist, diese sanfte Rolle übernimmt hier Rose.
Nancy ist hier eine Farbige, ich bin mir nicht sicher, ob Dickens Nancy wirklich beschrieben hat, aber sie wirkt irgendwie wie die gewollte Quotenschwarze.
Richtig übel ist aber der Soundtrack: E-Gitarre und Ziehharmonika zerstören das letzte bisschen Stimmung, das vielleicht aufkommen mag.
Ich mag ja sonst die BBC Mehrteiler, normalerweise sind sie ein Garant für gelungene Umsetzungen der literarischen Vorlagen. Aber leider muss ich weiterhin dabei bleiben, die beste Umsetzung ist für mich bisher der David Leah Klassiker in schwarz-weiß aus dem Jahr 1948.