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Familie Kim ist ganz unten angekommen: Vater, Mutter, Sohn und Tochter hausen in einem grünlich-schummrigen Keller und sind sich für keinen Aushilfsjob zu schade. Erst als der Jüngste eine Anstellung als Nachhilfelehrer in der todschicken Villa der Familie Park antritt, steigen die Kims ein ins Karussell der Klassenkämpfe. Mit findigen Tricksereien, bemerkenswertem Talent und großem Mannschaftsgeist gelingt es ihnen, die bisherigen Bediensteten der Familie Park nach und nach loszuwerden. Bald schon sind die Kims unverzichtbar für ihre neuen Herrschaften. Doch dann löst ein unerwarteter…mehr

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Produktbeschreibung
Familie Kim ist ganz unten angekommen: Vater, Mutter, Sohn und Tochter hausen in einem grünlich-schummrigen Keller und sind sich für keinen Aushilfsjob zu schade. Erst als der Jüngste eine Anstellung als Nachhilfelehrer in der todschicken Villa der Familie Park antritt, steigen die Kims ein ins Karussell der Klassenkämpfe. Mit findigen Tricksereien, bemerkenswertem Talent und großem Mannschaftsgeist gelingt es ihnen, die bisherigen Bediensteten der Familie Park nach und nach loszuwerden. Bald schon sind die Kims unverzichtbar für ihre neuen Herrschaften. Doch dann löst ein unerwarteter Zwischenfall eine Kette von Ereignissen aus, die so unvorhersehbar wie unfassbar sind.

Bonusmaterial

Teaser OmeU Character Teaser 1 OmdU / Deutsch Character Teaser 2 OmdU / Deutsch Trailer OmdU / Deutsch Koreanischer Trailer OmdU u.v.m.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2019

Geruch als Metapher

Ohne Plan kann auch nichts schiefgehen: Bong Joon-ho erzählt in seinem preisgekrönten Film "Parasite" von koreanischen Klassenverhältnissen

Eine Möglichkeit, wenn man über diesen Film nachzudenken beginnt, wäre nüchterne Recherche: Gibt es in Südkorea, wo "Parasite" von Bong Joon-ho spielt, so etwas wie Hartz IV oder andere Grundsicherungsleistungen? Spielen haushaltsnahe Dienstleistungen eine große Rolle? Wie tief ist die Kluft zwischen Arm und Reich, spricht man von Klassengegensätzen? Man wäre nach der Recherche vermutlich ganz gut informiert.

Doch ein Film, der eine Geschichte erzählt, eine Geschichte, die sich wahlweise als eine Art soziale Parabel oder Versuchsanordnung lesen lässt, soll ja keine Aufforderung zur Recherche sein. Er kann, weil er keine Dokumentation sein will, auch nicht auf Experten, Erläuterungen oder Statistiken bauen. Er muss aus sich selbst heraus, mit seinen genuinen Mitteln zeigen, in seinem Setting und Handlungsrahmen, worum es geht. Und wenn er dabei nicht nur das Publikum im eigenen Land erreicht, sondern sich auch auf der ganzen Welt verständlich machen kann, spricht das für ihn.

Im Falle von "Parasite" trifft das alles zu. In Südkorea haben ihn mehr als zehn Millionen Zuschauer gesehen, er hat die Goldene Palme in Cannes gewonnen, dazu noch ein paar kleinere Preise, als südkoreanischer Beitrag für den Oscar ist er auch nominiert. Und Bong Joon-ho, der auch das Drehbuch geschrieben hat, hat Erfahrung damit, wie sich soziale und historische Verhältnisse auf engstem Raum verdichten lassen. Das konnte man schon vor fünf Jahren in seinem Film "Snowpiercer" sehen, wo sich nach Eintritt einer neuen globalen Eiszeit die wenigen Überlebenden in einem rastlos um die Welt fahrenden Zug befinden, der einerseits einer Arche gleicht, in der sich aber zugleich die unterdrückten gegen die privilegierten Passagiere auflehnen.

Demgegenüber ist "Parasite" ein Kammerspiel ohne globalen Horizont, mit drei Akten und einem Epilog, so intim, dass das eine oder andere einfallsmüde deutsche Stadttheater womöglich auf den Gedanken kommen könnte, es für die Bühne einzurichten. Was insofern schade wäre, als der Film einen sehr souveränen Umgang mit Räumen und den Bewegungen in ihnen hat, der im Theater sofort ins Symbolische verkümmern würde.

Es beginnt ganz unten, im schmuddeligen Souterrain. Da ist wenig Licht, da hängen die Socken an der Lampe, man sieht durchs kleine Fenster den Betrunkenen auf der Straße beim Wasserlassen zu. Hier wohnt Familie Kim, Repräsentant des koreanischen Prekariats: Vater, Mutter und zwei erwachsene Kinder. Sie schlagen sich mühsam durch, was auch daran liegt, dass sie noch nicht mal die Pizzakartons anständig falten können. Und als der Nachbar sein Wi-Fi mit Passwort versieht, geraten die Kims in Panik. Nur wenn man sich gebückt über die Toilette kauert, gibt es noch ein Signal.

Nach oben, in die Welt der Familie Park, führte von hier normalerweise kein Weg. Im Kino, wo der Konjunktiv regiert und nicht alles dem Wahrscheinlichkeitstest unterliegt, schon. Ein Freund des Sohnes vermittelt ihn als Englischlehrer zu den Parks. Die Tochter stellt im Computer ein falsches Diplom her. So kommt der Sohn in die gut abgeriegelte Villa mit viel Glas, Naturstein und Designermöbeln, so makellos, dass man in ihr kaum leben kann. Hier wohnen die Parks: erfolgreicher Business-Mann, verwöhnte Frau, pubertierende Tochter und Sohn im Grundschulalter. Sie sind zu blasiert und desinteressiert, um zu bemerken, dass der Kim-Sohn zwar halbwegs gute Manieren hat, aber kein Englisch kann.

Aus diesem Entree ergibt sich ein Plan: Die Kims unterwandern die Parks, was weniger klassenkämpferische Strategie ist als der Versuch, die eigene soziale Misere mit List, Perfidie und möglichst wenig, aber gutbezahlter Arbeit zu kompensieren. So wird die Tochter als Kunsttherapeutin engagiert, die in den bunten Bildern des kleinen Jungen ein Trauma entdeckt. Der Vater wird Chauffeur, die Mutter schließlich Haushälterin. Und weil eine Parabel oft auch märchenhafte Züge hat, merkt natürlich niemand, dass etwas faul ist - außer dem kleinen Jungen, auf den man nicht hört. Er hält nicht nur Kontakt zur alten Haushälterin, er stellt auch fest, dass die vier neuen Hausangestellten alle gleich riechen. Der Klassenunterschied drängt sich auf als sinnlich wahrnehmbares Faktum; die Eltern Park ignorieren das, weil für sie offenbar Personal gleich riecht.

Man brächte nun alle, die sich diesen Film ansehen möchten, um ein großes Vergnügen, würde man genauer schildern, wie und warum diese erfolgreiche Infiltration natürlich nicht von Dauer sein kann. Bong Joon-ho entwickelt dafür ein paar originelle Situationen voller schwarzem Humor, mit physical comedy, am Ende auch etwas Blut und einem langen Grillspieß voller Würste im Körper einer Frau. Er lässt, weil das in der Hermetik von Kammerspielräumen immer hilft, eine Tür aufgehen, die in ein Verlies führt, genauer gesagt: in einen Bunker, dessen Existenz der Architekt, der die Villa für sich selbst entworfen hatte, den Besitzern verschwiegen hat. Was dort wartet, gibt der Handlung einen ziemlich überraschenden Twist, der die Kims wie die Parks durchschütteln wird.

Bong Joon-ho hat die verschiedenen Tonlagen und Register der Erzählung gut im Griff. Die Kamera lässt die Klassenverhältnisse ohne aufdringliche Symbolik immer wieder aufscheinen. In einer starken Sequenz sieht man den Kims dabei zu, wie sie im heftigen Regen von der Villa in Hanglage nach Hause eilen, sie bewegen sich über Treppen und abschüssige Straßen, immer weiter hinab, und an der tiefsten Stelle, in ihrer Souterrainwohnung, hat das Wasser sich gesammelt. Es steht ihnen in jeder Hinsicht bis zum Hals. Was Vater Kim dann in der Notunterkunft zu dem philosophischen Satz bringt, ohne Plan könne nichts schiefgehen.

Das alles ist ohne Frage versiert und visuell überzeugend erzählt, man kann auch damit leben, dass der Epilog des Films die Wucht und vor allem die Konsequenz der vergangenen drei Akte durch eine Überdosis Sentimentalität zu sehr abmildert. Dass die Kims nicht die soziale Revolution propagieren und die Parks enteignen, sondern nur ganz selbstsüchtig am Reichtum partizipieren wollen, mag sogar eine realistische Einschätzung sein. Aber soziale Verhältnisse derart zu naturalisieren, dass die Prekariatsexistenz der Kims zur parasitären wird, das ist auch für eine soziale Parabel ein etwas zu dünner Ertrag.

PETER KÖRTE

Ab dem 17. Oktober im Kino

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