Professor Albus Dumbledore (Jude Law) weiß, dass der mächtige dunkle Zauberer Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen) die Kontrolle über die magische Welt an sich reißen will. Da er ihn allein nicht aufhalten kann, schickt er den Magizoologen Newt Scamander (Eddie Redmayne) und eine unerschrockene Truppe aus Zauberern, Hexen und einem mutigen Muggel-Bäcker auf eine gefährliche Mission, bei der sie auf alte und neue fantastische Tierwesen treffen - und mit Grindelwalds wachsender Anhängerschaft aneinandergeraten. Doch wie lange kann sich Dumbledore im Hintergrund halten, wenn so viel auf dem Spiel steht?
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.04.2022Mimikry gegen Monsterskorpione
Längst nicht mehr nur für Kinder: Der dritte Teil der Filmreihe "Phantastische Tierwesen" erweitert Harry Potters komplexe Kinowelt.
Aus der Geschichte um den Zauberjungen Harry Potter entwickelt J. K. Rowling gerade etwas, das zuletzt George Lucas mit der Idee "Ritter im Weltall" gelungen ist: Sie schafft ein eigenes Universum, das mit jedem neuen Film größer, bunter und schillernder wird.
Der dritte Teil der Reihe "Phantastische Tierwesen", der gerade in den deutschen Kinos anläuft, ist dafür der beste Beweis. Um den jungen Harry Potter und seine Abenteuer auf der Zauberschule Hogwarts geht es dabei längst nicht mehr. Rowling, die für alle drei Teile der Reihe das Drehbuch schrieb, spinnt die Geschichte vielmehr in die Vergangenheit weiter und folgt dafür dem von Menschen leicht überforderten, aber von jedwedem Getier äußerst faszinierten Newt Scamander (Eddie Redmayne).
Wie der Filmtitel schon nahelegt, kriechen, kullern und krabbeln allerlei (magische) Tierchen durch die Handlung. Doch eigentlich geht es um Scamander, der es im Auftrag des späteren Zauberschuldirektors Albus Dumbledore (Jude Law) mit dem mächtigen Zauberer Grindelwald (Mads Mikkelsen) aufnehmen soll.
Plumpes "Gut gegen Böse" liegt der britischen Autorin Rowling fern, sie nimmt - wie schon in der Potter-Reihe - lieber historische Anleihen beim Komplexen und Furchtbaren: Wenn Grindelwalds Anhänger von reinen Blutslinien faseln und von der Beherrschung (oder Auslöschung) aller Nichtmagier sprechen, erinnert das an faschistische Ideologien; die Handlung spielt nicht zufällig zu großen Teilen im Berlin der frühen Dreißigerjahre (Oliver Masucci und Peter Simonischek verkörpern den deutschen Opportunismus, der gern bei der Machtübernahme hilft).
Ausstattung und Kostüme verweben einen letzten Hauch Jazz-Ära mit strengem neoklassizistischen Design. Kostümdesignerin Colleen Atwood, die für ihre Arbeit am ersten Teil der Filmreihe ihren vierten Oscar erhielt, komponiert Farben und Schnitte zu jeder Figur wie Wagner seine musikalischen Motive: Jeder Mantelstoff und jede Krawattenfarbe geben Auskunft über das Seelenleben desjenigen, der sie trägt.
Wenn in der Anfangsszene Jude Law in einem Café auf Mads Mikkelsen trifft, dann machen die Grautöne ihrer Anzüge - warmes Kaschmirgrau bei Law und dunkles Schieferanthrazit bei Mikkelsen - klar, dass die beiden Kontrahenten einmal vom gleichen Punkt aus angefangen haben, sich aber zu entgegengesetzten Enden der (Farb-)Skala entwickelt haben. Dass Mikkelsen das Café am Ende in Flammen aufgehen lässt, so wie seine Figur gern die Welt brennen sehen würde, unterstreicht diesen Designeinfall.
Neben den durchdachten Ausstattungsdetails sind es die Schauspieler, die diesen Film sehenswert machen. Eddie Redmayne spielt seinen magischen Tierforscher mit schüchternem Blick, der immer etwas am Gesprächspartner vorbeizielt, nur um den wahren Gefahren mutig ins Auge zu sehen. Er ist sich aber auch für slapstickhaften Körpereinsatz nicht zu schade, wenn er Monsterskorpione mit Mimikry und Hüfteinsatz von Angriffen abbringen will. Jude Law betont bei seiner Dumbledore-Darstellung innere Zerrissenheit zwischen Liebe und Vernunft. Mads Mikkelsen holt das arrogante Bösewichtgrinsen seiner Hannibal-Figur wieder hervor. Und Dan Fogler setzt dem als einziger Nichtzauberer in Dumbledores Team so viel Aufrichtigkeit wie Herz entgegen.
Über die einprägsamen Figuren und das Dekor hinaus bietet "Phantastische Tierwesen - Dumbledores Geheimnisse" aber auch noch eine Geschichte um Machtmissbrauch, Meinungsmanipulation und Solidarität, die zeigt, dass Harry Potters Universum mit seinen Fans erwachsen geworden ist. MARIA WIESNER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Längst nicht mehr nur für Kinder: Der dritte Teil der Filmreihe "Phantastische Tierwesen" erweitert Harry Potters komplexe Kinowelt.
Aus der Geschichte um den Zauberjungen Harry Potter entwickelt J. K. Rowling gerade etwas, das zuletzt George Lucas mit der Idee "Ritter im Weltall" gelungen ist: Sie schafft ein eigenes Universum, das mit jedem neuen Film größer, bunter und schillernder wird.
Der dritte Teil der Reihe "Phantastische Tierwesen", der gerade in den deutschen Kinos anläuft, ist dafür der beste Beweis. Um den jungen Harry Potter und seine Abenteuer auf der Zauberschule Hogwarts geht es dabei längst nicht mehr. Rowling, die für alle drei Teile der Reihe das Drehbuch schrieb, spinnt die Geschichte vielmehr in die Vergangenheit weiter und folgt dafür dem von Menschen leicht überforderten, aber von jedwedem Getier äußerst faszinierten Newt Scamander (Eddie Redmayne).
Wie der Filmtitel schon nahelegt, kriechen, kullern und krabbeln allerlei (magische) Tierchen durch die Handlung. Doch eigentlich geht es um Scamander, der es im Auftrag des späteren Zauberschuldirektors Albus Dumbledore (Jude Law) mit dem mächtigen Zauberer Grindelwald (Mads Mikkelsen) aufnehmen soll.
Plumpes "Gut gegen Böse" liegt der britischen Autorin Rowling fern, sie nimmt - wie schon in der Potter-Reihe - lieber historische Anleihen beim Komplexen und Furchtbaren: Wenn Grindelwalds Anhänger von reinen Blutslinien faseln und von der Beherrschung (oder Auslöschung) aller Nichtmagier sprechen, erinnert das an faschistische Ideologien; die Handlung spielt nicht zufällig zu großen Teilen im Berlin der frühen Dreißigerjahre (Oliver Masucci und Peter Simonischek verkörpern den deutschen Opportunismus, der gern bei der Machtübernahme hilft).
Ausstattung und Kostüme verweben einen letzten Hauch Jazz-Ära mit strengem neoklassizistischen Design. Kostümdesignerin Colleen Atwood, die für ihre Arbeit am ersten Teil der Filmreihe ihren vierten Oscar erhielt, komponiert Farben und Schnitte zu jeder Figur wie Wagner seine musikalischen Motive: Jeder Mantelstoff und jede Krawattenfarbe geben Auskunft über das Seelenleben desjenigen, der sie trägt.
Wenn in der Anfangsszene Jude Law in einem Café auf Mads Mikkelsen trifft, dann machen die Grautöne ihrer Anzüge - warmes Kaschmirgrau bei Law und dunkles Schieferanthrazit bei Mikkelsen - klar, dass die beiden Kontrahenten einmal vom gleichen Punkt aus angefangen haben, sich aber zu entgegengesetzten Enden der (Farb-)Skala entwickelt haben. Dass Mikkelsen das Café am Ende in Flammen aufgehen lässt, so wie seine Figur gern die Welt brennen sehen würde, unterstreicht diesen Designeinfall.
Neben den durchdachten Ausstattungsdetails sind es die Schauspieler, die diesen Film sehenswert machen. Eddie Redmayne spielt seinen magischen Tierforscher mit schüchternem Blick, der immer etwas am Gesprächspartner vorbeizielt, nur um den wahren Gefahren mutig ins Auge zu sehen. Er ist sich aber auch für slapstickhaften Körpereinsatz nicht zu schade, wenn er Monsterskorpione mit Mimikry und Hüfteinsatz von Angriffen abbringen will. Jude Law betont bei seiner Dumbledore-Darstellung innere Zerrissenheit zwischen Liebe und Vernunft. Mads Mikkelsen holt das arrogante Bösewichtgrinsen seiner Hannibal-Figur wieder hervor. Und Dan Fogler setzt dem als einziger Nichtzauberer in Dumbledores Team so viel Aufrichtigkeit wie Herz entgegen.
Über die einprägsamen Figuren und das Dekor hinaus bietet "Phantastische Tierwesen - Dumbledores Geheimnisse" aber auch noch eine Geschichte um Machtmissbrauch, Meinungsmanipulation und Solidarität, die zeigt, dass Harry Potters Universum mit seinen Fans erwachsen geworden ist. MARIA WIESNER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main