Der exzentrische und einzigartig begabte britische Zauberer Newt Scamander erforscht magische Wesen auf dem ganzen Planeten. In seinem unscheinbaren, aber im Inneren durch Magie vergrößerten Koffer beherbergt er eine ganze Sammlung seltener und gefährdeter magischer Kreaturen samt ihrer Lebensräume. 1926 reist er schließlich in das magie-phobische Amerika. Schnell wird ihm klar, dass sich die magische Gemeinschaft in den USA regelrecht vor den No-Maj (aka Muggeln) versteckt. Und die Zauberer und Hexen dort sorgen sich sogar noch mehr um die öffentliche Enthüllung der Magie als im Vereinigten Königreich. Vor Ort trifft er dann auf die rechtschaffende Porpetina „Tina“ Goldstein, Mitarbeiterin der US-Zaubereibehörde Magical Congress of the United States of America, kurz MACUSA. Als eine Vielfalt seiner teils gefährlichen Geschöpfe aus seinem Koffer entkommen, ist Chaos Programm.
"Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" beginnt 1926: Newt Scamander hat gerade eine weltweite Exkursion abgeschlossen, mit der er die außergewöhnliche Vielfalt von magischen Geschöpfen erforschen und dokumentieren will. Ein kurzer Zwischenstopp führt ihn nach New York und wäre sicherlich ereignislos verlaufen ... würden nicht ein No-Maj (Amerikanisch für Muggel) namens Jacob, ein verloren gegangener magischer Koffer und einige entlaufene phantastische Tierwesen aus Newts Sammlung sowohl in der magischen Welt als auch unter den No-Majs für reichlich Schwierigkeiten sorgen.
"Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" beginnt 1926: Newt Scamander hat gerade eine weltweite Exkursion abgeschlossen, mit der er die außergewöhnliche Vielfalt von magischen Geschöpfen erforschen und dokumentieren will. Ein kurzer Zwischenstopp führt ihn nach New York und wäre sicherlich ereignislos verlaufen ... würden nicht ein No-Maj (Amerikanisch für Muggel) namens Jacob, ein verloren gegangener magischer Koffer und einige entlaufene phantastische Tierwesen aus Newts Sammlung sowohl in der magischen Welt als auch unter den No-Majs für reichlich Schwierigkeiten sorgen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2018Kleines Kinokalamitäten-Einmaleins
Aus eins mach fünf: Der zweite Teil von J. K. Rowlings "Phantastischen Tierwesen" lässt Böses für die geplanten drei Fortsetzungen befürchten.
Kennen Sie Albus Dumbledore? Minerva McGonagall? Die Familie Lestrange? Gellert Grindelwald? Dann haben Sie "Harry Potter" gelesen, und es wird Sie interessieren, wie diese Herrschaften das wurden, als was wir sie kennen: Dumbledore als Schulleiter des Zauberer-Internats Hogwarts, McGonagall als seine engste Vertraute, die Lestranges als eine lupenreine Zaubererfamilie und Grindelwald als Inbegriff des Bösen - bis er von Tom Vorlost Riddle alias Lord Voldemort getötet und als Hauptbösewicht in der Parallelwelt, die J. K. Rowling erschaffen hat, abgelöst wurde. Um die Neugier auf die Vorgeschichte all dieser magisch begabten Persönlichkeiten zu befriedigen, hat Rowling sich einen neuen Zyklus fürs Kino ausgedacht, der unter dem Obertitel "Phantastische Tierwesen" firmiert.
Wieso das, wo es doch um Zauberer geht? Weil die englische Autorin 2001, also noch während ihrer Arbeit am siebenteiligen "Harry Potter"-Zyklus, ein kleines Nebenwerk von 64 Seiten geschrieben hatte, das einem Lexikon nachgebildet war, das in der Hauptreihe als Lektüre des Helden erwähnt wird: "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind", verfasst von einem gewissen Newt Scamander, über den man aber weder anlässlich der beiläufigen Erwähnung noch dann in dem schmalen Band viel erfährt. Natürlich wurde das Buch begeistert gelesen, doch als vor zwei Jahren ein Film mit demselben Titel angekündigt wurde, durfte man sich fragen, wie man aus lauter lexikalischen Einträgen über Fabeltiere eine Geschichte für die Leinwand machen kann - zudem eine, die auf fünf Teile angelegt ist. Und in der Tat fragt man sich das heute immer noch, nachdem nun immerhin bereits der zweite Teil in die deutschen Kinos gelangt ist.
An den "Harry Potter"-Verfilmungen (acht Filme auf der Grundlage von sieben Bänden) hatte sich J. K. Rowling als Autorin gerade einmal "beratend" beteiligt; ansonsten strich sie als Mitproduzentin einen gehörigen Teil der weltweiten Milliardeneinnahmen ein. Bei "Phantastische Tierwesen" jedoch hielt sie keinen Drehbuchautor für geeignet, auf der Grundlage einer so dünnen Textvorlage einen Kino-Zyklus zu schaffen, also schreibt sie die Drehbücher diesmal selbst. Das hat den Vorteil, dass die Schöpferin die Weiter- oder besser noch: Zurückentwicklung ihres Erzählkosmos kontrolliert. Und es hat den Nachteil, dass J. K. Rowling eine Romanautorin ist, die vom Drehbuchschreiben erkennbar nicht viel versteht. Denn selbst jeweils mehr als 130 Minuten Film wie in den beiden ersten Teilen von "Phantastische Tierwesen" bieten nicht dieselbe Möglichkeit zur Geschichtenentwicklung wie ein schmaler Roman. Aber Rowling packt so viele Personen hinein, als hätte sie wieder einen ganzen Romanzyklus in Arbeit.
Nun wird es den irgendwann zweifellos geben - ob auf der Grundlage der Drehbücher oder noch epischer ausformuliert, sei dahingestellt -, aber bis dahin darf man diese Vorgeschichte zur Potter-Saga gescheitert nennen. In ihrem Mittelpunkt steht jener Newt Scamander, über den wir so wenig wussten und jetzt mehr erfahren, als ihm guttut, weil es unbegreiflich ist, wie eine derartig zentrale Figur im dauernden internen Kampf der Zauberer über ihr Verhältnis zu den nicht magisch begabten Normalmenschen, den "Muggels", später offenbar so gründlich in Vergessenheit geraten konnte, dass man nur noch ihr Tierbestimmungsbuch kennt. Tiere spielen übrigens durchaus eine putzige Rolle in beiden Filmteilen, aber dass die nach ihnen benannt sind, ist reiner Etikettenschwindel. Die Leinwand gehört ganz den Zauberern.
Der zweite Teil trägt dem insoweit Rechnung, als er den Untertitel "Grindelwalds Verbrechen" führt. Der nächste Etikettenschwindel, denn sehr viel verbricht Grindelwald hier noch gar nicht. Sein Programm zur Unterjochung der Muggels wurde ja gerade erst am Ende von Teil eins durch Scamander und dessen Verbündete in den internationalen Zaubereiministerien vereitelt, und so muss der Schurke nun alles neu aufbauen, nachdem er der Haft entkommen ist. Wer übrigens Teil eins nicht gesehen hat, spare sich Teil zwei; es ist völlig reizlos, sich das Gewese um wechselnde Loyalitäten und Animositäten anzuschauen, wenn man nicht schon weiß, worauf sie beruhen. Denn erklärt wird in der Fortsetzung nichts; es wollen ja noch die Streamings und DVDs des ersten Teils verkauft werden. Kaschiert und gleichzeitig befeuert wird dieses rein merkantile Interesse an der Ausweitung des "Harry Potter"-Kosmos durch eine dreifache Starbesetzung, die auch einem x-beliebigen Superheldenfilm gut angestanden hätte (und genauso x-beliebig auch ausfällt). Eddie Redmayne spielt wieder Newt Scamander, der entsprechend gar nichts anderes sein kann als ein lockiges Sensibelchen, dessen Führungsrolle bei der Suche nach dem entkommenen Grindelwald rätselhaft bleibt. Und Jude Law, Neueinsteiger in die Serie, darf als Dumbledore ein wenig Last von den Schultern des dritten Stars nehmen: Johnny Depp, der wieder Grindelwald verkörpert. In dem nach seiner Figur benannten Film hat er weniger zu tun als im Vorläufer. Allerdings wird in einer Vision der von ihm beschworenen Zukunft der Zweite Weltkrieg gezeigt - das Ganze ist 1927 angesiedelt -, und so darf man sich das katastrophale zwanzigste Jahrhundert wohl als Folge fehlgeleiteter magischer Machtgelüste vorstellen. Auch so kann man Geschichtsklitterung betreiben - und möge der Name des Bösewichts noch so deutsch und sein Rückzugsort noch so alpin sein.
David Yates, Regisseur beider Teile, liefert viel Schau- und wenig Mehrwert, die Erzählmaschinerie von "Phantastische Tierwesen" stottert und spotzt, fast alles hat man in den "Harry Potter"-Filmen schon besser gesehen - und das will einiges heißen. Aber Yates ist ja auch schon seit dem fünften Teil von "Harry Potter" Rowlings Mann für die Regie, also hat er jetzt sechs von zehn Filmen gedreht; selbst der Beste müsste da ermüden, und Yates ist nicht der Beste. Wenn Sie Dumbledore lieben und McGonagall, die Familie Lestrange und Grindelwald, dann bleiben Sie dem Kino fern. Sonst könnte Ihre Liebe leiden.
ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aus eins mach fünf: Der zweite Teil von J. K. Rowlings "Phantastischen Tierwesen" lässt Böses für die geplanten drei Fortsetzungen befürchten.
Kennen Sie Albus Dumbledore? Minerva McGonagall? Die Familie Lestrange? Gellert Grindelwald? Dann haben Sie "Harry Potter" gelesen, und es wird Sie interessieren, wie diese Herrschaften das wurden, als was wir sie kennen: Dumbledore als Schulleiter des Zauberer-Internats Hogwarts, McGonagall als seine engste Vertraute, die Lestranges als eine lupenreine Zaubererfamilie und Grindelwald als Inbegriff des Bösen - bis er von Tom Vorlost Riddle alias Lord Voldemort getötet und als Hauptbösewicht in der Parallelwelt, die J. K. Rowling erschaffen hat, abgelöst wurde. Um die Neugier auf die Vorgeschichte all dieser magisch begabten Persönlichkeiten zu befriedigen, hat Rowling sich einen neuen Zyklus fürs Kino ausgedacht, der unter dem Obertitel "Phantastische Tierwesen" firmiert.
Wieso das, wo es doch um Zauberer geht? Weil die englische Autorin 2001, also noch während ihrer Arbeit am siebenteiligen "Harry Potter"-Zyklus, ein kleines Nebenwerk von 64 Seiten geschrieben hatte, das einem Lexikon nachgebildet war, das in der Hauptreihe als Lektüre des Helden erwähnt wird: "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind", verfasst von einem gewissen Newt Scamander, über den man aber weder anlässlich der beiläufigen Erwähnung noch dann in dem schmalen Band viel erfährt. Natürlich wurde das Buch begeistert gelesen, doch als vor zwei Jahren ein Film mit demselben Titel angekündigt wurde, durfte man sich fragen, wie man aus lauter lexikalischen Einträgen über Fabeltiere eine Geschichte für die Leinwand machen kann - zudem eine, die auf fünf Teile angelegt ist. Und in der Tat fragt man sich das heute immer noch, nachdem nun immerhin bereits der zweite Teil in die deutschen Kinos gelangt ist.
An den "Harry Potter"-Verfilmungen (acht Filme auf der Grundlage von sieben Bänden) hatte sich J. K. Rowling als Autorin gerade einmal "beratend" beteiligt; ansonsten strich sie als Mitproduzentin einen gehörigen Teil der weltweiten Milliardeneinnahmen ein. Bei "Phantastische Tierwesen" jedoch hielt sie keinen Drehbuchautor für geeignet, auf der Grundlage einer so dünnen Textvorlage einen Kino-Zyklus zu schaffen, also schreibt sie die Drehbücher diesmal selbst. Das hat den Vorteil, dass die Schöpferin die Weiter- oder besser noch: Zurückentwicklung ihres Erzählkosmos kontrolliert. Und es hat den Nachteil, dass J. K. Rowling eine Romanautorin ist, die vom Drehbuchschreiben erkennbar nicht viel versteht. Denn selbst jeweils mehr als 130 Minuten Film wie in den beiden ersten Teilen von "Phantastische Tierwesen" bieten nicht dieselbe Möglichkeit zur Geschichtenentwicklung wie ein schmaler Roman. Aber Rowling packt so viele Personen hinein, als hätte sie wieder einen ganzen Romanzyklus in Arbeit.
Nun wird es den irgendwann zweifellos geben - ob auf der Grundlage der Drehbücher oder noch epischer ausformuliert, sei dahingestellt -, aber bis dahin darf man diese Vorgeschichte zur Potter-Saga gescheitert nennen. In ihrem Mittelpunkt steht jener Newt Scamander, über den wir so wenig wussten und jetzt mehr erfahren, als ihm guttut, weil es unbegreiflich ist, wie eine derartig zentrale Figur im dauernden internen Kampf der Zauberer über ihr Verhältnis zu den nicht magisch begabten Normalmenschen, den "Muggels", später offenbar so gründlich in Vergessenheit geraten konnte, dass man nur noch ihr Tierbestimmungsbuch kennt. Tiere spielen übrigens durchaus eine putzige Rolle in beiden Filmteilen, aber dass die nach ihnen benannt sind, ist reiner Etikettenschwindel. Die Leinwand gehört ganz den Zauberern.
Der zweite Teil trägt dem insoweit Rechnung, als er den Untertitel "Grindelwalds Verbrechen" führt. Der nächste Etikettenschwindel, denn sehr viel verbricht Grindelwald hier noch gar nicht. Sein Programm zur Unterjochung der Muggels wurde ja gerade erst am Ende von Teil eins durch Scamander und dessen Verbündete in den internationalen Zaubereiministerien vereitelt, und so muss der Schurke nun alles neu aufbauen, nachdem er der Haft entkommen ist. Wer übrigens Teil eins nicht gesehen hat, spare sich Teil zwei; es ist völlig reizlos, sich das Gewese um wechselnde Loyalitäten und Animositäten anzuschauen, wenn man nicht schon weiß, worauf sie beruhen. Denn erklärt wird in der Fortsetzung nichts; es wollen ja noch die Streamings und DVDs des ersten Teils verkauft werden. Kaschiert und gleichzeitig befeuert wird dieses rein merkantile Interesse an der Ausweitung des "Harry Potter"-Kosmos durch eine dreifache Starbesetzung, die auch einem x-beliebigen Superheldenfilm gut angestanden hätte (und genauso x-beliebig auch ausfällt). Eddie Redmayne spielt wieder Newt Scamander, der entsprechend gar nichts anderes sein kann als ein lockiges Sensibelchen, dessen Führungsrolle bei der Suche nach dem entkommenen Grindelwald rätselhaft bleibt. Und Jude Law, Neueinsteiger in die Serie, darf als Dumbledore ein wenig Last von den Schultern des dritten Stars nehmen: Johnny Depp, der wieder Grindelwald verkörpert. In dem nach seiner Figur benannten Film hat er weniger zu tun als im Vorläufer. Allerdings wird in einer Vision der von ihm beschworenen Zukunft der Zweite Weltkrieg gezeigt - das Ganze ist 1927 angesiedelt -, und so darf man sich das katastrophale zwanzigste Jahrhundert wohl als Folge fehlgeleiteter magischer Machtgelüste vorstellen. Auch so kann man Geschichtsklitterung betreiben - und möge der Name des Bösewichts noch so deutsch und sein Rückzugsort noch so alpin sein.
David Yates, Regisseur beider Teile, liefert viel Schau- und wenig Mehrwert, die Erzählmaschinerie von "Phantastische Tierwesen" stottert und spotzt, fast alles hat man in den "Harry Potter"-Filmen schon besser gesehen - und das will einiges heißen. Aber Yates ist ja auch schon seit dem fünften Teil von "Harry Potter" Rowlings Mann für die Regie, also hat er jetzt sechs von zehn Filmen gedreht; selbst der Beste müsste da ermüden, und Yates ist nicht der Beste. Wenn Sie Dumbledore lieben und McGonagall, die Familie Lestrange und Grindelwald, dann bleiben Sie dem Kino fern. Sonst könnte Ihre Liebe leiden.
ANDREAS PLATTHAUS
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