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Wien am Morgen des 1. November. Chefpilot Hans Klikovich bereitet die OE-LBF "Wien" für einen einmaligen Flug über den Alpenhauptkamm vor. Das Wetter ist feiertagsmäßig perfekt - die Wolken verziehen sich - und die Flugsicherung gut gestimmt. An einem solchen Tag ist die Chance, eine aussergewöhnliche Flugroute genehmigt zu bekommen, am größten. Cornelia Ollinger zieht die Maschine nach dem Kommando "rotate" hoch und leitet den Schwenk nach Westen ein. Der Start verläuft planmässig, und als sich die Flugsicherung erstmals mit der Frage meldet, ob man den angefragten Direktflug - abseits der…mehr

Produktbeschreibung
Wien am Morgen des 1. November. Chefpilot Hans Klikovich bereitet die OE-LBF "Wien" für einen einmaligen Flug über den Alpenhauptkamm vor. Das Wetter ist feiertagsmäßig perfekt - die Wolken verziehen sich - und die Flugsicherung gut gestimmt. An einem solchen Tag ist die Chance, eine aussergewöhnliche Flugroute genehmigt zu bekommen, am größten. Cornelia Ollinger zieht die Maschine nach dem Kommando "rotate" hoch und leitet den Schwenk nach Westen ein. Der Start verläuft planmässig, und als sich die Flugsicherung erstmals mit der Frage meldet, ob man den angefragten Direktflug - abseits der geplanten Route - machen möchte, macht sich gute Laune breit. Es geht vorbei am Oberösterreichischen Seengebiet, dem Mondsee und Salzburg und hinein in die Tiroler Alpen. Links ist unter ein paar Wolken der Grossglockner zu sehen. Innsbruck liegt direkt unter uns. Unsere erste Offizierin Conny macht einen Links-Rechts-Schwenk und erlaubt uns so einen längeren Blick auf die Stadt. Danach fällt unsere Aufmerksamkeit auf den Arlberg, wir sehen den Bodensee unter einer Wolkendecke und verabschieden uns von Österreich. Während unentwegt mit den Lotsen verhandelt wird, wie die Reise weitergeht, steuern wir die Schweizer und französischen Alpen an. Der momentane Wegpunkt heisst Genf und plötzlich taucht das Matterhorn zum Greifen nahe im linken Fenster auf. Als sich uns dann auch noch der Mont Blanc mit seinen 4807 Metern in voller Pracht und wolkenlos präsentiert ist die Freude perfekt. Wir befinden uns zu diesem Zeitpunkt auf 7000 Meter Flughöhe. Mit einer langen Linkskurve nehmen wir Kurs auf Italien und bewundern nicht nur die französichen Alpen sondern auch die Côte d'Azur im Gegenlicht. Monaco, Nizza, St. Tropez, bis Marseille zeigt sich die Küste wolkenlos. Neben den phantastischen Landschaftsaufnahmen bekommt man auch einiges vom Alltag im Cockpit mit: Dank der guten Tonqualität verstehen auch Laien den Funkverkehr klar und deutlich. Zu viel technische Fachsimpelei ist bei dieser DVD für ein breites Publikum nicht zu befürchten. Wer vom Zusehen Lust aufs Selbstfliegen bekommt, darf sich von der Einladung des Chefpiloten angesprochen fühlen: Hans Klikovich erklärt die nötigen Voraussetzungen und liefert einen kurzen Abriss der Pilotenausbildung bei seiner Fluglinie. Trailervorschau: http://www.youtube.com/watch?v=dvLINv6zyI4
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Im Reich der lebenden Toten
Neues aus Griechenland, dem kreativsten Ort des europäischen Films: "Alpen" von Yorgos Lanthimos

Im Kino sind Geisterwelten meist düster, und so, wie es um Griechenland steht, wäre düster ja nicht ganz verkehrt. Aber bei Yorgos Lanthimos ist die Welt der Geister klinisch steril, weiß, durchzogen von langen Korridoren mit vielen Türen, die sich selten öffnen, eine Welt, verflucht zur Tiefe des Raums, in der Gestalten wie Objekte sich verlieren. Sind es Tote? Ihre Schatten? Ihre Doppelgänger? Oder sind wir gar nicht im Geisterreich, sondern tatsächlich in einer Klinik, in der Menschen sterben, oder einer Turnhalle, in der eine traurige Bodenturnerin Arabesken übt? Ihr Gesicht erkennen wir aus einem anderen Film. Da war sie kein Geist und keine Turnerin, sondern ein junges Mädchen, das wusste, was ein Zungenkuss ist.

Ariane Labed ist eines der großartigen Gesichter des neuen griechischen Kinos, das sich 2009 international mit Yorgos Lanthimos und seinem Film "Kynodontas" (Dogtooth) bemerkbar machte. In den beiden wichtigsten aktuellen Filmen spielt Ariane Labed eine der Hauptrollen: in "Attenberg" von Athina Rachel Tsangari (für den sie nicht nur wegen des merkwürdigsten Zungenkusses der Filmgeschichte beim Filmfestival in Venedig als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde), der Mitte Mai in die deutschen Kinos kam, und "Alpen" von Yorgos Lanthimos, der am Donnerstag anläuft - und wenn alles mit rechten Dingen zuginge, spräche jetzt das Land von der erstaunlichen Kraft, dem selbstbewussten Eigensinn und der ästhetischen Chuzpe des Kinos einer darniederliegenden Nation. Aber so ist es nicht. "Attenberg" (F.A.Z. vom 10. Mai) läuft noch vereinzelt hier und dort, "Alpen" ist landesweit in etwa einem Dutzend Kinos gebucht. Mehr gibt der Markt offenbar nicht her.

Filmförderung gibt es in Griechenland nicht mehr, das Kino, das hier entsteht, finanziert sich aus privaten Mitteln und im Austausch der Regisseure, die jeweils auch als Produzenten arbeiten. Lanthimos spielte eine kleine Rolle in "Attenberg", und in der Produktionsfirma Haos Film, die "Attenberg" und "Alpen" produziert hat, arbeiten Athina Rachel Tsangari und Lanthimos mit anderen Filmschaffenden im Kollektiv zusammen.

Das Kino, das da entsteht, ist keines mit Botschaft, sondern ein Kino der Bilder, des Skurrilen, Unverbundenen, ein Kino, das seine Wahrheit im Absurden findet - "Attenberg" in einer Landschaft, aus der die Moderne sich zurückgezogen und nur ihre Ruinen hinterlassen hat, ohne dass etwas Neues nachgefolgt wäre, und in Menschen, die im Nachstellen tierischer Faxen zu sich selbst kommen; "Alpen" in einer bizarren, grausam autoritären sozialen Konstruktion, in der Lebende Verstorbene spielen, wobei nicht immer ganz klar ist, ob wir uns nicht gänzlich im Reich der Toten befinden.

Ein Rettungssanitäter, eine Krankenschwester, die Bodenturnerin und ihr Trainer - das ist die Gruppe, die sich Alpen nennt, um diese Dienstleistung den Hinterbliebenen zur Überwindung ihrer Trauer anzubieten. Manchmal nehmen sie ein Requisit, eine Mütze etwa, zu Hilfe, vor allem aber sagen sie Sätze auf, die der Tote gesagt hat. Es ist eine seltsame Form eiskalter Trauer, in die der Film diese Tätigkeit übersetzt, und zunehmend wird unklar, wer dieses Spiel mehr braucht - die Hinterbliebenen oder die Darsteller, die sich nach strengen Regeln (keine Beziehung zu den Trauernden aufbauen, keine Intimität, keine Improvisation) in ein Leben schleichen, das der Tod eigentlich beendet hat. Zunehmend bösartiger verhält sich Mont Blanc, der Rettungssanitäter und Kopf der Gruppe, der bei Sterbenden ihre Lieblingsschauspieler abfragt und ein Gespräch über Kaffeebecher zu einer totalitären Angelegenheit machen kann.

Als die Krankenschwester mit dem Codenamen Monte Rosa (das zweite große Gesicht des jungen griechischen Kinos: Aggeliki Papoulia) beginnt, die Regeln zu brechen, zerfällt die Geisterwelt. Ein Schlag mit der Keule, statische Bilder, ein verlorener Kampf um Gefühle im Rollenspiel: das ist böse, deprimierend, manchmal clownesk - und unbedingt zum Hinschauen.

VERENA LUEKEN

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