Vor langer, langer Zeit, als in Japan noch die Götter regieren, lebt in einem riesigen Wald die wilde Prinzessin Mononoke bei den Wölfen.
Doch das friedliche Miteinander von Mensch und Tier ist bedroht: Immer weiter frisst sich die Zivilisation in die Natur hinein. Erstmals werden Waffen aus Eisen geschmiedet, Gewehre, deren Kugeln bereits den Panzer einer Samurai-Rüstung durchschlagen können. Nun wollen die Menschen die alte Ordnung endgültig umstürzen und machen Jagd auf den mächtigen Waldgott.
Die Tiere aber wollen sich nicht kampflos ergeben und sammeln sich zu einer letzten großen Schlacht. Mitten hinein in diesen tödlichen Konflikt gerät der junge Krieger Ashitaka. Er und Mononoke finden sich zwischen den Fronten wieder - und nur in ihren Händen liegt die Macht, die drohende Katastrophe abzuwenden...
Doch das friedliche Miteinander von Mensch und Tier ist bedroht: Immer weiter frisst sich die Zivilisation in die Natur hinein. Erstmals werden Waffen aus Eisen geschmiedet, Gewehre, deren Kugeln bereits den Panzer einer Samurai-Rüstung durchschlagen können. Nun wollen die Menschen die alte Ordnung endgültig umstürzen und machen Jagd auf den mächtigen Waldgott.
Die Tiere aber wollen sich nicht kampflos ergeben und sammeln sich zu einer letzten großen Schlacht. Mitten hinein in diesen tödlichen Konflikt gerät der junge Krieger Ashitaka. Er und Mononoke finden sich zwischen den Fronten wieder - und nur in ihren Händen liegt die Macht, die drohende Katastrophe abzuwenden...
Bonusmaterial
Storyboards zum kompletten Film Japanische Original-Trailer & TV-Spots Studio Ghibli TrailershowFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.04.2001Auftretende Hindernisse werden einfach überflogen
Miyazaki Hayao hat mit seinem Zeichentrickfilm "Prinzessin Mononoke" einen faszinierenden Mythenmix geschaffen
Vier Jahre hat es gedauert, bis der erfolgreichste japanische Film aller Zeiten in die deutschen Kinos gekommen ist (wenn man von seinem Debüt auf der Berlinale 1998 absieht). Das mag man ein filmhistorisches Versäumnis nennen, aber sind etwa die kassenträchtigsten deutschen Filme schon in Japan angekommen? All die Otto-, Werner- und Loriotvehikel - hat Japan da wirklich etwas verpaßt? Und wie steht es nun umgekehrt um "Mononoke hime", der seit Donnerstag als "Prinzessin Mononoke" in unseren Kinos zu sehen ist?
Besser, viel besser sogar, muß man zugeben. Zumal es sich um einen Zeichentrickfilm handelt, ein "anime", wie die Japaner dieses Genre in direkter Anlehnung an den englischen Begriff "animation" nennen. Wie bei den japanischen Comics hat das Land auch im Zeichentrick eine ganz eigene Tradition entwickelt, eine Bildsprache, die die westlichen Vorläufer nur noch ahnen läßt. Die große graphische Tradition Japans läßt in "Prinzessin Mononoke" Tableaus entstehen, deren Komposition an die Ukiyo-e von Hokusai erinnert, an dessen grandiose, vor Leben überbordende Stadtansichten, aber auch an die akribischen Naturdarstellungen und Landschaften Utagawa Kuniyoshis. Vor allem die Hintergrundzeichnungen zu "Prinzessin Mononoke" sind atemraubend, die Tiefenstaffelung ist ohne Beispiel in der Zeichentrickgeschichte, und die Verschmelzung von Computer- und traditioneller Animation mit rotoskopierten Filmaufnahmen läßt eine hybride Ästhetik entstehen, die gleichfalls ihresgleichen sucht.
Leider hat der Regisseur Miyazaki Hayao, ein Veteran, der seit 1963 als Zeichner, Autor und Produzent von anime für Fernsehen und Kino gearbeitet hat, an den japanischen Stereotypen der Figurendarstellung sklavisch festgehalten, was angesichts seines revolutionären Hintergrundkonzepts um so mehr überrascht. Man muß nicht wissen, daß der große Miyazaki leider auch gräßliche Lohnarbeiten angefertigt hat, um sich dennoch sofort an die auch hierzulande ausgestrahlte unsägliche "Heidi"-Adaption oder die kaum gelungenere "Mumin"-Serie zu erinnern, sobald in seinem neuen Film die ersten Menschen und Monster die Leinwand bevölkern. Die großen Augen, die runden Köpfe, die kindlichen Proportionen, das unbeholfene Mienenspiel - das alles ist Mainstream und dürfte dem immensen Erfolg des Films nur zugute gekommen sein. Zudem fehlt der aufwendigen Produktion der letzte Schliff, der vergleichbare amerikanische Produktionen auszeichnet: Die Schatten fallen im selben Bild in verschiedene Richtungen, die Bewegungen selbst gewaltiger Tiere - und deren gibt es einige - hinterlassen keine Spuren auf den Wiesen und Waldböden, und generell fehlt den Trickfiguren etwas, was Walt Disney bereits vor mehr als sechzig Jahren in diesem Metier zur Vollendung gebracht hat: Volumen und Gewicht.
Doch aus diesem Manko resultiert auch jene spielerische Leichtigkeit, mit der Miyazaki seine menschlichen Helden agieren läßt, allen voran den Prinzen Ashitaka vom geheimnisvollen Volk der Imishi und die Titelheldin, deren Name sich als "Dämonenprinzessin" übersetzen läßt. Diese Kämpfer für das Gute kennen keine Schwerkraft, auftretende Hindernisse werden einfach übersprungen, und in den recht spärlichen Kämpfen entfalten sie eine übernatürliche Geschmeidigkeit, die Max Fleischers Bonmot in Erinnerung ruft: "Wenn es im richtigen Leben passieren kann, ist es nicht Zeichentrick." In diesem Film scheint alles zu fliegen, sobald die Kamera in die Totale geht.
Doch "Prinzessin Mononoke" leistet noch viel mehr. Seine unendlich verschachtelte Handlung nimmt zahllose Elemente aus aller Herren Mythen auf. Da wird das von Wölfen aufgezogene Menschenkind mit der industriellen Revolution konfrontiert und die Frauenemanzipation mit dem klassischen Rollenklischee des jugendlichen Helden. Vertriebene Völker treten auf und Seherinnen, das Wagnersche Waldweben wird zitiert, die asiatischen Tiergottheiten sind integriert, ein kopfloser Geist à la "Sleepy Hollow" sorgt für Schrecken und noch manches mehr. Doch vor allem ist in diese zeitlos-archaische Geschichte eine grandiose Reminiszenz an die japanische Geschichte eingebaut, die 1575 durch den Daimyo Nobunaga entscheidend verändert wurde, als der sein Heer in der Schlacht von Nagashino mit Feuerwaffen kämpfen ließ und gewann. Wenige Jahre später wurden die aus dem Westen importierten Gewehre in Japan verboten; das Land zog sich in die trügerische Sicherheit der Insellage und der eigenen Traditionen zurück.
Diese Verdammung der Aggressivität der Moderne ist das erzählerische Rückgrat von Miyazakis Film. Die Eisenproduktion der Dame Ebashi (deren Waffenmanufaktur, mit der sie die Welt erobern will, bezeichnenderweise "im Westen" angesiedelt ist) bedroht den Wald und dessen Tiere mit Vernichtung, und es obliegt Ashitaka, wieder Harmonie zwischen Fortschritt und Natur herzustellen. Dazu schließt er wechselnde Allianzen, und er findet die Liebe. Man täusche sich jedoch nicht: Dieser Zeichentrickfilm ist dank seinem Anspielungsreichtum und manch drastischer Szene - Glieder bleiben nicht lange am Rumpf, Köpfe werden serienweise abgeschlagen - keine leichte Kost, erst recht nicht in Deutschland, wo japanische Bildsprache und Tradition meist nicht mehr als Anspruch auf Skurrilität geltend machen dürfen. Wir reden hier von einem Meisterwerk des fernöstlichen Kinos, das in seiner Bedeutung mit Kurosawas Filmen verglichen werden kann. Längst haben die amerikanischen Großproduktionen Miyazakis Einfallsreichtum geplündert. Man sehe sich nur den Schlußteil von Disneys "Fantasia/2000" aus dem vergangenen Jahr an.
ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Miyazaki Hayao hat mit seinem Zeichentrickfilm "Prinzessin Mononoke" einen faszinierenden Mythenmix geschaffen
Vier Jahre hat es gedauert, bis der erfolgreichste japanische Film aller Zeiten in die deutschen Kinos gekommen ist (wenn man von seinem Debüt auf der Berlinale 1998 absieht). Das mag man ein filmhistorisches Versäumnis nennen, aber sind etwa die kassenträchtigsten deutschen Filme schon in Japan angekommen? All die Otto-, Werner- und Loriotvehikel - hat Japan da wirklich etwas verpaßt? Und wie steht es nun umgekehrt um "Mononoke hime", der seit Donnerstag als "Prinzessin Mononoke" in unseren Kinos zu sehen ist?
Besser, viel besser sogar, muß man zugeben. Zumal es sich um einen Zeichentrickfilm handelt, ein "anime", wie die Japaner dieses Genre in direkter Anlehnung an den englischen Begriff "animation" nennen. Wie bei den japanischen Comics hat das Land auch im Zeichentrick eine ganz eigene Tradition entwickelt, eine Bildsprache, die die westlichen Vorläufer nur noch ahnen läßt. Die große graphische Tradition Japans läßt in "Prinzessin Mononoke" Tableaus entstehen, deren Komposition an die Ukiyo-e von Hokusai erinnert, an dessen grandiose, vor Leben überbordende Stadtansichten, aber auch an die akribischen Naturdarstellungen und Landschaften Utagawa Kuniyoshis. Vor allem die Hintergrundzeichnungen zu "Prinzessin Mononoke" sind atemraubend, die Tiefenstaffelung ist ohne Beispiel in der Zeichentrickgeschichte, und die Verschmelzung von Computer- und traditioneller Animation mit rotoskopierten Filmaufnahmen läßt eine hybride Ästhetik entstehen, die gleichfalls ihresgleichen sucht.
Leider hat der Regisseur Miyazaki Hayao, ein Veteran, der seit 1963 als Zeichner, Autor und Produzent von anime für Fernsehen und Kino gearbeitet hat, an den japanischen Stereotypen der Figurendarstellung sklavisch festgehalten, was angesichts seines revolutionären Hintergrundkonzepts um so mehr überrascht. Man muß nicht wissen, daß der große Miyazaki leider auch gräßliche Lohnarbeiten angefertigt hat, um sich dennoch sofort an die auch hierzulande ausgestrahlte unsägliche "Heidi"-Adaption oder die kaum gelungenere "Mumin"-Serie zu erinnern, sobald in seinem neuen Film die ersten Menschen und Monster die Leinwand bevölkern. Die großen Augen, die runden Köpfe, die kindlichen Proportionen, das unbeholfene Mienenspiel - das alles ist Mainstream und dürfte dem immensen Erfolg des Films nur zugute gekommen sein. Zudem fehlt der aufwendigen Produktion der letzte Schliff, der vergleichbare amerikanische Produktionen auszeichnet: Die Schatten fallen im selben Bild in verschiedene Richtungen, die Bewegungen selbst gewaltiger Tiere - und deren gibt es einige - hinterlassen keine Spuren auf den Wiesen und Waldböden, und generell fehlt den Trickfiguren etwas, was Walt Disney bereits vor mehr als sechzig Jahren in diesem Metier zur Vollendung gebracht hat: Volumen und Gewicht.
Doch aus diesem Manko resultiert auch jene spielerische Leichtigkeit, mit der Miyazaki seine menschlichen Helden agieren läßt, allen voran den Prinzen Ashitaka vom geheimnisvollen Volk der Imishi und die Titelheldin, deren Name sich als "Dämonenprinzessin" übersetzen läßt. Diese Kämpfer für das Gute kennen keine Schwerkraft, auftretende Hindernisse werden einfach übersprungen, und in den recht spärlichen Kämpfen entfalten sie eine übernatürliche Geschmeidigkeit, die Max Fleischers Bonmot in Erinnerung ruft: "Wenn es im richtigen Leben passieren kann, ist es nicht Zeichentrick." In diesem Film scheint alles zu fliegen, sobald die Kamera in die Totale geht.
Doch "Prinzessin Mononoke" leistet noch viel mehr. Seine unendlich verschachtelte Handlung nimmt zahllose Elemente aus aller Herren Mythen auf. Da wird das von Wölfen aufgezogene Menschenkind mit der industriellen Revolution konfrontiert und die Frauenemanzipation mit dem klassischen Rollenklischee des jugendlichen Helden. Vertriebene Völker treten auf und Seherinnen, das Wagnersche Waldweben wird zitiert, die asiatischen Tiergottheiten sind integriert, ein kopfloser Geist à la "Sleepy Hollow" sorgt für Schrecken und noch manches mehr. Doch vor allem ist in diese zeitlos-archaische Geschichte eine grandiose Reminiszenz an die japanische Geschichte eingebaut, die 1575 durch den Daimyo Nobunaga entscheidend verändert wurde, als der sein Heer in der Schlacht von Nagashino mit Feuerwaffen kämpfen ließ und gewann. Wenige Jahre später wurden die aus dem Westen importierten Gewehre in Japan verboten; das Land zog sich in die trügerische Sicherheit der Insellage und der eigenen Traditionen zurück.
Diese Verdammung der Aggressivität der Moderne ist das erzählerische Rückgrat von Miyazakis Film. Die Eisenproduktion der Dame Ebashi (deren Waffenmanufaktur, mit der sie die Welt erobern will, bezeichnenderweise "im Westen" angesiedelt ist) bedroht den Wald und dessen Tiere mit Vernichtung, und es obliegt Ashitaka, wieder Harmonie zwischen Fortschritt und Natur herzustellen. Dazu schließt er wechselnde Allianzen, und er findet die Liebe. Man täusche sich jedoch nicht: Dieser Zeichentrickfilm ist dank seinem Anspielungsreichtum und manch drastischer Szene - Glieder bleiben nicht lange am Rumpf, Köpfe werden serienweise abgeschlagen - keine leichte Kost, erst recht nicht in Deutschland, wo japanische Bildsprache und Tradition meist nicht mehr als Anspruch auf Skurrilität geltend machen dürfen. Wir reden hier von einem Meisterwerk des fernöstlichen Kinos, das in seiner Bedeutung mit Kurosawas Filmen verglichen werden kann. Längst haben die amerikanischen Großproduktionen Miyazakis Einfallsreichtum geplündert. Man sehe sich nur den Schlußteil von Disneys "Fantasia/2000" aus dem vergangenen Jahr an.
ANDREAS PLATTHAUS
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