• DVD

1 Kundenbewertung

1994 - Oscar: Beste Kostüme
Von Sydney haben die Travestiekünstler Tick alias Mitzi und Adam alias Felicia die gepuderten Näschen voll. In Alice Springs winkt ein vielversprechendes Engagement.
Dazwischen liegt die australische Wüste, die Tick/Mitzi und Adam/Felicia mit einem klapprigen, bonbonfarbenen Bus namens "Priscilla" durchqueren wollen. Mit ihnen reist die von einer unglücklichen Liebesgeschichte gebeutelte, transsexuelle Bernadette.
Auf ihrem schrillen Wüstentrip begegnen die drei Paradiesvögel knarzigen Hinterwäldlern, die ihre Vorurteile trotz gemeinsamer Saufgelage nicht
…mehr

  • Anzahl: 1 DVD
Produktbeschreibung
1994 - Oscar:
Beste Kostüme
Von Sydney haben die Travestiekünstler Tick alias Mitzi und Adam alias Felicia die gepuderten Näschen voll. In Alice Springs winkt ein vielversprechendes Engagement.

Dazwischen liegt die australische Wüste, die Tick/Mitzi und Adam/Felicia mit einem klapprigen, bonbonfarbenen Bus namens "Priscilla" durchqueren wollen. Mit ihnen reist die von einer unglücklichen Liebesgeschichte gebeutelte, transsexuelle Bernadette.

Auf ihrem schrillen Wüstentrip begegnen die drei Paradiesvögel knarzigen Hinterwäldlern, die ihre Vorurteile trotz gemeinsamer Saufgelage nicht ablegen, australischen Ureinwohnern mit heimlicher Schwäche für ABBA - und ihren eigenen Macken, Schwächen und Träumen.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Gelöschte Szenen - Interaktives Menü: „Leckerbissen vom Set“ - Gag Reel: „Behind the bus“ - Audiokommentar von Regisseur Stephen Elliot
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2024

Ausbruch aus dem Luxusgefängnis

Selbstbestimmung fängt beim Lidstrich an: Sofia Coppola zeigt in "Priscilla", wie sich die Frau an der Seite von Elvis Presley ein eigenes Leben eroberte.

Make-up legen Frauen nicht nur auf, um Männern zu gefallen. Der Akt des Sich-Herrichtens kann auch einer der Selbstermächtigung, der Bestimmung über das eigene Aussehen, also den eigenen Körper sein. Als solchen inszeniert ihn Sofia Coppola in ihrem neuen Film "Priscilla". Von der titelgebenden jungen Frau sieht man einzelne Körperregionen in Nahaufnahme beim Schönheitsritual: Füße mit rot lackierten Zehennägeln drücken sich in rosafarbenen Teppichflausch, über Wimpern gleitet ein Tuschebürstchen, die Augen öffnen sich für den Lidstrich. Das Bild von Priscilla, wie die Welt sie kennenlernte, mit hoch toupiertem Haar und ikonischen Katzenaugen, als Frau an der Seite von Elvis Presley, setzt sich aus all diesen Momentaufnahmen zusammen. Doch bevor wir das Ergebnis des Sich-Herrichtens in Gänze betrachten können, springt Coppola in ihrer Erzählung zurück und blickt auf das Mädchen, bevor es zur Frau wurde.

Noch ohne Make-up und mit Pferdeschwanz aus haselnussbraunem Haar sitzt die fünfzehn Jahre alte Priscilla in einer Milchbar auf einem amerikanischen Militärstützpunkt im grauen Nachkriegsdeutschland. Es ist das Jahr 1959, ihr Vater ist hier stationiert, sie besucht die Schule und träumt von Elvis, der gerade ebenfalls auf diesem Stützpunkt seinen Militärdienst ableistet. Ein junger Soldat bietet ihr an, ihn zu einem Abend bei Elvis zu begleiten. Das erste Treffen mit dem damals schon berühmten Sänger verläuft in gegenseitiger schüchterner Bewunderung. Es gibt einen zarten Kuss, Elvis stellt sich ihren Eltern vor. Priscilla ist verliebt, er aber muss zurück in die Staaten. Sie träumt von ihm - und wartet.

Coppola zeigt das Vergehen der Zeit in schnellen Schnitten gerafft: Auf dem Kalender wechseln Weihnachten, Neujahr und endlich Priscillas 16. Geburtstag. Elvis lädt sie nach Amerika ein, sie soll ihn in seiner Villa besuchen, und die Eltern lassen sie zögerlich gehen. Cailee Spaeny (bislang vor allem aufgefallen als Computerspezialist Lyndon, also in einer Jungsrolle, in Alex Garlands Miniserie "Devs") spielt diese Priscilla mit kühner Zartheit, legt sie als junge Heranwachsende an, die von der Liebe ihres Lebens in Bann geschlagen erst langsam das eigene Ich und die eigenen Wünsche entdeckt. Denn Elvis (Jacob Elordi) liebt an dieser Frau vor allem ihre Unerfahrenheit und will sich eine Person nach eigenen Vorstellungen schaffen: "Die Haare müssen schwarz werden - und mehr Make-up", sagt er ihr, als er sie zum Kleiderkauf ausführt. Und sie nickt schüchtern, lässt ihr Lächeln aber kurz einfrieren, wenn der Freund ihr im barscheren Ton mitteilt, welches Kleid ihr stehe und von welchen Mustern und Schnitten sie gefälligst die Finger lassen solle.

Solange er sie dabei ansonsten respektiert, macht sie mit. Mit neuer Frisur und dem ikonischen dicken Lidstrich zieht sie mit Elvis durch Las Vegas, lässt sich von ihm Pillen geben, um länger wach zu bleiben, genießt das Nachtleben und die Aufmerksamkeit - immerhin war sie zuvor nie ohne elterliche Aufsicht unterwegs. Als Elvis jedoch irgendwann seine Fangirls einlädt und Priscilla von angeblichen Affären bei Filmdrehs aus der Boulevardpresse erfährt, beginnt sie zu begreifen, in welchen goldenen Käfig sie sich hier begeben hat.

Dieses Thema, das Ausbrechen aus dem seelenlosen Luxusgefängnis, aus dem behüteten Nest, das einen nicht atmen lässt, durchzieht fast jeden Film der Regisseurin Sophia Coppola, angefangen bei "Virgin Suicides" über "Lost in Translation" bis "Somewhere". Für "Priscilla" hat Coppola sich in historische Details vertieft, um die Geschichte der Elvis-Witwe (die als ausführende Produzentin am Film beteiligt ist) visuell so scharf und genau wie möglich zu erzählen. Das gelingt, "Priscilla" ist visuell makellos. Ganze Szenen sind berühmten Fotografien entlehnt, etwa wenn Priscilla mit ihrem Mann das gemeinsame Baby zum ersten Mal der Presse präsentiert - er im blauen Rollkragenpullover, sie im pinkfarbenen Minikleid.

Diese Detailverliebtheit ist für die Regisseurin aber Mittel zum Zweck. Jede glatte Oberfläche deutet auf den Abgrund dahinter, Mode und Make-up sollen die Geschichte einer Selbstfindung transportieren. Denn irgendwann wird Priscilla den Mut finden, ihre eigenen Wünsche zu äußern, und wenn sie das tut, wird sie Haare und Kleidung nach eigenen Vorstellungen tragen. Das eigene Leben erobert man sich über die Selbstbestimmung des eignen Körpers zurück. Als Film mit Botschaft funktioniert das, aber ästhetisch bleibt außer Perfektion wenig im Gedächtnis - ein Make-up-Job, kein schlechter, nur ohne Risiko, womöglich aus Rücksicht auf die ausführende Produzentin. MARIA WIESNER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr