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-> Angst essen Seele auf (Deutschland 1973, 89 Min., FSK 12): Zur Minderheit der Alten und Einsamen gehört die Witwe Emmi (Brigitte Mira). Zur Außenseiterkaste der Gastarbeiter zählt Ali, ein junger Marokkaner (El Hedi Ben Salem). Sie begegnen einander in einer Ausländerkneipe, wagen einen linkischen Tango und gehen zu Emmi nach Hause. Dann heiraten sie. Und als Kolleginnen, der Kaufmann, Hausbewohner, die eigenen Kinder von Mutter Emmi nichts mehr wissen wollen, als Ali bei der üppigen Kneipenwirtin (Barbara Valentin) fremd geht - da bewährt sich ihr Verhältnis erst recht. Zusammen sind sie…mehr

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Produktbeschreibung
-> Angst essen Seele auf (Deutschland 1973, 89 Min., FSK 12):
Zur Minderheit der Alten und Einsamen gehört die Witwe Emmi (Brigitte Mira). Zur Außenseiterkaste der Gastarbeiter zählt Ali, ein junger Marokkaner (El Hedi Ben Salem). Sie begegnen einander in einer Ausländerkneipe, wagen einen linkischen Tango und gehen zu Emmi nach Hause. Dann heiraten sie. Und als Kolleginnen, der Kaufmann, Hausbewohner, die eigenen Kinder von Mutter Emmi nichts mehr wissen wollen, als Ali bei der üppigen Kneipenwirtin (Barbara Valentin) fremd geht - da bewährt sich ihr Verhältnis erst recht. Zusammen sind sie stark. Und ihre Solidarität überwindet Angst und Vorurteile.

-> Fontane - Effi Briest (Deutschland 1974, 135 Min., FSK 12):
Die erst 17-jährige Effi Briest wird mit dem deutlich älteren Baron Geert von Innstetten verheiratet. Doch ihre Ehe ist lieblos, da sich der Baron nur für seine Karriere interessiert und Effi keinerlei Zärtlichkeiten entgegenbringt. Um ihrem langweiligen Alltag zu entfliehen, beginnt Effi eine Beziehung zu dem verheirateten Freund ihres Mannes, Major Crampas. Als sie mit von Innstetten nach Berlin zieht, endet die Liason. Sechs Jahre später findet der Baron zufällig Crâmpas damalige Liebesbriefe und fordert den Major zum Duell...

-> Lili Marleen (Deutschland 1981, 116 Min., FSK 12):
1938: Die Sängerin Willie ist mit dem Lied der Soldatenbraut "Lili Marleen" in Nazi-Deutschland berühmt geworden. Parteigrößen hofieren sie, der Führer selbst schenkt ihr eine Villa. Doch trotz ihrer Popularität wird Willies große Liebe, der Schweizer Jude Robert Mendelssohn, bei einem Besuch in Deutschland verhaftet. Mit Hilfe einer Widerstands-organisation kämpft sie um Roberts Freilassung und setzt dabei ihre Karriere aufs Spiel.

Bonusmaterial

- Diskussion mit den Darstellern - Liedervortrag von Brigitte Mira - Statement von Liselotte Eder - Biografie Fassbinder - Gespräch mit Todd Haynes über Fassbinder und das Melodram - „Alle Türken heißen Ali“ (Sequenz aus „Der amerikanische Soldat“) - Porträt des Künstlers „Rainer Werner Fassbinder, 1977“ - Interviews mit Rainer Werner Fassbinder, Hanna Schygulla und Juliane Lorenz - Bericht von den Dreharbeiten („Lili Marleen“) - Starinfos - Fotogalerie - Trailer
Autorenporträt
Rainer Werner Fassbinder, geboren 1945 in Bad Wörishofen, begann nach einer Ausbildung zum Schauspieler 1965 seine Arbeit als Regisseur und Filmproduzent. Es folgten Jahre unglaublicher Produktivität, in denen neben Filmen und Drehbüchern auch Gedichte und Essays entstanden. Fassbinder, der als einer der wichtigsten Vertreter des Neuen Deutschen Films gilt, starb 1982 in München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.05.2015

Er schlug sie, und sie küssten ihn

Ende Mai wäre Rainer Werner Fassbinder siebzig Jahre alt geworden. Eine Ausstellung in Berlin und ein Dokumentarfilm feiern seinen Geburtstag.

Da hängt sein Fahrrad an der Wand, ein silbernes Rennrad, mit dem er bei den Dreharbeiten zu "Berlin Alexanderplatz" in die Bavaria-Filmstudios fuhr. Er gab ihm einen Namen, in schwarzer Blockschrift, als Hommage an den Helden der Geschichte: "Franzl II". Da steht das Tonbandgerät, mit dem er das Drehbuch zu seiner vierzehnteiligen "Alexanderplatz"Verfilmung diktierte, knapp achtzig Stunden Originalton, die man auf drei Medienstationen auszugsweise hören kann und die seine Mutter Liselotte Eder in sechswöchiger Arbeit abtippte; zwischendurch meldete sie dem "lieben Rainer" in einem Brief, der gleichfalls in einer Vitrine liegt, sie habe gerade die ersten dreihundertsiebzig Seiten fertig. Da ist eine Lederjacke, tailliert mit knallrotem Innenfutter, die er Anfang der achtziger Jahre trug. Ein Trikot des FC Bayern mit der Rückennummer "8", der Nummer von Paul Breitner. Und ein Flipperautomat aus seiner Münchner Wohnung, in der er am 10. Juni 1982 mit 37 Jahren starb.

Die Ausstellung "Fassbinder - Jetzt", die seit gestern im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen ist, versucht nicht, Ordnung in Rainer Werner Fassbinders Leben zu bringen. Das hat er schon selbst getan, in den Kladden mit handgekritzelten Storyboards und penibel geführten Drehplänen, die man hier bestaunen kann, in den Filmskripten, die er sich auf A6-Format umkopieren ließ, um sie am Drehort in die Hosentasche stecken zu können, in der ausufernden Korrespondenz mit Produzenten und Schauspielern, von der hier die buchstäbliche Spitze des Eisbergs - darunter ein handgeschriebener Brief von Romy Schneider - aus den Vitrinen ragt.

Nein, diese Ausstellung versucht, ein Terrain zu vermessen: das Terrain von Fassbinders Nachleben. Deshalb ist sie alles zugleich, Materialiensammlung, Kostümschau, Kunstinstallation, Multimediaoberfläche. Dass sie ihre eigene Ausdehnung gegenüber ihrer ersten Station im Frankfurter Filmmuseum (F.A.Z. vom 31. Oktober 2013) auf zwölfhundert Quadratmeter verdreifacht hat, führt dabei nicht zu einer Verwässerung ihrer Idee, sondern lässt sie im Gegenteil klarer hervortreten. "Fassbinder - Jetzt" ist eben kein Regisseursporträt, es ist ein Mosaik aus unterschiedlichen Splittern. Da sind die Zeugnisse aus Fassbinders Arbeitsalltag, die Hans-Peter Reichmann aus dem Nachlass zusammengetragen hat. Da sind die Paillettenkleider, Roben und Wirtschaftswunderhüte der Kostümbildnerin Barbara Baum, die eine ganz eigene Geschichte erzählen, die Geschichte einer handwerklichen Meisterschaft, die in Fassbinders Umkreis aufblühte wie seither nie mehr im deutschen Kino. Und da sind die Bilder aus Fassbinders Filmen, deren Nachwirkung die Kuratorin Anna Fricke anhand von Künstlervideos, Fotos und Kurzfilmen auszubuchstabieren versucht.

In einem Raum, den es in Frankfurt noch nicht gab, hängen drei Werke des kanadischen Fotografen Jeff Wall - die Wohnzimmerszene "Die Frau und ihr Doktor", die finstere Treppenhaus-Phantasie "Odradek" und der vor einem Stadtpanorama kauernde "Denker". Die Fassbinder-Filme der siebziger Jahre hätten sein Werk mitgeprägt, hat Wall gelegentlich erklärt. Davon sieht man in diesen Bildern nichts. Dennoch gehören sie zu den bleibenden Eindrücken der Berliner Ausstellung. Denn Walls kunstvoll inszenierte Fotos haben ein Eigengewicht, das sie mit Fassbinders Filmbildern, die ein paar Räume weiter auf drei Monitoren gezeigt werden, automatisch in einen Dialog treten lässt.

Dagegen wirken erklärtermaßen von Fassbinder inspirierte Arbeiten wie Maryam Jafris "Costume Party" oder Tom Geens' Filmparabel "You're the Stranger Here" nur wie ein Abklatsch ihrer Vorbilder. Wo bei Fassbinder jede einzelne Einstellung von der Energie der Kinoerzählung durchströmt wird, da welken die Einfälle seiner Epigonen schon auf dem Weg zur szenischen Umsetzung dahin. Das gilt auch für Runa Islams aufwendige Reinszenierung der berühmten Kreisfahrt aus "Martha". Das Video der britischen Künstlerin, in dem die Kameraschienen und das Team zu sehen sind, dekonstruiere Fassbinders Bildfindung, weil der Liebestaumel von Margit Carstensen und Karlheinz Böhm nun "im straffen Regime der Produktionssituation verortet" werde. Dabei muss man in "Martha" nur genau hinsehen, um zu erkennen, wie Böhm das Bein hebt, um über die Schienen zu steigen. Fassbinder hat, hier ebenso wie später in "Lola" oder "Lili Marleen", das Gift der Illusion immer mit dem Gegengift der Entlarvung gemischt. Bei ihm gehörte beides zur Essenz der menschlichen Komödie, die er in vierzig Filmen entfaltete; bei Runa Islam ist es nur ein Aperçu.

"Ich bitte Sie höflich, mir schriftlich die Durchführung dieser Angelegenheit meinem Wunsche entsprechend zu bestätigen." Man möchte nicht glauben, dass der Regisseur von "Satansbraten" diesen Satz verfasst hat, und doch ist es so: Er steht am Schluss des Briefs, mit dem Fassbinder die Annahme eines Bundesfilmpreises für "Deutschland im Herbst" verweigert. Fassbinder war ein Chamäleon, ein Psychagoge und Stimmenimitator, der in einer Sekunde vom Schrei- zum Kanzleiton wechseln konnte. Vor allem aber war er hochgebildet, und deshalb ist der Saal, den Hans-Peter Reichmann mit den Relikten seiner geistigen Existenz gefüllt hat, die schönste Hommage an Fassbinder, die sich denken lässt. Dieser Regisseur, der seine Homosexualität aggressiver ausgelebt hat als jeder andere deutsche Künstler vor ihm, war zugleich ein besessener Leser von Fontane, Mann und Döblin, und in der Filmgeschichte kannte er sich besser aus als die meisten seiner Kollegen. Auf den Kassetten, die Reichmann aus Fassbinders Videoarchiv geborgen hat, finden sich freilich auch Loriot und die "Sesamstraße". Er hatte seine Augen eben überall.

In diesem Mai wäre Rainer Werner Fassbinder siebzig Jahre alt geworden. Ein Teil seines filmischen OEuvres ist besser, ein anderer, vor allem das Frühwerk, schlechter gealtert. Warum das so ist, hätte Annekatrin Hendel in ihrer Dokumentation fragen können, die vor der Fernsehausstrahlung nun auch im Kino läuft. Stattdessen hat Hendel einen Film gedreht, der vor allem die Handschrift der Fassbinder-Foundation trägt, die unter der Regie seiner Lebensgefährtin Juliane Lorenz das Erbe des Regisseurs verwaltet. Das ist nicht nur an der Auswahl der Weggefährten zu erkennen, die für "Fassbinder" interviewt (Hanna Schygulla, Margit Carstensen, Irm Hermann, Harry Baer) oder übergangen werden (Michael Ballhaus, Volker Spengler, Ingrid Caven). Man merkt es noch mehr an der Haltung, mit der Hendel die Dokumente und Zeitzeugen betrachtet. Sie spricht über Fassbinder, wie ein SPD-Novize über Willy Brandt reden würde. Ihr Film ist eine Sonntagsrede in Bildern, gepflegt, beflissen und unverbindlich. Fassbinder hätte ihn gehasst.

ANDREAS KILB

Fassbinder - Jetzt. Martin-Gropius-Bau, bis 23. August. Der Katalog kostet 25 Euro.

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