Verleihstart: 21.07.2006
Er ist eigentlich unwiderstehlich liebenswert und doch zum Verzweifeln peinlich - deshalb ahnt Ben (Paul Reiser) nichts Gutes, als sein Vater Sam (Peter Falk) eines Abends in der Tür steht. Seine Frau hat ihn nach mehr als 40 Jahren Ehe verlassen und dementsprechend ist Sam ziemlich durch den Wind. Um den kauzigen Kerl auf andere Gedanken zu bringen, schlägt Ben vor, ein gemeinsames Wochenende auf dem Lande zu verbringen.
Eine warmherzige Vater-Sohn-Komödie über die Irrungen und Wirrungen der Liebe ... die auch vor dem Alter nicht halt machen.
Er ist eigentlich unwiderstehlich liebenswert und doch zum Verzweifeln peinlich - deshalb ahnt Ben (Paul Reiser) nichts Gutes, als sein Vater Sam (Peter Falk) eines Abends in der Tür steht. Seine Frau hat ihn nach mehr als 40 Jahren Ehe verlassen und dementsprechend ist Sam ziemlich durch den Wind. Um den kauzigen Kerl auf andere Gedanken zu bringen, schlägt Ben vor, ein gemeinsames Wochenende auf dem Lande zu verbringen.
Eine warmherzige Vater-Sohn-Komödie über die Irrungen und Wirrungen der Liebe ... die auch vor dem Alter nicht halt machen.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / SzenenanwahlFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.02.1999Kein Schmetterling im Kokon
Carl Franklins großer Familienfilm "One True Thing" mit Meryl Streep
Er herrscht wie ein Tyrann, ohne je ein Machtwort sprechen zu müssen. Er setzt sich rücksichtslos über die Interessen seiner Frau und seiner Tochter hinweg, ohne die geringste Gewalt anwenden zu müssen. William Hurt spielt in dem Film "One True Thing" (deutscher Titel: "Familiensache"), der im Wettbewerb außer Konkurrenz läuft, den Literaturprofessor George Gulden, der sich in seine Weltfremdheit eingesponnen hat wie in einen Kokon, um sich die Härten des Alltags vom Leib zu halten. Seit Jahren kultiviert er es, stets ein wenig geistesabwesend zu sein, so daß niemand wagt, ihn mit profanen Angelegenheiten zu behelligen. Doch dann, von einem Tag auf den nächsten, wird er konfrontiert mit der profansten aller Angelegenheiten: dem Tod. Seine Frau Kate, gespielt von Meryl Streep, hat Krebs.
"One True Thing", der auf einem Roman von Anna Quindlen beruht, beschreibt den schmerzhaften Verlust des täglichen Einerleis. Das Essen, das George jeden Tag auf dem Tisch vorfand, die Hemden, die er gebügelt aus dem Schrank nahm - bisher war all das so selbstverständlich, daß er nie auf die Idee gekommen wäre, es für wichtig zu halten. Nun merkt er, daß dies Grundpfeiler seiner Existenz waren, ohne die er jeden Halt verliert. So beginnt er allmählich zu begreifen, welche Leistung seine Frau erbracht hat, indem sie sein Leben von Grund auf organisierte. Er verliert das Monopol auf Kreativität, Präzision und Akribie, das er in seiner Ehe bisher für sich beanspruchte.
"One True Thing" ist ein Film, dessen Qualität man erst angemessen würdigen kann, wenn man sich überlegt, welche Fehler der Regisseur Carl Franklin und seine Drehbuchautorin Karen Croner hätten begehen können. Anrührend zu sein, ohne rührselig zu werden, das gelingt amerikanischen Familiendramen nur selten so souverän wie hier. In einer der ergreifendsten und traurigsten Szenen bittet Kate ihre Tochter Ellen (Renee Zellweger) erst um Hilfe, nachdem sie es trotz größter Anstrengung nicht mehr geschafft hat, sich aus der Badewanne zu erheben.
Geschickt hält der Film Kates Heroik in Grenzen, indem er auch die Resignation in ihrem Leben spürbar werden läßt. Sie ergab sich in ihr Geschick, als sie die Rolle der fürsorglichen Hausfrau übernahm, und fand Sinn darin, diese möglichst gut auszufüllen. Meryl Streep, die für diese Darstellung zu Recht eine Oscar-Nominierung erhielt, läßt stets durchscheinen, daß diese Vorstellung von einem ganz anderen Leben nie aus dem Kopf dieser Frau gewichen ist. Auf der anderen Seite spielt William Hurt seine Figur fern jeder bösen Absicht. Vom Weg des geringsten Widerstands, den ihm Kate ebnete, damit er weiter traumwandeln konnte, muß er einbiegen auf den argen Weg der Erkenntnis.
Wenn man sich neuere amerikanische Filme anschaut, erkennt man oft Szenen, Bilder oder Sätze aus früheren Filmen wieder. Auch bei "One True Thing" hat man oft Déjà-vu-Erlebnisse, doch fühlt man sich hier an die Wirklichkeit erinnert, die man aus eigener Erfahrung kennt. Der Film trifft das, was er beschreiben will, sehr genau und läuft kaum Gefahr, die Wahrhaftigkeit den Erzählkonventionen zu opfern. So hat man nie das Gefühl, die tödliche Krankheit der Mutter sei - wie beispielsweise in Paul Schraders Film "Light of Day" von 1987 - in erster Linie dramatisches Mittel zum Zweck, die Familie zu harmonisieren. Vielmehr scheinen die Lebenserfahrungen aller an Franklins Film Beteiligten als Bereicherung in ihn eingegangen zu sein. lob.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Carl Franklins großer Familienfilm "One True Thing" mit Meryl Streep
Er herrscht wie ein Tyrann, ohne je ein Machtwort sprechen zu müssen. Er setzt sich rücksichtslos über die Interessen seiner Frau und seiner Tochter hinweg, ohne die geringste Gewalt anwenden zu müssen. William Hurt spielt in dem Film "One True Thing" (deutscher Titel: "Familiensache"), der im Wettbewerb außer Konkurrenz läuft, den Literaturprofessor George Gulden, der sich in seine Weltfremdheit eingesponnen hat wie in einen Kokon, um sich die Härten des Alltags vom Leib zu halten. Seit Jahren kultiviert er es, stets ein wenig geistesabwesend zu sein, so daß niemand wagt, ihn mit profanen Angelegenheiten zu behelligen. Doch dann, von einem Tag auf den nächsten, wird er konfrontiert mit der profansten aller Angelegenheiten: dem Tod. Seine Frau Kate, gespielt von Meryl Streep, hat Krebs.
"One True Thing", der auf einem Roman von Anna Quindlen beruht, beschreibt den schmerzhaften Verlust des täglichen Einerleis. Das Essen, das George jeden Tag auf dem Tisch vorfand, die Hemden, die er gebügelt aus dem Schrank nahm - bisher war all das so selbstverständlich, daß er nie auf die Idee gekommen wäre, es für wichtig zu halten. Nun merkt er, daß dies Grundpfeiler seiner Existenz waren, ohne die er jeden Halt verliert. So beginnt er allmählich zu begreifen, welche Leistung seine Frau erbracht hat, indem sie sein Leben von Grund auf organisierte. Er verliert das Monopol auf Kreativität, Präzision und Akribie, das er in seiner Ehe bisher für sich beanspruchte.
"One True Thing" ist ein Film, dessen Qualität man erst angemessen würdigen kann, wenn man sich überlegt, welche Fehler der Regisseur Carl Franklin und seine Drehbuchautorin Karen Croner hätten begehen können. Anrührend zu sein, ohne rührselig zu werden, das gelingt amerikanischen Familiendramen nur selten so souverän wie hier. In einer der ergreifendsten und traurigsten Szenen bittet Kate ihre Tochter Ellen (Renee Zellweger) erst um Hilfe, nachdem sie es trotz größter Anstrengung nicht mehr geschafft hat, sich aus der Badewanne zu erheben.
Geschickt hält der Film Kates Heroik in Grenzen, indem er auch die Resignation in ihrem Leben spürbar werden läßt. Sie ergab sich in ihr Geschick, als sie die Rolle der fürsorglichen Hausfrau übernahm, und fand Sinn darin, diese möglichst gut auszufüllen. Meryl Streep, die für diese Darstellung zu Recht eine Oscar-Nominierung erhielt, läßt stets durchscheinen, daß diese Vorstellung von einem ganz anderen Leben nie aus dem Kopf dieser Frau gewichen ist. Auf der anderen Seite spielt William Hurt seine Figur fern jeder bösen Absicht. Vom Weg des geringsten Widerstands, den ihm Kate ebnete, damit er weiter traumwandeln konnte, muß er einbiegen auf den argen Weg der Erkenntnis.
Wenn man sich neuere amerikanische Filme anschaut, erkennt man oft Szenen, Bilder oder Sätze aus früheren Filmen wieder. Auch bei "One True Thing" hat man oft Déjà-vu-Erlebnisse, doch fühlt man sich hier an die Wirklichkeit erinnert, die man aus eigener Erfahrung kennt. Der Film trifft das, was er beschreiben will, sehr genau und läuft kaum Gefahr, die Wahrhaftigkeit den Erzählkonventionen zu opfern. So hat man nie das Gefühl, die tödliche Krankheit der Mutter sei - wie beispielsweise in Paul Schraders Film "Light of Day" von 1987 - in erster Linie dramatisches Mittel zum Zweck, die Familie zu harmonisieren. Vielmehr scheinen die Lebenserfahrungen aller an Franklins Film Beteiligten als Bereicherung in ihn eingegangen zu sein. lob.
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