Um endlich ihren Frieden zu finden und mit Sohn Aidan (David Dorfman) ein neues Leben zu beginnen, zieht die Reporterin Rachel Keller (Naomi Watts) in eine ruhige Kleinstadt. Doch als das mysteriöse Videoband nach einem Teenager-Selbstmord wieder auftaucht und Aidan kurz darauf mit unerklärlichen Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert wird, ahnt Rachel, dass Samaras rachsüchtiger Geist zurückgekehrt ist, um seinen Teufelskreis aus Terror und Tod zu vollenden! Nur wenn Rachel alles riskiert, kann sie sich und ihren Sohn aus diesem furchterregenden Albtraum befreien...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2005Im Bann der Lieblosigkeit
Der Horrorfilm "Ring 2" enttäuscht selbst echte Genrefreunde
Naomi Watts ist hübsch. Soweit das Positive. Und jetzt zum Film "Ring 2", in dem sie mitspielt. Der beste und schlüssigste Dialogsatz, der in diesem lieblosen Quatsch vorkommt, lautet: "Sieh mal, was es hier alles gibt." Er faßt alle Denkprozesse zusammen, die in den Film investiert wurden, und wird deshalb auch auf einem Trödelmarkt ausgesprochen.
In "The Ring" (2002), Gore Verbinskis gelungenem Remake des japanischen Horrorfilms "Ringu" von 1998, ging es um ein Videoband, auf dem der Geist eines ertränkten Mädchens seine Leidensgeschichte in suggestive Bilder umsetzt, deren hypnotische Spukwirkung die Zuschauer - die des Bandes, nicht des Films - mit einem unentrinnbaren Todesbann belegt. In "Ring 2" von Hideo Nakata, der auch das Quellenwerk "Ringu" gedreht hat, geht es dagegen hauptsächlich um abgeschmackte digitale Trickeffekte, mit denen finstere Abgründe zwischen einander wildfremden, naturbelassen stumpfen Handlungsblöcken zugespachtelt werden. Entseelte Krachmusik liegt einem ständig damit in den Ohren, daß man sich jetzt gefälligst fürchten soll, und was sonst noch passiert, dreht sich um die von Anfang an rettungslos hysterisierte Mutter-Kind-Dyade Aidan (David Dorfman) und Rachel (Naomi Watts).
Die beiden haben es erneut mit der toten Samara zu tun, diesmal von Kelly Stables gegeben statt von Daveigh Chase. Sie führt sich noch unsinniger auf als in der letzten Runde. Während man sich damals noch fragen mochte, warum ein Geist, der seinen okkulten Moder überhaupt nur in die Welt der Sterblichen speit, weil er auf die Mißhandlungen aufmerksam machen möchte, die er als Mensch erfahren hat, dann ausgerechnet alle tötet, die seine Beschwerde tatsächlich zur Kenntnis nehmen, bleibt diesmal kein Raum für solche Fragen. Es gibt zwar eine Vorvorgeschichte zur Vorgeschichte, die der erste Film enthüllt hat. Bis deren letztes Puzzleteil aber zum Restbild hinzugefügt wird, ist es schon wieder halb verwischt von all dem Gefuchtel: Da fließt viel Wasser von unten nach oben, brennen Bäume und Tapeten, rauscht und krisselt es im Fernseher. Mehrere Nebenfiguren, die wir kaum kennenlernen dürfen, bevor sie übern Jordan müssen, beleben das Ganze auch nicht nennenswert.
Damit kein Mißverständnis aufkommt: Der Import japanischer Horrorfilmkonventionen und -talente ist an sich das Gescheiteste, was Hollywood seit der Zweitverwertung filmischer Ideen aus deutschen expressionistischen Stummfilmen fürs unheimliche Genre getan hat. Und Hideo Nakata, der das "Ring 2"-Debakel verantwortet, ist eigentlich ein ausgezeichneter Regisseur, dessen "Dark Water" (2002) zum Erfreulichsten zählt, was die Japan-Horrorwelt hevorgebracht hat. "Ring 2" aber hätte er nicht drehen sollen.
Horrorfilme leben davon, daß man in den ausgedachten Schrecken, die man da serviert bekommt, Ängste wiedererkennt, die man schon mal verspürt hat. Es dürfen bloß nicht solche sein, die man anderen Horrorfilmen mit demselben Personal verdankt - sonst erkennt sich, wie hier bei "Ring 2", der psychische Aufwand der beklommenen Angstlusterwartung durch die Fadenscheinigkeit des Gebotenen hindurch als das, was ein Kunsterlebnis des Grauens niemals sein darf: lächerlich.
DIETMAR DATH
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Horrorfilm "Ring 2" enttäuscht selbst echte Genrefreunde
Naomi Watts ist hübsch. Soweit das Positive. Und jetzt zum Film "Ring 2", in dem sie mitspielt. Der beste und schlüssigste Dialogsatz, der in diesem lieblosen Quatsch vorkommt, lautet: "Sieh mal, was es hier alles gibt." Er faßt alle Denkprozesse zusammen, die in den Film investiert wurden, und wird deshalb auch auf einem Trödelmarkt ausgesprochen.
In "The Ring" (2002), Gore Verbinskis gelungenem Remake des japanischen Horrorfilms "Ringu" von 1998, ging es um ein Videoband, auf dem der Geist eines ertränkten Mädchens seine Leidensgeschichte in suggestive Bilder umsetzt, deren hypnotische Spukwirkung die Zuschauer - die des Bandes, nicht des Films - mit einem unentrinnbaren Todesbann belegt. In "Ring 2" von Hideo Nakata, der auch das Quellenwerk "Ringu" gedreht hat, geht es dagegen hauptsächlich um abgeschmackte digitale Trickeffekte, mit denen finstere Abgründe zwischen einander wildfremden, naturbelassen stumpfen Handlungsblöcken zugespachtelt werden. Entseelte Krachmusik liegt einem ständig damit in den Ohren, daß man sich jetzt gefälligst fürchten soll, und was sonst noch passiert, dreht sich um die von Anfang an rettungslos hysterisierte Mutter-Kind-Dyade Aidan (David Dorfman) und Rachel (Naomi Watts).
Die beiden haben es erneut mit der toten Samara zu tun, diesmal von Kelly Stables gegeben statt von Daveigh Chase. Sie führt sich noch unsinniger auf als in der letzten Runde. Während man sich damals noch fragen mochte, warum ein Geist, der seinen okkulten Moder überhaupt nur in die Welt der Sterblichen speit, weil er auf die Mißhandlungen aufmerksam machen möchte, die er als Mensch erfahren hat, dann ausgerechnet alle tötet, die seine Beschwerde tatsächlich zur Kenntnis nehmen, bleibt diesmal kein Raum für solche Fragen. Es gibt zwar eine Vorvorgeschichte zur Vorgeschichte, die der erste Film enthüllt hat. Bis deren letztes Puzzleteil aber zum Restbild hinzugefügt wird, ist es schon wieder halb verwischt von all dem Gefuchtel: Da fließt viel Wasser von unten nach oben, brennen Bäume und Tapeten, rauscht und krisselt es im Fernseher. Mehrere Nebenfiguren, die wir kaum kennenlernen dürfen, bevor sie übern Jordan müssen, beleben das Ganze auch nicht nennenswert.
Damit kein Mißverständnis aufkommt: Der Import japanischer Horrorfilmkonventionen und -talente ist an sich das Gescheiteste, was Hollywood seit der Zweitverwertung filmischer Ideen aus deutschen expressionistischen Stummfilmen fürs unheimliche Genre getan hat. Und Hideo Nakata, der das "Ring 2"-Debakel verantwortet, ist eigentlich ein ausgezeichneter Regisseur, dessen "Dark Water" (2002) zum Erfreulichsten zählt, was die Japan-Horrorwelt hevorgebracht hat. "Ring 2" aber hätte er nicht drehen sollen.
Horrorfilme leben davon, daß man in den ausgedachten Schrecken, die man da serviert bekommt, Ängste wiedererkennt, die man schon mal verspürt hat. Es dürfen bloß nicht solche sein, die man anderen Horrorfilmen mit demselben Personal verdankt - sonst erkennt sich, wie hier bei "Ring 2", der psychische Aufwand der beklommenen Angstlusterwartung durch die Fadenscheinigkeit des Gebotenen hindurch als das, was ein Kunsterlebnis des Grauens niemals sein darf: lächerlich.
DIETMAR DATH
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