Kathleen (Maureen OHara) lebt getrennt von ihrem Mann, dem Lieutenant Kirby Yorke (John Wayne). Ihr gemeinsamer Sohn Jeff tritt in Yorkes Garnison ein, um gegen die Indianer zu kämpfen. Kathleen versucht vergeblich, ihren Sohn davon abzuhalten. Demonstrativ bleibt sie im Lager der Soldaten und arbeitet als Wäscherin. Die längst überfällige Versöhnung mit ihrem Mann lässt nicht lange auf sich warten.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.04.2011Ausgerechnet im Karneval macht der Spaß den Abflug
Über der Farbexplosion implodiert der Film: Carlos Saldanhas "Rio" setzt auf Papageien und Samba, vergisst aber Schwung und Seele der Animation.
Was der Animationsregisseur Carlos Saldanha in seinem neuen Film "Rio" mit der brasilianischen Metropole macht, das ist sonst in diesem Genre nur seinem Kollegen Brad Bird mit dem Paris aus "Ratatouille" gelungen: Eine weltberühmte Stadt setzt die Stimmung für das ganze gezeichnete Geschehen. Dazu braucht es nicht penetrante Reminiszenzen, sondern solche Einstellungen, wie sie erstmals Walt Disney in "Pinocchio" drehen ließ: Die Kamera fliegt über das italienische Dörfchen hinweg, führt den amerikanischen Zuschauern des Jahres 1940 (und natürlich auch den heutigen) die alteuropäisch-verwinkelte Szenerie vor Augen und verankert damit Raum und Zeit zugleich. Dann allerdings war es für Disney mit der konkreten Ortschaft auch schon gut, denn "Pinocchio" wechselt in der Folge mehrfach den Schauplatz.
"Rio" dagegen spielt - welche Überraschung - fast zur Gänze in Rio, und die einzige Ausnahme sind ein paar Minuten in einem Kaff des amerikanischen Bundesstaats Wisconsin. Das liefert einen wunderbaren Gag, denn der Film hebt an mit einem Traumblick über die Bucht von Rio de Janeiro, einer Perspektive, die heute jeder Mensch kennt, der über Bücher oder Bildschirme verfügt. Fünf Minuten später, als Blu, ein seltener blauer Ara, von Vogelhändlern gefangen und außer Landes geschmuggelt worden ist, befinden wir uns im tiefen Winter des Mittleren Westens, und die Ortseinblendung dazu lautet nur lapidar "nicht Rio".
Das ist aber auch - man mag es kaum glauben - der beste Witz des ganzen mehr als anderthalbstündigen Films. Was beim Animationsstudio Blue Sky über Qualität entscheidet, ist offenbar nicht die personelle Ausstattung (das Produktionsteam war riesig) und auch nicht die Mitwirkung von Spitzenkräften (Saldanha führte bei gleich zwei Teilen der immens erfolgreichen Filmserie "Ice Age" Regie, und deren Erfinder Chris Wedge fungierte bei "Rio" als ausführender Produzent), sondern schlicht und einfach das Sujet. Bei "Ice Age" konnte man jedem der bisher drei Teile etwas abgewinnen, während sowohl "Robots" als auch "Horton hört ein Hu" ähnlich uninspiriert ausfielen wie jetzt eben auch "Rio".
Denn außer dem wunderschönen Handlungsort hat man alles schon gesehen - die Geschichte, die Figuren, die Technik: wie sich ein gehandicapter Held (Blu hat bei seiner amerikanischen Besitzerin Linda nie das Fliegen gelernt) zum strahlenden Retter wandelt, wie eine fröhliche Gruppe mehr oder minder dreister Helfer (hier drei exotische Vögel, von denen einer in der deutschen Fassung von Roberto Blanco synchronisiert wird) ihm dabei zur Seite seht und wie man die Oberflächenstruktur von Fell oder Federn (hier natürlich Letztere) in Gegensatz bringt zur künstlichen Menschenwelt. Keine Wendung ist überraschend, kein Akteur bereichert die Zeichentrickgeschichte um einen neuen Typ von Figur, und keine Einstellung außer den allerstatischsten, nämlich den Blicken auf Rio, bleibt im Gedächtnis. Also ist "Rio" das genaue Gegenteil von "Ratatouille". Oder von "Ice Age".
Dabei sollte kaum etwas besser für eine Animationsgeschichte taugen als der brasilianische Karneval. Seine Farbenpracht und Rhythmen entsprechen den zentralen erzählerischen Aspekten dieser Kunst. Aber das, was wiederum Walt Disney schon 1942 mit "Saludos Amigos" bei der Umsetzung von Samba in Trickfilm geglückt ist, wird von "Rio" nicht annähernd erreicht. Irgendwann sind alle Akteure, menschliche wie tierische, im Karneval von Rio mit dabei, und der Film gibt sich wie besoffen von Formen und Farben, ist dabei aber so monoton in seinen Bewegungen, dass die inszenatorische Unbeholfenheit Mitleid erregt. Das Analogon zum oft beschworenen Produktionsschema von Pornos ("Raus und rein") ist beim Trickfilm rauf und runter. Der Dynamik der Bilder hilft es, aber "Rio" bietet nichts darüber hinaus. Nach dem Film herrscht im Hirn grauester Aschermittwoch.
ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Über der Farbexplosion implodiert der Film: Carlos Saldanhas "Rio" setzt auf Papageien und Samba, vergisst aber Schwung und Seele der Animation.
Was der Animationsregisseur Carlos Saldanha in seinem neuen Film "Rio" mit der brasilianischen Metropole macht, das ist sonst in diesem Genre nur seinem Kollegen Brad Bird mit dem Paris aus "Ratatouille" gelungen: Eine weltberühmte Stadt setzt die Stimmung für das ganze gezeichnete Geschehen. Dazu braucht es nicht penetrante Reminiszenzen, sondern solche Einstellungen, wie sie erstmals Walt Disney in "Pinocchio" drehen ließ: Die Kamera fliegt über das italienische Dörfchen hinweg, führt den amerikanischen Zuschauern des Jahres 1940 (und natürlich auch den heutigen) die alteuropäisch-verwinkelte Szenerie vor Augen und verankert damit Raum und Zeit zugleich. Dann allerdings war es für Disney mit der konkreten Ortschaft auch schon gut, denn "Pinocchio" wechselt in der Folge mehrfach den Schauplatz.
"Rio" dagegen spielt - welche Überraschung - fast zur Gänze in Rio, und die einzige Ausnahme sind ein paar Minuten in einem Kaff des amerikanischen Bundesstaats Wisconsin. Das liefert einen wunderbaren Gag, denn der Film hebt an mit einem Traumblick über die Bucht von Rio de Janeiro, einer Perspektive, die heute jeder Mensch kennt, der über Bücher oder Bildschirme verfügt. Fünf Minuten später, als Blu, ein seltener blauer Ara, von Vogelhändlern gefangen und außer Landes geschmuggelt worden ist, befinden wir uns im tiefen Winter des Mittleren Westens, und die Ortseinblendung dazu lautet nur lapidar "nicht Rio".
Das ist aber auch - man mag es kaum glauben - der beste Witz des ganzen mehr als anderthalbstündigen Films. Was beim Animationsstudio Blue Sky über Qualität entscheidet, ist offenbar nicht die personelle Ausstattung (das Produktionsteam war riesig) und auch nicht die Mitwirkung von Spitzenkräften (Saldanha führte bei gleich zwei Teilen der immens erfolgreichen Filmserie "Ice Age" Regie, und deren Erfinder Chris Wedge fungierte bei "Rio" als ausführender Produzent), sondern schlicht und einfach das Sujet. Bei "Ice Age" konnte man jedem der bisher drei Teile etwas abgewinnen, während sowohl "Robots" als auch "Horton hört ein Hu" ähnlich uninspiriert ausfielen wie jetzt eben auch "Rio".
Denn außer dem wunderschönen Handlungsort hat man alles schon gesehen - die Geschichte, die Figuren, die Technik: wie sich ein gehandicapter Held (Blu hat bei seiner amerikanischen Besitzerin Linda nie das Fliegen gelernt) zum strahlenden Retter wandelt, wie eine fröhliche Gruppe mehr oder minder dreister Helfer (hier drei exotische Vögel, von denen einer in der deutschen Fassung von Roberto Blanco synchronisiert wird) ihm dabei zur Seite seht und wie man die Oberflächenstruktur von Fell oder Federn (hier natürlich Letztere) in Gegensatz bringt zur künstlichen Menschenwelt. Keine Wendung ist überraschend, kein Akteur bereichert die Zeichentrickgeschichte um einen neuen Typ von Figur, und keine Einstellung außer den allerstatischsten, nämlich den Blicken auf Rio, bleibt im Gedächtnis. Also ist "Rio" das genaue Gegenteil von "Ratatouille". Oder von "Ice Age".
Dabei sollte kaum etwas besser für eine Animationsgeschichte taugen als der brasilianische Karneval. Seine Farbenpracht und Rhythmen entsprechen den zentralen erzählerischen Aspekten dieser Kunst. Aber das, was wiederum Walt Disney schon 1942 mit "Saludos Amigos" bei der Umsetzung von Samba in Trickfilm geglückt ist, wird von "Rio" nicht annähernd erreicht. Irgendwann sind alle Akteure, menschliche wie tierische, im Karneval von Rio mit dabei, und der Film gibt sich wie besoffen von Formen und Farben, ist dabei aber so monoton in seinen Bewegungen, dass die inszenatorische Unbeholfenheit Mitleid erregt. Das Analogon zum oft beschworenen Produktionsschema von Pornos ("Raus und rein") ist beim Trickfilm rauf und runter. Der Dynamik der Bilder hilft es, aber "Rio" bietet nichts darüber hinaus. Nach dem Film herrscht im Hirn grauester Aschermittwoch.
ANDREAS PLATTHAUS
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