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David LaChapelle, der "Fellini der Photographie" (New York Magazine), berühmt durch seine zahlreichen Modeund Star-Photographien, sowie Videoclips (Moby, Gwen Stefani, Christina Aguilera), taucht in seinem Debütfilm in eine uns bisher verschlossene Subkultur ein: In furiosen Bildern rauschen die Bewegungen des derzeit unter dem Namen "Clowning" oder auch "Krumping" in den Straßen von Los Angeles pulsierenden Tanzstils auf den Zuschauer ein. Die aggressiven und atemberaubenden Choreographien markieren dabei einen Ausdruck sozialer Unterdrückung und sind mehr als nur gefälliger Modetrend:…mehr

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Produktbeschreibung
David LaChapelle, der "Fellini der Photographie" (New York Magazine), berühmt durch seine zahlreichen Modeund Star-Photographien, sowie Videoclips (Moby, Gwen Stefani, Christina Aguilera), taucht in seinem Debütfilm in eine uns bisher verschlossene Subkultur ein: In furiosen Bildern rauschen die Bewegungen des derzeit unter dem Namen "Clowning" oder auch "Krumping" in den Straßen von Los Angeles pulsierenden Tanzstils auf den Zuschauer ein. Die aggressiven und atemberaubenden Choreographien markieren dabei einen Ausdruck sozialer Unterdrückung und sind mehr als nur gefälliger Modetrend: "Krumping" und "Clowning" sind die beherrschende Kraft im Leben der Protagonisten und ihre einzige Chance auf einen Ausweg. LaChapelle nimmt uns mit auf einen visuellen Trip, der Atem und Sprache raubt, aber uns zugleich an einem bewegenden Moment beispielloser Willens- und Körperstärke teilhaben lässt.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews - Poster - Extended Dances - Deleted Scenes - Dance Moves
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2005

Tanz um dein Leben
In den Straßen von L.A.: David LaChapelles Film "Rize"

Gettoballett ist ein zu niedliches Wort, um zu beschreiben, was die Kinder und Jugendlichen in David LaChapelles Film "Rize" tun, und irreführend auch, denn sie sind nicht professionell trainiert. Auch gibt es wahrscheinlich nichts, das weniger nach Tanztherapie aussähe als das, was sie in den Straßen der übelsten Viertel von Los Angeles seit einiger Zeit und täglich in neuen Varianten vorführen. Es bleiben also nur die Namen, die von den Tänzern selbst für ihre Art der Bewegung erfunden wurden: Krumping und Clowning.

Das sind aggressive, hochakrobatische Derivate des Breakdance, kombiniert mit teilweise rasenden Schüttelwürfen und Stampfgebärden, die an afrikanische Stammestänze erinnern, von denen keiner der Tänzer allerdings irgend etwas weiß, oft nicht einmal, daß es sie gibt. Dennoch sind die Parallelen frappierend. Beim Clowning, darauf immerhin deutet der Namen hin, sind die Tänzer weiß geschminkt, der Kopf immer, manchmal auch der Oberkörper, und auf dieser Grundierung farbig bemalt. Und wie in Stammesritualen wird der Tanz mitunter als Wettbewerb ausgetragen oder auch als stilisierter Kampf, als gelte es, die schwerbewaffneten Banden, die in denselben Vierteln unterwegs sind, mit tänzerischer Bravour an die Wand zu spielen. Die Bewegungen, die Kombinationen, die Form zu drehen, zu Boden zu gehen oder in den Spagat zu springen, verändern sich ständig. Die Konkurrenz ist groß, die Lust an ihr auch. Wer ein paar Tage nicht getanzt hat, sieht plötzlich altmodisch aus wie ein Skiläufer in Kniebundhosen.

Was sich von Tag zu Tag in anderen Variationen präsentiert, kann nicht vom Mainstream absorbiert werden, auch darum geht es. Die Tänzer, die sich seit einigen Jahren zu rivalisierenden Gruppen zusammengetan haben, halten sich bewußt von der kommerziellen Hip-Hop-Bewegung fern. Doch auch mit Clowning und Krumping kann man berühmt werden, wenigstens in gewissen Kreisen, wie Tommy the Clown, Tight Eyez, Swoop oder Big X bewiesen haben. Als Berufsbezeichnung würden sie wahrscheinlich angeben: Entertainer. Das wollen alle werden, die zu tanzen beginnen. Krumping ist ein Lebensstil, die Hood-Version des amerikanischen Traums. Für andere zielt der auf Hollywood. So sind die Produzenten des Films, die Brüder Rich und Tone Talauega, Starchoreographen, einst für die Videos von Michael Jackson, heute für Eve und Gwen Stefani und J-Lo.

Wer sich in South Central für Krumping oder Clowning entschieden hat, hält sich von Drogen und der organisierten Kriminalität fern, der häufig einzigen Alternative der Kinder aus South Central. Das ist der sozialtherapeutische Aspekt. Alles andere ist Bewegung, Schnelligkeit, Kraft, Dehnung, phantastische Koordination, unerschütterliches Gleichgewicht und unfaßbare Ausdauer, manchmal erreicht in Trance. David LaChapelle, der die Tänzer eine Weile begleitet und für seinen Film interviewt hat, ist eigentlich Fotograf. Seine Fotos von den Berühmtheiten aus Hollywood zieren die Cover der teuersten Hochglanzmagazine, und seine futuristischen Bildkompositionen kämen ohne massive Manipulation am Computer nicht zustande. Deshalb hat er "Rize" die Information vorangestellt, daß keine Bewegung dieses Films beschleunigt worden sei. Am Ende aber verlangsamt er, wenn die Tänzer ihre trainierten, ölglänzenden Körper im Sonnenuntergang am Strand durch die unglaublichsten Schrittfolgen jagen. Das sieht dann aus wie Leni Riefenstahl auf Droge.

Der Titel bezieht sich auf die "Ich habe einen Traum"-Rede von Martin Luther King: I have a dream that one day this nation will rise up - rize, so hört sich das an, wenn Ms. Prissy das sagt, eine Tänzerin aus South Central und First Lady der Krump-Bewegung, und es heißt: Wir haben uns erhoben - über Dreck und Armut, in die wir geboren wurden, über die Drogen und über den frühen Tod. Das Pathos muß man aushalten. Eine Kollegin von ihr wird während der Dreharbeiten erschossen, Opfer eines Bandeskriegs, mit dem sie nichts zu tun hatte.

VERENA LUEKEN

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