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Rock-Manager Richie Lanz (Bill Murray) hat schon bessere Tage gesehen. Eine Afghanistan-Tournee mit seiner neusten Entdeckung Ronnie (Zooey Deschanel) soll ihn jetzt endlich wieder nach vorne bringen. Doch kaum sind die beiden im chaotischen Kabul eingetroffen, steht Richie plötzlich ohne seine Sängerin, Geld und Papiere da. Mit tatkräftiger Unterstützung des Söldners Bombay-Brian (Bruce Willis), der verführerischen Hure Merci (Kate Hudson) und zwei windigen Waffenhändlern (Scott Caan, Danny McBride) lässt sich Richie wohl oder übel auf ein riskantes Geschäft ein, um Geld für seine Rückreise…mehr

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Produktbeschreibung
Rock-Manager Richie Lanz (Bill Murray) hat schon bessere Tage gesehen. Eine Afghanistan-Tournee mit seiner neusten Entdeckung Ronnie (Zooey Deschanel) soll ihn jetzt endlich wieder nach vorne bringen. Doch kaum sind die beiden im chaotischen Kabul eingetroffen, steht Richie plötzlich ohne seine Sängerin, Geld und Papiere da. Mit tatkräftiger Unterstützung des Söldners Bombay-Brian (Bruce Willis), der verführerischen Hure Merci (Kate Hudson) und zwei windigen Waffenhändlern (Scott Caan, Danny McBride) lässt sich Richie wohl oder übel auf ein riskantes Geschäft ein, um Geld für seine Rückreise aufzutreiben. Dabei entdeckt er im tiefsten afghanischen Hinterland eine junge Einheimische mit phänomenaler Stimme. Richie weiß nun, was zu tun ist: Er muss dieses Mädchen zum Star machen! Doch das sieht deren Vater, die Dorfgemeinschaft und letztlich das ganze Land irgendwie anders...

Bonusmaterial

Extras: Making-of B-Roll Interviews The Man and the Music
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.03.2016

Dem Krieg ein Ohr absingen
Die Filmkomödie "Rock the Kasbah" mit Bill Murray predigt zu den Bekehrten

Der kalifornische Musikmanager Richie Lanz behauptet zwar von sich, er hätte Madonna entdeckt. Inzwischen aber ist das "Gewinnergrinsen" längst aus seinem Gesicht gewichen und hat diesem unnachahmlichen Ausdruck Platz gemacht, mit dem Bill Murray auf die Welt blickt: milde erstaunt, aber eigentlich ganz und gar resigniert. Ein Mann, der zu viel gesehen hat, um noch an etwas zu glauben, was über eine Buchung für eine Barmitzwa hinausgeht. Um Richie Lanz aus der Apathie herauszuholen, braucht es ein großes Abenteuer: Eine Tour durch die Kasbah, also in das Herz jener Gegend, die wir pauschal als Orient bezeichnen, und von der wir neuerdings immer mehr den Eindruck bekommen, dass Musik dort keine große Zukunft hat. Da man von Amerika aus Kasbah und Kabul leicht verwechseln kann, landet Lanz in Afghanistan, wo Warlords auch wochentags Poolpartys abhalten, auf denen sie ihre automatischen Waffen pflegen, die sie gegen "Ungläubige" in Anschlag bringen wollen. Ein Häufchen Versprengter findet sich dort, darunter die leichte Dame Merci (Kate Hudson) und der Söldner Bombay Brian (wie so oft hart am Rande der Selbstkarikatur: Bruce Willis), so dass Richie sich ganz in seinem Element fühlen kann.

"Rock the Kasbah" heißt die Komödie von Barry Levinson, in der Billy Murray ein großes Solo hat. Musik ist hier ein entscheidendes Differenzkriterium, die Fundamentalisten und Warlords, beides Karikaturen, hassen Musik. Schon in dem Song "Rock the Casbah", den The Clash 1982 herausbrachten und mit dem sie sich als erstaunlich hellsichtig erwiesen, ging es um eine Verbrüderung all derer, die sich "that chanting thing" und generell die ungebärdige Energie des Musizierens nicht nehmen lassen wollten. Levinson und der Drehbuchautor Mitch Glazer spielen auf diesen antifundamentalistischen Klassiker an. Das Ziel der Pilgerfahrt ist allerdings in diesem Fall kein Konzert, sondern eine Talentshow.

Bei "Afghan Star" soll erhoben werden, wer in dem Land, das sich für viele inzwischen nur noch auf Taliban reimt, am besten singen kann. Wie es die "Rock the Kasbah" haben will, entdeckt Richie Lanz in einem "pittoresken Paschtunendorf" eine junge Frau, die er sofort als Favoritin für "Afghan Star" erkennt. Sie heißt Salima, und lässt ihre Stimme nachts einsam aus einer Höhle über der Wüste erschallen. Nach Kabul muss sie geschmuggelt werden, denn die (Groß-)Familie würde niemals das Einverständnis geben, sie im Fernsehen auftreten zu lassen, geschweige denn singend und auf Englisch. Das Lied, mit dem Salima antritt, ist brillant gewählt, wie man überhaupt den Eindruck haben kann, dass Mitch Glazer sich vor allem einen großen Spaß mit dem musikalischen Gedächtnis all derer erlaubt, die mit Radiobeschallung leben: "Wild World" von Cat Stevens gehört zur akustischen Umgebung der westlichen Popkultur, man hat das Lied einfach im Ohr. Mit Cat Stevens hat es aber außerdem die allgemein bekannte besondere Bewandtnis, dass er inzwischen Yusuf Islam heißt, denn er ist zu der Religion konvertiert, die gegenwärtig den wirkmächtigsten Fundamentalismus ausgeprägt hat.

"Ooh, baby, baby, it's a wild world", singt Salima, und davon, dass es gar nicht so leicht sei, mit bloß einem Lächeln durchzukommen. In einer Welt, in der einem das Lächeln vergehen könnte, wird der Gesichtsausdruck, den sich Bill Murray eigentlich patentieren lassen müsste, fast schon prophetisch. Er steht für all die, die sich nicht mit Waffengewalt wehren mögen, macht sich zum Idioten im Kampf der Kulturen, und wenn man nach einem Beispiel suchen müsste für eine Entgrenzung, bei der niemand Schaden erleidet, dann wäre seine Interpretation von "Smoke on the Water" zur Rubab, einem zentralasiatischen Saiteninstrument, unbedingt in Betracht zu ziehen.

Eine Komödie dieser Art, die kulturelle Stereotypen aller Art aufeinandertreffen lässt, läuft ständig Gefahr, zur einseitigen Angelegenheit zu werden, denn auf der "anderen" Seite findet sich nicht viel mehr als die Negation all dessen, was hier veranstaltet wird: Ironie und Melancholie trifft auf Dumpfbacken und Schießwütige. Die Asymmetrie wird irgendwann so übermächtig, dass der Film nur in einer höchst merkwürdigen Weise ein Ende findet. Der "dealmaker" Lanz, der mit seinem ständigen Geschwafel nebenbei auch eine "oral history" der Popkultur erzählt, wird zum Märtyrer - immerhin kommt damit aber ein neuer Friedenprozess auf Schienen: "Peace Train" heißt die zweite große Nummer von Cat Stevens, die Salima singt, allerdings könnte es sein, dass das schon nurmehr in einer Zukunft stattfindet, die sich in den kollabierenden Synapsen von Lanz verläuft.

Umso stärker ist die Appellfunktion von "Rock the Kasbah", der eindeutig dazu aufruft, die heiligen Regeln stärker mit dem Fernsehen abzustimmen. Dass diese Botschaft wohl nur die Konvertierten erreicht (nicht die zum Islam!), ist das Schicksal der Popkultur in der "wild world": Sie amüsiert sich tapfer über sich selbst, während da draußen manche das alles hartnäckig einfach nicht lustig finden wollen.

BERT REBHANDL

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