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Weil er der Mafia Geld schuldet, nimmt Richard Dacier gezwungenermaßen den Job an, einen geheimnisvollen Koffer quer durch Afrika bis nach Somalia zu transportieren, und zwar als Reiseführer in einer französischen Safari-Reisegesellschaft. Die Reisegruppe ist schnell gefunden: Für sechs französische Touristen klingt das Angebot der speziellen Rundfahrt durch Süd-Afrika interessant. Wie „speziell“ die Tour letztendlich für alle Beteiligten werden soll, kann niemand vorraussehen. Denn auch Reiseleiter Dacier hat seit 30 Jahren keinen Busch mehr aus der Nähe gesehen und fürchtet sich zudem noch…mehr

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Produktbeschreibung
Weil er der Mafia Geld schuldet, nimmt Richard Dacier gezwungenermaßen den Job an, einen geheimnisvollen Koffer quer durch Afrika bis nach Somalia zu transportieren, und zwar als Reiseführer in einer französischen Safari-Reisegesellschaft. Die Reisegruppe ist schnell gefunden: Für sechs französische Touristen klingt das Angebot der speziellen Rundfahrt durch Süd-Afrika interessant. Wie „speziell“ die Tour letztendlich für alle Beteiligten werden soll, kann niemand vorraussehen. Denn auch Reiseleiter Dacier hat seit 30 Jahren keinen Busch mehr aus der Nähe gesehen und fürchtet sich zudem noch vor Tieren! „SAFARI“ bietet irrwitzige Familienunterhaltung mit Lachgarantie! Die Originalschauplätze und Comedy-Superstar Kad Merad machten „SAFARI“ zum absoluten Komödien-Hit in den französischen Kinos!
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2016

Wenn Aliens von Champagner träumen

Werner Herzog schickt Veronica Ferres in die Wüste, Jérôme Salle geht mit Jacques Cousteau unter Wasser, und Ulrich Seidl folgt Großwildjägern in die Savanne

Nichts leichter als das, sagt Karlsson vom Dach, der Schlauberger mit dem Propeller auf dem Rücken, immer dann, wenn er mal wieder demonstrieren will, wie toll er ist. Nichts leichter, als über die hölzernen Dialoge und über das sparsame Spiel von Veronica Ferres in Werner Herzogs neuem Film "Salt und Fire" zu spotten. Und genau deshalb sterbenslangweilig.

"Salt and Fire" ist ein Thriller. Wer einen Thriller wie alle anderen erwartet, wird enttäuscht sein; wer Herzog schätzt, wäre enttäuscht, wenn es ein Thriller wie alle anderen wäre. Ihm nun Schwächen im Plot vorzuwerfen, ist albern, weil es unterstellt, er wisse nicht, wie es geht; er will es einfach nicht, bei ihm wird eben auch über frühneuzeitliche Gerichtsverfahren gegen Tiere geredet, über anamorphotische Malerei oder über sprechende Haustiere. Ein Konzernchef (Michael Shannon), verantwortlich für ein Umweltdesaster, will Buße tun, er entführt eine Wissenschaftlerin (Veronica Ferres), die das Desaster untersuchen soll - aber nicht, weil er Lösegeld erpressen, sondern weil er ihr zu einer beinahe apokalyptischen Erfahrung verhelfen will.

Bislang waren Frauen in Herzogs Universum marginal. Seine Filme hatten oft nicht nur Männernamen wie "Stroszek", "Aguirre" oder "Fitzcarraldo", sie erzählten auch Männergeschichten. Seit "Königin der Wüste" tauchen auch Frauen in prominenten Rollen auf - nur dass dann doch ein Unterschied ist zwischen einer Nicole Kidman und Veronica Ferres. Es gibt Schauspielerinnen, die kann man mit zwei blinden bolivianischen Jungen, die die Namen der letzten Inkaherrscher tragen, in der Wüste aussetzen und abends "Der Mond ist aufgegangen" singen lassen, und man wird diese Szene nie vergessen. Veronica Ferres gehört leider nicht dazu.

Herzog war ja immer schon eher ein Landschaftsmaler des Kinos, ein Anti-Idylliker, der Schönheit findet, wo andere noch nicht mal suchen würden. In brennenden Ölquellen in Kuweit, im dichtesten Dschungel, in Höhlen mit Steinzeitmalerei oder eben in der Salzwüste Boliviens. In weißer Weite liegt sie da, scheinbar horizontlos, kristallisch glitzernd im Sonnenlicht, mit einem Muster wie ein freigelegter Meeresgrund. Herzog und sein langjähriger Kameramann Peter Zeitlinger zeigen das so, dass die Natur vom Schauplatz zum Hauptdarsteller wird. Sollte es Aliens geben, würden sie vermutlich hier landen, sollte es sich bei ihnen um intelligentes Leben handeln, ließen sie sich sicher, wie es in der Schlusssequenz des Films versucht wird, von einer Magnumflasche Champagner anlocken. Die Menschen, die da in der Wüste herumstehen, würden ihnen vermutlich gar nicht weiter auffallen.

Peter Körte

* * *

Was ist eigentlich das Faszinierende am Meer? Warum macht es einen so verdammt glücklich, es anzustarren, weshalb fühlt man sich so geborgen, wenn man darin schwimmt, wieso wollen manche unbedingt bis ganz auf seinen Grund tauchen? Vermutlich hat es mit der Farbe zu tun: diesem Blau. Und mit dem Geheimnis, das seine Tiefe verspricht. Mit dem Rhythmus der Wellen, ihrer unendlich beruhigenden Regelmäßigkeit. Dem Organischen. Kommt es daher, dieses Ich-bin-mit-allem-verbunden-Gefühl, sobald man sich ihm anvertraut?

Eine eindeutige Antwort darauf gibt es wohl nicht, muss es ja auch nicht geben. Was es aber geben sollte, in einem Film über jemanden, den genau diese Meeresfaszination antreibt, ist zumindest eine Ahnung von eben diesem Rhythmusgefühl, vom Organischen, von der Verbundenheit einer Erzählung. Und die fehlt in "Jacques - Entdecker der Ozeane" von Jérôme Salle, fehlt schmerzlich, vor allem in der ersten Hälfte, die Szenen und Lebensstationen und Unterwasseraufnahmen so holprig aneinanderreiht, als erzähle sie nicht vom Meer, sondern höchstens von einem Binnengewässer. Einem mit sehr vielen Staudämmen.

So viel zum gemeinen Teil dieser Kritik. Gemein deshalb, weil dieser Film über den Meeresforscher und Dokumentarfilmemacher Jacques-Yves Cousteau ja nicht völlig schlecht ist. Er hat gute Momente, es gibt da einen Teil, der wirklich funktioniert (dazu gleich noch). Aber dieser riesige Kontrast zwischen der Natürlichkeit, von der er erzählt, und seiner eigenen biopicschen Unbeholfenheit ist so auffällig, dass man sie ihm einfach besonders übelnehmen muss. Umso mehr, weil die Filme, die Cousteau selbst gedreht hat, die ihn und seine Arbeit so berühmt gemacht haben, das ungleich besser hinkriegen. "Die schweigende Welt", den er 1956 zusammen mit dem damals noch unbekannten Louis Malle gedreht hat, hat sogar einen Oscar gekriegt und Gold in Cannes.

"Jacques - Entdecker der Ozeane" nun beginnt gut zehn Jahre früher, kurz bevor Cousteau sich mit dem Schiff "Calypso" zum ersten Mal auf Reisen begibt. Gerade hat er die "Aqualunge" erfunden, das erste Presslufttauchgerät, eben noch hat er seinem jüngsten Sohn Philippe geduldig seine Arbeit erklärt, schon sind Philippe und sein Bruder im Internat und Cousteau zusammen mit seiner Frau Simone (Audrey Tautou) auf dem Meer. Simone unterstützt ihn, auch finanziell, im Matrosen Bébert (Vincent Heneine) findet er einen treu ergebenen Begleiter. Wie genau seine Arbeit abläuft, davon erfährt man wenig, die nächsten Jahre sind eine schnelle Folge weitgehend widerstandsloser Erfolge und wachsenden Ruhms.

Zum Problem wird irgendwann, dass Cousteau sich für den Umweltschutz nicht so besonders interessiert. Um die immer aufwendigeren Reisen zu finanzieren, hilft er bei riskanten Ölbohrungen, fängt seltene Fische, stellt die Inszenierung für seine Filme über die Realität der Reisen. Wirklich interessant, relevant wird das aber erst, als es zum Zerwürfnis mit seinem Lieblingssohn führt. Philippe, als Regisseur seiner Filme inzwischen engster Mitarbeiter und Vertrauter, lehnt sich gegen den Vater auf, kündigt ihm und wird Umweltschützer in den Vereinigten Staaten. Als Cousteau später in einer schweren Krise wieder Kontakt zu ihm aufnimmt, lässt der inzwischen gealterte, geschwächte Kapitän sich bekehren, gesteht seine Schwächen als Vater ein und gründet eine Umweltschutzorganisation.

Auch diese Versöhnung und Verwandlung werden natürlich viel zu schnell erzählt. Das macht aber merkwürdigerweise nichts. Weil diese Vater-Sohn-Beziehung die große Ausnahme ist in diesem Film, das Einzige, das einen wirklich berührt - und wenn Cousteau im Schnellverfahren geläutert werden muss, um diese Beziehung zu retten, dann soll das eben so sein. Außerdem tut es ja immer gut zu sehen, wie jemand Gutes tut. Und wenn ein einzelner Handlungsstrang einen ganzen Film retten kann, gilt das vielleicht auch für den einzelnen Menschen und die ganze Welt.

* * *

Dass sich sogar Großwildjäger einreden, sie würden Gutes tun, ist eine der bemerkenswertesten und furchteinflößendsten Beobachtungen in "Safari", dem sehr bemerkenswerten und extrem furchteinflößenden neuen Dokumentarfilm von Ulrich Seidl. "Wir helfen den Tieren bei der natürlichen Auslese." "Wir helfen den Menschen im Land, indem wir all das Geld hineinbringen." Es sind deutsche und österreichische Touristen, die im Urlaub in Namibia Giraffen, Löwen, Elefanten erschießen. Mit den Trophäen vor der Fotokamera posieren. Aber vor Seidls Kamera bestehen sie darauf, dass sie die Tiere nicht töten. Sie "erlegen" sie. Klar.

Auch beim Schreiben über diesen Film und seine Protagonisten, beim empörten Schreiben vor allem, gerät man gleich an diese Grenze zwischen Hinsehen und Verurteilen, deren Überschreitung Seidl als Filmemacher so oft vorgeworfen wird. Sein ethnographischer Blick zeigt die Menschen als Spezies, die merkwürdigen, selbstgegebenen Verhaltensregeln folgt. Ein Blick, der diese Verhaltensregeln offenlegt, aber auch bloßstellt. Nicht nur ethnographisch, sondern auch empört. Anders als bei früheren Seidl-Filmen ist das hier aber doch genau der richtige Blick. Leute, die ihr Vergnügen daraus ziehen, sich über andere zu erheben, und seien es Löwen und Elefanten, über die darf man sich doch erheben, ohne überheblich zu sein. Oder?

Der Ausdruck "erlegen" ist Teil dieser Verhaltensregeln, Teil des Rituals, das, glaubt man dem Film, ja das Faszinierende an der Jagd ausmacht. Die immer gleichen Abläufe, Ausdrücke, Regeln, die das Geschehen organisieren. Das Töten kultivieren, sagt die empörte Stimme. Wie der Kopf des erlegten Tieres auf einem Stein plaziert wird, der erfolgreiche Jäger sich daneben kniet. "Waidmannsheil", "Waidmannsdank". "Hat er gezeichnet?" Fast eine Geheimsprache. Sie hallt nach im Kopf nach dem Film, so wie das laute Atmen der Jäger nachhallt. Sie sind ja hochkonzentriert. "Dieser Moment kurz vor dem Schuss, da nehm' ich nichts anderes mehr wahr", erzählt die jüngste Jägerin. Hinterher tauschen sie sich über ihre Erfahrungen aus, beglückwünschen sich zu einem gelungenen Schuss. Wie aufgeregt sie sind: "Hier beginnt der Schweiß! Dass der so spät erst angefangen hat zu zeichnen!"

Diese Aufregung, die Hingabe und Anteilnahme, auch ihr Umgang untereinander sind menschlich und vertraut. Nur das, worauf es sich richtet, ist es nicht. Es geht offenbar um Gemeinschaft bei der Jagd, um Nähe, geteilte Erfolgserlebnisse. Interessant, dass sie sich das nicht einfach anders holen, sagt die empörungsvermeidende ethnologische Stimme. Mit Kunst, Gesprächen, Sport, Sex zum Beispiel. Können die sich nicht einfach zusammen betrinken, tanzen gehen, flirten und miteinander schlafen, wenn sie einen Kick brauchen, wie normale Leute? "Normale Leute" - doch wieder empört.

"Safari" ist ein Film über eine zivilisatorische Absurdität, vielleicht lässt es sich so fassen. Besonders groß wirkt diese Absurdität bei der jungen Frau. Sie hat Humor, ist schlau, müsste da doch eigentlich durchblicken, doch sie wirkt wie von einer Sekte indoktriniert. Und dem Freund der Familie, der sie mit seinen Jagderfolgen beeindrucken will, widerspricht sie deshalb auch nur ganz leise und mit schiefgelegtem Kopf, als er sich irrt. Um ihn durch ihre Klugheit nur ja nicht zu verschrecken.

Der Mensch als leicht schreckbare und erschreckende Spezies: Spaß macht es nicht, sich das anzusehen, faszinierend ist es schon. Wenn es zufällig das ist, was man faszinierend findet: Leinwände. Auch nur eine unter vielen möglichen Leidenschaften, lehrt einen Ulrich Seidl.

Julia Dettke

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