Als der Psychiater Dr. Nathan Conrad zur verstörten und seit Jahren verstummten Patientin Elizabeth gerufen wird, ahnt er nicht, wie schicksalhaft diese Begegnung für ihn sein wird. Der Alptraum beginnt noch in derselben Nacht: Gangster haben seine kleine Tochter aus der Wohnung entführt und das ganze Appartement mit Überwachungskameras versehen. Statt Lösegeld verlangen sie von ihm, Elizabeth einen Zahlencode zu entlocken, der sie zum Versteck eines Zehn-Millionen-Dollar-Diamanten führen soll. Ein brutaler Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn Conrad hat nur acht Stunden Zeit, Elizabeth zum Sprechen zu bringen. Wenn er seine Tochter lebend wiedersehen will, darf er jedoch niemandem auch nur ein Wort sagen...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.01.2002Messer im Kopf: "Sag kein Wort" von Gary Fleder im Kino
Vielleicht sollte ein Edikt erlassen werden, das es künftig verbietet, folgende Einstellung in einem Film über New York zu verwenden: Die Kamera fliegt über den East River/Central Park/Hudson hinweg, zieht plötzlich hoch, und auf der Leinwand erstahlt die Skyline Manhattans im Morgen-, Abend- oder Mondlicht. Zum erstenmal sahen wir diesen Geniestreich in Luc Bessons "Léon", und das Staunen hatte kein Ende. Doch seitdem haben wir es dutzendfach gesehen, und da wird selbst aus einem Genie- ein Dummejungenstreich. So auch wieder in Gary Fleders neuem Film "Sag kein Wort". Bitte, liebe Regisseure, vergeßt euer Bildgedächtnis und geht wieder mehr ins Kino. Dann wird sich manche für euch scheinbar originelle Hommage schnell erledigen.
Und wenn Fleder, der immerhin mit "Leben nach dem Tod in Denver" und "Kiss the Girls" einen guten und einen mittelprächtigen Kriminalfilm in seiner Werkliste aufführen kann, dann noch alle weiteren ausgelutschten Stereotype aus seinem aktuellen Genrestück gestrichen hätte, wären wir auf die schöne knappe Handlung für einen Kurzfilm gekommen. Darin hätte mutmaßlich Michael Douglas nicht mehr mitgespielt, aber dieser Verlust hätte sich in Grenzen gehalten, und die ungleich besseren Akteure wie Brittany Murphy oder Famke Janssen hätten sich vielleicht trotzdem halten lassen.
Worum geht es? In eine perfekte Familie - Vater ein Psychiater, Mutter eine Seele von Mensch, Tochter ein Engel - bricht, wie kaum anders zu erwarten, das Böse ein, diesmal zu viert in Gestalt des überlebenden Rests einer Bankräuberbande, die vor zehn Jahren einen angeblich zehn Millionen Dollar teuren Rubin gestohlen (das Steinchen hält nicht einmal den Vergleich mit den kleineren Preziosen der Dresdner Rubingarnitur Augusts des Starken aus) und sich darüber entzweit hat. Das Verbrecherquartett konnte seine betrügerischen Gefährten schnell erledigen, doch der Edelstein ist weg. Über seinen Verbleib weiß nur die Tochter eines der ermordeten Bandenmitglieder Bescheid, doch die sitzt seit dem Tod ihres Vaters schwer gestört in der Psychiatrie.
So kommt Michael Douglas alias Dr. Conrad ins Spiel. Im Austausch gegen das Leben seiner entführten Tochter soll er aus der störrischen Patientin, die Brittany Murphy mit subtiler Balance zwischen Irrsinn und Berechnung gibt, das Versteck des Rubins herauskitzeln. Der einzige ambitioniert inszenierte Teil des Thrillers verfolgt in atemloser Parallelführung drei Erzählstränge: Conrad im Wettlauf gegen die Uhr in der Zelle des gestörten Mädchens; seine Frau, die hinreißende Famke Janssen, durch ein Gipsbein - hallo, James Stewart! - ans Bett gefesselt unter steter Beobachtung der Kidnapper; und schließlich die Ermittlungen der Polizistin Sandra Cassidy, von Jennifer Esposito recht farblos gespielt. All das kulminiert in einem erwartbar düsteren und denkbar unlogischen Showdown in einem immerhin bislang noch wenig vom Kino ausgebeuteten Teil des New Yorker Stadtgebiets.
Doch was soll ein Thriller, der keine Spannung erzeugen kann, weil der gute Ausgang von Beginn an feststeht? Solche Filme müßten über Stimmung und überraschende Wendungen ihr Handicap der absehbaren Figurenkonstellation ausgleichen. "Sag kein Wort" bemüht sich nicht einmal darum. Dieser Film ist Handwerk im schlechtesten Sinne.
ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vielleicht sollte ein Edikt erlassen werden, das es künftig verbietet, folgende Einstellung in einem Film über New York zu verwenden: Die Kamera fliegt über den East River/Central Park/Hudson hinweg, zieht plötzlich hoch, und auf der Leinwand erstahlt die Skyline Manhattans im Morgen-, Abend- oder Mondlicht. Zum erstenmal sahen wir diesen Geniestreich in Luc Bessons "Léon", und das Staunen hatte kein Ende. Doch seitdem haben wir es dutzendfach gesehen, und da wird selbst aus einem Genie- ein Dummejungenstreich. So auch wieder in Gary Fleders neuem Film "Sag kein Wort". Bitte, liebe Regisseure, vergeßt euer Bildgedächtnis und geht wieder mehr ins Kino. Dann wird sich manche für euch scheinbar originelle Hommage schnell erledigen.
Und wenn Fleder, der immerhin mit "Leben nach dem Tod in Denver" und "Kiss the Girls" einen guten und einen mittelprächtigen Kriminalfilm in seiner Werkliste aufführen kann, dann noch alle weiteren ausgelutschten Stereotype aus seinem aktuellen Genrestück gestrichen hätte, wären wir auf die schöne knappe Handlung für einen Kurzfilm gekommen. Darin hätte mutmaßlich Michael Douglas nicht mehr mitgespielt, aber dieser Verlust hätte sich in Grenzen gehalten, und die ungleich besseren Akteure wie Brittany Murphy oder Famke Janssen hätten sich vielleicht trotzdem halten lassen.
Worum geht es? In eine perfekte Familie - Vater ein Psychiater, Mutter eine Seele von Mensch, Tochter ein Engel - bricht, wie kaum anders zu erwarten, das Böse ein, diesmal zu viert in Gestalt des überlebenden Rests einer Bankräuberbande, die vor zehn Jahren einen angeblich zehn Millionen Dollar teuren Rubin gestohlen (das Steinchen hält nicht einmal den Vergleich mit den kleineren Preziosen der Dresdner Rubingarnitur Augusts des Starken aus) und sich darüber entzweit hat. Das Verbrecherquartett konnte seine betrügerischen Gefährten schnell erledigen, doch der Edelstein ist weg. Über seinen Verbleib weiß nur die Tochter eines der ermordeten Bandenmitglieder Bescheid, doch die sitzt seit dem Tod ihres Vaters schwer gestört in der Psychiatrie.
So kommt Michael Douglas alias Dr. Conrad ins Spiel. Im Austausch gegen das Leben seiner entführten Tochter soll er aus der störrischen Patientin, die Brittany Murphy mit subtiler Balance zwischen Irrsinn und Berechnung gibt, das Versteck des Rubins herauskitzeln. Der einzige ambitioniert inszenierte Teil des Thrillers verfolgt in atemloser Parallelführung drei Erzählstränge: Conrad im Wettlauf gegen die Uhr in der Zelle des gestörten Mädchens; seine Frau, die hinreißende Famke Janssen, durch ein Gipsbein - hallo, James Stewart! - ans Bett gefesselt unter steter Beobachtung der Kidnapper; und schließlich die Ermittlungen der Polizistin Sandra Cassidy, von Jennifer Esposito recht farblos gespielt. All das kulminiert in einem erwartbar düsteren und denkbar unlogischen Showdown in einem immerhin bislang noch wenig vom Kino ausgebeuteten Teil des New Yorker Stadtgebiets.
Doch was soll ein Thriller, der keine Spannung erzeugen kann, weil der gute Ausgang von Beginn an feststeht? Solche Filme müßten über Stimmung und überraschende Wendungen ihr Handicap der absehbaren Figurenkonstellation ausgleichen. "Sag kein Wort" bemüht sich nicht einmal darum. Dieser Film ist Handwerk im schlechtesten Sinne.
ANDREAS PLATTHAUS
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